Neuer Cadillac Lyriq (2024): Unser Fazit nach der ersten Testfahrt
Cadillacs neues Elektro-Flaggschiff im Check
Mit dem neuen elektrischen Cadillac Lyriq (2024) startet die US-Marke einen neuen Anlauf in Europa. Die Offensive in der "Alten Welt" soll ausschließlich batterieelektrische Autos umfassen und sukzessive erweitert werden. Ob der Lyriq dabei der erste Schritt in die richtige Richtung ist, klärt eine erste Testfahrt.
Der US-amerikanische Autobauer Cadillac gilt bislang als Exot auf dem europäischen Markt. Mehrfach hatte die US-Marke als Teil des General Motors-Konzerns (GM) versucht, in Europa Fuß zu fassen – mit mäßigem Erfolg. 2017 verkaufte GM die Marke Opel an PSA. Damit einher ging schließlich auch ein Rückzug von General Motors – und somit von Cadillac – aus dem europäischen Raum. 2024 wollen es die Amerikaner:innen doch noch einmal wissen und fahren eine gänzlich neue Strategie: Anstatt Fahrzeuge mit überdimensionierten Motoren mit massig Leistung zu liefern, soll Europa nun von einer rein elektrischen Flotte profitieren.
Nützliches Zubehör rund ums Elektroauto:
Den Start macht dabei der neue Cadillac Lyriq, der ab dem dritten Quartal 2024 auch in Deutschland bestellbar ist und für eine erste Testfahrt bereitsteht. Das elektrische Luxus-SUV basiert auf der Ultium-Plattform von GM und ist somit eng verwandt mit dem Chevrolet Blazer EV und dem Cadillac Escalade IQ. Das Batterie-Baukastensystem der Plattform besteht aus vielen, beliebig kombinierbaren Einheiten. Im Fall des Lyriq bedeutet das ein Akkupaket mit 102 kWh Kapazität und Reichweiten von über 500 km. Die Ladeleistung liegt dabei bei maximal 190 kW am Schnelllader. Zu Zeiten des Marktstarts in den USA 2021 noch gute Werte, gelten sie heute allerdings eher als Mittelmaß.
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Erste Testfahrt: Cadillac Lyriq (2024) bietet Luxus satt
Mit einer Systemleistung von 388 kW (528 PS) ist der neue Cadillac Lyriq (2024) nicht gerade untermotorisiert. Zwei E-Motoren verteilen die Kraft auf beide Achsen. Von null auf 100 km/h geht es laut Hersteller in kaum mehr als fünf Sekunden. Das erste reine Elektroauto von Cadillac unterscheidet sich optisch weit von bisher dagewesenen Cadillac-Modellen, ohne jedoch das typische Cadillac-Design ganz abzulegen. Ein Lyriq-Merkmal ist der markante, geschlossene Kühlergrill, der einen Großteil der Frontpartie einnimmt. Ungewöhnlich ist der Heckabschluss der Karosserie: Die Heckscheibe fällt nur sanft ab, während sich die Schürze weit nach oben zieht. Cadillac betont, dass diese Form der Aerodynamik geschuldet ist. Bei der ersten Testfahrt sorgt es aber dafür, dass sich die Sicht nach hinten durch die flach liegende Heckscheibe auf ein Minimum reduziert. Cadillac wirkt dem mit einem digitalen Rückspiegel entgegen, der sich per Schalter an- und ausschalten lässt. Der Blick auf den digitalen Rückspiegel erfordert allerdings etwas Eingewöhnung.
Überraschend ist der Blick in den Kofferraum des neuen Cadillac Lyriq (2024), der mit 793 l sehr viel Stauraum bietet und weit in den Innenraum hineinragt. Dennoch ist der Passagierbereich nicht zu klein geraten – sowohl vorne als auch im Fond lässt sich die Kopf- und Beinfreiheit nicht bemängeln. Mit einer Länge von über fünf Metern ist der Lyriq allerdings auch nicht gerade klein, das merkt man besonders bei Fahrten durch enge Parkhäuser (E-Autos in Parkhäusern: Gewicht zu hoch?). Diverse Assistenten wie ein seitlicher Abstandswarner helfen beim Rangieren.
Besonders herausstechend ist der Fahrkomfort: Bodenwellen und Schlaglöcher bügelt das Fahrwerk einfach weg, sodass man im Innenraum herzlich wenig von unebenen Fahrbahnen spürt. Bei freier Strecke auf der Autobahn drücken wir das Gaspedal gen Boden und der noble Cowboy schießt vorwärts. Die von Cadillac angegebenen 5,3 s auf 100 km/h sind mehr als glaubhaft. Auch darüber hinaus marschiert der Cadillac bei der ersten Testfahrt souverän nach vorne. Einzig die Abregelung auf 210 km/h scheint den Elektrorenner in die Schranken weisen zu können. Diese Souveränität, die der neue Cadillac Lyriq (2024) dabei ausstrahlt, ist beeindruckend. Windgeräusche? Fehlanzeige. Auch bei hohen Geschwindigkeiten. Doch trotz aller Sprinttalente – sportlich fühlt sich der Lyriq nicht an. Zu weich ist das Fahrwerk, zu indirekt die Lenkung. Aber das will der komfortable Amerikaner auch gar nicht.
Die Konkurrenten:
Der Lyriq ist teurer, aber besser ausgestattet als die Konkurrenz
Und was kostet der neue Cadillac Lyriq (2024)? Für die Varianten Sport und Luxury startet der Konfigurator startet jeweils bei 80.500 Euro (Stand: Oktober 2024). Beide greifen dabei auf denselben Antrieb und dieselbe Ausstattung zurück. Lediglich das Design bei Kühlergrill und Zierrat (Luxury mit Chrom-, Sport mit schwarzen Details) unterscheidet die beiden Varianten voneinander. Ob wir den Lyriq oft auf deutschen Straßen sehen werden, hängt allerdings nicht nur von seinem Preis, sondern auch vom noch sehr dünnen Händlernetz Cadillacs ab. Von der einstigen Infrastruktur der Marke in Europa ist nach ihrem Rückzug kaum etwas übrig. Mit neuen Flagship Stores – sogenannten "Cadillac Cities" – will die Marke dem Vor-Ort-Vertrieb neues Leben einhauchen und setzt nicht, wie viele andere Marken, verstärkt auf den Onlinehandel. 28 solcher Standpunkte – davon alleine zwölf in Deutschland – gibt es bereits in Europa, weitere sollen nach Aussagen des Herstellers noch folgen.
Technische Daten
AUTO ZEITUNG 2024 | Cadillac Lyriq |
Technische Daten | |
Motor | zwei Permanenterregte Synchronmaschinen |
Antrieb | Konstantübersetzung; Allrad |
Systemleistung | 388 kW/528 PS |
Max. Drehmoment | 610 Nm |
Kapazität/Spannung | 102,0 kWh (netto)/400 V |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5005/2207*/1623 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2625/k.A. kg |
Kofferraumvolumen | 588 -1687 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 22,5 kWh |
Reichweite | 530 km |
Kaufinformationen | |
Grundpreis | 80.500 € |
Marktstart | Mai 2024 |
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel |
Technisch braucht sich der neue Cadillac Lyriq nicht vor seiner Konkurrenz zu verstecken, eher im Gegenteil, der Amerikaner ist seiner teils eingestaubten Konkurrenz oftmals einen Schritt voraus. Das ausgedünnte Händlernetz und die Bekanntheit in Europa könnte allerdings zu einem schwerwiegenderen Hindernis werden, was vermuten lässt, dass der Lyriq ein Exot auf den Straßen Europas sein wird.