CO2-Ausstoß pro Kopf: Auto/Flugzeug/ÖPNV
So viel emittiert das Auto im Vergleich
Welche Art der Fortbewegung belastet das Klima mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf? Ein Vergleich von Auto, Flugzeug und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln beantwortet die heiß diskutierte Frage nach dem Klimaschutz im Mobilitätssektor.
Der Verkehr verursachte im Jahre 2019 ein Viertel des CO2-Ausstoßes der EU, so die Europäische Umweltagentur. Demnach belief sich der Anteil des Straßenverkehrs an dieser Summe auf 72 Prozent. Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist die deutsche CO2-Emission pro Verkehrsleistung – einem Wert aus Fahrleistung und beförderter Personenanzahl – seit 1995 um etwa fünf Prozent gesunken, trotz der im Schnitt immer schwereren Autos. Das ist mit strengeren Abgasregularien und den daraus resultierende klimafreundlicheren Antrieben zu erklären. Trotzdem stiegen die Gesamtemissionen durch Pkw bis 2019 um fünf Prozent, was wiederum an der insgesamt größeren Anzahl an Autos auf den Straßen liegt. Aber wo ordnet sich das Auto beim CO2-Ausstoß pro Kopf im Vergleich zu Bahn, Flugzeug & co. ein? Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
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CO2-Ausstoß von Auto, Flugzeug und ÖPNV im Vergleich
Eine 2021 erhobene Studie des Umweltbundesamtes stellt den CO2-Ausstoß mehrerer gängiger Verkehrsmittel wie Auto, Bus, Bahn und Flugzeug gegenüber. Dabei handelt es sich um Werte, die bereits in Bezug zur durchschnittlichen Auslastung der Verkehrsmittel gesetzt sind: Beim Auto wurde beispielsweise ein Durchschnittswert von 1,4 Personen ermittelt, auf welche die mittleren Emissionen pro Fahrzeug aufgeteilt werden. Unterm Strich kommt ein Auto aus dem aktuellen Pkw-Bestand in Deutschland auf durchschnittlich 162 g CO2 pro Kilometer inklusive CO2-Äquivalente anderer Treibhausgase. Befände man sich zu dritt im Auto, würde sich der Wert entsprechend mit 76 g mehr als halbieren. Bleibt man jedoch bei der durchschnittlichen Auslastung, kommt das Auto in Sachen CO2-Ausstoß pro Kopf nicht gut weg und wird in der Studie des Umweltbundesamtes lediglich durch die Inlandsflüge überboten, deren Ruf als Klimakiller sich mit 271 g pro km bestätigt. Mittel- und Langstreckenflüge werden in der Auflistung nicht berücksichtigt.
Deutlich niedriger sind die aufgeführten Werte für den Pro-Kopf-CO2-Ausstoß von Bus und Bahn. Dabei sinken die Emissionen auf längeren Strecken: Am besten sind die Werte für den Fernverkehr per Linienbus (37 g/km) und Eisenbahn (46 g/km), klimaschädlicher sind Straßen-, Stadt- und U-Bahn (80 g/km) sowie Bus und Bahn im Nahverkehr (108 bzw. 93 g/km). Auch hier spielt die durschnittliche Auslastung eine Rolle, die beispielsweise bei Straßen-, Stadt- und U-Bahnen mit elf Prozent suboptimal ausfällt – im Gegensatz zur Auslastung des Autos kann man diese als Fahrgast aber natürlich kaum beeinflussen. Das Umweltbundesamt listete in der Studie jedoch nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch andere Stickoxide und Partikel. Auch hierbei schneidet das Auto dürftig ab und weist lediglich den Inlandsflug in die Schranken, der mehr als drei Mal so viele Stickoxide emittiert. Die anderen Öffentlichen stoßen im Fernverkehr nur einen Bruchteil an Stickoxiden und Partikeln aus, nähern sich dem Auto dafür im Nahverkehr an.
