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Geht auch ganz einfach:

Focus ST/Civic Type R: Vergleichstest

Civic Type R und Focus ST sind die letzten ihrer Art

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. Ford Focus ST & Honda Civic Type R im Vergleichstest
  2. Fahrdynamik: Trotz schwächerem Motor hält der Ford Focus ST mit
  3. Motor/Getriebe: Honda Civic Type R kann vieles deutlich besser
  4. Fahrkomfort: In beiden Autos sitzt man gut
  5. Karosserie: Ford Focus ST geräumiger & übersichtlicher
  6. Umwelt/Kosten: Honda Civic Type R mit besserer Garantieleistung
  7. Technische Daten & Messwerte von Ford Focus ST und Honda Civic Type R
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Handgeschaltete Autos sterben langsam aus. Dabei bereitet das Schalten durchaus Freude, wie das angriffslustige Duo Ford Focus ST mit Track Pack und Honda Civic Type R im Vergleichstest beweist.

 

Ford Focus ST & Honda Civic Type R im Vergleichstest

Der Ford Focus ST und der Honda Civic Type R sind echte Klassiker ihres Segments. Dass der Kölner schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat, merkt man ihm dank noch frischem Facelift im Vergleichstest kaum an. Unter der Haube schlummert der bekannte 2,3-l-Vierzylinder-Turbo, der in der Vergangenheit auch schon dem Ford Mustang die Sporen geben durfte. Weil kein RS mehr vorgesehen ist, muss der ST mit 280 PS (205 kW) auf die Zutaten seines optionalen Track-Packs vertrauen, um dem 329 PS (241 kW) starken Honda Civic Type R Paroli bieten zu können: Semi-Slicks auf gewichtsoptimierten Felgen, Gewindefahrwerk und verstärkte Bremsen samt optischer Finessen für faire 3700 Euro Aufpreis. Honda hat bei der jüngsten Civic-Generation erneut alle Register gezogen und kitzeln per überarbeitetem Turbolader mehr Leistung denn je aus ihrem Pracht-Motor. Beide Fronttriebler sind mit einer Sechsgang-Handschaltung inklusive Zwischengasfunktion ausgestattet. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der Honda Civic Type R (2017) Fahrbericht (Video):

 
 

Fahrdynamik: Trotz schwächerem Motor hält der Ford Focus ST mit

Wer glaubt, dass der Honda Civic Type R dank seines Leistungsplus im Vergleichstest Kreise um den Ford Focus ST fährt, wird sich verwundert die Augen reiben. Auf der Handling Strecke klebt der Focus im Vergleichstest dem Civic mit nur 0,2 s Abstand am Heck – lediglich ein Wimpernschlag, der die Funktionalität des Track-Packs im Focus ST unterstreicht. Die Pirellis bauen bei trockenen Bedingungen enormen Grip auf und funktionieren tadellos zusammen mit dem Gewindefahrwerk, bei dem sich Zug- und Druckstufe (mit dem entsprechenden Werkzeug) anpassen lassen. Die Lenkung gefällt mehr mit ihrer feinen Rückmeldung und weniger mit dem großen Rückstellmoment. Eine Eigenart, an die man sich gewöhnen muss, zumal sich der Wagen durch die Sperre an der Vorderachse regelrecht in Kurven saugt.

Der Honda hat ein ganz ähnliches Naturell, profitiert dabei aber stärker von seinem dreh willigen und stets kraftvollen Antrieb als von seiner Bereifung. Dank ausgeklügelter Aerodynamik samt riesigem Heckflügel besticht auch der Japaner mit jeder Menge mechanischem Grip. Sein Fahrwerk lässt mehr Aufbaubewegungen zu, was die rasante Fahrt im Grenzbereich anspruchsvoller macht. Gut, dass die Lenkung derart gefühlsecht ist. Dass der Kapitelsieg trotz des Leistungsdefizits und marginal schlechterer Rundenzeit an den Focus geht, liegt auch am Track Pack: Die Brembo-Anlage mit 363 mm großen Scheiben vorn verzögert kalt wie warm vehement – damit braucht der Ford für den Stopp aus Tempo 100 jeweils rund zwei Meter weniger Bremsweg. Das sind Welten in dieser Disziplin. Gut dosieren lassen sich beide Anlagen.

