Audi SQ5/BMW X3/Jaguar F-Pace: Test Jaguar F-Pace im Vergleichstest
Das SUV-Erstlingswerk Jaguar F-Pace soll gleich die Liga der Premium-Offroader aufmischen. Zum Vergleichstest treten die starken Platzhirsche Audi SQ5 plus und BMW X3 xDrive35d an.
Lange mussten wir auf den Jaguar F-Pace, das erste SUV der Markengeschichte, warten. Nun ist er da – und muss sich gleich einem Vergleichstest gegen Audi SQ5 plus und BMW X3 xDrive35d stellen. Die Engländer konzentrierten sich in den vergangenen Jahren lieber auf den Kern ihrer Marke, verjüngten ihn und erweiterten ihn mit dem rassigen Sportler F-Type und dem Mittelklässler XE. Erst jetzt wagen sie den Vorstoß in das Boom-Segment der SUV. Optisch nah an der vielbeachteten Studie C-X17 präsentiert sich der neue Jaguar F-Pace nun als ihr erstes Crossover. Und pünktlich zur Markteinführung muss sich der Neuling gleich gegen die Besten in der mittelgroßen Premium-Klasse behaupten. Mit den jeweils stärksten Dieselmotoren rollen Jaguar F-Pace, Audi Q5 und BMW X3 zum Start des ersten Vergleichstests. Und an Selbstbewusstsein mangelt es dem Briten keineswegs: Wie das aufgerissene Maul einer Raubkatze zeigt sich der große Kühlergrill mit dem Jaguar-Emblem zwischen den zusammengekniffenen Scheinwerfern. Dahinter streckt sich ein äußerst muskulös geformter Körper, der in einem fein gezeichneten Heck mit flachen Rücklichtern mündet. Gegen die dynamische Linie des neuen Jaguar F-Pace wirkt ein Audi Q5 fast etwas untersetzt und ein BMW X3 sogar klobig. Und doch setzt der schöne Engländer auf Understatement. Dass er mit 4,73 Metern nämlich fast zehn Zentimeter länger als die deutschen Konkurrenten ist, sieht man ihm nicht an. Mehr Platz als bei Audi oder BMW gibt es auf den fünf Sitzplätzen aber nicht. Wozu auch – Q5 und X3 gehören ja schon zu den geräumigsten in der Klasse. Und mit denen kann der Jaguar selbst auf der Rückbank mithalten.
Jaguar F-Pace im Video:
Jaguar F-Pace fordert deutsche Top-SUV zum Vergleichstest
Zwar lassen sich die Lehnen und Sitzflächen nicht wie im Audi einstellen, doch trotz der flachen Dachlinie finden hier selbst Zwei-Meter-Männer ausreichend Bewegungsfreiheit. Nur die Übersicht nach hinten wird durch die schmale Heckscheibe etwas erschwert. Dafür verträgt der F-Pace viel Ballast (Zuladung: 547 Kilogramm) und bietet überdurchschnittlich viel Platz im langen Kofferraum. Zählt man die riesige, allerdings etwas lieblos ausgekleidete Reserveradmulde hinzu, fasst das Heckabteil ganze 650 Liter. Die Hebel zum Umlegen der dreiteiligen Rücksitzbank lassen das Volumen auf 1740 Liter anwachsen. Reichlich Platz für raumgreifende Hobbys – der Audi (540 bis 1560 Liter) und der BMW (550 bis 1600 Liter) kommen da nicht ganz mit. Dafür demonstriert vor allem der Ingolstädter, wie fein Kunststoffe in der Premiumklasse ausgewählt und eingepasst werden können. Stellt man den ähnlich teuren F-Pace daneben, enttäuschen Detailverarbeitung und unangenehme Kunststoffausdünstungen ein wenig. Das können die Engländer eigentlich besser. Gute Arbeit haben sie hingegen beim Infotainment-System InControl Touch Pro mit mehr als zwölf Zoll großem Touchscreen (700 Euro) geleistet. Bis auf ein paar kleine Schwächen in der Bedienlogik funktioniert das System ausgezeichnet und glänzt mit einer prima Kartendarstellung für Tag- und Nachtfahrten (Navi: ab 800 Euro). Bei der Bedienbarkeit und auch in der Sicherheitsausstattung mit serienmäßigem Notbrems- und Notrufassistenten stellt der F-Pace selbst den etwas betagten Audi Q5 in den Schatten. So darf sich das erste SUV von Jaguar über den Sieg im Karosserie-Kapitel freuen.
