Ferrari Roma Spider (2023): Erste Testfahrt
Auf Tuchfühlung mit dem offenen Roma
Weniger ist manchmal mehr: Ferrari kappt dem Roma 2023 das Dach und verspricht offenen Fahrgenuss auf höchstem Niveau. Sardinien unter den Rädern, die Sonne überm Haupt – perfekte Voraussetzungen für die erste Testfahrt im neuen Ferrari Roma Spider.
Würde man Autofans weltweit nach ihren absoluten Traumautos fragen, dürfte der neue Ferrari Roma Spider (2023) aus dieser ersten Testfahrt wohl nur selten genannt werden. Das Coupé fährt seit 2020 im Schatten der deutlich extrovertierteren Mittelmotorsportler vom Schlag eines Ferrari F8 Tributo oder auch Ferrari SF90 Stradale. Doch das ist Kalkül: Der Roma ist die eleganteste Art, Ferrari zu fahren – zurückhaltend im Auftritt, aber längs- und querdynamisch ähnlich versiert wie seine Stallbrüder. Das Herzstück, ein doppelt aufgeladener V8, sitzt auch beim Spider unter der ewig langen Motorhaube – vor dem Lenkrad. Das neue Verdeck besteht aus fünf Stofflagen. Es macht den neuen Ferrari Roma Spider (2023) zum ersten Ferrari mit Softtop und Frontmotor seit dem legendären 365 GTS4 aus dem Jahr 1969, besser bekannt als Daytona Spider.
Doch zurück zum Hier und Jetzt und der ersten Testfahrt im neuen Ferrari Roma Spider (2023): Sardinien bei strahlendem Sonnenschein und annähernd 30 Grad Außentemperatur. Das gleißende Licht bringt den unaufdringlichen Lackton Celeste Trevi auf der sehnigen Karosserie zum Leuchten. Bemerkenswert gut ist die Integration des Stoffdachs gelungen – keine störenden Knicke im Verdeck oder unschöne Kompromisse bei der Linienführung stören das stimmige Gesamtbild. Ein Blick in den Kofferraum des neuen Ferrari Roma Spider (2023) zeigt Überraschendes: Hier gibt es genug Platz für einen ausgedehnten Ausflug zu zweit und die wohl niedrigste Ladekante aller Zeiten bei einem Ferrari. Zudem lässt sich das Gepäckabteil mit einer gut dimensionierten Durchreiche nach vorn erweitern. Über Reihe zwei dagegen würde man angesichts der mickrigen Platzverhältnisse gern einen Mantel des Schweigens legen, wäre da nicht der neue Windabweiser, der auf Knopfdruck aus den Rücksitzlehnen klappt und in einem Winkel von 105 Grad einrastet. Das sieht auf den ersten Blick merkwürdig aus, erwies sich während der ersten Testfahrt aber als sehr effektiv. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
Leslie & Cars fährt den Ferrari Roma Spider (2023) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Ferrari Roma Spider (2023)
Das Herzstück des neuen Ferrari Roma Spider (2023) wird per Touchfeld auf dem Lenkrad zum Leben erweckt – eine Bedienart, an die man sich auch bei Ferrari wird gewöhnen müssen. Um Fehlbedienungen der weiteren Touchflächen auf dem Lenkrad zu vermeiden, sind diese (wenn gewünscht) die meiste Zeit deaktiviert. Das wohl wichtigste Instrument, das Manettino, ist aber auch weiterhin analog ausgelegt. Der Drehknopf schärft im Handumdrehen den Charakter des Autos – simpel und ausgesprochen wirkungsvoll. Der von zwei Turbos unterstützte Flat-Plane-V8 hängt bei der ersten Testfahrt wunderbar lebhaft am Gas, entwickelt bei 5750 Umdrehungen seine vollen 620 PS (456 kW) und hält den Leistungs-Peak bis hoch zu 7500 /min. Lässt man es ruhiger angehen, dann ist es das maximale Drehmoment von 760 Nm, das zwischen 3000 und 5750 Touren Kraftreserven im Nu mobilisiert. Geschaltet wird im neuen Ferrari Roma Spider (2023) mit einem extrem flinken Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe samt riesiger, fixierter Schaltpaddel hinter dem Lenkrad – oder natürlich im Automatik-Modus.
Trotz des Partikelfilters entwickelt der V8 des neuen Ferrari Roma Spider (2023) während der ersten Testfahrt einen voluminösen Klangteppich, der aus den vier Endrohren entweicht und der speziell bei geöffnetem Verdeck ein wahrer Ohrenschmaus ist. Störende Windgeräusche und nervige Verwirbelungen im Innenraum werden vom bereits angesprochenen Windabweiser auf ein Minimum zurechtgestutzt. Warum ist eigentlich noch niemand sonst auf diese Idee gekommen? Dass der Fahrspaß derart hoch ist, hat aber auch viel mit dem Set-up der Fahrwerks-Komponenten zu tun. Der neue Ferrari Roma Spider (2023) präsentiert sich herrlich ausbalanciert und mit einem ausgewiesen neutralen Fahrverhalten. Die Vorderachse folgt störrisch dem Input der gefühlvollen Lenkung, während die Hinterachse die Kraft jederzeit kontrolliert in immensen Vortrieb umwandelt. Federn und Dämpfer agieren blitzschnell und sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Wird die Straßenbeschaffenheit doch mal zu ungemütlich, reicht ein Druck aufs Manettino, und die Dämpfer lassen sofort ein wenig mehr Spiel zu.
Die Konkurrenten:
Wenn sich Digitales ganz analog anfühlt
Die Perfektion des fahrdynamischen Gesamtpakets geht auch beim neuen Ferrari Roma Spider (2023) zu großen Teilen auf das Konto verschiedenster Fahrdynamiksysteme, die miteinander vernetzt sind und in Echtzeit äußere Begebenheiten via Bits und Bytes in perfektes Autofahren umwandeln. Schön, wenn sich komplexe Elektronik am Ende doch so wunderbar natürlich anfühlt. Zur Chronisten-Pflicht gehört selbstverständlich auch eine Etappe mit geschlossenem Verdeck – die die tadellose Dämmung im Spider während der ersten Testfahrt noch einmal eindrucksvoll bestätigt. Trotzdem gilt: Cabrios fährt man so oft wie eben möglich offen – zumal sich der Aufpreis für den neuen Ferrari Roma Spider (2023) gegenüber dem Coupé auf über 30.000 Euro beläuft.
Technische Daten des neuen Ferrari Roma Spider (2023)
AUTO ZEITUNG 21/2023 | Ferrari Roma Spider |
Technische Daten | |
Motor | 3,8-l-Achtzylinder-Biturbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 8-Gang; Doppelkupplung; Hinterrad |
Leistung | 620 PS/456 kW bei 5750-7500 /min |
Max. Drehmoment | 760 Nm bei 3000-5750 /min |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/B mit Außenspiegeln/H) | 656/1974 (2107)/1306 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1556/k.A. kg |
Kofferraumvolumen | 255 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 3,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 320 km/h |
Verbrauch auf 100 km (WLTP) | 10,8 l SP |
Kaufinformationen | |
Basispreis | 242.000 € |
Marktstart | Im Handel |
Stoffdach auf, V8-Biturbo an und alle Sinne geschärft – hinter dem Lenkrad des neuen Ferrari Roma Spider (2023) ist jeder einzelne Meter purer Fahrgenuss. Dabei geizt er weder mit Komfort, noch mit Alltagstauglichkeit. Doch wer schön fahren will, muss bekanntlich auch leiden – hier durch den sehr hohen finanziellen Einsatz.