Trump und seine deutschen Wurzeln: Im Escalade durch die Pfalz
135-km-Runde zu Trumps deutscher Heimat
Wir stellen uns vor, Onkel Donald aus Amerika meldet sich an. Besuch in der alten Heimat. Es gibt Rotwein und Saumagen. Heidelberg im Cadillac Escalade. Und ein wichtiges Anliegen: Deutsche, kauft mehr US-Autos! Eine nicht ganz ernst gemeinte Reise (AUTO ZEITUNG 04/2019).
Nur so ein Gedankenspiel: Wenn 1885 die Vereinigten Staaten von Amerika bereits etwas gegen Flüchtlinge gehabt hätten, wäre der arbeitslose Friseur Friedrich Trump aus dem schönen Weindorf Kallstadt in der Pfalz vielleicht nach Russland ausgewandert, einer seiner Nachfahren wäre heute russischer Präsident und würde nie in den Genuss eines Cadillac Escalade kommen … oder auch nicht. Es kommt also anders: 1885 kann man einfach so in die USA wirtschaftsflüchten, und Friedrich, der sich eine Karriere als Weinbauer schlecht vorstellen kann, geht. Weg aus Kallstadt. Ab nach Alaska. In die Goldgräber-Camps auf der Suche nach dem schnellen Geld. "Fred" muss mit seinen 16 Jahren allerdings schnell verstanden haben, dass die Chance, Nuggets zu finden, deutlich geringer ist als die Chance, jedem Goldgräber täglich ein Butterbrot zu verkaufen – und so schmiert er Brote. Jede Menge Brote. So viele Brote, dass er am Ende irgendwo hin muss mit der Butterbrot-Kohle.
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Charm-Offensive im Cadillac Escalade: "Hello Germany!"
Und Fred legt das Geld nicht auf die Bank, sondern kauft Immobilien. In New York. Die Grundstücke sind damals billig. Sein Sohn Frederick bleibt im Immobiliengewerbe und, um es kurz zu machen, dessen zweiter Sohn ebenfalls. Der heißt Donald Trump und scheint vom Großvater etwas Entscheidendes gelernt zu haben: Es kommt nicht auf das eigentliche Geschäft an. Bauernschläue ist eine viel krisenfestere Kernkompetenz, und während es mit den Immobilien und inzwischen Casinos immer wieder nicht so gut läuft, beschließt Donald umzusatteln. Er wird Präsident. Nicht der Pfälzer Winzergenossenschaft natürlich, sondern der USA. Kann ja schon nicht so schwer sein. Irgendwer steckt Trump dann, dass die Menschen in Amerika erschreckend viele deutsche Autos fahren und die Deutschen so gut wie keine amerikanischen. Das findet Donald nicht gut und überlegt umgehend, was dagegen zu tun wäre.
Spontan fällt ihm eine große Mauer ein, im Baugeschäft kennt er sich schließlich aus. Eine feine, innere Stimme sagt ihm aber, dass das nach hinten losgehen könnte. Vielleicht doch etwas zu grobmotorisch, diese Mauer. Stattdessen Zölle erhöhen? – Hm, damit macht man sich nur unbeliebt, und deshalb entschließt sich Donald T. zu einem ungewöhnlichen Schritt: Charme-Offensive. Das hat bei Kim Jong-Un funktioniert, bei Erdogan auch, und die Deutschen wird er schon überzeugen. Er ist zwar kein Berliner, aber ein Pfälzer – weltoffen, humorvoll, lebensfroh. Und deshalb sagt er vor dem Spiegel immer wieder auf: "Mrs. Merkel, tear down this wall!" Klingt gut, der Spruch – komisch, dass da noch niemand darauf kam. Er ist eben ein Genie. Dann wird die Air Force One angeworfen, und Donald tritt den Flug in die alte Familienheimat an.
Cadillac Escalade: Leistung satt dank dickem V8
Irgendwo über Grönland will er sich per Twitter bei den Kallstädter:innen ankündigen – aber da ist sie wieder: die feine Stimme gesunden Menschenverstands. "Donald", sagt sie, "was, wenn die Zuhause gar nicht auf dich warten? Was, wenn die PR-Offensive für US-amerikanische Automobilbaukunst an ihrer Größe scheitert?" – Und dann wird dem POTUS (President Of The United States) klar, was zu tun ist: Guerilla-Marketing! Influencer! Soziales Medienschaffen! Die Menschen sind müde vom Würgegriff der großen Meinungsmacher, sie wollen Glaubhaftigkeit. Sie wollen Auzi ... Autit ... Authentizi ... Dingsbums eben. Sympathische Typen um Anfassen wie ihn, die in einem Cadillac Escalade durch Germany fahren – total Low-Key mit cooler Frisur und dabei twittern, ein paar Fotos auf Instagram stellen, ein paar YouTube-Clips auf die Menschheit loslassen. Was Influencer mit ein, zwei Millionen Fans eben so tun würden. Nähe schaffen. Persönliche Beziehung. Intimität zwischen Menschen wie du und ich. Und so wird es gemacht.
