Ioniq 5/Octavia/Prius: Vergleichstest
Der Kampf der Antriebskonzepte
- Hyundai Ioniq 5, Skoda Octavia und Toyota Prius im Vergleichstest
- Karosserie: Luftiges Interieur im Hyundai Ioniq 5
- Fahrkomfort: Der Skoda Octavia am bequemsten
- Motor/Getriebe: Hyundai Ioniq 5 mit vielen Vorzügen
- Fahrdynamik: Der Toyota Prius überraschend sportlich
- Umwelt/Kosten: Skoda Octavia mit bestem Preis-Leistungsverhältnis
- Technische Daten & Messwerte von Hyundai Ioniq 5 (168 kW), Skoda Octavia 2.0 TDI und Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Stromer, Verbrenner oder Plug-in-Hybrid: Welches Kompaktmodell bietet am meisten Auto fürs Geld? Der Vergleichstest zwischen Hyundai Ioniq 5, Skoda Octavia und Toyota Prius beantwortet diese spannende Frage.
Hyundai Ioniq 5, Skoda Octavia und Toyota Prius im Vergleichstest
Zu teuer, zu wenig Reichweite, kompliziert im täglichen Umgang – Elektroautos und Plug-in-Hybride haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Doch wie begründet sind diese Vorbehalte eigentlich wirklich? Wir lassen zur Beantwortung dieser Frage drei mustergültige Beispiele aus der Kompaktklasse gegeneinander antreten.
Für alle kompakten Elektriker steigt der Hyundai Ioniq 5 in den Ring. Seit 2021 auf dem Markt, konnte sich der extravagant gezeichnete Koreaner durch seine brauchbare Reichweite und ausgeprägte Schnellladefähigkeit einen guten Ruf als absolut erstwagentauglicher Stromer erarbeiten. Den Vergleichstest bestreitet der Ioniq 5 mit Heckmotor, Hinterradantrieb und einer Leistung von 168 kW (229 PS).
Die Fahne stellvertretend für alle kompakten Verbrenner hält der Skoda Octavia hoch. Der beliebte Tscheche gilt seit vielen Jahren als eines der besten Angebote im Segment und vereint mit seinem 150 PS (110 kW) starken Turbodiesel Effizienz mit Nutzwert – und das zu überschaubaren Kosten.
Das Beste aus beiden Welten will der neue Toyota Prius PHEV bieten. Sein Batteriepaket erlaubt es in einem gewissen Maß, den mobilen Alltag rein elektrisch zu erledigen. Für längere Strecken steht im Plug-in-Hybrid der Vierzylinder-Benziner zur Verfügung, der die Reichweite erheblich erhöht. Die Systemleistung von 223 PS (164 kW) sorgt dazu für eine ordentliche Portion Fahrspaß. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars zeigt den Hyundai Ioniq 6 (2023) im Video:
Karosserie: Luftiges Interieur im Hyundai Ioniq 5
Wie bereits erwähnt, gilt der Skoda Octavia zu Recht als eines der praktikabelsten Kompaktklasse-Fahrzeuge überhaupt, was nicht nur an den vielen pfiffigen Detaillösungen liegt (Stichwort: Regenschirmfächer in den Türverkleidungen). Seine 4,69 m lange und 1,83 m breite Karosserie stellt schließlich reichlich Platz für die Fahrgäste zur Verfügung, die sich überdies auch in Sachen Gepäck nicht einschränken müssen. Sein Kofferraum fasst nämlich für eine Limousine gewaltige 600 bis 1555 l.
Im Interieur des Hyundai Ioniq 5, dem man seine Länge von 4,64 m nicht unbedingt ansieht, geht es sogar noch etwas luftiger zu als im tschechischen Rivalen. Vorn profitiert man von der enormen Innenbreite und dem immensen Fußraum, der von dem nicht vorhandenen Mitteltunnel begünstigt wird. Im Fond freuen sich die Passagier:innen über reichlich Knieraum. Der Kofferraum des Koreaners ist mit 527 l bei voller Besetzung der Sitze etwas kleiner als das des Skoda. Legt man die Rücksitzbank jedoch um, wächst das Transportabteil auf üppige 1587 l an. Außerdem gibt es unter der Fronthaube ein zusätzliches Fach, das mit 57 l nicht nur groß genug für ein mitgeführtes Ladekabel, sondern auch weiteres Kleinzeugs ist.
