Corvette Grand Sport/911 Carrera S: Vergleichstest Die Vette wehrt sich gegen den 911 Carrera S
- Porsche 911 Carrera S und Chevrolet Corvette Grand Sport im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Porsche 911 Carrera S mit geringerem Verbrauch
- Fahrkomfort: Porsche 911 Carrera S überzeugt mit besserem Komfort
- Karosserie: Porsche 911 Carrera S punktet mit besserem Qualitätseindruck
- Umwelt/Kosten: Chevrolet Corvette Grand Sport Final mit günstigerem Preis und umfangreicher Basisausstattung
- Messwerte & Technische Daten Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition/Porsche 911 Carrera S
- Fazit
Der neue Porsche 911 Carrera S steht mit einem Biturbo bereit, um sich im Vergleichstest mit der Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition zu messen!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Chevrolet Corvette Grand Sport Coupé Final Edition | Porsche 911 Carrera S |
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Karosserie (1000) | 423 | 502 |
Fahrkomfort (1000) | 582 | 647 |
Motor/Getriebe (1000) | 610 | 686 |
Fahrdynamik (1000) | 841 | 866 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2456 | 2701 |
Kosten/Umwelt (1000) | 201 | 181 |
Gesamtwertung (5000) | 2657 | 2882 |
Platzierung | 2 | 1 |
Der Porsche 911 Carrera S steht im Vergleichstest bereit, um die Messlatte wieder ein Stück höher zu legen. Es ist ein Elfer mit Verbrennungsmotor, ein Dreiliter-Boxer-Biturbo, der selbstverständlich im Heck der Stuttgarter Legende eingebaut ist. Sein Gegner im ersten Test: das Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition. Ja, die Corvette wie wir sie kennen, geht auf Abschiedstournee. 2020 beginnt eine neue Corvette-Epoche. Nein, nicht mit säuselndem E-Motor, sondern auch weiterhin mit V8-Beat. Allerdings gibt Chevrolet das klassische Frontmotor-Layout auf und setzt in Zukunft auf ein Mittelmotorkonzept. Ein Grund mehr, den beiden seit Jahrzehnten gereiften Sportwagen-Ikonen ein Rendezvous zu verschaffen.
Porsche 911 Carrera S und Chevrolet Corvette Grand Sport im Vergleichstest
Welcher Ort würde sich besser für ein letztes Treffen eignen als die Eifel. Auf deren verwinkelten, einsamen Straßen und der gnadenlosen Nordschleife haben beide Sportler ihren letzten Schliff erhalten. Und die Mühen haben sich gelohnt: Kein anderes Auto tastet so filigran über die Vorderachse die Strecke ab wie der Porsche 911 Carrera S. Der neue Typ 992 macht auch bei dieser Tradition keine Ausnahme. Jede Information gelangt glasklar in die Hände des Piloten. Seine Lenkung liefert ein Höchstmaß an Informationen. Die Lenkung der Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition verschweigt dagegen mit ihrer recht faden Mittellage den einen oder anderen Hinweis auf die Oberflächenbeschaffenheit der Piste. Auf der Landstraße verlangt das mehr Konzentration vom Fahrer, um in Wechselkurven einen sauberen Strich zu fahren, während der Elfer-Pilot lässig millimetergenau von einer Kehre in die andere rauscht. Und genau dieses Gefühl potenziert sich auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings. Der Porsche 911 Carrera S bietet ein Höchstmaß an Verbundenheit, saugt sich auf der Ideallinie über den Kurs und bleibt jederzeit spielerisch beherrschbar. Sein Limit kündigt er mit einem äußerst transparenten Übergang ins Übersteuern an. Es ist ein Kinderspiel, mit diesem so herrlich neutral um die Ecken wetzenden Stuttgarter Meisterstück den Grenzbereich zu erobern. Aber auch die Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition vertreibt im Vergleichstest schnell jeden Zweifel an ihren Sportwagentalenten, sobald sie aus der Boxengasse stürmt. Ist der Drehregler auf der Mittelkonsole auf Race gestellt und sind alle elektronischen Helferlein deaktiviert, wird die Corvette zum reinrassigen Rennwagen. Sie klinkt sich regelrecht in die Strecke ein. Mit irrsinnigem Speed holt sie in den Kurven den Porsche ein, findet punktgenau jeden Scheitelpunkt und bleibt am Limit einfach zu beherrschen. Zudem überzeugt sie wie der 911 bei jedem Anbremsen mit sensationellen Verzögerungswerten und einer fantastischen Dosierbarkeit der Bremse. Was ihr fehlt, ist die Leichtigkeit, mit der der Porsche seine Radien zieht, die sensationelle Traktion des 911 und der Punch des Biturbo-Boxers.
