Ford Mustang Mach-E GT/Hard Top Coupé: Vergleich
Familienfest mit den Mustangs
Der 1964 gestartete Ford Mustang ist die Ikone des Herstellers – der aktuelle Ford Mustang Mach-E GT dagegen der Pionier der Marke bei der Transformation zum Anbieter von E-Autos. Ein Vergleich.
Es wäre vielleicht übertrieben, zu behaupten, dass der erste Ford Mustang – der in diesem Vergleich gegen den Ford Mustang Mach-E GT antritt – bei seinem Erscheinen 1964 eine Zeitenwende bei Ford ausgelöst hat. Das Wort ist ohnehin gerade etwas abgenutzt. Aber: Der kleine Sportwagen verpasste der Marke damals ein neues, sportlicheres Image und schreckte vor allem die Konkurrenz auf. Zudem war das erste Ponycar – der Mustang begründete den Gattungsbegriff – sehr erfolgreich. Und auch die aktuelle fünfte Generation ist weiter einer der meistverkauften Sportwagen der Welt. Wobei er nicht mehr das einzige Pferd im Stall von Ford ist: Unter dem Namen Mustang Mach-E bietet die Marke ihren ersten ausschließlich als Elektro-Fahrzeug entwickelten Crossover an. Der Name ist natürlich Programm. Der Mustang Mach-E bietet zwar Mensch und Gepäck bauartbedingt viel mehr Platz als der viersitzige Sportwagen, setzt aber ebenfalls auf Leistung und fahrdynamische Talente. Am besten kann das der Mustang Mach-E GT, der aus zwei E-Motoren 358 kW (487 PS) und 860 Nm Drehmoment holt.
Davon kann unser himmelblau-metallicfarbenes Mustang Hard Top Coupé der ersten Baureihe nur träumen. Sein V8 mit gut 4,7 l Hubraum mobilisiert 192 PS (143 kW) und ein maximales Drehmoment von 382 Nm. Als er 1966 vom Band lief, wuchsen die Bäume noch nicht in den Himmel – auch nicht bei den College-Studierenden, die Ford als Käuferschaft in Visier hatte. Für sie (besser: ihre Eltern) sollte der Ford Mustang bezahlbar sein und rollte schon für rund 2700 Dollar vom Hof des Händlers – in Zeiten des Ford Mustang Mach-E GT aus diesem Vergleich undenkbar. Dafür gab es ein vergleichsweise aufwendiges Cockpit mit fünf Rundinstrumenten, vier Lüftungsdüsen und integriertem Radio. Eingebettet war das Ganze in eine blaue Kunstleder-Landschaft. Auch die kleinen, kopfstützenfreien Sessel sind sehr stilecht mit Kunstleder in zwei Farbtönen bezogen. Das Interieur geht heute als Gesamtkunstwerk durch und ist ein Blickfänger. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Ford Mustang Mach-E (2021) im Check (Video):
Ford Mustang Mach-E trifft auf seinen Urahn – Vergleich
Im Vergleich zum alten Ford Mustang wirkt das Innenleben des Ford Mustang Mach-E GT nüchtern und reduziert wie ein Apple Store. Zwei große Displays – das über der Mittelkonsole misst gewaltige 15,5 Zoll – und sonst fast nichts mehr. Wiedererkennungswerte liefern nur die Rundungen des Lenkrads und das galoppierende Pferdchen in dessen Mitte. Die Sitze sind mit einem Leder-Stoff-Gemisch bespannt, an dem man nicht festklebt, das trotzdem aber mehr (Seiten-) Halt bietet. Die Konstantübersetzung des Stromers empfängt ihre Befehle über einen flachen Drehknopf, während die Dreistufen-Automatik des Oldtimers über einen verchromten, hoch aufragenden Schaltbügel gesteuert wird. Auch Schalten-Lassen geht mit Stil… Die kleinen, dürren Schlüsselchen, die zum Fahren des Ford Mustang berechtigen, erinnern daran, dass früher doch nicht alles besser war.
Türen, Kofferraum, Zündschloss, Tankverschluss – es dauert, bis man den passenden Bart zur Hand hat. Mit dem richtigen Türöffner in der Tasche passiert das beim Mustang Mach-E wie von selbst. Nur den Startknopf muss man noch drücken – dann geschieht erstmal fast nichts, lediglich die Instrumente signalisieren, dass es losgehen kann. Im Ford Mustang von 1966 genügt ein Dreh am dürren Schlüsselchen, und schon hört man ein dumpfes Grollen, das auch das Herannahen eines Gewitters ankündigen könnte. Auch wenn der V8 im Vergleich zu den Zeitgenossen aus den USA zu den Hubraumschwächeren gehört, liefert er einen lange entbehrten Wohlklang, der nicht nur Fans elektrisiert. Das schaffen die beiden E-Motoren erst nach dem Losfahren, wenn man auf freier Strecke das Fahrpedal mal kräftiger durchdrückt. Bei Bedarf geht es im Ford Mustang Mach-E GT in nur 4,4 s auf Tempo 100.
Keine Sensation mehr: 192 PS im Ford Mustang
Da kann das Ford Mustang Hard Top Coupé im direkten Vergleich natürlich nicht ganz mithalten – muss es aber auch nicht. Seine 192 PS (143 kW) sorgen heute nicht einmal mehr in der Kompaktklasse für Aufsehen. Trotzdem lässt sich der Oldtimer auf kurvigen Strecken nicht so leicht von seinem elektrischen Groß-Cousin Ford Mustang Mach-E GT abhängen. Dank rund einer Tonne weniger Gewicht prescht er fast ebenso leichtfüßig nach vorn. Die Lenkung arbeitet aber nicht so präzise wie die des Ford anno 2022 und vermittelt auch nicht so viel Rückmeldung. Allzu schnell sollte man den 54 Jahre alten Mustang zudem nicht auf öffentlichen Straßen bewegen, weil auch die Bremsen von 1966 stammen. Das wollen wir aber auch in diesem Vergleich nicht. Das Treffen der beiden ist eher ein Familienfest, bei dem man über alte Zeiten plaudert und Pläne für die Zukunft schmiedet. Zum Beispiel diesen: das Ford Mustang Hard Top Coupé fürs Wochenende und den Ford Mustang Mach-E GT für jeden Tag. Das wär's doch.
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Technische Daten und Messwerte von Ford Mustang Mach-E GT & Ford Mustang Hard Top Coupé (Werksangaben)
AUTO ZEITUNG 17/2022 | Ford Mustang Mach-E GT | Ford Mustang Hard Top Coupé |
Technik | ||
Motor | Zwei Permanenterregte Synchronmaschinen | V8-Zylinder, 2-Ventiler, 4736 cm³ |
Leistung | 358 kW/487 PS | 192 PS/143 kW |
Max. Drehmoment | 860 Nm | 382 Nm |
Getriebe | Konstantübersetzung | 3-Stufen-Automatik |
Kapazität (brutto) | 98,7 kWh | - |
Messwerte | ||
Leergewicht | 2273 kg | 1234 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h | 4,4 s | 9,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | ca. 190 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 20 kWh | ca. 14 l |
Kaufinformationen | ||
Preis | 77.200 € | ca. 2700 US-Dollar (1966) |