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Geht auch ganz einfach:

128ti/Leon VZ/Civic Type R/i30 N: Vergleichstest

Hier spielt vorne die Musik

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. BMW 128ti, Cupra Leon VZ, Honda Civic Type R und Hyundai i30 N Performance im Vergleichstest
  2. Fahrdynamik: Kapitelsieg geht an Cupra Leon VZ
  3. Motor/Getriebe: Honda Civic Type R drehfreudig und am stärksten
  4. Fahrkomfort: BMW 128ti setzt auf adaptive Dämpfer
  5. Karosserie: Cupra Leon VZ knapp vorne
  6. Umwelt/Kosten: Hyundai i30 N, die Preis-Sensation
  7. Technische Daten & Messerte von BMW 128ti, Cupra Leon VZ, Honda Civic Type R & Hyundai i30 N Performance
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

BMW 128ti, Cupra Leon VZ Cup 2.0 TSI, Honda Civic Type R und Hyundai i30 N Performance​ ringen um den Sieg im Vergleichstest. Was sich wie emotionsloser Einheitsbrei liest, fährt sich jeweils höchst individuell.

 

BMW 128ti, Cupra Leon VZ, Honda Civic Type R und Hyundai i30 N Performance im Vergleichstest

Auch in Zeiten verstärkter Elektrifizierung gibt es sie noch: Klassische Hot Hatches, die Benzin zu möglichst verträglichen Preisen in Fahrspaß umwandeln. Doch wie in mittlerweile allen Fahrzeugklassen gilt das mit den günstigen Tarifen nur noch bedingt. Alle vier Testwagen kosten rund 40.000 Euro, Honda und Cupra reißen in der testrelevanten Konfiguration sogar die 50.000-Euro-Marke – der BMW 128ti ist hier zwar das zweitgünstigste Angebot, er fährt aber auch mit einem PS-Defizit vor. Das preislich verlockendste Angebot kommt aus Korea – oder wird dem Hyundai i30 N Performance sein hohes Alter zum Verhängnis? Frisch und austrainiert greift der Honda Civic Type R nach der Krone, die ihm der Cupra Leon VZ Cup 2.0 TSI mit konzerntypischen GTI-Allrounder-Tugenden im Vergleichstest streitig machen will. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der Honda Civic Type R (2017) im Fahrbericht (Video)

 
 

Fahrdynamik: Kapitelsieg geht an Cupra Leon VZ

Reduziert man dieses Kapitel auf den Handlingkurs, steht der Sieger fest: Keiner umrundet die Strecke im Vergleichstest schneller als der Honda Civic Type R. Er glänzt mit seinem kräftigen und drehwilligen Antrieb, der fein-nervigsten Lenkung sowie einer ebenso fein dosierbaren Bremse. Derart gut abgestimmt wird auch der Griff zum Schalthebel des manuellen Sechsgang-Getriebes in der Regel kein einhändiger Balanceakt. Das ändert sich allerdings im Grenzbereich: Dass der Honda hier am schnellsten ein loses Heck in die Fahrspaß-Manege wirft, dürfte der klassischen Kundschaft aber wohl gefallen. Ganz anders präsentiert sich der BMW 128ti, der sein Leistungsdefizit zu keinem Zeitpunkt verhehlen kann. Dies ist umso ärgerlicher, weil seine Achtstufen-Automatik erstens deutlich mehr verträgt und zweitens lustvoll und zackig durch die Gassen flippert. Treibt man den Bayern schnell über den Kurs, gibt er sich trotz Differenzialsperre an der Vorderachse als gutmütiger Untersteurer.

Dabei präsentiert sich die an und für sich direkte Lenkung als eine ganze Spur künstlicher und um die Mittellage indifferenter als die des Honda. Weil der BMW auch beim Bremsen und im Slalom keine Akzente setzen kann, bleibt ihm nur die rote Laterne im Fahrdynamik-Kapitel. Mehr Punkte sammelt der Krawallbruder des Quartetts: Der Hyundai i30 N verkörpert am ehrlichsten die klassische Hot Hatch-Lehre: genügend Leistung, eine gut funktionierende Sperre an der Vorderachse und ein freudvolles, klar spürbares Fahrverhalten dank steifer Karosserie. Die 180 Euro für die Querverstrebung im Kofferraum zahlen sich unter diesen Gesichtspunkten definitiv aus. Einzig echter Nachteil ist die im Vergleich zu Cupra Leon VZ und Honda geringere PS-Leistung. Der erste Kapitelsieg geht nach Spanien. Und doch sind die eingeheimsten Punkte hier nur die halbe Wahrheit. Rein objektiv ist der Cupra schnell, obendrein Slaloms-Bester und mit den standfestesten Bremsen gesegnet. Subjektiv wirkt der Leon aber auch künstlicher und somit distanzierter als die Konkurrenz aus Fernost. Das gilt sowohl für die Lenkung, die es an intensiverem Feedback vermissen lässt, als auch für die Bremsen, die man nicht ideal dosieren kann.

