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Geht auch ganz einfach:

BMW M340d vs. Nio ET5 im Test: Darum gewinnt der Diesel!

Duell der Kontinente und Antriebe

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. BMW BMW M340d xDrive & Nio ET5 im Vergleichstest
  2. Karosserie: BMW 3er ist kleiner, bietet aber mehr Platz
  3. Fahrkomfort: Nio ET5-Sitze ausbaufähig
  4. Motor/Getriebe: BMW M340d xDrive wirkt souveräner
  5. Fahrdynamik: Nio ET5 weniger dynamisch, bremst aber besser
  6. Umwelt/Kosten: Nio ET5 insgesamt günstiger
  7. Technische Daten & Messwerte von BMW M340d xDrive & Nio ET5
  8. Ergebnis in Punkten 
  9. Fazit

Der BMW M340d xDrive ist einer der letzten Superstars der Diesel-Epoche. Im Vergleichstest mit dem vollelektrischen Nio ET5 möchte der BMW 3er zeigen, warum man den Selbstzünder nicht einfach abschreiben sollte.

 

BMW BMW M340d xDrive & Nio ET5 im Vergleichstest

Diesel- und E-Motor, wie sie im BMW M340d xDrive und Nio ET5 in diesem Vergleichstest zum Einsatz kommen, haben einen ähnlichen Leidensweg: Beide wurden ursprünglich als pragmatische Arbeitsmaschinen geboren. Der Benziner drängte sich aber zumindest bei den Pkw schnell in den Vordergrund – hier waren E- und Diesel-Motoren lange Randerscheinungen, und die Vernunft allein lockte nur wenige vom Benziner weg. Erst mit dem ersten Direkteinspritzer-Turbo, der im Fiat Croma 1987 den Diesel emotionaler zünden ließ, begann seine Erfolgsepoche. Leidenschaftliche Quad-Turbos durften das M-Abzeichen bei BMW tragen, imposante V12-TDI machten aus biederen SUV Drehmomentmonster, Audi feierte mit dem R18 TDI Seriensiege in Le Mans: Ganz klar, dem Diesel gehörte damals die Zukunft. Das Dieselgate beendete allerdings 2015 abrupt den im Rückblick recht kurzen Höhenflug des Selbstzünders.

Kurz vorher keimten mit dem Nissan Leaf 2010 oder dem BMW i3 2013 die ersten zarten Sprossen der E-Mobilität – E-Autos werden seitdem als Ersatz für die Dieselmodelle gehandelt. Aber wie bei den Selbstzünderpendants war auch (und ist noch) für E-Autos aller Anfang schwer. Hier springt der Funke bei der Kundschaft ebenfalls erst langsam über. Zudem fehlten lange Zeit die richtigen Produkte, erst jetzt weitet sich das Angebot allmählich aus. Gut zehn Jahre danach stehen sich die abklingende Diesel- und die aufstrebende Elektro-Ära im Markt gegenüber. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Dazu stellt sich der aktuelle BMW M340d xDrive im Vergleichstest gegen den Nio ET5 der Frage, ob er mit seinem modernen Triebwerk wirklich schon zum alten Eisen gehört – oder ob der Abgesang des Diesels zu früh ertönte.
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Der Nio ET5 (2023) im Fahrbericht (Video):

 
 

Karosserie: BMW 3er ist kleiner, bietet aber mehr Platz

Fangen wir mit dem Vergleichstest vorn an, ein Auto definiert sich ja nicht ausschließlich über seinen Antrieb. Der BMW 3er zeigt eindrucksvoll, was das bedeutet: Er gehört zu den solidesten Fahrzeugen seiner Klasse. Die steife Karosseriestruktur bildet die Basis für seine exzellente Verarbeitungsqualität. Auch wenn seit dem Facelift die Materialqualität etwas gelitten hat, ist der Innenraum des BMW M340d xDrive im Detail dennoch hochwertiger verarbeitet als die zwar hübsche, aber hier und da auch knisternde Innenarchitektur des Nio ET5.

