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Bruno Sacco: Der Mann, der Mercedes formte

Zum Tod der Designer-Legende Bruno Sacco

Johannes Beck Redakteur
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Inhalt
  1. Mercedes wurde zu Bruno Saccos Lebenswerk
  2. Mit dem W201 wird ein neuer Markt erschlossen
  3. Bruno Sacco gelang ein steiler Aufstieg

Am 19. September 2024 verstarb Mercedes-Stardesigner Bruno Sacco im Alter von 90 Jahren. Wir werfen noch einmal einen Blick zurück auf sein Lebenswerk und die ikonischsten Modelle des berühmten Stilisten.

Wohl kein anderer Designer prägte eine Marke so sehr und so nachhaltig wie der aus Italien stammende Designer Bruno Sacco. Er gab Modellen von Mercedes ein Gesicht, das sich ins kollektive Gedächtnis der Old- und Youngtimerfans weltweit einbrannte und machte die Marke mit dem Stern zu seiner Lebensaufgabe. Dabei folgte der gebürtige Italiener einem ganz besonderen Leitmotiv: "Ein Mercedes-Benz muss immer aussehen wie ein Mercedes-Benz." Nun ist der Designer im Alter von 90 Jahren am 19. September 2024 in Sindelfingen verstorben. Doch sein künstlerisches Schaffen ging weit hinaus über die nach ihm benannten "Sacco-Bretter". 
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Mercedes wurde zu Bruno Saccos Lebenswerk

Bruno Sacco erblickt am 12. November 1933 als Sohn eines Gebirgsjäger-Kommandeurs im italienischen Udine das Licht der Welt. Bereits im Alter von 17 Jahren schließt er in seinem Heimatort sein Studium ab und wird dadurch 1951 jüngster Geometer Italiens. Doch Bruno Sacco treibt eine besondere Leidenschaft um: Im selben Jahr besucht er den Automobilsalon in Turin, wo Italiens größte Automobildesigner:innen modernste Designentwürfe, Studien und Fahrzeuge vorstellen. Bereits nach einem Jahr hängt der junge Bruno die Landvermesserei an den Nagel und verfolgt sein Glück in der Welt des Automobils an der Polytechnischen Hochschule in Turin. Hier geht er auf Tuchfühlung mit dem Formen und Anfertigen automobiler Entwürfe. 1955 tritt er in die ebenfalls in Turin ansässige Carrozzeria Ghia SpA an und sammelt erste praktische Erfahrungen. 

1957 kommt es schließlich zu der Begegnung, die den Rest von Bruno Saccos professioneller Karriere bestimmen sollte. In Turin trifft der 24-Jährige auf Karl Wilfert, der zu diesem Zeitpunkt im Mercedes-Werk Sindelfingen für Karosserieversuche verantwortlich ist. Seit Mitte der 50er-Jahre baut er die Abteilung Stilistik auf, geleitet von Friedrich Geiger. 1958 folgt Sacco schließlich einer Einladung in besagtes Werk und wird prompt neben Paul Bracq als zweiter Stilist der Marke eingestellt. Zunächst arbeitet er im Bereich der Karosserievorentwicklung und leitet später die Abteilung Karosseriekonstruktion und Maßkonzeption. In dieser begleitet er Projekte wie den Mercedes 600 (W100) und den 230 SL "Pagode" (W113). Als Design-Projektleiter für Sicherheitsausstellungen prägt er federführend den aufsehenerregenden Wankelmotor-Sportler Mercedes C111.

Mercedes C111 Frontansicht fahrend
Foto: AUTO ZEITUNG Archiv

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Mit dem W201 wird ein neuer Markt erschlossen

Die Jahre schreiten ins Land, Bruno Sacco ist bei Mercedes mittlerweile ein fester Bestandteil. 1975 wird er zum Oberingenieur ernannt und tritt prompt die Nachfolge von Friedrich Geiger als Leiter der Hauptabteilung Stilistik an. Das erste Fahrzeug, was unter seiner Verantwortung erscheint, ist das T-Modell der 123er-Baureihe im Jahr 1977. Es war der Startschuss für die Modellreihen, die man in den nachfolgenden Jahrzehnten diesem Mann zuschreiben würde. Der sich selbst als Ästhet bezeichnende Designer hatte dabei ganz klar formulierte Ansprüche an die Fahrzeuge. So sollte bei einem Mercedes von einer Modellgeneration zur nächsten die Modellreihen-Identität erhalten bleiben, um die abzulösende Generation bei der Neuvorstellung der nächsten nicht schlagartig alt wirken zu lassen. Das bezeichnete er als sogenannte "vertikale Modell-Homogenität". Zudem sollte jedes Modell weltweit direkt als Mercedes zu erkennen sein.

