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Geht auch ganz einfach:

BMW 3er Touring vs. VW Passat: Deshalb gewinnt VW den Test

3er und Passat im Diesel-Duell

Marcel Kühler Testredakteur
Inhalt
  1. BMW 3er Touring & VW Passat im Vergleichstest
  2. Karosserie: Größe des Passat zahlt sich aus
  3. Fahrkomfort des BMW 3er mit dem Facelift gesteigert
  4. Motor/Getriebe: BMW dosierbarer und leiser
  5. Fahrdynamik: 3er & Passat überraschend auf Augenhöhe
  6. Kosten/Umwelt: Passat etwas günstiger
  7. Ergebnis in Punkten
  8. Fazit

Zwei Facelifts innerhalb von nur zwei Jahren – das ist schon ungewöhnlich. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Was genau ist denn jetzt besser geworden am BMW 3er Touring? Der Vergleichstest gegen den VW Passat geht genau dieser Frage nach.

 

BMW 3er Touring & VW Passat im Vergleichstest

Die seit 2019 angebo­tene BMW 3er-Baureihe G20 (Limousine) beziehungs­weise G21 (Touring) ist be­reits die siebte Generation der bayerischen Mittelklasse. Nach wie vor gehören beide zu den ab­solut wichtigsten Fahrzeugen im umfangreichen Portfolio des Pre­miumherstellers. Im Jahr 2022 erhielt der 3er ein umfangreiches Facelift mit tiefgreifenden Modi­fikationen am optischen Erschei­nungsbild sowie im Interieur. Nach nur zwei Jahren kommt BMW mit einer weiteren Produkt­aufwertung um die Ecke. Diesmal im Fokus: kleinere Designimpul­se, die Einführung des neuesten BMW-Infotainment­systems, eine erweiterte Serien­ausstattung und eine überarbeite­te Fahrwerksabstimmung, Doch reicht das aus, um im Vergleichstest gegen den neu­en VW Passat zu bestehen?
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Leslie & Cars fährt den VW Passat (2024) im Video:

 
 

Karosserie: Größe des Passat zahlt sich aus

Zumindest was das Raumangebot angeht, lautet die klare Antwort: nein! Sicher ist der BMW 3er Touring innen alles andere als eng, doch was der gut 20 cm längere VW Passat seinen Passagier:innen an luftigen Weiten anbietet, ist in der Mittel­klasse derzeit – vom technisch sehr eng verwandten Skoda Su­perb Combi einmal abgesehen – konkurrenzlos. Vorn findet man mehr Ellenbogenfreiheit und Ab­stand zum Dachhimmel vor, wäh­rend man sich im Fond über eine Beinfreiheit freut, die der gestandener Luxuslimousinen in kaum etwas nachsteht.

Doch damit nicht genug: Auch der Kofferraum ist ungleich größer als beim BMW. Bei aufgestellten Rücksitzlehnen fasst das Gepäck­abteil des Wolfsburger Riesen sat­te 690 l. Bei zweisitzigem In­nenraumlayout passen sogar 1920 l ins wuchtige Passat-Heck. Dem hat der 3er Touring mit 500 bis 1510 l kaum etwas entgegenzusetzen.

In Sachen Variabilität schenken sich die Rivalen des Vergleichstests dagegen nichts. Der BMW 3er Touring bietet serienmäßig eine dreigeteilt umlegbare Rücksitz­lehne, während der VW Passat auf eine zweiteilige Rücksitzlehne mit gro­ßer Durchreiche setzt. Der Lade­boden des Passat ist bei umgeklappten Fondlehnen komplett eben, der des BMW steigt minimal an. Ein großes Unterflurfach sowie eine darin enthaltene, überaus praktische Halterung für das Gepäckraumrollo haben beide Wettbewerber.

Ohne dem Kostenkapitel des Vergleichstests groß vorwegzugreifen: Der Einstands­preis des VW liegt über dem des BMW. Dafür hat der Wolfsburger jedoch eine umfangreichere Serienausstattung an Bord – be­sonders was die Fahrassistenten angeht. Der 3er bietet zwar min­destens ebenso viele kamera- und radarbasierte Helfer, jedoch kosten diese meistens extra. Dafür bekommt man in seinem Fall das qualitativ hochwertigere Fahrzeug. Verarbeitungsschwä­chen zeigt zwar auch der VW nicht, doch an die Materialgüte des BMW – gerade auch anhand der Ausleg­ware und Kunststoffe ersichtlich – reicht er nicht heran.

