BMW M2 vs. Ioniq 5 N im Test: Darum gewinnt das E-Auto!
Bühne frei für das Duell M2 gegen Ioniq 5 N
- BMW M2 & Hyundai Ioniq 5 N im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Der Hyundai Ioniq 5 N hat die Nase vorn
- Fahrdynamik: Der BMW M2 begeistert durch glasklare Rückmeldung
- Fahrkomfort: Spagat zwischen Sport & Alltag
- Karosserie: Hyundai Ioniq 5 N mit höherem Nutzwert
- Umwelt/Kosten: Klarer Unterschied zwischen den Konzepten
- Technische Daten & Messwerte von BMW M2 & Hyundai Ioniq 5 N
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Mit Hochspannung stürmt der bis zu 650 PS (478 kW) starke Hyundai Ioniq 5 N in seinen ersten Vergleichstest. Sein Gegner: der anerkannt rasante BMW M2 mit 460 PS (338 kW). Verbrenner oder Elektriker – wer steigt als Sieger aus dem Ring? Bühne frei für das Duell zweier Ausnahmeathleten!
BMW M2 & Hyundai Ioniq 5 N im Vergleichstest
Selten zog in letzter Zeit eine automobile Neuerscheinung ein derartiges Interesse auf sich wie der Hyundai Ioniq 5 N. Vollgestopft mit Gimmicks, die auf pure Fahrfreude abzielen, soll der Koreaner nach dem Willen seiner Schöpfer:innen das E-Auto aus seiner pragmatischen Ecke herausholen und zeigen, dass auch die Batterie-elektrische Zukunft emotional sein kann. Doch kann der ambitionierte Südostasiate beim Vergleichstest auf der Strecke einlösen, was sein Hersteller vollmundig verspricht? Oder bleibt der Starkstromer nur ein hochpotentes Spielzeug für die Generation Playstation?
Mit dem BMW M2 stellt sich jedenfalls ein ausgewiesener Könner seines Fachs entgegen, der im AUTO ZEITUNG-Tracktest bereits hinlänglich seine herausragenden Ring-Tool-Qualitäten unter Beweis gestellt hat. Da es in diesem Vergleichstest vorrangig um die sportlichen Talente der Aspiranten gehen soll, kommt hier unsere Sportwagenwertung zum Einsatz, die fahrdynamische Disziplinen vor Nutzwert oder Komfort stellt.
Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
Leslie & Cars zeigt den BMW M5 (2024) im Video:
Motor/Getriebe: Der Hyundai Ioniq 5 N hat die Nase vorn
Dass der Hyundai Ioniq 5 N grundsätzlich das Zeug zum Rennstreckenkracher hat, zeigen allein schon die beinahe unzähligen Einstellmöglichkeiten des Antriebs. Als besonderen Clou hat die Entwicklungsabteilung dem scharfen Elektriker sogar simulierte Gangwechsel mit auf den rasanten Weg gegeben, die entweder beeinflusst durch die Schaltwippen oder aber durch die virtuelle Automatik erfolgen. Das Ganze fühlt sich überraschenderweise keineswegs synthetisch, sondern tatsächlich sehr authentisch an. Dazu können drei verschiedene, allerdings nur im Innenraum hörbare Antriebssounds angewählt werden, von denen einer sogar an den raubeinigen Vierzylinder-Turbobenziner des seligen i30 N erinnert.
Der BMW M2 hat solche Spielereien hingegen von vornherein nicht nötig, schlummert unter seiner Haube doch einer der derzeit wohl faszinierendsten Verbrennungsmotoren überhaupt. Drei Liter Hubraum, zwei Turbolader, ein herzerweichender Sound und feinste Dosierbarkeit der immensen Kraftreserven zeichnen das famose Triebwerk des Bajuwaren aus.
Bei den Fahrleistungen hat der Verbrenner allerdings im Vergleichstest das Nachsehen gegenüber der schieren Brutalität der im Ioniq 5 N versammelten E-Maschinen. Die geballte Power von 478 kW oder 650 ansatzlos über alle vier Räder herfallenden PS sorgt beim Hyundai für eine Beschleunigungsorgie sondergleichen. In nur 11,3 s katapultiert sich der Koreaner aus dem Stand auf Tempo 200. Der mit 460 PS (338 kW) seinerseits ebenfalls alles andere als impotente BMW M2 benötigt für dieselbe Übung im Vergleichstest 1,2 s mehr Zeit. Allerdings rennt der M2 mit dem optionalen M Driver's Package 285 km/h – der Hyundai Ioniq 5 N lässt es bei 260 km/h bewenden.