Mit grundsatt brabbelndem V8 steht der gewünschte Cadillac Escalade am Flughafen Frankfurt, bereit zur Inkognito-Fahrt in die alte Heimat. Es ist schon eine Weile her, dass Mister President selbst Auto gefahren ist, er lässt lieber fahren, aber der Escalade macht es ihm leicht – er funktioniert wie ein großer Motorroller auf vier Rädern: auf die Tube drücken und los. Direkt auf die Autobahn. Donald ist schon ganz fiebrig. Er wird jetzt gleich 426 PS (313 kW) von der Leine lassen, brachial abgehen, weapons of mass destruction oder so. Auf dem freien Stück hinter Frankfurt zieht der Escalade wummernd seine Bahn. Der V8 zeigt die Zähne, während der Fahrtwind am mächtigen Gehäuse zerrt. Ab 160 km/h wird der weitere Vortrieb gemächlicher. Kleine Volkswagen fliegen nur so unter dem linken Außenspiegel durch, als der mächtige Escalade in Richtung 180 km/h strebt. Er ist ein Truck, eine stählerne Burg.
Donald T. Trumps großväterliche Heimat in der Pfalz
Donald aktiviert Apple CarPlay, denkt "großartige amerikanische Technologie", drückt lange auf den Menüknopf und sagt dann: "Notiz aufzeichnen: Die spinnen die Germans. Sie überholen sogar den Cadillac des Präsidenten!" Donald fühlt sich gleich ein wenig beruhigter und steht brav die restlichen Kilometer bis Mannheim im Stau. Dann runter von der Bahn und rein ins Land. Trump wird kribbelig, endlich wird er die großväterliche Heimat sehen, bestimmt ist es wie Florida oder die Hamptons. Ist es aber nicht. Im Winter schon gar nicht. Kahle Weinstöcke ragen in einen Winterhimmel, der Cadillac Escalade schnürt durch die kurvigen Strecken des Pfälzer Walds – ein perfekter Hochsitz für automobile Heimatkunde. An der Steigung zurückschalten, dann mit rauschender Maschine den Berg hochmuskeln – in den USA wirkt das beim Cruisen immer so locker, aber hier fahren sie ja selbst mit Diesel-Kleinwagen wie der Teufel und treiben die große US-Luxusmaschine vor sich her. Diese Deutschen.
Der coole Cadillac legt sich ins Zeug, 621 Nm sind am Werk. Zum zackigen Hakenschlagen ist das immerhin 2,7 t wuchtige Luxus-SUV nicht gebaut, wohl aber zum entspannten Cruisen in reizvoller Landschaft. Im Radio dudelt der alte Pfälzer Ohrwurm: "Wir sind die Tramps, Tramps, Tramps vun de Pfalz, uns steht das Wasser immer bis zum Hals, mir schaffe nix, nix, nix wird gedoh' ..." Die Trumps aus der Pfalz? Auf den Schreck will Donald erstmal was essen, aber der Drive-In bei McDonald’s in Bad Dürkheim scheint geschrumpft zu sein. Sowieso ist die Welt auf einmal irgendwie kleiner. Die ganz engen Straßen sind unpassierbar – wer baut denn so was?!
Kallstadt Downtown – ein weiter Weg bis ins Weiße Haus
Der Präsident rollt entnervt vor einer Metzgerei in Kallstadt aus. Schaut sich misstrauisch um. Liest dann im Schaufenster laut: S-A-U-M-A-G-E-N. Klingt gut. Hat der Kohl auch immer gegessen. Trump beißt herzhaft in die Stulle mit "Somascho" und atmet tief durch. Wonderful. Er wird jetzt noch gemütlich rübercruisen nach Heidelberg, den Arm lässig auf die Mittelkonsole gelegt, auf American Forces Network läuft "Born in the USA". Der Cadillac Escalade ist eben doch genau sein Ding: Er macht was her. Er ist eine ehrliche Haut. Bodenständig im Kern, aber mit Lust auf Rabatz. Vielleicht wird Donald später noch bei der Verwandtschaft klingeln. "Hallo", wird er sagen, "ich bins, Donald. Ich muss mal mit Angela sprechen." Und: "Lust auf eine Runde im Cadillac?"
Technische Daten des Cadillac Escalade
AUTO ZEITUNG 04/2019 | Cadillac Escalade |
Technische Daten | |
Motor | V8-Zylinder, 4-Ventiler; 6162 cm³ |
Antrieb | 8-Stufen-Automatik |
Leistung | 426 PS / 313 kW |
Max. Drehmoment | 621 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5179/2061/1896 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2635 kg / keine Angabe |
Kofferraumvolumen | keine Angabe |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 6,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 12,6 l Super |
Kaufinformationen | |
Grundpreis | 114.500 € |
Alle Daten Werksangaben |