Ford Focus/Honda Civic/Mazda3/Opel Astra/VW Golf: Test Kompakte mit Diesel im Vergleichstest
Der neue Mazda3 sorgt für Aufsehen. Sein unkonventionelles Styling weckt Neugier und bringt Schwung in die Kompaktklasse. Hält sein Diesel mit zahmen 116 PS da Schritt? Die Antwort liefert der Vergleichstest mit Ford Focus, Honda Civic, Opel Astra und VW Golf.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Ford Focus 1.5 Ecoblue | Honda Civic 1.6 i-DTEC |
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Karosserie (1000) | 586 | 530 |
Fahrkomfort (1000) | 717 | 698 |
Motor/Getriebe (1000) | 678 | 686 |
Fahrdynamik (1000) | 715 | 697 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2696 | 2611 |
Kosten/Umwelt (1000) | 432 | 428 |
Gesamtwertung (5000) | 3128 | 3039 |
Platzierung | 1 | 4 |
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Mazda3 Skyactiv-D 1.8 | Opel Astra 1.6 Diesel |
Karosserie (1000) | 558 | 549 |
Fahrkomfort (1000) | 696 | 710 |
Motor/Getriebe (1000) | 662 | 665 |
Fahrdynamik (1000) | 698 | 655 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2614 | 2579 |
Kosten/Umwelt (1000) | 445 | 444 |
Gesamtwertung (5000) | 3059 | 3023 |
Platzierung | 3 | 5 |
Gesamtbewertung (max. Punkte) | VW Golf 1.6 TDI SCR | |
Karosserie (1000) | 581 | |
Fahrkomfort (1000) | 730 | |
Motor/Getriebe (1000) | 665 | |
Fahrdynamik (1000) | 662 | |
Eigenschaftswertung (4000) | 2638 | |
Kosten/Umwelt (1000) | 428 | |
Gesamtwertung (5000) | 3066 | |
Platzierung | 2 |
Autos aus der Kompaktklasse müssen keineswegs uniform gezeichnet sein. Das beweist dieses Testfeld eindrucksvoll. Während die etablierten Modelle VW Golf und Opel Astra klassische Formen verkörpern, setzt der aktuelle Ford Focus mit seinem betont knackigen Heck und der großmäuligen Front optisch verstärkt auf sportliche Attribute. Honda pflegt eine eigenständige Designsprache und polarisiert beim Civic mit einem Fließheck-Konzept. Doch der unbestrittene Hingucker in diesem Quintett ist der Mazda3, der mit modernen Linien und Flächen sowie unkonventionell akzentuierten Proportionen spielt. Rein formal geben sich die fünf Kandidaten modebewusst und quicklebendig, aber sind ihre 1,5 bis 1,8 Liter großen Turbo¬diesel mit Leistungen von 110 bis 120 PS genauso zeitgemäß? Nachhaltige Abgasreinigungssysteme sorgen auf jeden Fall dafür, dass alle fünf den Vorgaben der Norm Euro 6d-Temp genügen. Ferner versprechen die Prospekte niedrige Verbrauchswerte um 4,5 bis 5,0 Liter auf der einen sowie Höchstgeschwindigkeiten um die 200 km/h auf der anderen Seite. Im Test klärt sich, wer diesen Spagat aus Temperament und Zurückhaltung im Alltag am besten beherrscht.