 

Motor/Getriebe: Honda Civic Type R drehfreudig und am stärksten

Die höchste Leistung – noch dazu handgeschaltet und drehfreudig: Der Honda Civic Type R setzt im Motoren-Kapitel im Vergleichstest entscheidende Akzente, die ihm unter anderem die massivste Kraftentfaltung und die besten Fahrleistungen bescheren. Entscheidend Punkte kosten allerdings der höchste Verbrauch und der (zu) kleine Tank. Dreht man den 329 PS (242 kW) starken Turbo-Vierzylinder regelmäßig aus, wird der Tankwart schneller als einem lieb ist zum besten Freund. Ginge es rein um die Kultiviertheit, liegt das angenehm vor sich hin arbeitende BMW-Aggregat vorn. Auch die Automatik weiß, wie bereits angedeutet, zu überzeugen. Doch das Leistungsdefizit ist in diesem Umfeld schlicht zu groß, die Kraftentfaltung entsprechend zäh. Beim Sprint auf 100 km/h verliert der BMW 128ti rund eine Sekunde auf die deutlich flinkere Konkurrenz, bis 200 km/h wächst der Rückstand weiter an.

Umso erstaunlicher sind die Fahrleistungen des Hyundai i30 N Performance, der nur 15 PS (11 kW) mehr als der BMW im Datenblatt notiert. Hier geht es zwar unkultivierter zur Sache, aber darum schert sich der Südkoreaner auch nicht weiter. Er ist und bleibt ein Rabauke, der auch längsdynamisch liefern kann. Weil er mehr Sprit als der BMW verbraucht, sortiert er sich aber hinter diesem im Motoren-Kapitel ein. Vorn thront abermals der Cupra Leon VZ. Sein Leistungsdefizit von 29 PS (21 kW) gegenüber dem Honda ist nicht groß genug, um entscheidend Punkte liegen zu lassen. Das Aggregat der Motorenfamilie "VW EA888" wird konzernweit eingesetzt – aus guten Gründen: Der Motor ist in der 300-PS-Ausbaustufe (220 kW) kraftvoll und ausgewiesen sparsam zugleich. Auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das in diesem Umfeld zwar solide arbeitet, aber keine Glanzpunkte setzen kann, verhindert nicht den nächsten Kapitelsieg.

 

Fahrkomfort: BMW 128ti setzt auf adaptive Dämpfer

Niemand dürfte bei diesem Vergleichstest ausgewiesene Sänften erwarten. Und doch bedeutet straff nicht gleich straff. So verzichtet der BMW 128ti als Einziger auf adaptive Dämpfer, was keinerlei Nachjustierung möglich macht. Der Bayer ist durchweg von der härteren Sorte – leer wie auch beladen. Auf der Autobahn ist er aufgrund seines Setups permanent in Bewegung und beruhigt sich selten so ganz. Das macht den steifen 128ti nervös und wenig komfortabel. Besser gefallen Geräusch- sowie Sitzkomfort – wenngleich die vorderen Sitze recht knapp geschnitten sind. Die beste Federung samt am feinsten einstellbarer Dämpfer besitzt der Cupra Leon VZ. Er ist ebenfalls straff, aber – entsprechend feinjustiert – angenehm verbindlich. Allerdings leidet der Spanier unter zusätzlicher Beladung. Dann wird die leer gut ansprechende Hinterachse nur noch mitgeschleppt – schade. Weil seine Sitze für viele Körpergrößen taugen und auch der Geräuschkomfort gut ausfällt, sammelt der Spanier hier weiter emsig Punkte.

