BMW 320d/BMW 520d: Vergleichstest Bruderduell der BMW-Limousinen
Der neue BMW 3er hat seine Klasse fest im Griff und klopft selbstbewusst auch bei der Oberklasse an. Ist er vielleicht sogar das bessere Angebot als der BMW 5er? BMW 320d gegen BMW 520d im Vergleichstest!
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW 320d | BMW 520d |
---|---|---|
Karosserie (1000) | 657 | 694 |
Fahrkomfort (1000) | 778 | 842 |
Motor/Getriebe (1000) | 685 | 664 |
Fahrdynamik (1000) | 709 | 659 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2829 | 2859 |
Kosten/Umwelt (1000) | 331 | 313 |
Gesamtwertung (5000) | 3160 | 3172 |
Platzierung | 2 | 1 |
Der Autobauer aus München hat ein Problem: Der BMW 3er ist erwachsen geworden und kommt dem BMW 5er daher bedrohlich nah. Und in der Mittelklasse fehlen dem Bayern momentan die Gegner. Der 3er hat vom Start weg mit seiner guten Verarbeitung, dem ordentlichen Raumangebot, seinem umfangreichen Assistenzarsenal und seinem extrem dynamischen Wesen alle Konkurrenten in die Schranken gewiesen– ohne dabei den Komfort gänzlich aus den Augen zu verlieren. Das dürfte BMW gefallen. Dass er aber auch das Potenzial hat, eingefleischte 5er-Kunden an sich zu binden, wohl weniger. Was spricht für den einen, was für den anderen? Welches Angebot ist das bessere? BMW 320d und BMW 520d geben im Vergleichstest die Antwort.
BMW 320d und BMW 520d im Vergleichstest
Ja, der neue BMW 3er ist größer geworden. Die Schultern haben endlich mehr Raum und stoßen nicht wie beim knapp geschnittenen Vorgänger ständig an die B-Säulen. Auch hinten fühlen sich die Passagiere – sogar Erwachsene – bestens untergebracht. Das Schnittmuster des BMW 5er sitzt allerdings noch besser. Er bietet in alle Richtungen mehr Freiraum, verliert dabei aber keineswegs den Kontakt zu seinem Fahrer. Wie im 3er ist man auch im 5er bestens integriert. Im Fond sorgt die üppige Kopffreiheit gegenüber dem kleineren Bruder ebenfalls für mehr Spielraum. Und wenn mal drei Personen auf der Rückbank Platz finden sollen, macht der Oberklässler auch hier das etwas bessere Angebot. Zudem fasst sein Kofferraum 50 Liter mehr Gepäck. Und die Anhängelast fällt mit 2000 Kilogramm deutlich höher aus als die mageren 1600 Kilogramm des BMW 320d. Die 110 Kilogramm höhere Zuladung spricht ebenfalls für den BMW 520d. Viel gelobt wurde bisher die Bedienstruktur der Oberklasse-Limousine, weil der 5er intuitiv über verschiedene Eingabesysteme verfügt und bis in das letzte Untermenü eine klare Menüfolge anbietet. Auch im Vergleich zum neuen 3er überzeugt das System. BMW hat in allen neuen Modellen die Bedienstruktur verändert, die Funktionen zum Teil komplexer gemacht und die Pfade noch stärker verästelt – im Vergleich zur Konkurrenz anderer Hersteller durchaus gelungen. Vergleicht man das Ganze aber mit dem 5er, treten ein paar Schwächen hervor. Während sich beim BMW 520d die Bordcomputerwerte per Taste auf dem Blinkerhebel resetten lassen oder die Klimaanlage per simplem Tastendruck auf der Mittelkonsole synchronisieren lässt, muss der 3er-Fahrer erst tief ins Untermenü eintauchen. Positiv: Das Aufsuchen dieser Untermenüs gelingt dank exzellenter Sprachbedienung in den meisten Fällen problemlos. Aber auch das bedingt immer einen Bedienschritt mehr als beim rundum gelungenen System des großen Bayern. Dass BMW dem 3er alles mitgegeben hat, um auch die Oberklasse aufzumischen, zeigt sich bei der Sicherheitsausstattung. Er verfügt sogar serienmäßig über Verkehrszeichen-, Tempolimit- und Spurhalteassistenten, die beim 5er extra kosten. Lediglich der Nachsichtassistent bleibt bei BMW der Ober- und der Luxusklasse vorbehalten. Viel Platz, toller Bedienkomfort, hohe Zuladung, ordentliche Anhängelast: Der BMW 520d sichert sich das erste Kapitel im Vergleich mit dem BMW 320d mit großem Abstand.