Fahrdynamik: Der BMW M2 begeistert durch glasklare Rückmeldung
Doch wie sieht es mit den querdynamischen Fähigkeiten aus? Die Sprintstrecke des Nürburgrings dient in diesem Vergleichstest als Gradmesser. Wir pilotieren zunächst den Hyundai Ioniq 5 N. Nach einigen schnellen Runden steht fest, dass der Koreaner die hohen Erwartungen, die wir an ihn gestellt haben, erfüllen kann. Für ein 2,2 t schweres Auto liefert er eine mehr als beeindruckende Performance ab, zeigt im Grenzbereich keine unvorhersehbaren Reaktionen und umrundet die Strecke mit atemberaubendem Tempo, nämlich einer Zeit von 1:40,1 min. Für hohen Unterhaltungswert sorgt ferner die Tatsache, dass sich der Ioniq 5 N jederzeit gern zu beherzten, dank elektronischem Sperrdifferential an der Hinterachse allzeit gut kontrollierbaren Drifts animieren lässt.
Doch am Ende bleibt der Eindruck, dass sich all dies etwas weniger unmittelbar anfühlt als im BMW M2: Der mit 1709 kg auch nicht gerade leichtgewichtige Zweitürer, das zeigen bereits die ersten ambitioniert gefahrenen Kurven, kommuniziert deutlich transparenter. Egal ob Lenkung, Bremspedal oder Fahrwerk, das ganze Auto liefert jederzeit mehr Rückmeldung in all seinen Reaktionen. Außerdem baut der mit Michelin-Pneus vom Typ Pilot Sport Cup 2 bestückte Sportler höhere Querkräfte auf, lenkt deutlich gieriger ein und lässt sich auf wesentlich engeren Radien um den Kurs scheuchen als der wuchtige Elektriker.
Dass der BMW lediglich über Hinterradantrieb verfügt, fällt dank der phänomenalen und durch das zehnfach einstellbare aktive Sperrdifferential begünstigten Traktion nicht ins Gewicht. Im Grenzbereich bleibt der Münchner stets gutmütig und verzeiht kleinere Korrekturen ohne zickige Reaktionen. Ein weiterer wichtiger Faktor für die im Vergleich zum Hyundai Ioniq 5 N um 1,6 s schnellere Rundenzeit ist die verlässliche Bremsanlage. Sie packt auch über mehrere Runden mit klarem, festem Druckpunkt zu und liefert dabei konstante Verzögerungswerte auf höchstem Niveau.
Fahrkomfort: Spagat zwischen Sport & Alltag
Serienmäßig verlassen beide Kandidaten des Vergleichstests das jeweilige Werk mit elektronisch geregelten Dämpfern, deren Abstimmung allerdings hier wie da eher performance- denn komfortorientiert geraten ist. Im Alltag gefällt die Federung des Hyundai Ioniq 5 N mit ihrem sanfteren Ansprechen jedoch besser. Auch tiefere Schäden im Asphalt verarbeitet der Koreaner wirkungsvoller. Der BMW M2 informiert seine Fahrgäste selbst über kleinste Unebenheiten im Untergrund, was auf langen Strecken doch etwas Kompromissbereitschaft erfordert.
Großartig hingegen sind die tief im M2 installierten Schalensitze, die zum M Race Track-Paket gehören. Sie bieten nicht nur einen Schraubstock-artigen Seitenhalt, sondern auch einen hervorragenden Sitzkomfort auf langen Strecken. Doch auch die Sitze des Koreaners überzeugen trotz ihrer weicheren Polsterung auf Fernreisen und stützen den Körper gleichzeitig bei der Kurvenjagd seitlich wirkungsvoll ab. Was beim Hyundai Ioniq 5 N hingegen stört, sind die enormen Windgeräusche, die bei hohen Autobahngeschwindigkeiten auftreten.