Angesichts derart geballter Praktikabilität lässt der sportwagengleich gestaltete Toyota Prius neidvoll die Scheinwerfer zu Boden sinken. Seine vergleichsweise schmale Karosserie geizt insgesamt mit Luft über dem Scheitel und schränkt die seitliche Bewegungsfreiheit seiner Insass:innen im Vergleich zu den Wettbewerbern massiv ein. Und auch das Gepäckraumvolumen ist einer 4,60 m langen Limousine eigentlich nicht würdig. Sind alle Plätze belegt, stehen mickrige 284 l für Transportgut zur Verfügung. Und auch das maximale Laderaumvolumen liegt mit 1360 l unter dem der Kontrahenten. Voll und ganz konkurrenzfähig hingegen ist die Sicherheitsausstattung des Japaners. Neben den heutzutage üblichen Sicherheitseinrichtungen wie automatische Notbremsung vor Hindernissen, LED-Scheinwerfern oder Notrufautomatik offeriert der Prius serienmäßig unter anderem autonome Fahrfunktionen, Verkehrszeichenerkennung sowie einen Notfallassistenten, der das Fahrzeug zum Stehen bringt, sollte man dazu nicht mehr in der Lage sein.
Fahrkomfort: Der Skoda Octavia am bequemsten
Auch ohne die anerkannt guten adaptiven Dämpfer federt der Skoda Octavia gelassen die meisten Unebenheiten weg. Darüber hinaus bietet er vorn die bequemsten Sitzgelegenheiten in diesem Vergleichstest und die beste Ergonomie, die maßgeblich von den zahlreichen pfiffigen Ablagen und der hervorragend integrierten Sitzposition begünstigt wird.
Der wesentliche Komfortvorteil des Hyundai Ioniq 5 liegt hingegen in der geringen Lärmbelästigung dank der weitgehend fehlenden Antriebsgeräusche. Obendrein bettet er seine Fondgäste auf eine sehr kommode Rückbank, und auch die Vordersitze sind auf langer Strecke angenehm. Im Federungskomfort fällt der Koreaner allerdings etwas ab. Spricht die Vorderachse insgesamt noch relativ sensibel an, reicht die Hinterachse bereits kleinere Anregungen weiter. Außerdem wankt der Asiate beim Überfahren einseitiger Anregungen merklich um die Längsachse.
Dennoch ist es der Toyota Prius, der im Komfortkapitel die wenigsten Zähler sammelt. Das liegt vor allem daran, dass Wind- und Abrollgeräusche deutlicher in seinen Innenraum dringen, als dies bei den Wettbewerbern der Fall ist. Außerdem jault sein Motor unter Volllast recht laut auf, was ebenfalls nicht für eine ruhige Atmosphäre an Bord sorgt. Zugute halten muss man dem Prius allerdings, dass seine Federung mit maximaler Beladung einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlässt und sich dann auch durch tiefe Fahrbahnschäden nicht nachhaltig aus der Ruhe bringen lässt.
Motor/Getriebe: Hyundai Ioniq 5 mit vielen Vorzügen
Neben dem erwähnten Geräuschkomfort überzeugt der elektrische Treibsatz des Hyundai Ioniq 5 (168 kW) mit weiteren Vorzügen, als da wären: die ansatzlose zackige Beschleunigung und das Fernbleiben jeglicher antriebsbedingter Vibrationen. Der Testverbrauch geht mit 19,9 kWh je 100 km für ein derart großes E-Fahrzeug voll in Ordnung. Allerdings ist die Reichweite hier mit 389 km die geringste, und das Energietanken dauert naturgemäß auch länger als bei den Wettbewerbern, die innerhalb weniger Minuten an der Tankstelle fossile Treibstoffe nachfassen können. Dennoch reichen die erwähnten Vorzüge aus, um den Kapitelsieg davonzutragen.