Ford Focus, Honda Civic, Mazda3, Opel Astra und VW Golf im Test
Im Tagesgeschäft wird rasch offenkundig, dass die schicke Schale des Mazda3 Zugeständnisse in der Raumausnutzung nach sich zieht. Vorne ist der Unterschied zu den Wettbewerbern im Test nur gering, doch die abfallende Dachlinie und die hoch angesetzten Fenster engen das Raumgefühl im Fond ein. Passagiere fühlen sich hier entweder geborgen oder eingeklemmt. Knieraum Kopffreiheit, Innenbreite – der Mazda3 sitzt wie ein Oberhemd im angesagten Slimfit-Cut. Weniger figurbetont, aber wegen des ebenfalls stark abfallenden Daches ähnlich beengt, fällt der Fond des ansonsten luftigen Honda Civic aus. Auf den vordern Plätzen offeriert der Japaner indes ein Raumgefühl, das mit dem des langjährigen Primus VW Golf mithalten kann. Beinahe genauso gut schneidet der Ford Focus ab, der in der vierten Generation erheblich mehr Bewegungsfreiheit bietet als seine Vorgänger. Auf der Rückbank ist er sogar das geräumigste Auto im Test mit reichlich Kniefreiheit und einem angenehm flachen Mitteltunnel. Drei Erwachsenen wird es auf der Rückbank bei längeren Touren dennoch zu eng. Das gilt jedoch für alle Kandidaten. Im Opel-Fond stößt man zudem mit den Füßen schnell an die Schienen der Vordersitze. Lästig. Vorne sorgt die schmale Mittelkonsole für Abstand zu den Türtafeln, lässt Fahrer und Beifahrer aber dichter zusammenrücken als bei den Wettbewerbern. Nach wie vor tonangebend sind Verarbeitung und Materialauswahl des VW Golf. Im direkten Sichtbereich des Fahrers wirkt der Mazda3 sogar noch eine Spur hochwertiger, doch in der zweiten Reihe und erst recht im Gepäckraum lässt die Materialqualität des Japaners deutlich nach. Der Ford trägt einige mäßig attraktive Plastik-Teile zur Schau, glänzt aber mit hoher Verwindungssteifigkeit. Opel und Honda indes hinterlassen einen eher enttäuschenden Eindruck: Scharfkantige Plastikteile, ungenaue Passungen, Rappelgeräusche und penetrante Ausdünstungen trüben das Bild. Dass Ford und Mazda die jüngsten Teilnehmer sind, offenbart schon ein Blick auf ihre umfangreichen Sicherheitsausstattungen samt diverser Assistenz-Systeme. Opel bietet für den Astra weniger Features an – und selbst die zumeist nur gegen Aufpreis. Auch VW lässt sich den Großteil der Systeme extra honorieren, Honda schnürt recht teure Pakete.
Fahrkomfort: Ford und VW am harmonischsten abgestimmt
Auch wenn die Messgeräte das Gegenteil nahelegen: Störgeräusche von Antrieb, Fahrwerk und Fahrtwind dämmt der Ford Focus im Test am wirkungsvollsten. Der Opel Astra hingegen hat zwar den niedrigsten Schalldruckpegel, erzeugt aber die auf Dauer lästigste Geräuschkulisse. Sein Turbodiesel legt zudem den präsentesten Klang an den Tag. Die Federung des Astra spricht vergleichsweise hölzern an, wodurch den Aufbau eine gewisse Unruhe plagt. Voll beladen wird der Opel jedoch gelassener und spielt seine Reserven aus. Anders der Honda Civic, dessen Federung zunächst sanft anspricht, mit zunehmender Beladung aber wegen seiner milden Dämpfercharakteristik stärker zum Nachschwingen neigt. Der Mazda3 gibt sich sportlich straff gedämpft, worunter speziell das Ansprechverhalten bei niedrigem Tempo etwas leidet. Die harmonischsten Abstimmungen zeigen Ford und VW, obwohl beide Wettbewerber mit einer simplen Verbundlenker-Hinterachse und zudem ohne adaptive Dämpfer zum Test antreten.