Ähnlich wie der Cupra büßt auch der Hyundai i30 N Performance Federungskomfort ein, sobald er maximal beladen wird. Der steife Koreaner bietet aber die beste Abstimmung zwischen Vorder- und Hinterachse, was ihn zwar satt und straff, aber stimmig über Anregungen fahren lässt. Sitz- und (subjektiver) Geräuschkomfort sind hingegen nicht seine Stärken. Speziell mit offenen Auspuffklappen verschreibt sich der i30 genau einem: ungehemmtem Krawall. Von der – zugegeben – geringen Zuladung unbeeindruckt zieht der Honda Civic Type R seine Runden über die Komfortstrecken. Er hat die weichsten Federn, was besonders auf Querfugen zum Tragen kommt, die er am besten wegbügelt. Das tiefe Eintauchen wird mit zunehmendem Tempo weniger – das passt sehr gut zum Naturell des schnellen Japaners. Auch die Sitze in Reihe eins sind gelungen, die sich schön anschmiegen, viel Seitenhalt bieten und selbst auf langen Strecken nicht unangenehm werden. Der objektiv lauteste Innenraum profitiert vom angenehmen Klangbild des Antriebs, das als wenig störend empfunden wird.

 

Karosserie: Cupra Leon VZ knapp vorne

Klassisches Kompaktklasse-Format bieten im Vergleichstest nur drei im Bunde: Der Honda Civic Type R streckt sich fast auf mittelklassige 4,60 m, was ihm eine sehr sportliche Linie und dazu ein mindestens 410 l großes Gepäckabteil beschert. Weil sein Dach nach hinten jedoch flach abfällt, ist die Kopffreiheit im Fond ziemlich beschnitten. Besser sitzt es sich in Reihe eins, die eine tiefe Sitzposition mit der größten Innenbreite kombiniert. Zweiter Nachteil der dynamischen Linie ist die mäßige Rundumsicht. Auch bei Variabilität, Qualität und Zuladung kann der Honda nicht entscheidend punkten. Lademeister wird – trotz der störenden (optionalen) Querstrebe im Kofferraum – der Hyundai i30 N Performance: Der Koreaner darf als einziger Anhänger ziehen oder Fahrräder auf seiner Anhängerkupplung spazieren fahren. Dafür geizt er beim sonstigen Raumangebot und, wohl dem Alter geschuldet, bei der Sicherheitsausstattung. Die Verarbeitung stimmt zwar, doch die Materialien sind durchweg von der eher einfachen Sorte.

Einen Hauch mehr Platz bietet der BMW 128ti seinen Passagier:innen in Reihe eins und zwei. Auch bei der Übersichtlichkeit und der Qualität der Materialien schneidet er gut ab. Eine bessere Variabilität oder die Option einer Anhängerkupplung hätten ihm wohl den Kapitelsieg beschert. So fährt erneut der Cupra Leon VZ die meisten Punkte ein – wenn auch nur hauchdünn. Sein größtes Pfund ist der geräumige Fond. Bedauerlich, dass auch er als Zugfahrzeug ausfällt und dass er bei der Bedienung nicht überzeugen kann. Die Wege durch die Menüs des Touchscreens sind verworren, und die Klimabedienung ist ein echtes Ärgernis. Mit seinem stilsicheren Materialmix sucht Cupra Anschluss an Premiummodelle der Klasse – und findet ihn auch.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Hyundai i30 N, die Preis-Sensation

Dass Cupra Leon VZ im Vergleichstest nach oben schielt, zeigen auch die Preise. Besonders das schicke Cup-Modell belastet das Budget nachhaltig und hievt den Preis auf über 50.000 Euro. Für den Spanier sprechen allerdings die fairen Versicherungseinstufungen und die überschaubaren Werkstattkosten. Noch teurer in der Anschaffung ist der Honda Civic Type R, bei dem man allerdings auch keine Kreuzchen mehr in der Aufpreisliste setzen muss. Doch mindestens 58.500 Euro wollen erst einmal berappt werden. Zudem sind seine Versicherungskosten und auch der Wertverlust am höchsten. Und die Kraftstoffkosten leiden unter dem Super Plus-Durst des japanischen Sportlers. Dass ein BMW 128ti im Kostenkapitel Boden gutmachen kann, ist alles andere als gewöhnlich. Er bleibt mit testrelevanter Ausstattung unter dem Cupra-Tarif, bietet eine ähnlich attraktive Versicherungseinstufung und führt zudem die beste Multimedia-Ausstattung ins Feld.