Auch bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes scheint BMW die bessere Ergonomie-Abteilung im Unternehmen zu haben. Der Nio ET5 ist zwar deutlich breiter, kann das aber nicht in ein überzeugendes Raumangebot ummünzen. Im Gegenteil: Der Fahrersitz ist schlicht zu hoch positioniert, sodass man selbst in der tiefsten Einstellung immer noch das Gefühl hat, auf dem statt – wie im BMW – im Auto zu sitzen. Auch die Breite der Einstellmöglichkeiten von Lenkrad und Sitz fallen im Nio ET5 deutlich kleiner aus als im BMW 3er, in dem alle ihre perfekte Sitzposition finden. Obwohl die Nio-Vordersitze hoch eingebaut sind, passen im Fond die Fußspitzen nicht unter die Sitze, was den Vorteil des etwas besseren Knieraums im Nio aufhebt.

BMW 3er und Nio ET5 von der linken Seite im Vergleich
Foto: Frank Ratering

Der Blick ins Ladeabteil zeigt ein ähnliches Bild. Der BMW 3er nimmt nicht nur mit 480 l deutlich mehr Gepäck auf als der Nio ET5, der nur 386 l schluckt, sondern gibt sich mit der dreigeteilten Fondlehne für eine Stufenhecklimousine auch maximal variabel. Dass man im Nio die Ladekabel zudem noch unterm Ladeboden verstauen muss, da hier auf einen praktischen Frunk unter der Fronthaube verzichtet wurde, zeigt, wie stark man auch in China auf jeden Cent achtet.

Das aufgeräumte Cockpit des ET5 wirkt modern, erkauft sich den cleanen Look allerdings mit einer eher umständlichen Bedienung. Selbst simple Einstellungen, etwa von Außenspiegeln oder Lenkrad, müssen über den Touchscreen in Untermenüs angewählt und dann über die Lenkradtasten final justiert werden. Die klassischen Einstellungen gehen im BMW M340d xDrive über logische Bedien-Cluster einfacher von der Hand, und auch die Handhabung der digitalen Services gelingt im Vergleichstest deutlich intuitiver. Top beim Nio ET5 ist die Sicherheitsausstattung: Sie deckt alle aktuellen Systeme ab, die sogar serienmäßig an Bord sind. Bei BMW müssen viele Assistenzsysteme optional geordert werden.

 

Fahrkomfort: Nio ET5-Sitze ausbaufähig

Der luftgefederte Nio ET5 zeigt sich zumindest auf der Autobahn als eleganter Gleiter. Er setzt auf sanftes Wogen, ohne dabei die Karosserie an der kurzen Leine zu führen. Auf ebenen Asphaltbändern funktioniert das auch gut. Auf welligen und kantigen Pisten hingegen verfällt der ET5 ins Schaukeln, findet wenig Ruhe im Aufbau und hopst mit der Hinterachse über Unebenheiten. Der BMW M340d xDrive ist mit dem adaptiven M-Sportfahrwerk ausgestattet, das eine sportliche Note anbietet, diese aber mit viel Feingefühl in Szene setzt. Lästiges Hin- und Herschwanken ist ihm fremd, stößiges Ansprechen auf Kanten oder Querfugen ebenfalls.

Die Sitze des Nio sind schlicht zu klein und stören den Komfort mit einer immer etwas drückenden Kante in der Lordosenstütze. Zudem bieten sie so gut wie keinen Seitenhalt. Die aufpreispflichtigen M-Sportsitze im BMW stützen da deutlich besser ab, sind zudem bequemer und lassen sich auch noch spürbar besser an die eigene Statur anpassen. Da bleibt dem Nio ET5 nur noch die Geräuschmessung, um Punkte für dieses Kapitel des Vergleichstests gutzumachen. Der Elektroantrieb ist zwar flüsterleise, dafür dringen aber ab Tempo 100 Wind- und Fahrwerksgeräusche stärker in die Gehörgänge der Mitfahrenden als im BMW 3er mit seinem kultivierten Selbstzünder.