Motor/Getriebe: Porsche 911 Carrera S mit geringerem Verbrauch
Ohne den Sechszylinder-Boxer mit doppelter Aufladung im Heck des Porsche 911 Carrera S und den V8 mit klassischem Zweiventil-Layout und zentraler Nockenwelle im Bug der Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition wären beide nur irgendwelche Sportwagen – so sind sie einzigartig. Das lässt sich auch über die Leistungsexplosion sagen, die den 911 aus dem Stand in 3,4 Sekunden auf Tempo 100 katapultiert, während die Corvette für diesen Sprint 4,3 Sekunden benötigt. Und der Punch des Porsche 911 lässt auch darüber nicht nach. Er schnalzt in 11,7 Sekunden aus dem Stand auf 200 km/h und erreicht mühelos 308 km/h. Die Chevrolet Corvette braucht im Vergleichstest fast drei Sekunden mehr, um die 200er-Marke zu knacken, und schafft mit deutlich mehr Anlauf Tempo 290. Auch schnelle Gangwechsel gelingen dem Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe des Elfers deutlich besser als der mitunter träge ansprechenden Acht-Stufen-Automatik des Amis. Die 630 Newtonmeter des Achtzylinders, die erst ab 4600 Umdrehungen anliegen, und die Spritzigkeit, die der V8 mit Schaltgetriebe an den Tag legt, gehen in dieser Konfiguration unter – vor allem, wenn man den schon ab 2300 Touren wütenden Punch und das gierige Ansprechverhalten des Biturbo-Boxers einmal erlebt hat. Ob die Hinterachse mit dieser Wucht Probleme hat? Nein. Der Porsche 911 Carrera S bietet eine irrsinnige Traktion, die ihn aus dem Stand fast losspringen lässt, während die Corvette noch kurz mit den Hinterrädern scharrt. Dass der Boxer auch mit der Zeit geht, zeigt er beim Verbrauch. 10,8 Liter auf 100 km sind bei seiner Performance akzeptabel. Die einst im Sportwagen-Segment als sparsam geltende Corvette Grand Sport Final Edition gönnt sich 12,6 Liter auf der gleichen Distanz.
Fahrkomfort: Porsche 911 Carrera S überzeugt mit besserem Komfort
Sportwagen und Komfort müssen sich nicht unbedingt widersprechen. Natürlich sind die beiden Sportler nicht so leise unterwegs wie Limousinen, dennoch eignet sich zumindest der Porsche 911 Carrera S auch für die Langstrecke. Vor allem bei hohem Tempo liegt der Porsche satt auf der Straße. Die bei langsamer Fahrt hier und da trampelig über Querfugen stampfende Hinterachse wird mit steigender Geschwindigkeit deutlich geschmeidiger. Die Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition überzeugt im Vergleichstest zwar mit einem feinen Ansprechverhalten, bleibt aber im Tour-Modus zu schwammig und gibt im Sport- Modus Unebenheiten an die Insassen weiter. Die Sitze des Porsche 911 lassen sich besser auf individuelle Wünsche einstellen als die eng anliegenden Sport-Schalensitze der Corvette.
Karosserie: Porsche 911 Carrera S punktet mit besserem Qualitätseindruck
Die Karosserie des Porsche 911 Carrera S wirkt wie aus dem Vollen gefräst. Egal, welche Impulse der Elfer zu verarbeiten hat, auf den Aufbau macht das keinen Eindruck. Ohnehin punktet der Porsche mit seinem gegenüber der Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition besseren Qualitätseindruck. Der amerikanische Sportwagen verspielt im Vergleichstest zudem mit seiner schlechten Raumausnutzung weitere wertvolle Punkte. Der massive Armaturenträger und die breite Mittelkonsole zwängen die Beine in einen schmalen Schacht und der zu hoch montierte Sitz reduziert die Kopffreiheit. Der Porsche hingegen sitzt, als wäre er auf Maß geschneidert. Seine tiefe Sitzposition integriert den Fahrer perfekt ins Fahrzeug. Die schmale Mittelkonsole und der üppige Raum überm Scheitel sorgen für viel Bewegungsfreiheit – selbst für große Piloten. Dass die Stuttgarter Legende auch bei der Sicherheitsausstattung das modernere Auto ist, überrascht nicht. Spurhalteassistent oder eine Verkehrszeichenerkennung sind der Corvette auch in der finalen Edition fremd.
Umwelt/Kosten: Chevrolet Corvette Grand Sport Final mit günstigerem Preis und umfangreicher Basisausstattung
Nicht nur das ganze Sicherheitsarsenal kostet beim Porsche 911 Carrera S satte Aufpreise, auch der 911 selbst ist kein Schnäppchen. Mit 120.125 Euro ist der Carrera S fast 13.000 Euro teurer als die Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition. Die verfügt dann bereits über alle testrelevanten Extras wie die Karbon-Keramik-Bremsen oder die Sportsitze. Für den 911 hingegen summieren sich die optionalen Features auf 21.200 Euro.
Messwerte & Technische Daten Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition/Porsche 911 Carrera S
AUTO ZEITUNG 10/2019 | Chevrolet Corvette Grand Sport Coupé Final Edition | Porsche 911 Carrera S |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V8/2 | B6/4; Biturbo |
Hubraum | 6162 cm³ | 2981 cm³ |
Leistung | 343 kW/466 PS | 331 kW/450 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 630 Nm | 530 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/Hinterrad, Differenzialsperre | 8-Gang-Doppelkupplung/Hinterrad, Differenzialsperre |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1588/1584 kg | 1515/1552 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 4,3 s | 3,4 s |
0 - 150 km/h | 8,3 s | 6,7 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 290 km/h | 308 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 31,2/30,3 m | 31,0/31,1 m |
Verbrauch (Test/EU) | 12,6/12,4 l S/100 km | 10,8/8,9 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/EU) | 300/284 g/km | 257/205 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 107.450 Euro | 120.125 Euro |
Testwagenpreis | 107.450 Euro | 141.325 Euro |
Der Porsche 911 Carrera S nicht nach. Daher gewinnt der 911 Carrera S diesen Vergleichstest souverän – und das nicht nur, weil er die Chevrolet Corvette Grand Sport Final Edition nach Belieben abhängen kann. Die Qualität der Karosserie und die Verarbeitung im Innenraum rechtfertigen zudem seinen stolzen Preis. Der Corvette Grand Sport fehlt vor allem beim Antrieb die letzte Konsequenz, um dem Porsche gefährlich zu werden. Dennoch kann man sich als Final Edition nicht besser präsentieren.