Cupra-Chef Wayne Griffiths: Interview "Wollen Modellpalette verdoppeln"
Cupra-Chef Wayne Griffiths hat mit seiner neuen Marke ambitionierte Ziele. Mit dem Premium-Derivat von Seat will er in den kommenden Jahren über 50.000 Autos verkaufen, wie er im AUTO ZEITUNG-Interview verrät!
Herr Griffiths, es war Ihre Idee, Cupra als eigene Marke zu etablieren. Was hat Sie dazu motiviert?
Zunächst hat sich die Marke Seat in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und eine gute Basis gelegt. Als Submarke hat Cupra beim Leon oder beim Ibiza schon viele Kunden angesprochen. Also war die Überlegung: Bleiben wir bei der Submarke, oder machen wir eine eigenständige Marke daraus? Wir haben uns für letzteres entschieden, denn wir haben festgestellt, dass es Kunden gibt, die einen Seat nicht kaufen würden, weil er Seat heißt. Wir wollen uns mit Cupra zwischen das Massensegment und das klassische Premiumsegment setzen, da ist noch Platz.
Cupra Ateca im Video:
Cupra-Chef Wayne Griffiths im AUTO ZEITUNG-Interview
Die Cupra-Käufer sind also nicht unbedingt die Aufsteiger der Marke Seat?
Nein, wir wollen damit Kunden erobern. Auch junge Kunden, die etwas Besonderes suchen. Vor allem junge Käufer, die sich nicht mit traditionellen Premiummarken identifizieren.
Wie weit ist die Marke denn noch entwicklungsfähig? Sie müssen sich ja auch im eigenen Haus einordnen. Schließlich gibt es VW, Audi, Skoda oder Porsche.
Ja, das stimmt. Aber da ist noch genügend Platz für uns. Und auch ein preislicher Abstand. Nehmen Sie das Premiumsegment, das liegt preislich zehn bis 15 Prozent über dem Massenmarkt – mit dem Cupra Ateca haben wir genau die Positionierung gefunden, die wir wollen. Es gibt kein SUV in der Größe, das mit 300 PS aufwarten kann und bei einem Preis von 40.000 Euro beginnt. Das Auto sieht fantastisch aus, fährt sich super und hat eine tolle Leistung. Ich glaube, da haben wir wirklich einen Hotspot gefunden.
Kommt die Marke nicht zu spät? Denn insbesondere in Deutschland stehen leistungsstarke Autos derzeit in der Kritik – und mit den künftigen Abgasbestimmungen nach Euro 7 wird das für diese Motoren nicht leichter.
Die Marke Cupra definiert sich nicht nur über Leistung. Und in der elektrischen Welt muss man Performance neu definieren. Denn alle elektrischen Fahrzeuge beschleunigen schnell. Wir werden eine top Connectivity liefern und differenzieren uns auch über das Design. Außerdem haben wir unsere Wurzeln im Cup-Racing. Mit unserem E-Racer wollen wir in der ETCR-Kategorie einsteigen und das Thema Motorsport neu definieren. Wir werden obendrein Plug-in-Hybride anbieten mit sehr sportlichen Systemleistungen.
Wann gibt es denn das erste vollelektrische Fahrzeug von Cupra?
Das haben wir noch nicht entschieden, aber mein Traumwagen wäre ein vollelektrischer Cupra in Form eines Sportwagens. Oder auch ein sportliches SUV. Letzteres kann ich mir sehr gut vorstellen.
Aber im kommenden Jahr soll doch schon der el-Born kommen …
Erst kommt der Mii electric und danach der el-Born als zweiter großer Schritt. Wir sind die erste Marke nach Volkswagen, die im Konzern auf der ID.-Plattform aufbaut.
Der kommt aber unter dem Namen Seat?
Richtig, der wird unter der Marke Seat präsentiert. Das Cupra-Portfolio wird auf jeden Fall weiter elektrifiziert werden.
Wie viel Prozent der Seat-Produktion wird künftig die Marke Cupra ausmachen?