Doch die wirkliche Preis-Sensation heißt Hyundai i30 N Performance. Schon mit 38.100 Euro wird man beim Hyundai-Händler seines Vertrauens auf offene Ohren stoßen. Selbst mit testrelevanter Mehrausstattung unterbietet der Koreaner die Konkurrenz um teils zigtausende Euro. Weil zudem sein Garantiepaket – man gewährt unter anderem fünf Jahre auf die Technik – am umfangreichsten ausfällt, holt der Oldie des Quartetts noch einmal tief Luft, um sich in der Endabrechnung auf den zweiten Platz vor-zuschieben. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Hyundai gerade am neuen Modelljahr feilt – gut möglich, dass der talentierte Korea-Kompakte dann ein paar Euro teurer eingepreist wird – zum Redaktionsschluss waren noch keine neuen Preise bekannt.

 

Technische Daten & Messerte von BMW 128ti, Cupra Leon VZ, Honda Civic Type R & Hyundai i30 N Performance

AUTO ZEITUNG 17/2023BMW
128ti
Cupra Leon
VZ Cup 2.0 TSI
Technik  
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbo4/4; Turbo
Hubraum1998 cm31984 cm3
Leistung195 kW/265 PS,
bei 4750–6500 /min
221 kW/300 PS,
bei 5300–6500 /min
Max. Drehmoment400 Nm, 1750–4500 /min400 Nm, 2000–5200 /min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Autom./Vorderrad; elektron. ger. Sperrdiff7-Gang, Doppelk./Vorderrad; elektron. ger. Sperrdiff.
Messwerte  
Leergewicht (Werk/Test)1445/1450 kg1425/1468 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)6,4 s5,6 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h250 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,7/34,6 m34,3/33,5 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)7,9/6,9 l S7,6/7,5 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)187/157 g/km180/171 g/km
Preise  
Grundpreis47.900 €43.800 €
Testwagenpreis48.400 €52.821 €
AUTO ZEITUNG 17/2023Honda
Civic Type R
Hyundai
i30 N Performance
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbo4/4; Turbo
Hubraum1996 cm³1998 cm³
Leistung242 kW/329 PS,
bei 6500 /min
206 kW/280 PS,
bei 5500–6000 /min
Max. Drehmoment420 Nm, 2600–4000 /min392 Nm, 2100–4700 /min
Getriebe/Antrieb6-Gang, manuell/Vorderrad; autom. Sperrdiff.8-Gang, Doppelk./Vorderrad; elektron. ger. Sperrdiff.
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1405/1434 kg1455/1494 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,5 s5,6 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)275 km/h250 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,5/34,5 m34,8/34,4 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)8,8/8,2 l SP8,6/8,4 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)208/186 g/km204/191 g/km
Preise
Grundpreis58.500 €38.100 €
Testwagenpreis58.500 €41.630 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW
128ti
Cupra Leon
VZ Cup 2.0 TSI
Honda
Civic Type R
Hyundai
i30 N Performance
Karosserie (1000)582585560567
Fahrkomfort (1000)640682659654
Motor/Getriebe (1000)689698685672
Fahrdynamik (1000)704762734741
Eigenschaftswertung (4000)2615272726382634
Kosten/Umwelt (1000)327319292360
Gesamtwertung (5000)2942304629302994
Platzierung3142

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Mit dem Cupra Leon VZ sammelt das ausgewogenste Auto die meisten Punkte. Dass die Spanier ihre Marke maximal mit Emotionen aufladen wollen, spürt man allerdings eher beim hochwertigen und schick eingerichteten Innenraum als beim Fahrvergnügen auf der Straße. Freunde des Motorsports werden also andere Favoriten – vermutlich aus Fernost – haben: Sowohl der Honda Civic Type R auf Rang vier als auch der Hyundai i30 N Performance auf Platz zwei werfen jede Menge echte Emotionen in die Waagschale. Das wirkt mitunter hemdsärmelig, entschädigt aber mit ehrlichem Fahrspaß. Dass Honda dafür deutlich mehr Geld verlangt, tut nicht zuletzt im Geldbeutel weh. Günstiger kommt man zwar bei BMW davon, doch der BMW 128ti ist weder Fisch noch Fleisch. Er ist hochwertig eingerichtet und im Alltag am umgänglichsten – nervt aber mit seinem unbarmherzigen Fahrwerk und dem vergleichsweise schlappen Antrieb – Rang drei.

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