Motor / Getriebe: Honda-Diesel überzeugt am meisten
Wie gut ein moderner Diesel in die Zeit passt, beweist einmal mehr dieser Vergleichstest. Kaum ein anderes Antriebskonzept garantiert immer noch derart gekonnt flottes Fortkommen mit geringem Spritkonsum – gerade auch bei hohen Autobahngeschwindigkeiten. So begnügt sich etwa der Honda Civic mit durchschnittlich 5,3 Liter Diesel je 100 Kilometer. Aber auch der Ford Focus (5,5 Liter) oder der Opel Astra und der VW Golf, die beide jeweils mit 5,7 Litern Kraftstoff über die Verbrauchsrunde kommen, erweisen sich als nur unwesentlich durstiger. Selbst das Effizienz-Schlusslicht dieses Quintetts, der Mazda, ist mit einem Durchschnittsverbrauch von sechs Litern alles andere als ein Säufer. Den kräftigsten Eindruck hinterlässt indes der 1,5 Liter große Turbodiesel des Focus. Bereits bei niedrigeren Drehzahlen sorgt der leise Vierzylinder für satten Punch. Unter Volllast beschleunigt er in nur 9,6 s aus dem Stand auf Tempo 100. Das manuelle Sechsgang-Getriebe lässt sich exakt bedienen – allerdings sind die Gänge fünf und sechs derart lang übersetzt, das beim Überholen auf der Autobahn häufig zurückgeschaltet werden muss. Das erklärt auch, warum der kräftige Kölner die Elastizitätsmessungen am langsamsten absolviert. Ähnlich flott ist man mit dem Civic unterwegs. Sein kernig tönender Vierzylinder leistet wie der des Ford 120 PS und beschleunigt den Asiaten in 9,8 Sekunden auf Landstraßentempo. Dank der ausgeprägten Drehfreude und der knackigen Schaltung bereitet die Motor-/Getriebe-Einheit auch subjektiv betrachtet viel Spaß. Noch drehfreudiger als der Honda-Motor ist das Triebwerk, das dessen Landsmann, den Mazda3, antreibt. Mühelos überschreitet die Nadel seines Drehzahlmessers die 5000-Touren-Marke. Beim Beschleunigen verliert der mit einem Leergewicht von 1404 Kilo schwerste Kompakte im Testfeld allerdings 0,7 Sekunden auf den Ford. Zudem geht dem Skyactiv-Triebwerk bei höheren Geschwindigkeiten etwas die Luft aus. Zumindest bis Tempo 100 lassen es der Opel und der VW noch etwas gemächlicher angehen, die beide mit jeweils 110 PS auskommen müssen. Durch sein vergleichsweise eng gestuftes Sechsgang- Getriebe sichert sich der Astra aber bei den Elastizitätsmessungen die Pole-Position. Der Golf hingegen verfügt als einziges Fahrzeug im Feld über ein Fünfgang-Getriebe, was aber weder bei den Fahrleistungen noch in puncto Verbrauch einen großen Nachteil darstellt.
Fahrdynamik: Ford Focus und Mazda3 sehr agil
Auf der Handlingstrecke hinterlässt vor allem der Honda Civic einen tollen Eindruck. Sein Fahrverhalten wird dort positiv von der direkten Lenkung, dem agilen Einlenken und der im weiteren Kurvenverlauf neutralen Straßenlage geprägt. Ferner verfügt der Japaner über eine sehr gut dosierbare Bremse. All dies sichert ihm auf der Piste die Bestzeit im Test. Doch auch der Mazda3 bereitet auf kurvenreicher Strecke viel Fahrspaß. Er baut hohe Querkräfte auf und lässt sich dank der spurtreuen Vorderachse und der präzisen Lenkung zielgenau durch die Biegungen dirigieren. Darüber hinaus setzt er mit einem Kalt-Bremswert von gerade einmal 33,3 Metern ein Ausrufezeichen. Umstieg in den Ford Focus: Beim ersten Einlenken fällt die überaus direkte Lenkübersetzung auf. Gerade um die Mittellage spricht der Kölner fast schon giftig auf Kurswechsel an. Gleiches gilt für die Bremsanlage, die zwar gerade im warmen Zustand herausragende Verzögerungswerte liefert, das Anhalten aus niedrigen Geschwindigkeiten aber erschwert. Grundsätzlich ist auch der Astra ein agiles Auto. Allerdings kosten die längsten Kalt-Bremswege und die vergleichsweise gefühllose Lenkung viele Punkte. Dafür reagiert er unempfindlich auf Lastwechsel und läuft auch bei hohen Tempi stabil geradeaus. Der VW Golf ist auf dem Handlingkurs das Schlusslicht. Er untersteuert kräftiger als die Wettbewerber und weist wie der Opel Astra eine schwächere Traktion auf. Zudem greift sein ESC (ESP) teils sehr rigoros ins Geschehen ein.