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Der Jaguar F-Pace bietet auch auf 20-Zöllern viel Komfort
Wer bei solch optischer Dynamik jetzt eine wilde oder steifbeinige Raubkatze erwartet, dürfte sehr überrascht sein. Zum einen, weil der Brite äußerst sanft über Kanten und Kuppen rollt, zum anderen, weil auch die Geräuschdämmung sehr wirkungsvoll gelungen ist. Hier steht er der deutschen Kompakt-Elite in nichts nach. Auf schlechten Straßen führt das Nachzittern der Vorderachse allerdings zu mehr Unruhe im Auto als eigentlich nötig. Dieser Umstand, der sicher auch den großen 20-Zoll-Rädern zuzuschreiben ist, bessert sich erst bei schwerer Beladung. Und mit der kommt der Jaguar am besten klar. Selbst ausgewaschene Rallye-Pisten meistert der F-Pace mit einer halben Tonne Gewicht an Bord unbekümmert und mit hohem Tempo. Da schwindet die Gelassenheit des BMW X3 xDrive35d unter Extrembelastung schon deutlich früher. Bei sehr schroffen Anregungen poltert dessen Vorderachse nämlich hörbar. Und mit voller Besatzung samt Gepäck an Bord neigt die Hinterachse bei aufeinanderfolgenden Schlaglöchern zum Durchschwingen. Wie sanft der Münchner mit seinen adaptiven Dämpfern allerdings über die leichten Unebenheiten des Alltags gleitet, ist mustergültig. Klar, dass der um 30 Millimeter tiefergelegte Audi SQ5 plus mit seinem straff abgestimmten S-Sportfahrwerk da keinen Blumentopf gewinnen kann. Der etwas zappelige Eindruck auf den Komfort-Teststrecken ist aber noch akzeptabel. Die Karosseriesteifigkeit und die satt stampfenden Fahrwerksgeräusche zeugen jedenfalls auch hier von solider Qualität. Die Sport-Ledersitze mit der edlen Rautensteppung sind übrigens serienmäßig beim SQ5 plus und überzeugen mit Halt und Langstreckentauglichkeit. Sogar hinten lassen sich die Sitzgelegenheiten zweifach einstellen. Die Hebel dafür sucht man bei BMW und Jaguar vergeblich – dennoch hält man es hier wie da auch auf langen Strecken bequem aus. Vorn im Jaguar F-Pace empfehlen sich dafür die Ledersitze mit ihrer 14-Wege-Einstellung (1730 Euro), die es allerdings erst ab der Ausstattung R-Sport (6140 Euro) gibt.
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Biturbo-Diesel treiben F-Pace, SQ5 und X3 satt nach vorn
Die drei bulligen Selbstzünder verwandeln die kompakten SUV zu echten Sportwagen-Schockern. Allen voran der BMW, dessen Reihensechser dank zwei Turboladern aus jeder Lage immens anschieben kann. Der Sprint von null auf Tempo 100 ist im X3 xDrive35d schon nach fünf Sekunden erledigt. Der Audi SQ5 plus mit dem doppelt aufgeladenen 3.0 TDI kann seinen Leistungsvorteil (340 PS) erst bei höheren Geschwindigkeiten ausspielen. Dafür erzeugt hier das blubbernde Abgasgeräusch aus der vierflutigen Auspuffanlage im Dynamic-Modus des drive select echtes V8-Feeling. Dass der Jaguar F-Pace 30d mit 300 PS der schwächste im Trio ist, merkt man nur im Zahlenvergleich. Schließlich knackt auch er auf der Autobahn locker die 240er-Marke, und der V6-Biturbo bildet zusammen mit der Achtstufen-Automatik eine sehr souveräne Antriebskombination mit tollem Klangbild und viel Kraft aus tiefen Drehzahlen. Zudem entpuppt sich der Topdiesel im Eco-Modus des Jaguar-Drive-Control als wirklich sparsam. Im Schnitt begnügt er sich auf der Testrunde der AUTO ZEITUNG mit 8,3 Liter Diesel auf 100 km. Der Audi SQ5 plus verlangt nach einem halben Liter mehr. Nur der BMW kommt dank des supereffizienten EcoPro-Fahrprogramms auf der gleichen Strecke mit durchschnittlich 7,9 Litern aus.
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Audi SQ5 plus ist in diesem Vergleich Fahrdynamik-Messlatte
Wie bei Audi SQ5 plus und BMW X3 xDrive35d lässt sich auch im Jaguar F-Pace 30d die Gangart über einen Wählschalter schärfen. Für 1240 Euro extra passen sich auch die adaptiven Dämpfer an die Vorlieben des Fahrers an. Im Zweifel erkennt das Adaptive Surface Response (ASR) selbstständig die Beschaffenheit des Untergrunds und stellt die Dämpfer entsprechend ein. Doch sind Lenkung, Schaltzeitpunkte und Gasannahme auf Dynamik ausgerichtet, kann man es im Engländer auf abgesperrter Strecke ordentlich fliegen lassen. Die hecklastige Kraftverteilung gefällt jedenfalls sowohl beim Herausbeschleunigen aus Kurven als auch beim Hineinlenken unter Schleppmoment. Mit leicht eindrehendem Heck und guter Kontrollierbarkeit avanciert der F-Pace ganz nebenbei zu einem ähnlich fahraktiven Auto wie der BMW X3. Der holt jedoch am Ende durch seinen kräftigeren Antrieb schnellere Rundenzeiten. Dabei sind Lenkung und Dosierbarkeit der Bremse im Münchener noch feinfühliger gelungen. Der Schnellste, aber Unspektakulärste auf der Handlingstrecke und im Slalom ist allerdings der Audi SQ5 plus. Mit extrem neutralem Fahrverhalten und hohen Kurvengeschwindigkeiten fährt er hier den anderen sprichwörtlich um die Ohren. Und das, obwohl die Bremsen keinesfalls bissiger als bei den Mitstreitern zupacken. Wie im Jaguar muss man bei einer Vollbremsung aus Tempo 100 bis zum Stand mit 34,5 Meter Bremsweg (warm) rechnen. Im BMW ist es sogar ein halber Meter weniger.
