Flüssiggas (LPG)/Erdgas (CNG)/LNG: Die Fakten
Die Trends bei Gasantrieben
Was steckt eigentlich hinter den Abkürzungen LPG, CNG und LNG? Wir ordnen sie im Kontext Auto ein und erklären die aktuellen Trends in Bezug auf Flüssiggas und Erdgas.
Der in Deutschland am weitesten verbreitete Pkw-Antrieb auf Gas-Basis ist das Flüssiggas beziehungsweise Autogas, kurz LPG genannt. Laut Kraftfahrt-Bundesamt haben sich die Neuzulassungen zwischen 2018 und 2022 mehr als verdreifacht – bezieht man Autos ein, die alternativ auch mit Benzin funktionieren, waren es 2022 etwa 15.000 Neuzulassungen. Das Flüssiggas ist ein Gemisch aus Propan und Butan und verflüssigt sich bei einem Druck von maximal zehn Bar, weshalb es im Englischsprachigen als Liquefied Petroleum Gas (LPG) bezeichnet wird. Das Autogas entsteht bei der Förderung von Erdöl und Erdgas beziehungsweise im Betrieb von Erdöl-Raffinerien. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
Der Dacia Jogger (2022) im Fahrbericht (Video):
Vorteile von Flüssiggas (LPG)
Für Verbraucher:innen liegt der Hauptvorteil, den Verbrennungsmotor mit Flüssiggas (LPG) zu betreiben, in den Kosten. Laut ADAC steigt der Verbrauch zwar im Vergleich zum Benziner um zehn bis 30 Prozent, da sich der Preis pro Liter jedoch aktuell meist zwischen 90 Cent und 1,10 Euro bewegt (Stand: Juli 2023), spart man je nach Nutzung trotzdem. Zu beachten sind allerdings auch zusätzliche Kosten bei der Hauptuntersuchung und Wartung. Je mehr durchschnittlich gefahrene Kilometer, desto größer die Chance auf eine Einsparung. Positiv ist der im Vergleich zum Benziner geringere CO2-Ausstoß: In der Regel spricht man von einer etwa zehnprozentigen Reduktion. Aus diesem Grund wurde das Flüssiggas für die Nutzung bei Autos lange durch Steuersenkungen staatlich gefördert, seit Ende 2022 ist das nicht mehr der Fall. Trotzdem ist der Steuersatz mit 22,09 Cent pro Liter (Stand: Anfang 2023) entscheidend niedriger als der von Benzin (65,45 Cent) oder Diesel (47,04 Cent). Darüber hinaus kann die Nachrüstung einer Autogasanlage aufgrund der niedrigeren CO2-Abgaswerte zu einer Reduzierung der Kfz-Steuer führen. Der entsprechende Wert muss aber im entsprechenden Abgasgutachten vermerkt sein. Bei Neuwagen mit einer entsprechenden Ausrüstung ab Werk ist das bereits erfolgt.
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LPG im Neuwagen oder als Umbau
Der Markt für Autos mit Flüssiggas-Antrieb (LPG) entspricht nicht unbedingt dem aktuellen Boom: Als Neuwagen gibt es nur wenige Autogas-Modelle zu kaufen, so zum Beispiel einige Dacias oder der Renault Clio. Alternativ kann man Benziner auch nachträglich auf den Betrieb mit Flüssiggas umrüsten. Laut ADAC bewegen sich die Kosten für einen solchen Umbau meist zwischen 1800 und 3500 Euro. Allerdings gibt es dabei einiges zu beachten und die Belastung ist vor allem für Ventile und Ventilsitze höher. Je nach Motor ist hier eine Modifikation gefragt. Es werden auch Additiv-Systeme angeboten, die für eine bessere Schmierung sorgen sollen. Dass der geprüfte LPG-Tank bei Unfällen eine zusätzliche Gefahr darstellt, ist laut Crashtest-Ergebnissen übrigens ein verbreiteter Irrglaube.
Erdgas (CNG): Ein aussterbender Antrieb
Nicht zu verwechseln mit dem Flüssiggas (LPG) ist Erdgas (Compressed Natural Gas oder CNG), das auch als Pkw-Antrieb verwendet werden kann. Auch wenn sich die Bezeichnungen ähneln, sind die beiden Systeme nicht mit dem jeweils anderen Treibstoff kompatibel. Im Gegensatz zum Flüssiggas sind die Zulassungszahlen beim Erdgas stark rückläufig: Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden 2022 mit circa 1800 Fahrzeugen nicht einmal ein Fünftel der Neuzulassungen des Hochs von 2018 erreicht. Stand Juli 2023 ist auch bei keinem Hersteller auf dem deutschen Markt mehr ein neues CNG-Fahrzeug bestellbar. Der VW-Konzern hatte mit zahlreichen Marken und Modellen lange an dem Konzept festgehalten, es inzwischen aber mangels Nachfrage eingestellt. Der Fokus liegt stattdessen klar auf Elektroautos.
Gerade aus Klimasicht hat Erdgas durchaus Potential: Der brennbare organische Stoff besteht zu etwa 85 Prozent aus Methan und lässt sich auch mithilfe der Gärung von Gülle oder Mais als Biogas herstellen. Laut ADAC stößt man mit einem CNG-Auto zudem über 20 Prozent weniger CO2 aus als mit einem herkömmlichen Benziner, weshalb Erdgas als Autotreibstoff auch noch bis 2026 steuerbegünstigt ist. Jedoch gibt es deutschlandweit inzwischen weniger als 800 Tankstellen und Umbauten sind deutlich aufwendiger und teurer als beim Flüssiggas (LPG). Entscheidet man sich trotzdem für den CNG-Antrieb, gibt es im Vergleich zum Benziner auch hier Sparpotenzial.
Verflüssigtes Erdgas (LNG) nur in Nutzfahrzeugen
Die dritte Abkürzung, die teilweise mit gasbetriebenen Autos in Verbindung gebracht wird, ist LNG. Das verflüssigte Erdgas – auf Englisch Liquefied Natural Gas (LNG) – findet jedoch im Mobilitätszusammenhang nur bei Nutzfahrzeugen wie Lkw Verwendung. Der Treibstoff wird bei circa -162 Grad gelagert und weist daher nur ein extrem kleines Volumen auf. 2020 gab das Umweltbundesamt eine Studie zur Klimafreundlichkeit des LNG-Antriebes in Auftrag, die zeigte, dass dieser unter Berücksichtigung der gesamten Produktions- und Nutzungskette keinen großen Klimavorteil gegenüber Diesel-Lkw bringt. Auch interessant: Aufgrund seiner Lieferfähigkeit per Frachtschiff wird LNG von der deutschen Regierung als wichtiger Baustein gesehen, sich von russischen Gaslieferungen unabhängig zu machen. Daher wurde um den Wechsel zum Jahr 2023 in Wilhelmshaven das erste LNG-Terminal eröffnet, mit dem das verflüssigte Erdgas nach dem Import nutzbar gemacht werden kann.
Während Antriebe mit Erdgas (CNG) in Deutschland kaum noch eine Rolle spielen, steigen die Zulassungszahlen von Flüssiggas-Autos (LPG) an. Gerade bei hohen Benzinpreisen bietet der LPG-Antrieb für Vielfahrende durchaus Sparpotential. Verflüssigtes Erdgas (LNG) ist zwar aus politischer Sicht höchst interessant, im Straßenverkehr jedoch nur für Lkw relevant.