Cupra Formentor/VW Tiguan R: Vergleichstest
Formentor VZ fordert Tiguan R heraus
- Cupra Formentor VZ und VW Tiguan R im Vergleichstest
- Fahrdynamik: VW Tiguan R überzeugt in schnellen Kurven
- Fahrkomfort: Engere Sitze im Cupra Formentor VZ
- Karosserie: Mehr Übersicht im VW Tiguan R
- Umwelt/Kosten: Cupra Formentor VZ günstiger in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive und VW Tiguan R 2.0 TSI 4Motion
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Wenn sich der Cupra Formentor VZ und der VW Tiguan R zum Vergleichstest einfinden, hebt das die Laune sofort: Welches starke Kompakt-SUV kann mehr Punkte sammeln?
Im Vergleichstest treffen die Kompakt-SUV und Konzerngeschwister Cupra Formentor VZ und VW Tiguan R. Was wir von einem VW mit der Kennzeichnung "R" erwarten dürfen, wissen wir von Golf und T-Roc nur allzu gut. Nun schickt sich der vielseitig talentierte Tiguan an, sein Biedermann-Image mit Brandstifter-Eifer zu verschärfen. Gute Idee! Und der heißblütige Spanier Cupra Formentor lässt mit dem Zusatz "VZ" ebenfalls die Freunde flotter Fortbewegung jubilieren. Aber aufgepasst: Es handelt sich nicht um den charismatischen VZ5 mit dem harzig hechelnden Fünfzylinder-Turbo, sondern hier arbeitet der gleiche aufgeladene Zweiliter-Vierzylinder wie im Tiguan. Nicht nur das: Mit 310 PS (228 kW) ist der Motor im Cupra zudem zehn PS schwächer als beim großen Bruder aus Wolfsburg. Genügt das, um dem tatendurstigen Tausendsassa von VW im direkten Duell Feuer zu machen und der hohen Erwartung an die Dynamik eines Cupra gerecht zu werden? Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie checkt den Cupra Formentor VZ5 von Abt im Video:
Cupra Formentor VZ und VW Tiguan R im Vergleichstest
Die eindeutige Antwort auf diese Frage lautet: ja. Der 2.0 TSI wird im Cupra Formentor VZ in derselben Konfiguration eingesetzt wie im Audi S3 und hat mit dem lediglich 1622 Kilogramm schweren SUV leichtes Spiel. Unser Testwagen sprintet mit 4,7 Sekunden sogar 0,2 Sekunden schneller aus dem Stand auf 100 km/h, als es die Werksangaben versprechen. Auch die Spitze von 250 km/h erreicht der Spanier mühelos. Dabei reagiert er zwar zunächst mit einem kurzen Luftholen auf kräftige Gasimpulse, stürmt danach aber umso vehementer los. Spätestens ab 4000 Touren giert der Zweiliter-Turbo regelrecht nach Drehzahlen und rennt wie befreit auf und davon. Schon im Comfort-Modus und in Stufe D agiert das Doppelkupplungsgetriebe aufmerksam, bemüht sich aber um ein möglichst frühzeitiges Hochschalten sowie häufige Segel-Phasen. Das führt trotz zügiger Fahrt und Vollgasetappen auf der Autobahn zu einem Testverbrauch von 9,4 Litern je 100 Kilometer. Wer darauf verzichtet, kommt auch mit 7,5 Litern aus und ist dennoch flott unterwegs. Und wer den Antrieb in den Modus Sport oder gar Cupra schaltet, erlebt noch spontanere Reaktionen aufs Gas, mehr Soundspektakel, aber zuweilen auch recht ruppige Rückschaltungen des Siebengang-DSG. Durchweg eine Spur sanfter laufen die Gangwechsel im VW Tiguan R 2.0 TSI 4Motion ab. Im Comfort-Modus (Getriebe im Eco-Modus) unterdrückt der VW Schaltvorgänge mit überraschender Konsequenz. Das senkt Lärm und Verbrauch, kappt aber auch die Dynamik. Zum lässigen Cruisen ist die Einstellung allerdings genau richtig. Standard-Modus ist im R jedoch das Sport-Set-up (nach Neustart automatisch aktiv), in dem der TSI-Motor nicht nur unverhohlen kernig klingt, sondern auch wesentlich agiler durch die Gänge schaltet. Wer das DSG-Programm zudem von D in S ändert wird von prächtigem Gebrabbel und Sprotzen aus