Autoproduktion in Europa: Darum liegt Deutschland vorne
Wir sind Europameister
Deutschland liegt bei der Autoproduktion in Europa an der Spitze. Doch dahinter haben sich die Plätze deutlich verschoben. Wir nennen Sieger und Verlierer!
Würde die laufende Europameisterschaft statt in den Fußballstadien im Autobauen ausgetragen, gäbe es einen eindeutigen Sieger: Deutschland lag 2023 mit einer Produktion von 4,1 Mio. Fahrzeugen mit weitem Abstand an der Spitze – und das ununterbrochen seit 1956. Da war das "Wunder von Bern" gerade mal zwei Jahre her. Auch der aktuelle Trend zeigt nach den Einbrüchen der Corona-Jahre wieder eindeutig nach oben: Im Vergleich zu 2023 stieg der Ausstoß der deutschen Pkw-Werke um 18 Prozent. Allerdings ist Deutschland immer noch weit vom Stand der 2010er Jahre entfernt: Damals verließen über fünf Millionen Neuwagen die Fabriken in der Bundesrepublik.
Das liegt zum einen daran, dass einige Standorte 2023 nicht ausgelastet waren: So wurden etwa im VW-Stammwerk in Wolfsburg nur 480.000 von maximal möglichen 800.000 Fahrzeugen gebaut. Zum anderen haben Opel und Ford ihre Produktionskapazitäten in Deutschland deutlich reduziert. Auf der anderen Seite hat sich mit Tesla ein weiterer Hersteller entschlossen, in der Bundesrepublik Autos zu fertigen: 2022 startete die Produktion im neu errichteten Werk in Grünheide.
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Leslie & Cars fährt das Tesla Model Y (2024) im Video:
Autoproduktion: Im europäischen Vergleich liegt Deutschland vorne – dramatische Lage in Frankreich
Dramatischer ist die Lage in Frankreich, viele Jahrzehnte hinter Deutschland auf Rang zwei der europäischen Autonationen. Hier wurde 1989 der Höhepunkt der Produktion mit beinahe 3,5 Mio. Neuwagen erreicht. Seitdem geht es bergab, heute entstehen nur noch rund eine Million Autos in Frankreich. Die Produktion von volumenträchtigen Kleinwagen wurde aus Kostengründen ins Ausland verlagert. Zudem brach das Van-Segment zusammen, in dem die französischen Marken stark vertreten waren. Zuletzt gelang es Renault, Peugeot und Citroën nicht mehr, sich in der Mittel- und Oberklasse zu behaupten.
Ganz anders ist die Situation in Spanien, das mit 1,9 Mio. produzierten Neuwagen heute komfortabel auf Rang zwei liegt. Nach dem EU-Beitritt 1986 und mit vergleichsweise niedrigen Löhnen zog das Land viele ausländische Autohersteller an – etwa Ford, Renault, Opel und VW. So konnte sich die Produktion von einer Million im Jahr 1980 auf 2,5 Mio. zur Jahrtausendwende mehr als verdoppeln. Nicht ganz so schnell wuchs die Autoindustrie in Tschechien, in Europa heute auf Rang drei. Deren Boom ist nicht nur mit dem Erfolg von Skoda verknüpft: Seit 2005 fertigt Toyota Fahrzeuge in Kolín, Hyundai eröffnete 2008 sein europäisches Werk in Nošovice.
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Großbritannien erlebt dagegen bereits den zweiten Absturz. 1955 noch größter Hersteller in Europa, fiel die Produktion durch Streiks, Qualitätsprobleme und das Aus vieler Marken bis in die 1980er Jahre deutlich ab. Dank der Investitionen deutscher und vor allem japanischer Konzerne konnte die Fertigung danach wieder gesteigert werden. Doch der Brexit würgte diese Renaissance 2016 ab. Seitdem halbierte sich die Produktion erneut. Noch drastischer ist der Abbau der Fertigung in Italien, die von zwei Mio. im Jahr 1989 auf nur noch rund 542.000 im Jahr 2023 fiel. Dem Land wurde die starke Abhängigkeit von Fiat zum Verhängnis: Die Stellantis-Marke lässt viele ihrer Bestseller inzwischen in Polen oder der Türkei bauen.
In den letzten 20 Jahren hat sich das Gesicht der Autoindustrie in Europa stark gewandelt: Traditionsreiche Autonationen wie Frankreich, Großbritannien und Italien verloren viele Werke. Spanien, Tschechien und auch die Slowakei haben deren Plätze übernommen und Fertigungskapazitäten aufgebaut. Lediglich Deutschland konnte seinen Platz an der Spitze behaupten. 34 Werke bei uns bedeuten Arbeitsplätze und sprudelnde Steuereinnahmen. Starke Konzerne wie VW, BMW und Mercedes sowie im europäischen Vergleich immer noch relativ gute Standortbedingungen sind die Gründe. Die größte Herausforderung aber bleibt, dieses positive Umfeld zu erhalten.