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Vergleich verschiedener Fahrzeugklassen
Eine Rechnung des Statista Mobility Market Outlook aus dem Jahr 2022 bestätigt zudem die landläufige Annahme zu den CO2-Ausstößen verschiedener Fahrzeugklassen: je größer, desto mehr Emission. Bei zugrunde gelegter jährlicher Strecke von 15.000 km unterscheiden sich Kleinwagen und Mittelklasse mit 1350 beziehungsweise 1395 kg Kohlenstoffdioxid nur unwesentlich, SUV stoßen jedoch im Schnitt tendenziell mehr aus als andere Typen. Laut der Erhebung liegen bereits kleine SUV mit 1605 kg deutlich über der Mittelklasse, große SUV mit 1995 kg mehr als 200 kg über der durchschnittlichen Oberklasse. Zu kritisieren ist an dieser Auflistung des CO2-Ausstoßes die recht grobe Einteilung der Fahrzeugklassen.
Spart das Elektroauto CO2 ein?
Besonders aufgrund des nahenden Verbrenner-Endes ist auch der CO2-Ausstoß von Elektroautos Gegenstand unzähliger Stammtisch-Diskussionen. Unumstößlicher Fakt ist, dass das elektrische Antriebskonzept das Potenzial enormer CO2-Einsparung hat – und im Betrieb sogar zur allzu gern beworbenen Emissionsfreiheit. Aus ökologischer Sicht gibt es jedoch drei massive Probleme: die sehr energieaufwendige Batterieproduktion, die Entsorgung der Batterien und die Emissionen bei der Stromerzeugung. Für die Batterieentsorgung gibt es den Ansatz der Weiterverwendung als lokaler Energiespeicher, jedoch mangelt es bislang an standardisierten Verfahren. Und da der Strom in Deutschland nicht annähernd zu 100 Prozent regenarativ gewonnen wird, muss der dort stattfindende CO2-Ausstoß im Vergleich von Verbrenner und Elektroauto ebenfalls berücksichtigt werden.
Ob das Elektroauto unter ganzheitlicher Betrachtung von Lebenszyklus und Stromerzeugung tatsächlich den CO2-Ausstoß verringert, ist nicht unstrittig. Jüngste Studien kamen jedoch zu dem Schluss, dass der Verbrenner auch unter Berücksichtung aller Aspekte mehr Kohlenstoffdioxid emittiert. Die Universität der Bundeswehr München verglich in einer 2022 veröffentlichten Studie mehr als 790 kaufbare Fahrzeugvarianten miteinander und stellte fest, dass vollelektrische Autos gegenüber dem Benziner bei Betankung mit dem gängigen deutschen Strommix durchschnittlich 72 Prozent CO2 einsparen. Mit der Verwendung von Ökostrom seien sogar 97 Prozent möglich. Laut der Studie ist der CO2-Ausstoß der Batterieproduktion des Tesla Model 3 (Range Plus-Variante) zum Beispiel vergleichbar mit den Nutzungsemissionen des Benziners VW Passat 2.0 TSI über 18.000 km, was dieses Argument entkräftet. Auch die österreichische Joanneum Research Foschungsgesellschaft kam 2022 am Beispiel der Kompaktklasse zu dem Schluss, dass ein Elektroauto dem Verbrenner in Sachen CO2-Ausstoß überlegen ist – unter Berücksichtigung eines prognostizierten Lebenszyklusses und des deutschen Strommixes.
Der CO2-Ausstoß im Verkehr gewinnt zunehmend an Relevanz, ist jedoch ein komplexes Thema mit vielen Facetten. Stand 2023 bewahrheiten sich jedoch drei verbreitete Annahmen: Der ÖPNV ist im Schnitt klimafreundlicher als das Auto, Inlandsflüge sind ein Klimakiller und Elektroautos sparen gegenüber dem Verbrenner CO2 ein. Allerdings zeigt sich für Autofahrende auch, dass der CO2-Ausstoß pro Kopf mithilfe von Fahrgemeinschaften wesentlich verbessert werden kann.