Ford Escort RS 2000: Der leichte Quertreiber
Der schnellste Hundeknochen der 70er
1973 wurde der Escort als Ford Escort RS 2000 plötzlich zum Quertreiber. Seine 100 PS (74 kW) waren nichts für zarte Gemüter, er wollte Sport treiben. Classic Cars blickt zurück!
Das Feld der sportlichen Kompaktklasse war in den 1970er-Jahren durchaus prominent besetzt. Illustre Typen wie die Alfa Giulia oder die BMW 02-Reihe standen für weitgehend bezahlbare Fahrfreude. Ford hatte mit den bisherigen Varianten des Escort zwar ein kompaktes, aber eben kein sonderlich sportliches Auto im Programm. Das änderte sich mit der IAA 1973 schlagartig. Dort präsentierte der Hersteller eine deutlich nachgeschärfte, ja fast schon radikale Version des seit 1968 angebotenen Erfolgsmodells: den Ford Escort RS 2000. Dass der RS – wie es die Bezeichnung ohnehin schon nahelegt – seine Wurzeln im Rennsport hatte, war ihm auf den ersten Blick anzusehen: Kotflügelverbreiterungen, tiefer gelegte Karosserie und Stahl-Sportfelgen im 13-Zoll-Format kennzeichneten den wilden Kölner.
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Der Ford Escort RS 2000 hat Rennsport im Blut
Einen deutlichen Unterschied zu den zahmeren Varianten macht auch das Fahrwerks-Set-up. Härtere Federn und Dämpfer sowie ein negativer Radsturz an der Vorderachse sorgen dafür, dass der RS temperamentvoll ums Eck geht. Kehrseite der Medaille: Komfort gehört definitiv nicht zu seinen Stärken. Als Restfederungskomfort gibt es nur das, was die Sportsitze bereitstellen – so das Urteil von Tests in den zeitgenössischen Zeitschriften. Als Motorisierung dient beim Ford Escort RS 2000 ein Zweiliter-Vierzylinder aus Kölner Großserienproduktion, der 100 PS (74 kW) freisetzt. Das aus dem Ford Consul bekannte Triebwerk hat mit dem lediglich 915 kg wiegenden Zweitürer leichtes Spiel. In nur 9,5 s erreicht der:die RS-Pilot:in aus dem Stand das gültige Landstraßen-Höchsttempo von 100 km/h. Damit beschleunigt der sportlichste Escort sogar schneller als ein BMW 2002.
Letzte Zweifel am sportiven Anspruch räumte Ford im Sinne der RS-Kundschaft aus, indem man dem ohnehin schon grimmig dreinschauenden Escort außerdem Zusatzscheinwerfer und Rallyestreifen mitgab. Unbehandelte Ford Escort RS 2000 waren schon bald nach der Auslieferung selten, dafür war die mögliche Leistungssteigerung einfach zu einfach und zu verlockend. Und schließlich nahmen es viele der 5200 RS-Käufer 1973 und 1974 ernst mit der Bezeichnung, die ja für Renn- beziehungsweise Rallyesport stand. Im Falle unseres Fotomodells flog die Serien-Kurbelwelle raus zugunsten eines geschmiedeten Exemplars aus Stahl. Die Verbindung zu den geschmiedeten Kolben stellen neue H-Schaft-Pleuel her, weiter oben sorgt ein komplett bearbeiteter Zylinderkopf mit scharfer Nockenwelle für mehr Leistung und höhere Drehzahlen. Das Gemisch bereiten zwei 44er Weber-Vergaser auf. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß beeindruckend.
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Tuning gehörte beim RS zum guten Ton
Der Motor dreht und dreht und dreht, begleitet von einem lustvollen Ansaug- Schlürfen in Kombination mit wildem Auspufffauchen. Mit Trommelbremsen hinten, Starrachse, Längsblattfedern und im Vergleich zu seinen zahmeren Artgenossen mit härteren Bilstein-Dämpfern ausgestattet, will er stets mit fester Hand auf Kurs gehalten werden. Das gilt erst Recht für unser Fotomodell, das einige typische, zeitgenössisch stimmige Modifikationen erhalten hat. Statt der serienmäßigen 165er Reifen auf Stahl-Sportfelgen rollt es auf bildschönen geschraubten BBS-Alus der Größe 13 Zoll mit 185er Reifen. Komfort war für Besitzer Andreas Catta aus Waldems Nebensache, Handling-Qualitäten und mehr Motorleistung hingegen Trumpf. In seinem Escort RS 2000 sitzt der man perfekt eingeschalt und festgezurrt in einem Recaro-Sportsitz.
Eigentlich gehört so ein Auto spätestens vor der zweiten Kurve quergestellt, um dann im Drift mit der hundeknochenförmigen Frontmaske voraus mächtig Staub aufzuwirbeln. Für solche Zwecke hielten die RS-Händler von Ford ein ganzes Arsenal an Tuningartikeln bereit: Fahrwerksteile, größere Vergaser, Zusatzkühler, stärkere Bremsen, Sportfelgen und -abgasanlagen sowie Kotflügelverbreiterungen.
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Technische Daten des Ford Escort RS 2000 Mk I
Classic Cars 11/2017 | Ford Escort RS 2000 Mk I |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/2 |
Hubraum | 1955 cm³ |
Leistung | 74 kW/100 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 146 Nm 3750/min |
Getriebe/Antrieb | 4-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 3984/1572/1391 mm |
Leergewicht | 915 kg |
Bauzeit | 1973-1974 |
Stückzahl | ca. 5200 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 9,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 10,4 l S |
Grundpreis (Jahr) | 11.790 Mark (1974) |