Vergleichstest
Model 3/EQE/Ioniq 6/i4/ET5 Wer schwimmt gegen den Strom?

 

Motor/Getriebe: BMW M340d xDrive wirkt souveräner

Der Nio ET5 lockt im Vergleichstest mit 360 kW (489 PS). Allerdings lassen sich diese nur im Sport-Plus-Modus jederzeit spontan abrufen. Gleitet man im Comfort- oder Eco-Modus dahin, ist lediglich ein definierter Teil davon abrufbar. Erst beim aktiven Umschalten in den Sport-Plus-Modus zeigt der ET5 sein Potenzial. Dem BMW M340d xDrive-Reihensechszylinder mit Stufenaufladung – Hoch- und Niederdrucklader mit variabler Einlassgeometrie – ist der Modus egal. Zwar sind die Kennlinien spürbar unterschiedlich abgestimmt, Volllast heißt aber immer, dass 700 Nm und 340 PS (250 kW) ihren Weg aus den Brennräumen finden.

Auch wenn der BMW 3er beim Blick auf die Messdaten den Nio erst bei 190 km/h stellen kann, ist es doch beeindruckend, wie locker er seine Power auftischt und wie leichtfüßig ihn sein üppiges Drehmoment bei spontanen Überholmanövern macht. Da muss man im Nio erst noch den richtigen Modus finden, um dem davoneilenden BMW einigermaßen folgen zu können. Dass die exzellent abgestimmte ZF-Achtstufen-Automatik den 3er zudem noch in Windeseile auf 250 km/h schnalzen lässt, ist ein kleiner, aber feiner Pluspunkt der klassischen Antriebskonfiguration. Im Vergleich dazu stört im Nio ET5 das konstant einschränkende Über-setzungsverhältnis, das ihn schon bei 200 km/h ausbremst.

Nio ET5; Ladestecker wird eingesteckt; Detailaufnahme
Foto: Frank Ratering

Auf dem Papier klingen die 100 kWh Akkukapazität des Nio ET5, von denen netto 91 kWh zur Verfügung stehen, nach üppiger Reichweite. Allerdings verbraucht der Nio im Durchschnitt 23,9 kWh auf 100 km, was sich im Test in lediglich 384 km Reichweite niederschlägt. Der BMW M340d xDrive genehmigt sich nur magere 6,3 l Diesel auf 100 km, was ihm eine Reichweite von 937 km sichert. Auf der Minimalrunde unseres Vergleichstests waren es sogar nur 4,7 l Diesel – mögliche Reichweite 1255 km. Der Nio kommt maximal 505 km weit bei einem Minimalverbrauch von 18,0 kWh pro 100 km.

Blickt man auf die maue Ladegeschwindigkeit bei maximal 125 kW Ladeleistung, erzeugen zügige Autobahnetappen zudem eher Frust als Lust. Auch die Nio-Power-Swap-Stations, wo die Kundschaft den leeren Akku in rund fünf Minuten gegen einen vollen tauschen kann, helfen da nicht. Noch klaffen zu große Lücken in der Infrastruktur, um diesen Service flächendeckend anbieten zu können, der übrigens nur gilt, wenn man sich für die Akku-Miete entschieden hat.

 

Fahrdynamik: Nio ET5 weniger dynamisch, bremst aber besser

Machen wir es kurz: Fahrfreude stand eher nicht im Lastenheft des Nio ET5. Seiner Lenkung, die auf der Autobahn mit unnötig fester Mittellage wie eingerastet wirkt und damit die Nerven strapaziert und den Geradeauslauf negativ beeinflusst, fehlt es an Gefühl und Genauigkeit. Hinzu kommt eine sehr robust ausgelegte ESP-Abstimmung, die jede aufkommende Fahrfreude auf unserem Testgelände Contidrom bei Hannover im Keim erstickt.