Karosserie: Hyundai Ioniq 5 N mit höherem Nutzwert
Die äußerst ausladende Karosserie des Hyundai Ioniq 5 N hat in der Praxis unbestrittene Vorzüge. Sie bietet gerade hinten erheblich mehr Platz, einen einfacheren Fond-Zugang durch die zwei zusätzlichen Türen und eine bessere Variabilität, die durch die große Heckklappe sowie eine verschiebbare Rückbank mit (wie im BMW M2) dreiteilig umklappbarer Rückenlehne begünstigt wird. Auch als Transportfahrzeug eignet sich der Koreaner besser, da er mit 480 bis 1540 l Fassungsvermögen den größeren Gepäckraum offeriert. Da sowohl der Ioniq 5 N als auch der feiner eingerichtete M2 mit einer Vielzahl an modernen Assistenzsystemen ausgerüstet sind, bekommen beide in der entsprechenden Wertungsdisziplin des Vergleichstests die volle Punktzahl.
Umwelt/Kosten: Klarer Unterschied zwischen den Konzepten
Diese Boliden kosten zwar viel Geld, bringen dafür aber auch eine weitgehend komplette Ausstattung mit. In beiden Fällen ist die jeweilige Optionsliste erfreulich kurz. Allerdings tritt der BMW M2 hier mit dem M Race Track-Paket an – unter anderem inklusive der herausragenden Schalensitze, Topspeed-Anhebung und Carbondach –, was den Grundpreis um stattliche 14.000 Euro anhebt. Beim Hyundai Ioniq 5 N kommen lediglich zusätzlichen Kosten für die Corsa-Bereifung hinzu, sodass die Differenz im bewerteten Preis mit 14.162 Euro zu Ungunsten des BMW beträgt. Da auch die Aufwendungen für den Unterhalt, sprich Wartungskosten und Steuern, beim M2 höher ausfallen, geht das Kostenkapitel des Vergleichstests klar an den Hyundai.
Technische Daten & Messwerte von BMW M2 & Hyundai Ioniq 5 N
AUTO ZEITUNG 17/2024 | BMW M2 | Hyundai Ioniq 5 N |
Technik | ||
Motor | R6-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbo; 2993 cm³ | Zwei permanenterregte Synchronmaschinen |
Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Hinterradantrieb | Konstantübersetzung; Allradantrieb, permanent |
Systemleistung | 338 kW/460 PS, 6250 U/min | 478 kW/650 PS |
Systemdrehmoment | 550 Nm, 2650–5870 U/min | 770 Nm |
Spannung; Kapazität netto | – | 697 V; 84,0 kWh |
Max. Ladeleistung AC/DC | – | 11 kW/240 kW |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4580/1887 (2068)*/1403 mm | 4715/1940 (2159)*/1585 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1725/1709 kg | 2200/2217 kg |
Kofferraumvolumen | 390 l | 480-1540 l |
Fahrleistungen | ||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,8 s | 3,3 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 (opt. 285) km/h | 260 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 32,5/31,7 m | 33,9/33,5 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 10,8/9,6 l SP | 23,8/21,2 kWh |
Reichweite (Test/max.) | 482 km | 353/448 km |
Preise | ||
Grundpreis | 76.600 € | 74.900 € |
Testwagenpreis | 90.600 € | 76.438 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW M2 | Hyundai Ioniq 5 N |
Karosserie (500) | 384 | 403 |
Fahrkomfort (500) | 378 | 388 |
Motor/Getriebe (1000) | 703 | 784 |
Fahrdynamik (1200) | 858 | 815 |
Kosten/Umwelt (500) | 371 | 393 |
Gesamtwertung (3700) | 2694 | 2783 |
Platzierung | 2 | 1 |
Den Mut, ein Auto wie den Hyundai Ioniq 5 N zu bauen, kann man dem koreanischen Hersteller gar nicht hoch genug anrechnen. Schließlich verbindet er Emotionen mit den typischen Vernunftsaspekten eines Elektroautos und erfüllt gleichzeitig den Spieltrieb bekennender Technik-Aficionados. Vergleichstest-Sieg für den faszinierenden Neuling. Der bessere Sportwagen aber ist der BMW M2, der nicht nur im Slalom und auf der Rennstrecke schneller ist, sondern auch noch mehr subjektiv empfundenen Fahrspaß mitbringt. Im Alltag erfordert er aber wegen des mäßigen Komforts und der unpraktischen Karosserie mehr Kompromissbereitschaft.