Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
„Die Einspritzung funktioniert super im Rennbetrieb, aber der Kunde wollte wohl auch nicht auf das deutlich bessere Ansprechverhalten der Vergaser im Teillast- bereich verzichten – vielleicht wird der Ersatzmotor ja später mal zum Einsatz kommen“, lacht Kevin und deutet dann einladend auf den Sitz: „Einsteigen, losfahren!“ gibt Projektleiter Kevin Riches zu verstehen. Danke! Wir steigen in Nummer 13 der insgesamt 18 gebauten Jaguar E-Type Lightweight und drehen ein paar Runden.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
Der zukünftige Besitzer hat sich den Reihensechszylinder mit drei Weber-Doppelvergasern als Ersatztriebwerk mitgeben lassen, die Maschine im fahrfertigen Auto atmet durch eine optional angebotene Lucas-Einspritzanlage. „Die Einspritzung funktioniert super im Rennbetrieb, aber der Kunde wollte wohl auch nicht auf das deutlich bessere Ansprechverhalten der Vergaser im Teillast- bereich verzichten – vielleicht wird der Ersatzmotor ja später mal zum Einsatz kommen“, hofft Kevin.
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Donnernd, unruhig knurrend legt die elegante, rauchgrau lackierte Rennmaschine die ersten Meter zurück, die Motordrehzahl will am Einrückpunkt der Kupplung mit Zehenspitzengefühl balanciert werden.
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Dann beschleunigen wir kernig durch, der großvolumige Reihensechser tritt dem knapp 1000 kg schweren Aluminium-E-Type hart ins Kreuz.
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Deftige Vibrationen branden durch die federleichte Alu-Karosserie, die Schallwellen des aggressiv lostrompetenden Rennmotors pulsieren markerschütternd fräsend durchs Cockpit.
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Pure Mechanik, pure Emotion – beim Ritt in diesem Stück Automobilkultur direkt aus der Zeitmaschine versteht man sofort, weshalb sich der E-Type unwiederbringlich in die Top Ten der endgültigen Traumwagen eingeschrieben hat.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
340 PS leistet der Reihensechszylinder mit 3868 Hubraum. Zum Verbrauch macht Jaguar keine Angaben.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
Wieso auch? Wer fast 1,5 Millionen Euro für einen dieser sechs Meisterwerke bezahlen kann, den scheren Spritpreise und Verbräuche nicht.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
In 4,5 Sekunden sprintet der Jaguar E-Type Lightweight von 0 auf Tempo 100. Für den Top-Speed gibt Jaguar nur einen Schätzwert an: 280 km/h!
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
Fluch und Segen: Der E-Type bestitz eine FIA-Homologation und darf an historischen Motorsportrennen teilnehmen. Leider hat er keine Straßenzulassung.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
1963 stoppte Sir William Lyons das Projekt "Special GT E-Type" nach der Fertigstellung von zwölf der 18 geplanten Fahrzeuge. 2015 laufen die Chassisnummern endlich weiter. Ein Echtheitszertifikat.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
Psychologen und Feministinnen sehen in dem E-Type nicht mehr als ein Fallus-Symbol. Unfair! Für diesen Jaguar E-Type Lighweight wurden Origiinal-Teile von der Karosserie bis zum Motor gescannt, Konstruktionszeichnungen analysiert, Materialien und Zulieferer gesucht, Werkzeuge und Formen nach Original-Spezifikationen reproduziert. Ein gigantischer Aufwand!
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
Selbst die Jaguar-Plakette auf dem Lenkrad im detailverliebten Innenraum wurde vom Juwelier nach Original-Vorlagen gefertigt.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
Jedes einzelne Teil entspricht dem Original: Der große Aluminium-Hecktank fasst 140 Liter Sprit.
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Das Kunstwerk aus den 1960ern wurde bis in die letzte Schraube und Niete reproduziert. Einziger unterschied zu damals: Dieser Reihensechszylinder hat null Kilometer Laufleistung.
Foto: Nick Dimbleby Jaguar E-Type Lightweight 2015: Fahrbericht im neuen "Oldtimer"
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Foto: Nick Dimbleby
Sechs neue Jaguar E-Type Lightweight aus den 60ern - fabrikneu! Jeder einzelne kostet über eine Millionen Britische Pfund und ist jetzt schon ein Meisterwerk des Automobilbaus
Achtzehn Exemplare sollten es werden – doch nur zwölf E-Type Lightweight-Rennautos schaffte die Jaguar-Mannschaft 1963, bevor Sir William Lyons das Projekt „Special GT E-Type“ stoppte: Bereits die Fertigungskapazität des Serienautos war vollkommen ausgelastet, alle Werker wurden benötigt, um in den Browns Lane-Montagehallen mit dem Ansturm der Kunden auf den spektakulären E-Type Schritt halten zu können. Über 50 Jahre später rücken die noch offenen sechs Chassisnummern in den Fokus der Jaguar Heritage-Truppe – und man fasst den Beschluss, die noch ausstehenden Jaguar E-Type Lightweight endlich zu bauen: Original-Teile von der Karosserie bis zum Motor werden gescannt, Konstruktionszeichnungen analysiert, Materialien und Zulieferer gesucht, Werkzeuge und Formen nach Original-Spezifikationen reproduziert. Am Ende sind die Klassik- Spezialisten überzeugt, die Jaguar E-Type Lightweight 13 bis 18 bauen zu können. Sechs Autos nach exakt demselben Muster wie ihre zwölf historischen Brüder. Keine Kopien, keine Repliken, sondern alte Autos. Nur eben Baujahr 2015.
Jaguar E-Type Lightweight: So fährt ein neuer "Oldtimer"
Um die FIA-Homologation für historischen Rennsport zu erhalten, werden beim E-Type Lightweight selbst Nieten nach altem Prinzip verwendet – der einzige Unterschied zu den 52 Jahre früher gebauten Autos liegt in der heute möglichen Fertigungspräzision. Während historische E-Type stets teilweise beachtliche Toleranzen aufweisen, ist der "neue" Lightweight „der erste wirklich symmetrische E-Type aller Zeiten“, wie Projektleiter Kevin Riches zwinkernd anmerkt.
Ein alter Lightweight kostet heute zwischen fünf und sechs Millionen Pfund, für die 2015er-Lightweight verlangt Jaguar je nach Ausstattung eine Million Pfund. Man muss nicht besonders gut rechnen können, um hier eine exzellente Investitionschance zu sehen. Verkauft werden die sechs Fahrzeuge deshalb nur an vertrauenswürdige Jaguar-Sammler und Klassik-Racer, schließlich sollen die fabrik-neuen Legenden kein Schicksal als Spekulations-Objekt oder Garagen-Leiche fristen.
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Unser Fazit
Der fabrikneue Renn-E-Type nach 60er-Jahre-Originalrezept ist ein magisches Auto: Nicht mal hochdotierte Klassiker schaffen ein klareres Bild des originalen E-Type. Die 1,4 Millionen Pfund sind da schon fast ein Schnäppchenpreis.