E-Auto gebraucht kaufen: Darauf unbedingt achten
Mittlerweile gibt es einen ordentlichen Markt für gebrauchte E-Autos. Das Angebot wird größer, die Auswahl immer umfangreicher. Doch worauf ist bei einem Elektroauto aus Vorbesitz zu achten?
Der Markt für gebrauchte E-Autos wird in Deutschland immer größer, und die Stromer aus zweiter Hand für immer mehr Käufer:innen interessanter. Auch wenn der Gebrauchtwagenmarkt nach wie vor nicht so viel Auswahl bietet wie bei Verbrenner und die Preise auch bei Elektroautos aus Vorbesitz noch hoch sind, gewinnt dieser Bereich zunehmend an Bedeutung. Die AUTO ZEITUNG erklärt, worauf Interessierte beim Kauf eines gebrauchten E-Autos achten sollten.
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So den Kilometerstand beim Gebrauchtwagen checken (Video):
Kapazität des Akkus bei Probefahrt überprüfen
Vor dem Kauf eines gebrauchten Elektroautos sollten Interessent:innen vor allem den Zustand des Akkus ganz genau unter die Lupe nehmen. Dazu empfiehlt sich eine ausgiebige Probefahrt inklusive eines Reichweiten- und Ladetests. Dabei sollte das betreffende E-Auto vollgeladen sein und der Bordcomputer genullt werden. Außerdem darauf achten, dass Fahrverhalten und Strecke den persönlichen Alltagsgebrauch so gut es geht widerspiegeln, um einen möglichst realistischen Eindruck von der zu erwartenden Reichweite gewinnen zu können.
Der "Gesundheitszustand" der Batterie wird zudem bei Wartungen und Checks von Herstellerwerkstätten ermittelt. Dabei werden Prüfprotokolle erstellt, die sich Käufer:innen in jedem Fall aushändigen lassen sollten. Bei gebrauchten E-Autos mit auffällig geringer Laufleistung ist generell Vorsicht angebracht, da bei längeren Standzeiten Schäden durch Tiefentladung drohen. Zudem gilt es zu klären, welche Garantien der Hersteller auf die Batterie gibt – üblich sind fünf bis acht Jahre oder rund 100.000 bis 160.000 km.
Es kann aber auch sein, dass der Akku nur vom Hersteller gemietet wurde und daher nicht mitverkauft werden kann. Beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos kann der Vertrag dann entweder übernommen oder mit dem Hersteller neu abgeschlossen werden. Aber Vorsicht: Einige Hersteller fordern aber einen Verzicht der Ansprüche, wenn das Auto auf den Gebrauchtwagenmarkt geht (das muss man über Pflege und Wartung von E-Auto-Batterien wissen).
Nützliches Zubehör rund ums Elektroauto:
Typischer Gebrauchtwagen-Check auch beim E-Auto
Auch vor dem Kauf eines gebrauchten Elektroautos gehört der übliche Gebrauchtwagencheck wie bei Benzin- und Dieselfahrzeugen dazu – schließlich fallen Abnutzung, Korrosion, Unfallschäden und Lücken im Serviceheft unabhängig vom Antrieb an (Tipps für den Gebrauchtwagenkauf, hier). Im Vergleich zu Autos mit Verbrennermotor sind E-Autos aber in der Regel besser in Schuss, der Verschleiß mechanischer Komponenten geringer. So werden etwa die Bremsen dank der Rekuperation seltener benutzt (Rekuperation von E-Autos erklärt). Gleichzeitig besteht dadurch jedoch die Gefahr, dass Bremsscheiben (Kosten eines Wechsels) aufgrund des geringeren Einsatzes korrodieren. Deswegen sollte sie auch ganz genau unter die Lupe genommen werden.