BMW 3er und VW Passat mit geöffneter Heckklappe im Profil abgebildet
Foto: Frank Ratering
 

Fahrkomfort des BMW 3er mit dem Facelift gesteigert

Auch die Geräuschdämmung funktioniert im Münchner Pre­mium-Kombi besser. Selbst wenn das den Schalldruck messende Phon-Testgerät nahezu identische Werte ausspuckt, geht es subjektiv im BMW 3er Touring merklich leiser zu.

In Sachen Federungskomfort hat aber der VW Passat die bullige Nase vorn. Für eine bessere Balance zwischen Sportlichkeit und Komfort erhielt der BMW im Zuge der zweiten Mo­dellpflege eine steifere Anbindung der hinteren Stoßdämpfer an die Karosserie. Den Vergleichstest bestreitet er zudem mit dem optionalen adaptiven M-Fahrwerk.

Damit federt der Bajuware mar­kentypisch sanft an und verfügt über reichlich Reserven. Auch die vormals chronisch angeregte Hinterachse scheint nun insge­samt weniger Impulse weiterzu­geben als vor der Überarbeitung. Doch kleinere Unebenheiten reicht sein nach wie vor insgesamt sehr straffes Set-up deutlicher an die Insass:innen weiter, als dies im Passat der Fall ist.

Dieser hat das DCC Pro-Fahrwerk, das ebenfalls adaptive Dämpfer beinhaltet, an Bord. Neben der weiten Spreizung zwischen soft und sportlich-hart bietet es den Vorzug, tiefe Fahrbahnschä­den ganzheitlich zu verarbeiten. Gleichzeitig lässt sich der VW Passat bei hohem Tempo von kleineren Anregungen etwas weniger aus der Ruhe bringen.

Ein weiterer Vorzug des Passat sind die äußerst bequemen, serienmäßigen ergoActive-Sitze, die auf langer Strecke noch mehr Komfort bieten als die engeren Sportsitze des BMW 3er Touring. Und auch im Fond logiert man im lan­gen Niedersachsen bequemer.

 

Motor/Getriebe: BMW dosierbarer und leiser

Das Anfahren im VW Passat erfordert ein recht hohes Maß an Konzent­ration: Wegen des träge agieren­den Doppelkupplungsgetriebes lässt sich die Kraft des 193-PS-Tur­bodiesels (142 kW) beim Start nur schwer dosieren. Bei etwas zu viel Gasein­satz entfaltet sie sich teilweise un­gewollt explosionsartig. Dank der spontaneren Gasannahme und der herausragenden Achtstufen-Automatik von ZF lassen sich die 190 PS (140 kW) des BMW-Triebwerks je­denfalls erheblich feiner dosieren – nicht nur beim Ampelstart.

Der Motor des BMW 320d xDrive Touring in der Detailaufnahme
Foto: Frank Ratering

Dafür wirkt der drehfreudige und wirkungsvoll gekapselte Münch­ner Vierzylinder in hohen Ge­schwindigkeitsbereichen weniger spritzig als das etwas kerniger tö­nende Aggregat im VW Passat 2.0 TDI 4Motion. Sparsam mit dem Kraftstoff gehen unterdessen beide Familiengefährte um: Der BMW 320d xDrive Touring verbraucht in unserem Vergleichstest 6,1 l Diesel pro 100 km, der VW 6,4 l.

 

Fahrdynamik: 3er & Passat überraschend auf Augenhöhe

Wenn ein Modell für die von BMW zum ewigen Markenslogan erkorene "Freude am Fahren" steht, dann ist es der 3er. Das gilt uneingeschränkt auch für den G21, der im Alltag mit seiner bestechenden Agilität, dem hecklastig ausgelegten Allradantrieb und seiner sehr direkt übersetzten Lenkung für deutlich mehr Spaß sorgt als der sachlich fahrende Passat. Und auch im Slalom macht er mit seinem Gegner aus diesem Vergleichstest kurzen Prozess.

Dem VW Passat fehlt es beim Einlen­ken an der Schärfe des BMW 3er Touring, außerdem agiert das nicht ab­schaltbare ESP zuweilen übervor­sichtig. Etwas überraschend da­her: Der VW umkurvt unseren Handlingkurs einen Wimpern­schlag schneller als der sportliche Wettstreiter – was vorrangig an dem etwas durchzugsstärkeren Motor und der bissiger verzögern­den Bremse liegen dürfte.

