Hyundai Ioniq 5/VW ID.4 GTX: Vergleichstest
Sportliche Stromer von Hyundai und VW im Vergleichstest
- Hyundai Ioniq 5 4WD und VW ID.4 GTX im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Geräuschdämmung und adaptive Dämpfer sorgen für Komfort im VW ID.4 GTX
- Motor/Getriebe: Schnellladen mit 220 kW im Hyundai Ioniq 5
- Fahrdynamik: VW ID.4 GTX hat bei den Bremswerten das Nachsehen
- Umwelt/Kosten: Ausstattung und Garantiebedingungen sprechen für den Hyundai Ioniq 5
- Messwerte & technische Daten Hyundai Ioniq 5 4WD und VW ID.4 GTX
- Fazit
Wie emotional sportliche Stromer sein können, zeigen der Hyundai Ioniq 5 4WD und der VW ID.4 GTX in diesem Vergleichstest. Trotzdem vernachlässigen die zwei Testkandidaten nicht die familientauglichen Alltagsqualitäten.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Hyundai Ioniq 5 4WD (72,6 kWh) | VW ID.4 GTX |
Karosserie (1000) | 682 | 659 |
Fahrkomfort (1000) | 735 | 755 |
Motor/Getriebe (1000) | 752 | 725 |
Fahrdynamik (1000) | 732 | 722 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2904 | 2861 |
Kosten/Umwelt (1000) | 352 | 346 |
Gesamtwertung (5000) | 3256 | 3207 |
Platzierung | 1 | 2 |
Mit Hyundai Ioniq 5 4WD und VW ID.4 GTX treffen in diesem Vergleichstest zwei Stromer mit sportlichen Ambitionen aufeinander. Gern wird Elektromotoren ja eine kühle Emotionslosigkeit nachgesagt. Technisch und akustisch mag das im Vergleich zu einem rassig fauchenden Verbrenner absolut zutreffen. Doch heißt das dann auch, dass ein Elektroauto gar keine echten Gefühle erzeugen kann? Hierbei wollen uns die beiden Testkandidaten vom Gegenteil überzeugen. Mit Leistungen um 300 PS und mächtigem Drehmoment sprinten die Allradler aus dem Stand ansatzlos auf und davon. Und tatsächlich – so ultrazackig wie diese Stromer zwischendurch aufs Pedal ganz rechts reagieren, das können nicht einmal hochgezüchtete Rennwagen leisten. Spätestens jetzt – wenn man sich hinterm Steuer von Kurve zu Kurve zoomt – können sich selbst Skeptiker das Grinsen nicht verkneifen. Es passiert tatsächlich etwas mit einem in so einem modernen Elektroauto – versprochen! Und natürlich soll der Vergleichstest auch klären, welcher dieser Sportler Hyundai Ioniq 5 4WD und VW ID.4 GTX besser ist. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Hyundai Ioniq 5 (2021) im Video:
Hyundai Ioniq 5 4WD und VW ID.4 GTX im Vergleichstest
Völlig neue Raumdimensionen, wie sie uns die Autohersteller während der Entwicklung ihrer neuen E-Plattformen einst versprachen, eröffnen sich in diesem Vergleichstest nicht. Dafür ist das Package mit den langen Fronthauben hier wie da noch zu konventionell. Doch gerade der Wegfall des mittleren Kardantunnels schafft in beiden Allradlern schon viel Raum für die Beine. Weil sich die Mittelkonsole im Hyundai Ioniq 5 sogar nach hinten schieben lässt, gleicht der vordere Fußraum dem eines Reisebusses. Auch die hinteren Sitze können elektrisch eingestellt und verschoben werden. Dadurch wächst das Platzangebot sogar über das des ebenfalls sehr geräumigen VW ID.4 GTX hinaus. Im Wolfsburger Topmodell GTX muss man übrigens selbst mit den optionalen Sportsitzen keine Abstriche bei Platz, Kofferraumvolumen oder Variabilität machen. Die deutlich höhere Sitzposition der hinteren Mitfahrer:innen bleibt auch hier erhalten. Zudem ist er schon sehr gut ausgestattet und kommt serienmäßig mit edel ausgeschlagenem Innenraum daher. Blaues Kunstleder auf Armaturenbrett und Türtafeln gehört ebenso dazu wie rote Ziernähte und einzelne GTX-Schriftzüge.