 

Motor/Getriebe: Honda Civic Type R kann vieles deutlich besser

Gäbe es den Honda Civic Type R nicht, würde einem beim Ford Focus ST wenig fehlen. Der 2,3-l-Turbo-Vierzylinder entwickelt jederzeit genügend Kraft, um den giftgrünen Kompakten sportlich ums Eck zu wuchten. Das Getriebe gefällt mit kurzen Schaltwegen, und die Messwerte sind über alle Zweifel erhaben. Das Problem des Ford: Der Honda kann alles – teils deutlich – besser. Das Getriebe ist eine ganze Spur knackiger, die Kraftentfaltung bis hoch in die japanischen Drehzahlberge vehementer, und auch die Laufkultur des kleineren Honda-Aggregats fällt etwas besser aus. Das Mehr an Feuer im Civic unterstreicht die Zwischengasfunktion, die deutlich aktiver die Drehmomenttäler zuschüttet als das softer agierende Pendant im Ford. Ob man die 275 km/h Höchstgeschwindigkeit des Honda Civic Type R wirklich braucht, sei dahingestellt – der Ford Focus ST könnte allerdings mehr, wenn man ihn ließe: Er wird bei 250 km/h eingebremst.

Das Patt beim Testverbrauch ist für beide Kompaktsportler kein Ruhmesblatt, weil sich die Werte bei artgerechter Behandlung hüben wie drüben sehr schnell ins Zweistellige verschieben. Der Focus bietet einen größeren Tank – und damit folglich auch mehr Reichweite – und verlangt nicht nach Super Plus wie der Honda. Doch das reicht nicht, um dem Type R in diesem Kapitel des Vergleichstest gefährlich zu werden: Der Motorenpokal geht eindeutig nach Japan.

 

Fahrkomfort: In beiden Autos sitzt man gut

Die zwei Kompakt-Sportler haben sich mit ihren Testfahrzeugkonfigurationen eindeutig der Fahrdynamik und weniger dem Komfort verschrieben. Umso schöner ist es, dass beide voll alltagstauglich sind und nicht mit übertriebener Härte nerven. Hervorzuheben sind hier wie dort die jeweils exzellenten Vordersitze. Die Exemplare im Ford fallen einen Hauch weniger konturiert aus, bieten dafür aber auch eine ausziehbare Beinauflage. Mehr Seitenhalt gibt es im Japaner – allerdings empfiehlt sich ein Probesitzen, weil es hier eher eine Frage der Körpergröße ist, ob der Sitz passt. Kurios wird es beim Geräuschkomfort, denn objektiv gemessen ist der Ford Focus ST in diesem Vergleichstest das leisere Auto. Subjektiv liegt allerdings der Honda Civic Type R mit seinem angenehmeren Klangbild vorn. Mehr Punkte sammelt der Japaner auch beim Federungskomfort. Egal ob leer oder beladen: Der Type R fährt vom zusätzlichem Gewicht unbeeindruckt über sämtliche Anregungen. Er gibt sich sportlich-straff, aber vergleichsweise kommod.

Da fällt der Ford Focus ST mit seinem Gewindefahrwerk ab – und zeigt regelrechte Rallye-Gene: Je schneller, desto besser arbeiten hier Federn und Dämpfer zusammen. Auch die Beladung tut dem Focus gut, die Hinterachse hat auch mit voller Nutzlast noch genügend Reserven. Unterm Strich bleibt aber ein deutlich rustikalerer Federungskomfort als beim Honda. Alle, die das nicht mögen, können auf das Track-Pack samt Gewindefahrwerk verzichten – oder aber Zug- und Druckstufe in mühevoller mechanischer Kleinarbeit optimieren.