Fahrkomfort: BMW 5er mit besserem Gesamtkomfort
Die Bayern hatten die Wahl der Konfiguration für diesen Vergleichstest: Sie spendierten dem BMW 3er ein adaptives M-Fahrwerk und dem BMW 5er adaptive Dämpfer – allerdings ohne die straffere M-Abstimmung. BMW hat sich so also für den größtmöglichen Unterschied entscheiden – mit klarem Ergebnis: Das Fahrwerk des BMW 320d ist zu hart. Gefällt die Vorderachse noch mit feinem Ansprechverhalten, belästigt die Hinterachse die Passagiere mit übertriebener Härte. Dem 3er fehlt die Souveränität, mit der der 5er Querfugen oder wellige Pisten glattbügelt. Die Bandbreite des Fünfer-Fahrwerks begeistert. Das gilt auch für seine optionalen Komfortsitze. Die 2290 Euro sind hier bestens angelegt. Perfekte Einstellmöglichkeiten sorgen für eine optimale Entlastung des Körpers auf langen Reisen. Die Sportsitze des BMW 320d können das nicht bieten. Für sich gesehen offerieren sie aber ebenfalls einen guten Kompromiss aus Komfort und Seitenhalt. Dafür gibt es beim Geräuschkomfort der bayrischen Mittelklasse-Limousine eigentlich nichts zu meckern – wäre da nicht der noch leiser dahingleitende 5er. Je schneller man mit ihm reist, desto überzeugender wird sein Akustik-Konzept. Selbst bei Tempo 200 kann man sich in ihm noch ohne erhobene Stimme mit den Passagieren im Fond unterhalten. Auch das zweite Kapitel des Vergleichs geht damit eindeutig an den BMW 520d.
Motor/Getriebe: Aggregat im BMW 320d leichtfüßiger
Gleicher Antrieb, mehr Gewicht: Die Ausgangslage für den BMW 520d gegenüber dem allerdings nur 76 Kilogramm leichteren BMW-320d-Testwagen spricht nicht für ihn. In beiden kommt der 190-PS-Turbodiesel-Vierzylinder mit 400 Newtonmetern zum Einsatz. Im 5er ist er serienmäßig mit der Achtstufen-Automatik verbunden. Für den 3er, der standardmäßig über ein manuelles Sechsgang-Getriebe verfügt, kostet die Automatik 2350 Euro extra. Egal in welchem Modell, die Antriebskonfiguration beherrscht sowohl den vollmundigen Antritt aus dem Drehzahlkeller, den Ritt auf der Drehmomentwelle als auch die lockere Drehfreude nach oben heraus. Dennoch wirkt das Arrangement im BMW 3er leichtfüßiger. Er beschleunigt nicht nur deutlich spritziger, tritt gelassener zu Überholmanövern an und erreicht mehr Top-Speed, sondern ist auch noch mit 6,6 Litern auf 100 Kilometern fast einen Liter sparsamer als der BMW 5er, was dem 320d den ersten Kapitelsieg beschert.