Das gilt auch für den Zustand der Reifen: Wegen des höheren Anfahrdrehmoments von E-Autos, können diese schneller verschleißen. Einen kritischen Blick sollten Interessierte bei gebrauchten E-Autos auch auf die leuchtend orange isolierten Hochvoltkabel werfen. Diese dürfen keine Risse haben, sonst kann es schnell teuer werden. Aber Achtung, bei der Überprüfung gilt: Nur gucken, nicht berühren. Darüber hinaus sollte vor dem Kauf eines gebrauchten Elektroautos überprüft werden, welche Ladekabel (Unser Ratgeber zum Kauf des richtigen Kabels) vorhanden sind und wie ihr Zustand ist. Fehlende oder defekte Ladekabel führen bei der nächsten Hauptuntersuchung sonst dazu, dass der Prüfer die Plakette verweigert (E-Autos: Das sind alle Kosten & Beispielrechnung mit Verbrenner).
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Batteriekapazität prüfen
Die verbleibende Kapazität lässt sich bei vielen Batterien im Bordcomputer überprüfen. Da die Batterie zu einem der teuersten Bauteile eines E-Autos gehört, lohnt es sich den sogenannten "State of Health" (SoH) zu prüfen. Dieser SoH-Wert beschriebt den Alterungsprozess einer Batterie und wird in Prozent angegeben. Ein Akku mit 85 Prozent bedeutet, dass die Batterie noch 85 Prozent der ursprünglichen Kapazität hat.Reichweite testen
Zwar lässt sich bei einer Probefahrt wohl kaum die gesamte tatsächliche Reichweite testen, aber dennoch hilft eine ausgiebige Testrunde.Garantie erfragen
Da einige Hersteller eine separate Garantie für die Batterie geben, lohnt es sich, dies zu erfragen. Beim Kauf geht die restliche Garantie meist auf die neuen Eigentümer:innen über.Ladeanschluss und mitgeliefertes Zubehör
Sind alle Kabel und Adapter dabei? Und passen diese an die verfügbare Ladestation?Ladegeschwindigkeit
Ein Check der Ladeleistung sowie Ladegeschwindigkeit ist immer empfehlenswert.Checkheft/Wartung
War die Wartung bislang stets zuverlässig? Auch wenn E-Autos weniger bewegliche Teile haben als Verbrenner sind Komponenten wie Bremsen oder Elektronik regelmäßig zu prüfen.Unfallschäden/Beschädigungen
Wie bei einem gebrauchten Verbrenner ist auch ein E-Auto auf sichtbare Schäden zu prüfen. Nicht zu vergessen ist hierbei der Unterboden, wo sich die Batterie befindet.
Förderung für gebrauchte E-Autos eingestellt
Eine staatliche Förderung für gebrauchte E-Autos konnten Käufer:innen noch bis Ende 2023 beantragen. Seit 2024 ist dies jedoch nicht mehr möglich. Genau wie bei Neuwagen sind auch "junge Gebrauchte" von der Förderung ausgeschlossen (diese Hersteller geben jetzt noch Rabatte). Das bedeutet: Der Zuschuss von bis zu 4500 Euro entfällt, und Anträge beim BAFA werden nicht mehr bearbeitet. Auch Wallboxen (11 oder 22 kW kaufen) für zu Hause werden derzeit nicht mehr bundesweit gefördert. Allerdings bieten einige Bundesländer und Kommunen Unterstützung an. Deshalb kann es sich durchaus lohnen, dies zu recherchieren.
Ob sich der Kauf eines gebrauchten Elektroautos lohnt, hängt von individuellen Bedürfnissen ab. Dennoch gibt es einige Vorteile, die häufige Bedenken gegenüber gebrauchten E-Autos zerstreuen können. Ein entscheidender Pluspunkt ist der geringere Verschleiß: Elektromotoren sind langlebig und funktionieren oft auch nach 200.000 km noch zuverlässig. Zudem entfallen typische Verschleißteile, die bei Verbrennern regelmäßig Probleme bereiten können wie Auspuff, Zahnriemen oder Zündkerzen. Was nicht vorhanden ist, kann schließlich auch nicht kaputtgehen – ein Vorteil, der langfristig Kosten sparen kann.