dem optionalen Akrapovic-Auspuff unterhalten. Nicht jedermanns Sache, aber kurzweilig. Zudem sprintet der exakt 130 Kilogramm schwerere VW-Testwagen im Vergleichstest fast genauso fix wie der leichtfüßige Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive: Er erreicht nach 4,9 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke und läuft ebenfalls 250 km/h in der Spitze. Doch trotz des nominellen Leistungsvorteils verliert der Tiguan bis 200 km/h 0,7 Sekunden auf den Formentor, was in der Praxis aber keine Rolle spielt. Dennoch ist die Kraftentfaltung des 320-PS-Motors (235 kW) insgesamt gleichförmiger, was den VW etwas weniger sportlich-spritzig und drehfreudig wirken lässt. Der Testverbrauch ist mit 9,5 Litern pro 100 Kilometer nahezu gleich, die Reichweite dank größerem Tank ein bisschen besser. Wer gern manuell schaltet, freut sich im VW zudem über die Handschaltgasse des Wählhebels und die größeren Schaltwippen hinterm Lenkrad.
Fahrdynamik: VW Tiguan R überzeugt in schnellen Kurven
Doch selbst bei ambitionierter Fahrweise auf dem Handling-Parcours operieren die Doppelkupplungsboxen punktgenau und wieselflink, manuelle Schaltmanöver sind meistens verzichtbar. Ist die Strecke eng und winklig, spielt der Cupra Formentor VZ seine Agilität aus und geht – wie im Slalom – in Führung. Auf der Bremse liefern beide Rivalen im Vergleichstest eine ähnlich starke Performance ab. Der Spanier packt mit kalten Stoppern zwar besser zu, doch dafür liefert der Deutsche Runde für Runde ab, ohne nachzulassen. Und wenn das Strecken-Layout mehr lange, schnelle Kurven beinhaltet, wendet sich das Blatt und der VW Tiguan R übernimmt die Führung. Es ist schon nachhaltig beeindruckend, wie absolut unbeirrbar er selbst nahe der hoch angesiedelten Haftgrenze dem vorgegebenen Kurs folgt. Selbst schlagartige Lastwechsel bringen ihn nicht aus der Ruhe, während der Cupra Formentor etwas mehr Nervosität an den Tag legt. Ferner arbeitet die Lenkung des VZ selbst im knackig abgestimmten Cupra-Modus noch sehr leichtgängig, während die höheren Gegenkräfte der Servounterstützung im VW Tiguan R präzises Dosieren fördern. Zudem lenkt der Cupra minimal verzögert ein und erschwert die millimetergenaue Linienwahl durch seine stärker ausgeprägte Wankneigung.
Fahrkomfort: Engere Sitze im Cupra Formentor VZ
Und das, obwohl sich die adaptiven Dämpfer sogar in 15 Stufen einstellen lassen, während sich das Fahrwerk des Niedersachsen nur in drei Stufen variieren lässt. Umso beachtlicher ist, dass der VW Tiguan R dennoch sogar das etwas geschmeidigere Abrollverhalten bietet. Doch hinsichtlich ihres Federungskomforts verlangen beide Kandidaten Zugeständnisse an ihre dynamische Ausrichtung und die üppig dimensionierten Räder. Von übertriebener Härte kann aber auch keine Rede sein. Selbst auf langen Strecken und bei voller Beladung bleibt man von groben Schlägen und nervigem Gehoppel verschont. Wer zudem die jeweils vierstufig einstellbare Motor-Akustik auf Pure oder Comfort trimmt, wird auch nicht von Brumm- oder Dröhnfrequenzen behelligt. Nennenswerte Unterschiede offenbaren sich im Vergleichstest vor allem beim Sitzkomfort, hier ist der VW Tiguan R trotz der optischen Ähnlichkeit beider Sportsitze mit mehr Bewegungsfreiheit und der strafferen Polsterung auf Dauer bequemer. Die Schalen im Cupra Formentor VZ sind enger und in der Fläche weicher, was nach längerer Fahrt zu Ermüdungserscheinungen im unteren Rücken führt. Weitere Pluspunkte des Tiguan: niedrigere Ladekante, größere Ablagen, Sitzheizung serienmäßig und eine zugfreie Belüftung.
