Honda Civic Type R: Tracktest Civic Type R schnellster Fronttriebler auf dem Ring
Wo testet man einen neuen Civic Type R am besten? Natürlich dort, wo er sich laut Honda am wohlsten fühlt – in der Eifel, am Nürburgring. Genauer: auf der Nordschleife.
Stellen Sie sich vor, Apple würde Ihnen schon heute das neue iPhone zum Testen in die Hand drücken. Einzige Bedingung: Alle neuen Funktionen sind tabu – also nur telefonieren, WhatsApps schreiben und Siri ausfragen. So ähnlich wäre das gewesen, hätten wir den neuen Honda Civic Type R mehrere Wochen vor der offiziellen Präsentation nur ein bisschen über die Autobahn gescheucht, wären mit ihm StVO-konform durch ein paar kurvige Landstraßen gezuckelt oder hätten uns in einen der kilometerlangen Staus rund um Köln gestellt. Doch weil erstens der Nürburgring nur eine Stunde von Köln entfernt liegt und zweitens die Japaner erst kürzlich genau dort mit dem Type R in 7:43,8 Minuten einen neuen Rundenrekord aufgestellt haben (für frontgetriebene Serienfahrzeuge), dürfen Sie raten, welches Auto wir wo getestet haben. Nein, die Fabelzeit des Testfahrers haben wir nicht überprüft, dafür aber alles andere am neuen Civic Type R – und zwar im Touristenfahrer-Betrieb, bei dem der 20,832 Kilometer lange Kurs zur mautpflichtigen Einbahnstraße wird.
Der Honda Civic Type R im Video:
Tracktest: Ringrekord für den Honda Civic Type R
Der Type R 2017 ist länger, breiter und flacher als sein noch gar nicht so alter Vorgänger (Marktstart 2015) und bietet deshalb vor allem hinten etwas mehr Platz. Außerdem wurde das Cockpit komplett umgeräumt: Es wirkt nun weniger verspielt, übersichtlicher, ist einfacher zu bedienen – ausgenommen das nach wie vor für Stirnrunzeln sorgende, weil unpraktisch zu händelnde Multimediasystem. Doch wir wollen ja keine Tasten, sondern auf die Tube drücken. Also konzentrieren wir uns auf die technischen Neuigkeiten: etwa die etwas kürzere Gesamtübersetzung des manuellen Sechsgang-Getriebes, die um 65 Millimeter breitere Spur an der Hinterachse, die breitere und nun 20 Zoll große ContiSportContact 6-Bereifung. Oder auf den abgesenkten Fahrzeug-Schwerpunkt, den geglätteten Unterboden, die 16-kg-Gewichtsreduktion und die größeren Brembo-Scheiben. Das alles, so Honda, soll den Type R noch schneller und fahrbarer machen. Soll. Und wie ist das wirklich? Am besten testen! Wir schnallen uns in den eng anliegenden Sportsitzen fest, bemerken, dass man nun tiefer, aber immer noch nicht tief genug sitzt – obwohl der Kraftstofftank nicht mehr unter, sondern hinter einem platziert ist – und switchen vom ebenfalls neuen Comfort-Modus über Sport in die R-Fahrstufe.
Type R 2017: Länger, breiter, flacher
Sofort verhärten die adaptiven Dämpfer, reagiert der auf 320 PS erstarkte Vierzylinder-Turbo mit zwei Liter Hubraum noch sensibler auf Gaspedal-Bewegungen. Das AHA-System (Agile Handling Assist; ESP) bleibt aktiviert. Wir rücken direkt vor bis zur Schranke an der Nordschleifen-Zufahrt, checken per QR-Code auf dem Smartphone ein (seit neuestem kann man Tickets auch per App kaufen) und wärmen erst einmal die Reifen an. Zweiter Gang, dritter – die Gänge flutschen im Test nur so rein mit ultrakurzen Schaltwegen und perfekt zur Hand liegendem Schaltknauf. Erst ab Flugplatz lassen wir den Type R richtig von der Leine, werfen ihn ins Schwedenkreuz und verzögern dann gen Aremberg. Herunterschalten ist ein Kinderspiel, vor allem, weil man sich den Stepptanz auf der Pedalerie sparen kann: Die Motor-Getriebe-Steuerung gibt Zwischengas. Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest: Der Neue hat zwar beim Kurventempo zugelegt, sein Sperrdifferenzial sorgt in Kombination mit den Conti-Pneus nach wie vor für eine fantastische Traktion am Kurvenausgang, und die Lenkung im Test ist die eines Type R würdig.
Fantastische Traktion und Lenkung
Allerdings bewegt sich der auf fast 4,60 Meter Länge gewachsene Kompakte mit dem Heck erstaunlich viel und wirkt auf den Versatzstücken Abfahrt Fuchsröhre, beim Kerbschneiden im Hatzenbach oder in Richtung Schwalbenschwanz zappelig. Wir starten die zweite Test-Runde, legen etwas Tempo drauf, fahren den Type R bewusst härter, zwingen ihn in Kurven, statt ihn zu führen. Und siehe da: Als habe er nur auf Peitschenhiebe gewartet, fügt sich das Flügelwesen plötzlich, liegt spürbar ruhiger, satter und gibt sich seinem Schicksal hin. Fehlt also nur noch die Rundenzeit. Beim nächsten Mal vielleicht…
Technische Daten | Honda Civic Type R |
Motor | 4/4, Turbo |
Hubraum | 1996 ccm |
Leistung | 320 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 6-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad |
0-100 km/h | 5,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 272 km/h |
Leergewicht | 1305 kg |
L/B/H in mm | 4557/1877/1434 |
Grundpreis: | 38.950 Euro |