Fahrkomfort: Geräuschdämmung und adaptive Dämpfer sorgen für Komfort im VW ID.4 GTX
Liefern Elektroautos durch ihren flüsterleisen Antrieb schon von Haus aus besten Antriebskomfort, so scheint der VW ID.4 GTX diese Tugend auf die Spitze treiben zu wollen. Schon nach den ersten Metern im fast 2,3 Tonnen schweren Volkswagen entspannen sich selbst aufheizte Gemüter völlig. Ein wenig fühlt man sich an die Gelassenheit großräumiger amerikanischer SUV erinnert – nur eben mit besserer Geräuschdämmung und extrem sanftem Federungskomfort. Die adaptiven Dämpfer verlangen zwar den Aufpreis von 1150 Euro – ihre Souveränität ist aber jeden Cent wert. Zwar federt auch der Hyundai Ioniq 5 4WD im Vergleichstest gefühlvoll über die meisten Unebenheiten hinweg. Seine Hinterachse lässt hier und da aber etwas Unruhe in den Innenraum durch. Obendrein schleicht sich zwischen 50 und 90 km/h ein leises Surren von hinten in die ansonsten lautlose Kulisse. Extra Komfortpunkte gibt es aber für die umfangreiche Klimatisierung, die bei serienmäßiger Sitzheizung vorn und Zweizonen-Klima beginnt und bei optional belüfteten Vorder- sowie beheizten Rücksitzen endet. Eine effiziente Wärmepumpe kostet allerdings bei beiden Modellen Aufpreis (Hyundai: 1200 Euro; VW: 990 Euro).
Motor/Getriebe: Schnellladen mit 220 kW im Hyundai Ioniq 5
Allradantrieb heißt sowohl beim Hyundai als auch beim VW, dass zusätzlich zur Hauptantriebsmaschine an der Hinterachse ein zweiter Elektro-Motor an der Vorderachse zum Einsatz kommt. Auf einen mechanischen Durchtrieb via Kardanwelle kann also verzichtet werden. Stattdessen gibt es zusätzliche Leistung. Im Hyundai Ioniq 5 4WD sind es 70 kW, im VW ID.4 GTX sogar 80 kW. Hier wie dort wird die Power der vorderen E-Maschinen aber nur dann aktiviert, wenn die Hinterräder um Traktion ringen oder die volle Leistung abgerufen wird. Bei Vollgas aus dem Stand stürmen beide Boliden also mit voller Allradtraktion vehement davon. Der Hyundai passiert schon nach gut fünf Sekunden die 100-km/h-Marke, der VW eine Sekunde später und ist damit genauso schnell wie ein aktueller Golf GTI. Trotz dieser Sportwagenwerte kann sich die Effizienz sehen lassen. Im Schnitt müssen die Rivalen erst nach gut 350 Kilometern aufgeladen werden – verlangen auf der AUTO ZEITUNG-Normrunde im Vergleichstest also nach 20 (Hyundai Ioniq 5) beziehungsweise 21,7 kWh (VW ID.4 GTX) je 100 Kilometer. Wer sparsam und ohne schnelle Autobahnabschnitte unterwegs ist, kommt mit gut 15 kWh aus und wird fast 500 Kilometer mit einer vollen Batterieladung schaffen. Beim Wiederauffüllen am Schnelllader punktet der Koreaner übrigens mit einer derzeit in dieser Preisklasse konkurrenzlosen Ladeleistung von 220 kW, sofern das die DC-Ladesäule hergibt. Den Akku von zehn auf 80 Prozent zu füllen, dauert so nur 18 Minuten.