BMW 3er beim Drift in einer Linkskurve
Foto: Frank Ratering

Der BMW M340d xDrive hingegen ist verbindlich in seiner Kommunikation, findet immer die richtige Linie und profitiert von einem sehr freizügigen DSC (ESP), das im Grenzbereich unterstützend mitspielt und nicht wie im Nio bevormundet. Dafür packen die Bremsen des ET5 kräftiger zu – die Pendants des 3er können im Vergleichstest trotz ihrer besseren Dosierbarkeit nicht mithalten.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Nio ET5 insgesamt günstiger

Wer sich für den Nio ET5 interessiert, muss erst einmal überlegen, ob er die Batterie kaufen oder mieten möchte. 289 Euro kostet die monatliche Akkumiete, der Kauf des 100-kWh-Speichers schlägt mit 21.000 Euro zu Buche. Wir haben für die Berechnung unseres Vergleichstests den Kauf herangezogen, da sich nur so auch ein Restwert ermitteln lässt. Damit kostet der ET5 inklusive aller Extras, die für den Test relevant sind, üppige 71.000 Euro. Dem steht der BMW M340d xDrive für insgesamt noch happigere 77.460 Euro gegenüber. Bei den laufenden Kosten sind die Unterschiede kleiner, auch weil der BMW 3er mit seinem niedrigen Verbrauch bei den Kraftstoffkosten auf Stromer-Niveau liegt. Dennoch fährt der Nio ET5 hier dank seiner besseren Garantien den einzigen Kapitelsieg des Vergleichstests ein.

 

Technische Daten & Messwerte von BMW M340d xDrive & Nio ET5

AUTO ZEITUNG 11/2024BMW M340d xDriveNio ET5
Technik
MotorR6-Zylinder, 4-Ventiler, Bi-Turbodiesel, Partikelfilter, SCR-Kat; 2993 cm³2 permanenterregte Synchronmaschinen, flüssiggekühlt
Antrieb8-Stufen-Automatik; Allradantrieb, permanentKonstantübersetzung/Allrad
Systemleistung250 kW/340 PS, 4400 /min360 kW/489 PS
Max. Systemdrehmoment700 Nm, 1750-2250 /min680 Nm
Kapazität/Spannung0,528 kWh/48 V (Mildhybrid)91 kWh (netto)/400 V
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4713/1827 (2072)*/1440 mm4790/1960 (2170)*/1499 mm
Leergewicht Werk/Test1820/1882 kg2160/2237 kg
Kofferraumvolumen480 l386 l
Fahrleistungen
Beschleunigung (0-100 km/h)4,4 s3,8 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h200 km/h
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,3/5,9 l D23,9/18,6 kWh
Reichweite (Test/max)937/1255 km384/505 km
Preise
Grundpreis73.900 €68.500 € (inkl. 100-kWh-Akku)
Testwagenpreis77.460 €71.000 €
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel
 

Ergebnis in Punkten 

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW M340d xDriveNio ET5
Karosserie (1000)673647
Fahrkomfort (1000)788765
Motor/Getriebe (1000)766764
Fahrdynamik (1000)738684
Eigenschaftswertung (4000)29652860
Kosten/Umwelt (1000)254304
Gesamtwertung (5000)32193164
Platzierung12

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Die Dieselkultur abzuschreiben, wäre fatal. Welches Potenzial im Selbstzünder steckt, beweist der BMW M340d xDrive und gewinnt den Vergleichstest souverän. Er überzeugt mit einer großen Bandbreite zwischen feinem Langstreckenkomfort und dynamischem Handling. Seine Leistung schickt er in einem unnachahmlichen Mix aus wuchtigem Drehmoment und spielerischer Drehfreude in den Antrieb und geht dabei sehr effizient mit den Ressourcen um. Das alles ist für den Nio ET5 einfach noch eine Nummer zu groß. Er macht nicht wirklich etwas schlecht, setzt aber auch keine Highlights. Vor allem die diffuse Lenkung, die recht müde Ladeleistung und der für ein E-Auto zu hohe Verbrauch lassen Raum für Verbesserungen.

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