Den Anfang macht die schlichte und gleichzeitig elegant gezeichnete S-Klasse der Baureihe 126. Sie trug als erster Mercedes unter Bruno Saccos Führung die gerne als "Sacco-Bretter" bezeichneten Seitenschutzleisten, die sich am Design der Verkleidung der Frontstoßfänger wiederfinden. Es sollte stilbezeichnend für die nachfolgenden Modellreihen über das gesamte Klassenspektrum der Stuttgarter Marke werden. 1982 gelang Sacco der nächste  große Wurf: der Mercedes W201. Mit dem 190er schafft es Mercedes, in die bisher unbespielte Kompaktklasse vorzudringen, und ein Auto zu bauen, dass bis heute einen hervorragenden Ruf genießt. Mit dem Ablösen des altehrwürdigen 123ers zog sofort die nächste Stilikone nach. Der Mercedes W124 setzt neue Maßstäbe in der Mitteklasse, als Limousine, Kombi, Coupé und Cabrio. Mit an Bord: die ikonischen "Sacco-Bretter" aus Kunststoff.

Mercedes C126 Frontansicht

Foto: Niklas Gotta

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Bruno Sacco gelang ein steiler Aufstieg

Es folgten Modelle wie die heiß diskutierte S-Klasse der Baureihe W140 und der zeitlose Mercedes SL (R129), den Sacco auch Jahre später noch als einen seiner Favoriten bestimmt. Ihm lag vor allem Herz, dass sich die einzelnen Modelle trotz gleicher Marken- und Familienidentität voneinander unterscheiden, wie sich am Beispiel des ersten SLK (R170) von 1996 erkennen lässt. So sollte die interne Konkurrenz zum größeren Mercedes SL vermieden werden. Ein besonderes Augenmerk lag für Bruno Sacco neben der Ästhetik dabei immer auf der Aerodynamik, da er großen Wert auf die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge legte.

Mercedes R170 Frontansicht
Foto: AUTO ZEITUNG Archiv

1993, nach 35 Jahren Betriebszugehörigkeit, wurde der Deutsch-Italiener in den Direktorenkreis des Unternehmens berufen. Als Designchef unterlag ihm zusätzlich nun auch die Nutzfahrzeugsparte der Marke. Mitte der 90er-Jahre schreitet Bruno Sacco mit einer großen Modell-Offensive auf die Zukunft der Marke für das kommende neue Jahrtausend zu. Das Portfolio wird zur Erschließung neuer Kundschaft massiv ausgebaut: A-Klasse (W168), M-Klasse (W163),  und V-Klasse (W638) sind nur einige der neuen Baureihen, die unter der Design-Verantwortung Saccos auf den sich wandelnden Markt rollen. Hier griff ein weiterer Grundsatz seines Schaffens. Sacco wollte keine Fahrzeuge um des Designen willen entwerfen, sondern war stets darauf bedacht, dass diese sich auch verkaufen lassen.

Am 31. März 1999 beendete er nach 41 Jahren im Dienst des Sterns seine Karriere als Automobildesigner und begab sich in den wohlverdienten Ruhestand. Die letzten von ihm verantworteten Modelle sind die S-Klasse W220 und die CL-Klasse C215. 2006 wurde er in die "Automotive Hall of Fame" in Dearborn, Michigan, aufgenommen. Ein Jahr später folgte die Aufnahme in die "European Automotive Hall of Fame" in Genf. Privat hielt er gerne an seiner Schaffenszeit für Mercedes fest und würdigte diese mit einem Fahrzeug der Baureihe, deren Gestaltungsform er als das Beste bezeichnet, was er jemals für Mercedes gemacht hat: Ein dunkelblauer Mercedes 560 SEC begleitete ihn durch seinen Ruhestand.

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