Gestensteuerung (Test): So klappt die neue Technik
Wisch und weg – Eine feine Geste
Per Gestensteuerung soll das Autofahren intuitiver werden – erste Systeme sind bereits serienmäßig, etwa bei BMW und VW. Unser Test!
Auf der Suche nach einer möglichst einfachen, intuitiven Bedienung setzen Autobauer immer häufiger auf alternative Eingaben: Statt Schalter, Tasten und Drehknöpfe haben moderne Autos jetzt auch Touchscreens und Sprachsteuerungen an Bord. Das soll zum Beispiel die Bedienung von Radio, Telefon, Klimaanlage und Multimedia-Technik erleichtern. Seit Kurzem halten sogar die Gestensteuerungen Einzug, also jene Systeme, die berührungslos – auf Fingerzeig – reagieren. Radio, Schiebedach (am Showcar) und sogar die Einparkhilfe verstehen genau definierte, in der Luft ausgeführte Handzeichen. Der Fahrer kommuniziert mit der sich per Lenkradtasten, Sprach-Befehl, Bildschirmberührung und/oder Gesten steuern. Die Funktion ist hier schnell erklärt: Durch Wischgesten von rechts nach links und umgekehrt werden horizontale Menüpunkte im Display, die gerade angezeigt werden, verschoben. So kann man etwa im Radio-Menü den Sender wechseln. Hat man dagegen die Playlist eines angeschlossenen Datenträgers geöffnet, wechselt man so von Lied zu Lied. Allerdings ist ein Überspringen von Titeln nicht möglich. Und: Die Gestensteuerung funktioniert nur, wenn ein Annäherungssensor die Hand erkannt hat und die Funktionsbereitschaft per Piktogramm (Winkehand) im Display signalisiert.
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Test: Gestensteuerung im VW Golf und BMW 7er
Unser Test zeigt, dass eine gleichmäßige, nicht zu schnell ausgeführte Geste zuverlässiger zum Erfolg führt als hektisches Wischen. Für die Lautstärke-Regelung muss man beim Golf dann doch wieder "händisch" zupacken. Das Radio verzichtet – zum ersten Mal in der VW-Geschichte – komplett auf lieb gewonnene Drehknöpfe. Im Klartext: Man muss die Touch-Flächen für "Volume +" und "Volume -" finden und durch Tippen oder Finger-Dauerauflage bedienen. Das geht während der Fahrt oft nicht wie gewünscht, muss wiederholt werden und gelingt selbst nach Eingewöhnung nicht ohne Blickkontrolle. Und so trauern sämtliche Tester dem bewährten Drehknopf nach. Bei der BMW-Gestensteuerung lassen sich deutlich mehr Funktionen via festgelegter Handbewegungen bedienen. Die Gesten wie "Wischen" oder "Zeigen" werden hier von einer Kamera erkannt und lösen dann die gewünschten Funktionen aus. Dazu gehören das Annehmen oder Ablehnen eines eingehenden Anrufs, das Aktivieren und Abbrechen der Navigation sowie Aufnahme und Beendigung der Sprachfunktion. Das BMW-Radio wird deutlich komfortabler als beim VW bedient: Drehbewegungen mit dem Zeigefinger erhöhen oder reduzieren die Lautstärke.
Mehr Funktionen per Geste im BMW
Das funktioniert zwar mit leichter Verzögerung, ist aber noch akzeptabel. Schon wegen des deutlich größeren Gesten-Umfangs (siehe rechts) halten wir die hier im Display eingeblendeten Interaktionsmöglichkeiten für sinnvoll. Zudem gibt das System sogar akustisch und visuell eine sofortige Rückmeldung auf Gesten-Befehle. Gut ist die Kamera-Steuerung: Indem man mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis bildet und horizontal vor dem Display bewegt, wird die Surround View-Kamera-Ansicht gedreht – eine nützliche Einparkhilfe. Innovativ ist auch die "Teufels-Geste". Mit ausgestreckten Zeige- und Mittelfingern lässt sich der Monitor schnell aus- oder einschalten, um Blendungen bei Nacht zu vermeiden. Wer mag, kann diese Geste sogar mit einer anderen Funktion belegen. Der große Kamera-Blickwinkel des Systems hat allerdings auch Nachteile: So erhöhte unsere Fotografen vom Beifahrerplatz aus mit ihrer temperamentvollen Körpersprache ungewollt die Radio-Lautstärke auf Disco-Niveau …
Gestensteuerung im VW Golf | ||
Positiv | Funktioniert zuverlässig, schnelle Reaktion, klare Anzeige: "System aktiv" | |
Negativ | Teuer, nur mit Navi Discover Pro erhältlich, lediglich eine Wisch-Geste für den Musikwechsel |
Gestensteuerung im BMW 7er | ||
Positiv | Größerer Gestenumfang, Laut/Leise funktioniert gut, variabel belegbare Geste möglich | |
Negativ | Lernphase nötig wegen vieler Möglichkeiten, Fehlauslösung aufgetreten (Lautstärke) |
Die Gestensteuerung funktioniert im Alltag bereits recht gut, wirkliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Bedienung sind aber kaum erkennbar.