Karosserie: Mehr Übersicht im VW Tiguan R
Nicht zu vernachlässigen: Der VW Tiguan R ist 6,4 Zentimeter länger und über 16 Zentimeter höher als der Cupra Formentor VZ. Das garantiert mehr Raum für Passagier:innen und Gepäck und relativiert im Vergleichstest sein Mehrgewicht. Während man im Cupra Formentor VZ wie in einer kompakten Limousine nur knapp 40 Zentimeter oberhalb der Straße sitzt und tief ins Auto eingebettet wird, steigt man im VW Tiguan R SUV-typisch aufrecht ein und aus. Die Sitzfläche befindet sich 55 Zentimeter über dem Asphalt, was zugleich für mehr Übersicht sorgt. Vorn und hinten freuen sich die Mitreisenden über mehr Innenbreite, und die verschiebbare Rückbank erlaubt dank neigbarer Lehnen eine flexible Raumaufteilung zugunsten des Gepäcks oder der Passagier:innen. Bei der Bedienung nervt der Cupra Formentor mit teils wenig intuitiver Menüführung des Touch-Displays und Kleinigkeiten: Will man die Spurhaltung abschalten, genügen drei Tastendrücke, doch verstellt sich dabei zwangsläufig das Armaturen-Display. Wer statt der Assistenz-Grafik wieder zwei Uhren für Tacho und Drehzahl sehen möchte, muss weitere vier- bis fünfmal aufs Knöpfchen drücken – nach jedem Neustart.
Umwelt/Kosten: Cupra Formentor VZ günstiger in der Anschaffung
Das ist nicht wirklich tragisch, aber sicher vermeidbar. Doch angesichts seines Grundpreises von knapp unter 50.000 Euro verbreitet der Cupra Formentor VZ auf jeden Fall mehr gute Laune als der VW Tiguan R, der schon ohne ein einziges Extra klar die 60.000er-Hürde überspringt. Rechnet man allerdings die testrelevanten Optionen mit ein, verringert sich der Abstand auf immer noch stattliche 8870 Euro. Da der Cupra Formentor zudem nur bei der Versicherung etwas teurer ist, ansonsten aber die niedrigeren Unterhaltskosten aufweist, können Cupra-Kund:innen ein paar Detail-Schwächen locker weglächeln. Die Erwartungen an ihre sportlichen Talente lösen indes beide Rivalen in diesem Vergleichstest vorbehaltlos ein. Das vollständigere Angebot offeriert aber eindeutig der VW Tiguan R, der auch als R an seinen pragmatischen Kern-Kompetenzen festhält. Doch das lassen sich die VW-Händler entsprechend gut bezahlen.
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Ergebnis in Punkten
Kompakte SUV mit gut 300 PS Leistung sind nicht unbedingt sinnvoll, aber ebenso fahrdynamisch wie alltagstauglich. Der coole Cupra Formentor VZ 2.0 TSI 4Drive begeistert mit heißblütigem Temperament und wuselig agilem Handling. Überdies kommt er klar günstiger weg. Dass der VW Tiguan R 2.0 TSI 4Motion einen höheren Preis aufruft, rechtfertigt er in diesem Vergleichstest mit seiner Breitbandigkeit: Als Sportler ist er ebenso potent wie sein Rivale – Antrieb und Fahrdynamik sind gleichwertig gut. Doch er bietet darüberhinaus den besseren Komfort sowie erheblich mehr Platz und praktischen Nutzwert.