Überhaupt wird Fahrsicherheit bei VW groß geschrieben. Der Spur­halteassistent übertreibt es auf der Autobahn jedoch häufig, in­dem er rabiat versucht, das Fahr­zeug peinlich genau in der Mitte der Fahrbahn zu halten. Dabei reißt es der Person am Steuer manchmal re­gelrecht das Lenkrad aus der Hand, was auf engen Landstraßen bei Gegenverkehr oder in schmalen Baustellen zu brenzligen Situatio­nen führen kann.

Bei der optionalen Sportbremse des BMW hingegen nervt im Alltag, dass sie bei niedrigen Ge­schwindigkeiten nur schwer zu dosieren ist und es dadurch häufig zu ungewollt ruckartigem Anhalten kommt.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Kosten/Umwelt: Passat etwas günstiger

Wie anfangs bereits erwähnt, ist der VW Passat in der Basis tatsächlich etwas teurer als der BMW 3er Touring. Aller­dings relativiert sich sein Ein­standspreis angesichts der um­fangreicheren Serienausstattung. So kostet der 3er aus diesem Vergleichstest, der längst nicht komplett mit allen verfüg­baren Extras bestückt ist, insge­samt knapp über 78.000 Euro!

Mit den wertungsrelevanten Op­tionen ist der BMW noch 3145 Euro teurer als der VW, dessen be­werteter Preis bei gleichfalls we­nig volkstümlichen 62.275 Euro liegt. Dennoch liefern sich die bei­den hier ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen. Das liegt auch daran, dass der 3er die etwas bessere Restwertpro­gnose, die günstigeren Werkstatt- und die niedrigeren Kraftstoffkosten mitbringt. Der Passat ist billiger in der Haftpflicht- und der Teilkasko-Versicherung.

Technische Daten & Messwerte von BMW 320d xDrive Touring & VW Passat 2.0 TDI 4Motion

AUTO ZEITUNG 23/2024BMW 320d xDrive TouringVW Passat 2.0 TDI 4Motion
Technik
Motor4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel (48-V-Mildhybrid); 1995 cm³4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel; 1968 cm³
Antrieb8-Stufen-Automatik; Allrad, permanent7-Gang, Doppelkupplung; Allrad, permanent
Leistung140 kW/190 PS, 4000 U/min142 kW/193 PS, 3400 U/min
Max. Drehmoment400 Nm, 1750-2500 U/min400 Nm, 1750 U/min
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4709/1827 (2068)*/1440 mm4917/1849 (2093)*/1521 mm
Leergewicht (Werk/Test)1725/1803 kg1690/1777 kg
Kofferraumvolumen500-1510 l690-1920 l
Fahrleistungen
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)7,0 s7,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)225 km/h232 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,8/34,6 m34,7/33,7 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)6,1/5,4 l D6,4/5,7 l D
Preise
Grundpreis58.700 €59.845 €
Testwagenpreis65.420 €62.275 €
*Breite mit Außenspiegel
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW 320d xDrive TouringVW Passat 2.0 TDI 4Motion
Karosserie (1000)698768
Fahrkomfort (1000)722763
Motor/Getriebe (1000)723706
Fahrdynamik (1000)707709
Eigenschaftswertung (4000)28502946
Kosten/Umwelt (1000)295298
Gesamtwertung (5000)31453244
Platzierung21

 
Marcel Kühler Marcel Kühler
Unser Fazit

Für sportlich ambitionierte Eltern mit hoher Jahresfahrleistung und prallem Budget dürfte der BMW 320d xDrive Touring trotz jüngerer Konkurrenz immer noch zu den besten Autos der Welt gehören. Dynamisch, spritzig, effizi­ent, vernünftiges Platzan­gebot – so macht der All­tag Spaß! Wenn der edle Bayer nur nicht so teuer wäre … Der VW Passat 2.0 TDI 4Motion punktet da­gegen vor allem mit lufti­gen Weiten im Innenraum sowie mehr Reisekomfort – und das alles zu aus­stattungsbereinigt mo­derateren Preisen. Diese Eigenschaften machen ihn objektiv zum Testsieger. Fürs Herz ist der sachliche VW aber nichts.

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