Design-Vergleich: Der neue Jaguar XE tifft auf den Jaguar MK II von 1959 Sprung nach vorn
Der Jaguar MK II gilt als weltweit erste Sportlimousine, der XE will das Segment neu aufmischen. Design-Vergleich des neuen britischen Mittelklasse-Wagens mit seinem Vorläufer
Adam Hatton lässt keine Zweifel aufkommen: "Unser Anspruch lautet, beim Design jeweils 'best in class' zu sein", erklärt der für das Exterieur verantwortliche Jaguar-Designer. Schon beim ersten Blick auf die neue XE-Baureihe, mit der die Traditionsmarke nach fünf Jahren in die umkämpfte Mittelklasse zurückkehrt, sieht man, dass die Briten es ernst meinen.
Jaguar XE 2015 & MK II: Brüder im Geiste
Die kurzen Überhänge vorn und hinten, die lange Motorhaube und die weit hinten platzierte Fahrgastzelle verleihen dem Jaguar XE einen sehr dynamischen Auftritt mit stimmigen Proportionen. „Mit der zurückversetzten Kabine legen wir einen optischen Schwerpunkt auf den Hinterradantrieb und betonen so die dynamischen Talente des XE“, beschreibt Hatton.
„Das nach hinten flach auslaufende Dach und die hohe Gürtellinie mit der Aufteilung ein Drittel Fensterfläche zu zwei Dritteln Karosserie lassen den Wagen zudem sportlich geduckt auf der Straße kauern.“ Die neue Raubkatze ist somit eine äußerst attraktive Alternative zu Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse.
Der sportliche Charakter des Jaguar XE wird durch das optionale Ausstattungspaket R-Sport – inklusive spezi scher Frontstoßfänger, markanter Seitenschweller und des dezenten Heckspoilers sowie diverser Design-Applikationen in Matt-Chrom – noch zusätzlich betont.
Der Jaguar XE knüpft damit an eine vor mehr als einem halben Jahrhundert von einem seiner Urahnen begonnenen Tradition an. Denn der Jaguar Mk II begründete 1959 nicht nur das Segment der Sportlimousinen, sondern sorgte mit seiner für die damalige Zeit sehr modernen Formensprache auch noch für Furore. „Es besteht eine äußerst interessante Verbindung zwischen den beiden Autos“, findet Adam Hatton. „In puncto Design war der Mk II seinerzeit der Konkurrenz weit voraus. Gleiches Streben wir heute mit dem Jaguar XE an.“
Aber nicht nur optisch, auch aus technischer Sicht bestehen durchaus Parallelen zwischen beiden Modellen. So setzte der Mk II mit vorderer Einzelradaufhängung, serienmäßigem Sperrdifferenzial an der Hinterachse und Scheibenbremsen rundum damals neue Standards im Fahrwerksbereich. Der Jaguar XE wartet seinerseits ebenfalls mit zahlreichen technologischen Innovationen auf.
An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang zweifellos die bis auf die Türen und den Kofferraumdeckel sowie wenige Teile im Bereich der hinteren Schottwand komplett aus Aluminium gefertigte Karosserie zu nennen. Sie trägt zum niedrigen Leergewicht von 1,5 Tonnen bei und erleichterte außerdem die Aufgabe der Karosseriedesigner.
„Die neue Aluminiumarchitektur bescherte uns große Freiheiten bei der Fahrzeuggestaltung“, erklärt Designer Hatton. „Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Ingenieuren über den gesamten Entwicklungszeitraum konnten wir gleichzeitig eine sehr hohe Torsionssteifigkeit der Karosserie erzielen.“ Auch das Fahrwerk des Jaguar XE besteht größtenteils aus gegossenem oder geschmiedetem Aluminium.
An der Vorderachse kommen Doppelquerlenker zum Einsatz, hinten sitzt eine aufwändige Integrallenker-Konstruktion samt Hilfsrahmen. Für sicheren Vortrieb auf rutschigem Geläuf soll eine besonders sensibel regelnde Traktionskontrolle sorgen, optional steht zudem die Fahrmodusauswahl (JaguarDrive Control) mit den Programmen Dynamic, Winter, Eco und Normal zur Verfügung.
Neben einem Dreiliter-Sechszylinder mit Kompressoraufladung und 340 PS stehen für den XE zwei Vierzylinder-Benziner (200 und 240 PS) sowie die von Jaguar komplett selbst entwickelten, topmodernen Vierzylinder-Turbodiesel der Ingenium-Familie mit 163 und 180 PS zur Wahl. Die beiden Selbstzünder sind serienmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe kombiniert, die Benziner gibt es ausschließlich mit einer Achtstufen-Automatik.
Für den E-Performance genannten Einstiegsdiesel verspricht Jaguar einen Normverbrauch von nur 3,8 Litern pro 100 km, was einem CO2-Ausstoß von 99 g/km entspricht. Eine gelungene Kombination aus Effizienz und Dynamik soll der 180 PS starke XE 20d bieten, der laut Werksangaben in nur 7,8 Sekunden von null auf 100 km/h sprintet, 228 km/h erreicht und nach EU-Norm durchschnittlich 4,2 Liter konsumiert.
Was man angesichts der coupéhaften Linienführung des Jaguar XE nicht unbedingt erwarten kann: Innen bietet die Sportlimousine erfreulich viel Platz. „Beim Raumangebot be nden wir uns auf dem gleichen Niveau wie unsere Mitbewerber“, bekräftigt Hatton. Dazu trägt neben dem langen Radstand von 2835 mm (Audi A4: 2808 mm, BMW 3er: 2810 mm, Mercedes C-Klasse: 2840 mm) auch die weit unten platzierte Rückbank bei, die in Kombination mit einer clever platzierten Aussparung im Dachhimmel auch großgewachsenen Passagieren ausreichend Kopffreiheit im Fond bietet.
Vorn ist der XE enger geschnitten, er passt wie ein Maßanzug. Der Fahrer fühlt sich dank der tiefen Sitzposition auf den viel Halt bietenden Sportsitzen und der breiten Mittelkonsole mit dem kurzen Schalthebel förmlich in das Fahrzeug integriert. Der Mk II mit seinen weichen, bequemen Ledersitzen war davon weit entfernt …
Carsten van Zanten