Fahrdynamik: VW ID.4 GTX hat bei den Bremswerten das Nachsehen
Auch hier beeindruckt der Hyundai Ioniq 5 4WD. Wenn der Fahrmodusschalter auf "Sport" gestellt wird, verwandelt sich das 2,1 Tonnen schwere Dickschiff in einen echten Kurvenjäger. Selbst harte Lastwechsel in engen Kurvenkombinationen meistert er auf seinen 20-Zöllern unbeeindruckt. Doch auch der noch einmal 150 Kilogramm schwerere VW ID.4 GTX erzeugt eine Menge Fahrspaß und kann gerade in lang gezogenen Kurven gut mit dem Hyundai mithalten. Da sein Sportmodus Lenkung, Fahrwerk und Bremse aber nicht so konsequent schärft, bleibt er bei der Rundenzeit auf abgesperrter Strecke eine gute Sekunde hinter dem Ioniq 5. Letzterer punktet im Vergleichstest zusätzlich mit seiner besseren Brems-Performance.
Umwelt/Kosten: Ausstattung und Garantiebedingungen sprechen für den Hyundai Ioniq 5
Sind die Ausstattungsextras beim ID.4 an bestimmte Ausstattungslinien gebunden, so hat das Topmodell VW ID.4 GTX die meisten Dinge wie Navi, Matrix-LED-Scheinwerfer oder Metallic-Lack schon an Bord. Zusätzliche Annehmlichkeiten wie das adaptive Fahrwerk, das riesige Panorama-Glasdach (1400 Euro) oder das Head-up-Display mit dreidimensionalen Effekten (1160 Euro) können einzeln hinzugeordert werden. Hyundai schnürt für den Ioniq 5 4WD dagegen vier Ausstattungspakete, von denen schon das günstigste mit Navi, Smartphone-Anbindung und zwei großen Bildschirmen auffährt. Das volle Programm samt 360-Grad-Monitor, Bose-Soundsystem und belüfteten Sitzen erhält man für 11.850 Euro im Uniq-Paket. Wichtiger für neue Elektro-Kund:innen dürfte allerdings das vollumfängliche Garantiepaket über acht Jahre sein. Das Kostenkapitel des Vergleichstests entscheidet der Hyundai somit für sich.
Messwerte & technische Daten Hyundai Ioniq 5 4WD und VW ID.4 GTX
AUTO ZEITUNG 21/2021 | Hyundai Ioniq 5 4WD (72,6 kWh) | VW ID.4 GTX |
Technik | ||
E-Motor | 2 permanent erregte Synchronmaschinen, vorn 70 kW hinten 160 kW | vorn Asychronmaschine (80 kW), hinten permanent erregte Synchronmaschine (150 kW) |
Systemleistung | 225 kW/305 PS | 220 kW/299 PS |
Systemdrehmoment | 605 Nm | 460 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen, klimatisiert | Lithium-Ionen, klimatisiert |
Spannung/Kapazität netto (brutto) | 653 V / 72,6 kWh | 400 V / 76,6 kWh |
Max. Ladeleistung DC/AC | 220 kW / 11 kW | 125 kW / 11 kW |
Ladeanschluss/Ort | Typ 2 u. CCS / h. rechts | Typ 2 u. CCS / h. rechts |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung / Allradantrieb | Konstantübersetzung / Allradantrieb |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 2095/2100 kg | 2224/2256 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 5,2 s | 6,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 185 km/h | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,2/34,5 m | 35,2/35,0 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 20,0/19,0 kWh | 21,7/18,2 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 95/0 g/km | 103/0 g/km |
Reichweite (Test/WLTP) | 360/490 km | 353/497 km |
Preise | ||
Grundpreis | 48.900 € | 50.415 € |
Testwagenpreis | 49.925 € | 47.290 € |
Schon im vergangenen Vergleichstest gegen die süddeutschen Premium-Konkurrenten verhalfen dem Hyundai Ioniq 5 4WD seine Allrounderqualitäten zum Sieg. Auch diesmal gewinnt der Koreaner durch das gute Platzangebot, die sehr sportlichen Fahrleistungen, den effizienten Antrieb und die hohe Ladeleistung. Immerhin hat er im sportlichen Topmodell VW ID.4 GTX einen sehr starken Widersacher gefunden, das sich hier keine Patzer erlaubt und sich ebenfalls als alltagstauglicher und familiengerechter Elektro-Sportler qualifiziert. Der Wolfsburger gewinnt dabei sogar die Komfortwertung mit seiner top Geräuschdämmung und dem tadellosen DCC-Fahrwerk. Das Preis-Leistungs-Kapitel verliert er aber wegen der unschlagbaren Achtjahres-Garantie des Hyundai.