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Preis: Jaguar F-Pace ab 42.390 Euro
Bewirbt Jaguar den neuen F-Pace mit einem Preisschild ab 42.390 Euro für den Zweiliter-Diesel mit 180 PS (Heckantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe), sind es beim Diesel-Topmodell 30d mit Achstufen-Automatik und Allradantrieb schon 57.690 Euro. Bestimmte Extras wie die vielfach einstellbaren Komfortsitze verlangen nach teureren Ausstattungsvarianten. Auch bei BMW muss man für den stärksten Diesel xDrive35d schon die Advantage-Version wählen, und die kostet mindestens 58.700 Euro, ist aber schon mit elektrischer Heckklappe und Einparkhilfe für vorn und hinten ausgestattet. Und trotzdem sind das immer noch rund 10.000 Euro weniger, als für den Audi SQ5 plus bezahlt werden müssen, dessen Preisliste bei 68.200 Euro beginnt. Wer hierfür eine Komplett-Ausstattung erwartet, wird enttäuscht. Selbst ein USB-Anschluss (245 Euro), der Licht- und Regensensor (125 Euro) oder eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung (300 Euro) müssen extra bezahlt werden. Und so durchbricht der Testwagen mit der hier gezeigten Ausstattung sogar die 80.000er-Marke deutlich – wohlgemerkt für ein Mittelklasse-SUV. Dagegen sind die deutlich besser ausgestatteten Mitstreiter regelrecht fair kalkuliert. Unser Gesamt-Fazit lesen Sie unterhalb der Tabelle mit technischen Daten und Messwerten.
Klein gegen Groß: BMW X3 und neuer X1 im Vergleichstest
Technische Daten | Audi SQ5 plus | BMW X3 xDrive35d | Jaguar F-Pace 30d AWD |
Zylinder/Ventile p.Z. | V6/4; Biturbodiesel | R6/4; Biturbodiesel | V6/4; Biturbodiesel |
Nockenwellenantrieb | Kette | Kette | Kette |
Hubraum | 2967 cm³ | 2993 cm³ | 2993 cm³ |
Leistung bei | 250 kW/340 PS 4100 - 4300 /min | 230 kW/313 PS 4400 /min | 221 kW/300 PS 4000 /min |
Max. Drehmoment bei | 700 Nm 1500 - 2550 /min | 630 Nm 1500 – 2500 U/min | 700 Nm 2000 /min |
Getriebe | 8-Stufen- Automatik | 8-Stufen- Automatik | 8-Stufen- Automatik |
Antrieb | Allrad, permanent | Allrad, permanent | Allrad, permanent |
0-100 km/h | 5,4 s | 5,0 s | 6,6 s |
0-180 km/h | 16,4 s | 18,0 s | 21,3 s |
Höchstgeschw. | 250 km/h (abger.) | 245 km/h | 241 km/h |
Handling | 1:47,4 min | 1:49,1 min | 1:50,4 min |
100-0 km/h (kalt/warm) | 35,5 / 34,4 m | 34,1 / 34,0 m | 35,5 / 34,5 m |
Testverbrauch | 8,8 l D / 100 km | 7,9 l D / 100 km | 8,3 l D / 100 km |
L/B/H in mm | 4644/1898/1617 | 4657/1881/1661 | 4731/1936/1667 |
Gepäckraum | 540 – 1560 l | 550 – 1600 l | 650 – 1740 l |
Grundpreis | 68.200 Euro | 58.700 Euro | 57.690 Euro |
Platzierung | 2 | 1 | 3 |
Der neue Jaguar F-Pace enttäuscht dann doch etwas bei seinem ersten Auftritt. Schließlich reicht es im Vergleichstest mit der Premium-Konkurrenz nur zum dritten Platz. Gegen die etablierten Klassenbesten kann der Brite zwar vor allem mit viel Platz, gutem Komfort und harmonischem Antrieb punkten. Besonders bei der Fahrdynamik ist er dem kompromisslos neutralen Audi SQ5 plus aber unterlegen. Außerdem ist der Ingolstädter nicht nur schneller und wendiger, sondern auch besser verarbeitet als der Jaguar. Im Kostenkapitel neigen beide Hersteller indes zu einer ähnlichen Exklusivität. Dagegen wirkt der keinesfalls günstige BMW X3 xDrive35d fast wie ein Sonderangebot. Schließlich glänzt der Münchener dank adaptivem Fahrwerk mit hervorragendem Federungskomfort und mustergültigem Antrieb. Gegen seinen bärenstarken Reihensechszylinder ist in diesem Vergleichstest-Feld kein Kraut gewachsen. Weil er obendrein am wenigsten verbraucht, sichert er BMW den Gesamtsieg.