Infiniti Q70 2.2d: Limousine im Test Neue Konkurrenz
Mit sparsamem Vierzylinder-Diesel zielt der Infiniti Q70 voll auf die deutsche Businessklasse. Wie schlägt sich die japanische Premium-Limousine im Test?
Frischer Wind in der Premium-Oberklasse: Bei der Suche nach einer luxuriösen Limousine stellt der Infiniti Q70 seit wenigen Wochen eine spannende Alternative dar. Der große Bruder des Q50 punktet mit einem unverwechselbaren Design, das ihn wohltuend aus der grauen Masse heraushebt. Das kürzlich eingeführte Facelift mit größerem Kühlergrill und geänderten Scheinwerfern lässt den Q70 noch selbstbewusster auftreten. Die von uns gefahrene Sport-Variante unterstreicht den dynamischen Anspruch des Japaners mit größeren Lufteinlässen vorn und angedeutetem Diffusor am Heck.
Infiniti Q70 2.2d: Japanische Premium-Limousine im Test
Angetrieben wird der Q70 2.2d von einem guten Bekannten aus Stuttgart: Der akustisch durchaus präsente Vierzylinder-Diesel stammt von Mercedes, schickt 170 PS und bis zu 400 Newtonmeter Drehmoment in die 7-Stufen-Automatik. Bei höheren Drehzahlen und kalten Temperaturen dringt der Motorsound trotz Doppel-Verglasung kernig in den Innenraum. Der bisher im M30d verbaute V6-Diesel wird nicht mehr angeboten. Der erheblich sparsamere Common-Rail-Vierzylinder harmoniert im Alltag bestens mit der serienmäßigen Automatik, der aber nicht immer völlig ruckfreie Gangwechsel gelingen.
Nur bei sportlicher Fahrweise lohnt ein Griff an die teilweise mit Leder überzogenen Magnesium-Schaltwippen am Lenkrad. Zum sportlichen Fahren animiert der Q70 mit Basisdiesel allerdings nur selten, der Fokus der Fahrwerks-Entwickler lag auch mit den optionalen 20-Zoll-Felgen erkennbar auf dem Komfort. In dieser Hinsicht muss sich der Q70, gerade auch dank seines angenehmen Geräuschpegels bei Autobahn-Tempo, nicht verstecken. Mehr als ein Wermutstropfen: Der Geradeauslauf ist weniger gelungen, die Lenkung geizt mit Rückmeldung.
Bei temperamentvoller Fahrweise fängt das ESP den Q70 mit sanften Eingriffen frühzeitig und zuverlässig ein, und auch im Grenzbereich bleibt der tendenziell untersteuernd ausgelegte Hecktriebler gut berechenbar. Mit den Ausstattungspaketen Premium- oder Sport-Tech bringt ein Spurwechselassistent zusätzliche Sicherheit. Die gut dosierbare Bremsanlage überzeugt mit Werten um die 35 Meter für die Verzögerung von Tempo 100 bis zum Stand.
Im Innenraum gibt sich Infiniti alle Mühe, dem Premium-Anspruch gerecht zu werden. Die bequemen Sportsitze mit integrierten Boxen und das beheizbare Lenkrad tragen ihren Teil zur Wohlfühl-Atmosphäre bei. Zahlreiche Ablagemöglichkeiten zeigen, dass die Entwickler den Alltag dabei nicht aus den Augen verloren haben. Allerdings erfordern die vielen klein beschrifteten Knöpfe auf Lenkrad und Armaturenbrett etwas Eingewöhnungszeit, weniger Schalter wären mit Blick auf eine möglichst intuitive Bedienbarkeit von Vorteil gewesen. Auch in Sachen Konnektivität gibt es Raum für Verbesserungen: Beispielsweise lassen sich auf dem großen Infotainment-Touchscreen auch nach dem Facelift keine Internetseiten anzeigen.
An Platz herrscht hingegen kein Mangel – in der ersten wie in der zweiten Reihe der knapp fünf Meter langen Limousine sitzen selbst Großgewachsene ausgesprochen komfortabel. Der Kofferraum fällt mit einem Volumen von 450 Litern aber vergleichsweise bescheiden aus. Angesichts der üppigen Abmessungen hätte hier mehr möglich sein sollen. Der von uns ermittelte Verbrauch von 7,1 Litern liegt zwar über der Werksangabe, und auch die Fahrleistungen fallen etwas schwächer als versprochen aus.
Angesichts des vergleichsweise niedrigen Grundpreises von 44.500 Euro – viele andernorts aufpreispflichtige Optionen wie Voll-LED-Scheinwerfer, Kurvenlicht, Rückfahrkamera oder 18-Zoll-Felgen sind bereits serienmäßig an Bord – bleibt der Infiniti Q70 2.2d dennoch ein faires Angebot für alle, die keinen gesteigerten Wert auf die jüngste Infotainment-Technik legen.
TECHNIK |
|
Infiniti Q70 2.2d |
|
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 2143 cm3 |
Leistung | 125 kW/170 PS bei 4200/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 1600 - 2800/min |
Getriebe | 7-Stufen-Automatik |
Antrieb | Hinterrad |
Fahrwerk | v.: Doppelquerlenker; h.: Mehrfachlenkerachse; rundum: Federn, Dämpfer, Stabilisator, ESP |
Bremsen | rundum: innenbelüftete Scheiben, ABS, Bremsassistent |
Bereifung | 245/40 R 20, Bridgestone Potenza RE 050A |
Felge | 9 x 20 (opt.) |
L/B/H | 4980/1845/1493 mm |
Radstand | 2900 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1897/508 kg |
Kofferraumvolumen | 450 l |
Abgasnorm | Euro 5 |
Typklassen | HP 21/VK 29/TK 27 |
Messwerte | 0-100 km/h in 9,5 s |
Höchstgeschwindigkeit1 | 220 km/h |
Bremsweg | 100-0 km/h kalt/warm 35,6/34,5 m |
Verbrauch | 7,1 l D/100 km; |
EU-Verbrauch1 | 4,9 l D/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 129 g/km |
Grundpreis | 44.500 Euro |
Obwohl die übrigen Q70-Varianten über 300 PS leisten, hat der 170 PS starke Basisdiesel ohne Zweifel seine Berechtigung. Wer mehr Wert auf Effizienz als auf Dynamik legt, findet im 2.2d einen gleichermaßen hochwertigen wie komfortablen Begleiter – und das zu einem fairen Preis.
Benny Hiltscher