 

Karosserie: Ford Focus ST geräumiger & übersichtlicher

Der Focus weist im Vergleichstest eine klassischere Kompakt-Form auf, was spürbare Vorteile mit sich bringt. Sein Fond fällt deutlich geräumiger aus, und die Übersichtlichkeit ist besser. Auf dem Papier ist sein Kofferraum kleiner, der Ford Focus ST profitiert aber von der besseren Variabilität und einer deutlich höheren Zuladung. Knapp 600 kg machen ihn zum Packesel unter den Kompakt-Sportlern – zumal er darüber hinaus auch eine Anhänge- und Stützlast bietet. Der Honda Civic Type R gibt sich hier deutlich kompromissloser. Reihe eins wird mit jeder Menge Platz verwöhnt – hier spielt schließlich die Musik. In Reihe zwei muss man aber schon deutliche Abstriche in Kauf nehmen: Es gibt nur zwei Sitzplätze, und der Kopfraum ist mit steigender Körpergröße arg begrenzt. Und was nützt der große Kofferraum, wenn man nur 366 kg zuladen darf?

Von der fehlenden Möglichkeit, Anhänger oder Heckgepäckträger zu montieren, mal ganz zu schweigen. Obwohl der Honda das neuere Auto ist, fällt die Sicherheitsausstattung des Ford umfangreicher aus. Genügend Argumente für einen Kapitelsieg – auch weil Qualität und Verarbeitung beider auf einem ähnlichen Niveau liegen.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Honda Civic Type R mit besserer Garantieleistung

Was schön und schnell ist, ist meist auch teuer. Das gilt im Vergleichstest für den Focus – den es nur noch in der hochpreisigen ST X-Ausstattung gibt – und noch mehr für den Honda Civic Type R, der zwar eine testrelevante Vollausstattung bietet, aber dessen Preis erst knapp unter 60.000 Euro beginnt. Die Pluspunkte des Japaners – bessere Garantieleistungen und geringere Werkstattkosten – reichen nicht, um den Ford Focus ST hier noch abzufangen.

 

Technische Daten & Messwerte von Ford Focus ST und Honda Civic Type R

AUTO ZEITUNG 19/2023Ford Focus STHonda Civic Type R
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbo4/4; Turbo
Hubraum2261 cm31996 cm3
Leistung206 kW/280 PS,
bei 5500 /min
242 kW/329 PS,
bei 6500 /min
Max. Drehmoment420 Nm bei 3000 – 4000 /min420 Nm bei 3600 – 4000 /min
Getriebe/Antrieb6-Gang, manuell/Vorderrad; elektron. geregeltes Sperrdiff.6-Gang, manuell/Vorderrad; elektron. geregeltes Sperrdiff.
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1437/1419 kg1405/1434 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,8 s5,5 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h275 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
33,2/32,4 m35,5/34,5 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)8,8/8,3 l S8,8/8,2 l SP
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)208/189 g/km208/186 g/km
Preise
Grundpreis43.400 €58.500 €
Testwagenpreis47.100 €58.500 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Ford Focus STHonda Civic Type R
Karosserie (1000)614560
Fahrkomfort (1000)651659
Motor/Getriebe (1000)664685
Fahrdynamik (1000)785734
Eigenschaftswertung (4000)27142638
Kosten/Umwelt (1000)328292
Gesamtwertung (5000)30422930
Platzierung12

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Beide Rivalen verdienen sich eine klare Kaufempfehlung, weil akut vom Aussterben bedroht. Das gilt sowohl für Kraftstoff-verzehrende Kompaktsportler an sich als auch für die Handschaltung. Der Ford Focus ST ist das rundere Gesamtpaket und sein dynamikförderndes Track Pack fair kalkuliert – Platz eins. Noch kompromissloser geht der Honda Civic Type R zu Werke: Er ist bärenstark, aber auch sehr teuer – so reicht es nur für Rang zwei. Auf eines könnte das drohende Aussterben allerdings einen positiven Nebeneffekt haben: Focus ST und Type R dürften künftig gebraucht stark gefragt sein.

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