Fahrdynamik: BMW 5er weniger auf Sportlichkeit getrimmt
Das harte M-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern, das dem BMW 3er einen besseren Komfort verwehrt, trägt andererseits seinen Teil zu einer beeindruckenden Dynamik-Vorstellung bei. Schon beim ersten Einlenkpunkt verliert der BMW 320d gefühlt mindestens 300 Kilogramm. Extrem direkt und äußerst präzise folgt er dem vorgegeben Radius, stützt sich satt über seine breite Spur ab und bleibt extrem sicher auf Kurs. Hier und da wirkt seine Lenkung überengagiert, aber an diese Sportwagen-Attitüde gewöhnt man sich schnell. Der BMW 5er hat in seiner auf Komfort getrimmten Ausstattung keine Chance. Ihm fehlt die Sensibilität in der Rückmeldung von der Vorderachse. Aber das ist nicht alles, was ihn auf kurvigen Pisten diffuser wirken lässt. Auch die mitlenkende Hinterachse geht zu Lasten eines so klaren Feedbacks, wie es der 3er seinem Piloten gibt. Das gilt außerdem für die fabelhaft dosierbare und wirkungsvolle optionale M-Sportbremse im BMW 320d: Die Serienbremse des 5er packt weder so verbissen zu, noch ermöglicht sie die kurzen Bremswege des 3er, der zudem mit 19-Zoll-Mischbereifung antritt, während der BMW 520d mit 18-Zöllern vorfährt. M-Sportbremse (650 Euro), adaptives M-Fahrwerk (600 Euro) und die beim Testwagen montierten 19-Zöller (730 Euro) lässt sich BMW nicht nur üppig bezahlen, sondern bedingen zudem die 6100 Euro teure M-Sport-Ausstattung. Der monetäre Aufwand zahlt sich zumindest in diesem Kapitel des Vergleichstest aus.
Umwelt/Kosten: 320d gewinnt knapp
Die teure M-Sport-Ausstattung und weitere Dynamik-Features reduzieren den über 10.000 Euro großen Preisvorteil der 3er-Basisausstattung gegenüber der des BMW 520d deutlich, auch wenn beim 5er durch Allradlenkung, Komfortsitze und adaptive Dämpfer der Grundpreis nach oben schnellt. So trennen die beiden Testfahrzeuge in der Preisbeweretung lediglich 5900 Euro – auch weil beim BMW 320d die Automatik extra kostet. Rechnet man das beim BMW 5er serienmäßige Navigationssystem noch mit, schrumpft der Preisvorteil des Mittelklässlers weiter. Dennoch reicht es für den BMW 3er, um unterm Strich die bessere Kostenbilanz des Vergleichs aufzuweisen.
Messwerte & Technische Daten BMW 320d & BMW 520d
AUTO ZEITUNG 14/2019 | BMW 320d | BMW 520d |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Biturbodiesel | 4/4; Biturbodiesel |
Hubraum | 1995 cm³ | 1995 cm³ |
Leistung | 140 kW/190 PS | 140 kW/190 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 400 Nm | 400 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik (opt.)/Hinterrad | 8-Stufen-Automatik/Hinterrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1455/1637 kg | 1540/1713 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 6,9 s | 7,4 s |
0 - 150 km/h | 15,8 s | 16,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 240 km/h | 235 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,5/33,7 m | 35,4/34,3 m |
Verbrauch (Test/EU) | 6,6/4,2 l D/100 km | 7,4/4,5 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/EU) | 175/110 g/km | 197/117 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 40.450 Euro | 50.650 Euro |
Testwagenpreis | 50.880 Euro | 56.780 Euro |
Der 520d ist im Vergleich mit dem 320d der bessere BMW. Er bietet mehr Komfort, mehr Platz, einen tollen Antrieb und fällt gegenüber dem neuen 3er auch in der Dynamik nicht so stark ab, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte. Der 320d ist mit dem M-Sport-Paket nicht nur sehr teuer, sondern auch konsequent auf Sportlichkeit getrimmt und verzichtet daher gegenüber dem 5er zu stark auf Fahrkomfort. Wer Dynamik mag, findet derzeit aber keinen besseren Mittelklasse-Sportwagen.