Umwelt / Kosten: Opel am günstigsten
Was den bewerteten Preis angeht, liegt das Testfeld sehr dicht beieinander. Einzige Ausnahme ist der Opel Astra, der inklusive der testrelevanten Extras gerade einmal 24.025 Euro und somit über 3000 Euro weniger als die Wettbewerber kostet. Dennoch sichert sich der Mazda3 den äußerst knappen Sieg im Kostenkapitel. Die Gründe: die umfangreichste Serien- und Multimedia-Ausstattung sowie die dreijährige Neuwagengarantie, die auch Honda bietet. Alle anderen hier versammelten Hersteller gewähren nur zwei Jahre auf die Technik ihrer Produkte. Allerdings kostet der Mazda3 mehr in der Versicherung als beispielsweise der Ford Focus und der VW Golf, die beide in günstigeren Typklassen eingestuft sind.
Messwerte & Technische Daten
AUTO ZEITUNG 10/2019 | Ford Focus 1.5 Ecoblue | Honda Civic 1.6 i-DTEC |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1499 cm³ | 1597 cm³ |
Leistung | 88 kW/120 PS | 88 kW/120 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 300 Nm | 300 Nm |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang manuell/Vorderrad | 6-Gang manuell/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1288/1358 kg | 1212/1352 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 9,6 s | 9,8 s |
0 - 150 km/h | 23,6 s | 23,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 196 km/h | 201 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,7/32,6 m | 34,5/34,0 m |
Verbrauch (Test/EU) | 5,5/3,6 l D/100 km | 5,3/3,5 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 146/120 g/km | 140/117 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 24.200 Euro | 21.890 Euro |
Testwagenpreis | 27.100 Euro | 27.890 Euro |
AUTO ZEITUNG 10/2019 | Mazda3 Skyactiv-D 1.8 | Opel Astra 1.6 Diesel |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1759 cm³ | 1598 cm³ |
Leistung | 85 kW/116 PS | 81 kW/110 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 270 Nm | 300 Nm |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang manuell/Vorderrad | 6-Gang manuell/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1299/1404 kg | 1289/1343 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 10,3 s | 10,6 s |
0 - 150 km/h | 24,9 s | 26,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 194 km/h | 200 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,3/33,4 m | 35,8/34,5 m |
Verbrauch (Test/EU) | 6,0/4,1 l D/100 km | 5,7/4,4 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 160/131 g/km | 152/127 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 25.290 Euro | 22.150 Euro |
Testwagenpreis | 27.090 Euro | 24.025 Euro |
AUTO ZEITUNG 10/2019 | VW Golf 1.6 TDI SCR | |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | |
Hubraum | 1598 cm³ | |
Leistung | 85 kW/115 PS | |
Max. Gesamtdrehmoment | 250 Nm | |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang manuell/Vorderrad | |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1280/1362 kg | |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 10,5 s | |
0 - 150 km/h | 24,2 s | |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 198 km/h | |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,5/34,6 m | |
Verbrauch (Test/EU) | 5,7/4,1 l D/100 km | |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 152/129 g/km | |
Preise | ||
Grundpreis | 24.145 Euro | |
Testwagenpreis | 27.605 Euro |
von Marcel Kühler & Martin Urbanke
Der Ford Focus gehört derzeit zu den absoluten Topmodellen im Kompaktsegment. Das beweist der Kölner auch mit dem 120 PS starken Diesel. Dank großzügigem Raumangebot und beeindruckender Sicherheitsausstattung holt er sich souverän den Testsieg. Platz zwei geht an den VW Golf, der sich auch am Ende seiner siebenjährigen Karriere, abgesehen von den etwas langen Bremswegen und dem wenig sportiven Handling, keine echte Schwäche leistet. Der Mazda3 kommt als Dritter ins Ziel. Seine hohe Agilität und die umfangreiche Ausstattung begeistern. In puncto Raumausnutzung gehört er aber nicht zu den Besten. Der zweite Japaner im Bunde, der Honda Civic, punktet ebenfalls mit seiner Fahrdynamik und zudem mit dem sparsamen Antrieb – Platz vier. Der günstige Opel Astra leistet sich im Wesentlichen ebenfalls keine gravierenden Schwächen, kann aber auch keine echten Glanzpunkte setzten. Deshalb reicht es für ihn nur zu Rang fünf.