Derzeit haben wir zwischen zehn und 30 Prozent im Modellmix. In Mexiko sind es 30 Prozent, in der Schweiz 20 Prozent – und in Deutschland liegen wir mit etwa 15 Prozent in der Mitte. Ein Potenzial zwischen 20 und 30 Prozent ist realistisch.
Apropos E-Mobilität: Im spanischen Heimatmarkt von Cupra und Seat spielen E-Autos noch keine große Rolle, oder?
Ich glaube, die Elektrifizierung ist ein Thema für ganz Europa. Wir haben als Autohersteller in der Zukunft ambitioniertere CO2-Ziele zu erreichen, die wir ohne elektrische Fahrzeuge nicht schaffen können. Aber Sie haben Recht, gerade in Spanien gibt es noch keine große Infrastruktur, doch das kann sich schnell ändern.
Cupra setzt vorerst weiter auf Benzin- und Dieselmotoren
Bleiben denn Diesel und Benziner vorläufig im Programm?
Ja, gerade bei den SUV werden wir bei Dieselmotoren bleiben. Benziner koppeln wir zum Teil auch als Plug-in-Hybride.
Welches sind für die Marke Cupra die wichtigsten Märkte?
Deutschland, England, Spanien, die Schweiz und Frankreich – in der Reihenfolge. In Italien tun wir uns derzeit wegen der dort geltenden Steuerrichtlinien schwer. In Mexiko sind wir schon sehr präsent. Wenn wir fünf bis sieben Modelle haben, dann können wir uns auch ganz andere Märkte vorstellen, auf denen wir heute weder mit Seat noch mit Cupra präsent sind.
Neue Modelle – ein gutes Stichwort: Was kommt denn in Zukunft noch? Den Cupra Formentor, das neue SUV, haben Sie ja bereits vorgestellt. Kommt noch ein Ibiza Cupra?
Den gab es in der Vergangenheit, er ist derzeit nicht vorgesehen. Lassen Sie sich überraschen – auf jeden Fall wollen wir unsere Modellpalette in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Und auch das Volumen soll verdoppelt werden.
Seat hat 2018 über 520.000 Autos verkauft. Zehn bis 20 Prozent Anteil davon für Cupra, das wären zwischen 50.000 und 100.000 Autos. Ein ambitioniertes Ziel.
Ich kann Ihnen diese Zahlen jetzt nicht bestätigen, aber rechnerisch ist das korrekt – und wir brauchen ja ein gewisses Volumen, damit es wirtschaftlich wird. Der Cupra Ateca ist schon sehr profitabel.
Kommen wir nochmal zu den Märkten. Sie sagten Mexiko. Wie sieht es mit Südamerika generell aus?
In Mexiko sind wir schon sehr stark – aber wir möchten auch in weiteren südamerikanischen Ländern wie Chile, Kolumbien oder Peru unser Portfolio sowohl mit Seat als auch mit Cupra ausbauen. Das passt zu uns – Latino und südamerikanischer Markt. Auf die Dauer ist es sicherlich richtig, auch hier über eine lokale Fertigung nachzudenken. Das streben wir in der Zukunft an.
Denken Sie auch überein Coupé oder gar einen Roadster nach?
Wir setzen auf wachsende Segmente, und die wachsenden Segmente sind gerade die CUV. Sportlichkeit wird nicht mehr ein SUV sein, sondern eben ein CUV. Und der Cupra Formentor zeigt ja, wo wir uns künftig sehen.
Cupra – die Premiummarke aus Spanien
Seats Edelmarke Cupra läuft gut an. Über 10.000 Cupra werden voraus-sichtlich allein 2019 in Deutschland verkauft. Und das mit bislang nur zwei Modellen (Ateca und Leon). Doch das ist erst der Anfang: Bereits auf der IAA wird ein coupéhaftes SUV (CUV) präsentiert, das zwischen Ateca und Tarraco positioniert ist. Das Auto steht auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten und wird das erste vollelektrifizierte Fahrzeug von Cupra sein. 2020 sollen dann der neue Cupra Leon und der Cupra Leon ST starten. Bei Tarraco und Arona denken die Marketing-Strategen über eine Cupra-Designlinie nach. Als leistungsgesteigerte reine Cupra-Modelle sollen die beiden Seat aber nicht kommen.