Der klassische Verbrenner sammelt in diesem Wettbewerbsumfeld die wenigsten Punkte. Zwar ist der 150 PS starke Skoda Octavia 2.0 TDI mit einem Testverbrauch von 5,3 l Diesel auf 100 km für sich genommen sehr sparsam und liefert zudem die höchste Endgeschwindigkeit. Im Gegenzug aber muss man hier mit weniger Laufkultur und dem eher trägen Doppelkupplungsgetriebe leben, das teilweise nur zögerlich die Übersetzungen an die jeweilige Fahrsituation anpasst.
Die Kombination aus Verbrenner und elektrischen Antriebskomponenten sorgt indes dafür, dass der Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV als Reichweitenkönig aus diesem Vergleichstest hervorgeht. Den knausrigen Test-Durchschnittsverbrauch von 3,7 l zuzüglich 6,8 kWh an elektrischer Energie zugrundegelegt, fährt der Japaner 1081 km weit, ehe der nächste Tankstopp ansteht. Darüber hinaus legt sich das 223 PS (164 kW) starke System längsdynamisch mächtig ins Zeug und beschleunigt den Prius sogar noch flotter als der E-Motor den keinesfalls langsamen Ioniq 5. Auf der Negativseite verbucht der Toyota den eher rauen Lauf und die erwähnt kernige Geräuschkulisse des Verbrenners, die durch das stufenlose Automatik-Getriebe konstruktionsbedingt unter Volllast auftritt.
Fahrdynamik: Der Toyota Prius überraschend sportlich
Der Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV sieht nicht nur sportlich aus, er beweist auch in den querdynamischen Wertungsdisziplinen einiges Talent. Er lenkt trotz des nicht gerade geringen Gewichts mit hoher Agilität ein und erweist sich auch in Wechselkurven als überaus leichtfüßig. An der Reifen-Haftgrenze angelangt, schiebt der japanische Keil sanft über die Vorderräder, was für die hohe Fahrsicherheit spricht. Beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven kann sich der Prius zudem auf den ordentlich Punch seines Antriebssystems verlassen, sodass für ihn am Ende die schnellste Handlingzeit zu Buche steht.
Allerdings ist dem Toyota der Hyundai Ioniq 5 (168 kW) denkbar dicht auf den Fersen und umrundet die Strecke seinerseits lediglich mit 0,1 s Rückstand. Dabei offenbart der Elektriker jedoch ein völlig anderes Naturell: Bei deaktiviertem ESP lädt der heckgetriebene Koreaner nur allzu bereitwillig zu launigen Drifts ein. Das macht auf abgesperrter Strecke zwar viel Freude, kostet im Handling allerdings Zeit. Wer daher mit dem Ioniq 5 flott ums Eck möchte, sollte sich beim Energiegeben etwas zurückhalten – oder besser noch das ESP aktiviert lassen.
Obwohl mit 1488 kg Leergewicht der Leichteste im Bund, legt der Skoda Octavia 2.0 TDI nicht ganz den Elan seiner Wettstreiter an den Tag. Er lenkt weniger behände ein und untersteuert insgesamt kräftiger als der Hyundai und der Toyota. Zugute halten wir dem Tschechen jedoch die feinnervig ansprechende Lenkung und die ausgeprägte Fahrsicherheit, zu der auch die in diesem Vergleichstest kürzesten Bremswege gehören.
Umwelt/Kosten: Skoda Octavia mit bestem Preis-Leistungsverhältnis
Die Finanzen sprechen klar für den konventionellen Verbrenner, den Skoda Octavia 2.0 TDI. Der Tscheche ist mit Abstand das günstigste Fahrzeug im Vergleichstest und kostet in der Versicherung deutlich weniger als seine Wettbewerber. Aufgrund des sparsamen Antriebs laufen nicht einmal die Kraftstoffkosten aus dem Ruder. Außerdem ist bei ihm – und auch beim Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV – mit einem geringeren Wertverlust als beim Hyundai Ioniq 5 (168 kW) zu rechnen, der wegen des hohen Einstandspreises der hier getesteten Motorisierung nicht mehr förderfähig ist. Seit dem Jahreswechsel 2023/2024 ist Schluss mit der Umweltprämie. Was für beide Asiaten spricht, sind die Garantielaufzeiten. Während Skoda nur zwei Jahre gewährt, gibt es bei Hyundai immerhin fünf Jahre. Beim Prius verlängert sich die Garantie mit jeder Wartung in der Vertragswerkstatt auf bis zu 15 Jahre.
Technische Daten & Messwerte von Hyundai Ioniq 5 (168 kW), Skoda Octavia 2.0 TDI und Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV
AUTO ZEITUNG 01/2024 | Hyundai Ioniq 5 (168 kW) | Skoda Octavia 2.0 TDI | Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | permanenterregte Synchronmaschine (Hinterachse) | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel; SCR-Kat, Partikelfilter | 4-Zylinder, 4-Ventiler; permanenterregte Synchronmaschine |
Hubraum | - | 1968 cm³ | 1987 cm³ |
Gesamtleistung | 229 PS/168 kW | 150 PS/110 kW | 223 PS/164 kW |
Leistung Verbrenner/ E-Motor | -/168 kW(229 PS) | 110 kW(150 PS)/- | 111 kW(151 PS)/120 kW (163 PS) |
Max. Gesamtdrehmoment | 350 Nm | - | 208 Nm |
Batterie | Li.-Ionen, flüssigkeitsgekühlt | - | Lithium-Ionen |
Spannung/Kapazität | 800 V/77,4 kWh | - | 352 V/13,6 kWh |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung/ Hinterrad | 7-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad | Stufenlose Automatik /Vorderrad |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1935/1971 kg | 1391/1488 kg | 1545/1591 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,1 s | 8,9 s | 7,0 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 185 km/h | 229 km/h | 177 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 37,4/36,3 m | 36,6/35,8 m | 37,4/37,1 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 19,9 kWh/17,0 kWh | 5,3/4,2 l D | 3,7 l S + 6,8 kWh/ 0,5 l S + 14,4 kWh |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 80/0 g/km | 141/110 g/km³ | 115/11 g/km³ |
Reichweite | 507 km | 906 km | 1081+86 km |
Preise | |||
Grundpreis | 54.800 € | 37.730 € | 45.290 € |
Testwagenpreis | 54.800 € | 38.480 € | 52.690 € |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Hyundai Ioniq 5 (168 kW) | Skoda Octavia 2.0 TD | Toyota Prius 2.0 VVT-i PHEV |
Karosserie (1000) | 641 | 623 | 539 |
Fahrkomfort (1000) | 717 | 743 | 690 |
Motor/Getriebe (1000) | 748 | 707 | 733 |
Fahrdynamik (1000) | 605 | 623 | 605 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2711 | 2696 | 2567 |
Kosten/Umwelt (1000) | 327 | 358 | 337 |
Gesamtwertung (5000) | 3038 | 3054 | 2904 |
Platzierung | 2 | 1 | 3 |
Der Verbrenner ist nach wie vor eine Überlegung wert. Das jedenfalls zeigt dieser Vergleichstest, den der Skoda Octavia für sich entscheiden kann. Das Zünglein an der Waage sind die finanziellen Aspekte. Der Tscheche ist schließlich deutlich günstiger als seine elektrisierten Wettbewerber. Die Eigenschaftswertung geht allerdings an den Elektriker im Testfeld, den Hyundai Ioniq 5. Die geräumige Karosserie und der hervorragende Antriebskomfort bescheren dem Koreaner viele Punkte. Im Gesamten reicht es wegen des hohen Preises aber nur für den zweiten Platz. Bronze holt sich der Toyota Prius. Ähnlich kostspielig wie der Hyundai, verliert er vor allem wegen seiner unpraktischen Karosserie wichtige Zähler.