Audi S7 Sportback (4.0 TFSI quattro): Dauertest Audi S7 im 100.000-km-Test
Der Audi S7 Sportback gehört zu den Exoten mit vier Ringen im Kühlergrill. Die Sportlimousine ist ein Hingucker, aber wie schlägt sie sich im Test über 100.000 Kilometer?
Ein Test über 100.000 Kilometer im Audi S7 4.0 TFSI quattro Sportback? Noble Modelle wie der edle S7 sind auf unseren Straßen schließlich sehr selten anzutreffen: Während auf die Baureihen A3 und A4 jeweils mehr als 20 Prozent aller Neuzulassungen der Premiummarke aus Ingolstadt entfallen, liegt der Anteil der sportlichen Oberklasse-Limousinen mit elegante Fließheck laut KBA-Statistik bei unter zwei Prozent. Nur der Sportwagen R8 ist noch seltener. Doch wen wundert's, schließlich reden wir über Autos der gehobenen Klasse mit überdurchschnittlichen Fahrleistungen und modernster Technologien, die aber auch in anderen Baureihen von Audi zum Einsatz kommen. Der edle S7 Sportback jedoch hat einen Gegenwert, der das Jahresgehalt eines Durchschnittsverdieners weit übersteigt. Das trifft besonders auf unser Test-Fahrzeug zu, als dieses in der Sonderlackierung Schwarz-Schwarz-Silber mit gerade einmal 2344 Kilometern und verheißungsvollem Auspuffgrummeln auf den Redaktionsparkplatz rollt. 80.850 Euro inklusive Umsatzsteuer beträgt zu diesem Zeitpunkt der Grundpreis für den Audi S7 Sportback mit dem 420 PS starken 4.0 TFSI-V8 inklusive quattro-Antrieb. Dabei bleibt es freilich nur im seltensten Fall, denn das Angebot an Sonderausstattungen ist in diesem Segment traditionell besonders lang und verlockend.
Audi-Modellpalette bis 2016 im Video:
Audi S7 Sportback im Dauertest
Was nicht heißen soll, dass unser Test-S7 ab Werk mager ausgestattet wäre: Annehmlichkeiten wie beheizbare Vordersitze und eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung sind serienmäßig an Bord. Auch ein Aufmerksamkeitsassistent, Bi-Xenon-Scheinwerfer und eine adaptive Dämpferregelung gehören zur Standardausstattung. Doch für den Einsatz als schnelle Business-Limousine, die im Alltag bevorzugt auf Langstrecken eingesetzt werden soll, hat die Redaktion einige Extras geordert. So hat unser Testwagen statt der Xenon-Technik moderne LED-Scheinwerfer (1800 Euro) an Bord, ein Feature, das Audi im aktuellen S7 inzwischen ohne Aufpreis verbaut. Weitere Optionen: ein aktives Sportdifferenzial an der Hinterachse (1051 Euro), ein Head-up-Display (1380 Euro) und eine Dynamiklenkung (1156 Euro) sowie das MMI Navigation plus für 2420 Euro mit kamerabasierter Tempolimitanzeige (151 Euro). Für Unterhaltung auf höchstem Klangniveau soll das Advanced Sound System von Bang & Olufsen sorgen. Kostenpunkt: 6000 Euro. In Kombination mit weiteren Extras schraubt sich der Endpreis des Dauertest-Audi schließlich auf exakt 114.184,99 Euro.
Außergewöhnlicher Komfort, hoher Wertverlust
Um es vorwegzunehmen: Für die hohen Anschaffungskosten entschädigt der 420 PS starke Audi S7 auf den folgenden 100.000 Kilometern mit beeindruckender Fahrdynamik, nahezu tadelloser Langzeitqualität und einem Komfort, der selbst anspruchsvolle Kollegen begeistert. Chefredakteur Volker Koerdt, selbst viel mit dem sportlichen Bayern unterwegs, lobt den Audi als "schnelle, komfortable Reiselimousine" und attestiert "gute Bedienbarkeit und gediegene Verarbeitung". Vor allem der 4,0-Liter-Biturbo entpuppt sich auf jeder Fahrt als Quell der Freude. Wer das Gaspedal voll durchtritt, erlebt, wie die Maschine das knapp zwei Tonnen schwere Gefährt unter fünf Sekunden scheinbar mühelos auf Tempo hundert wuchtet. Lässt man das Gas stehen, rennt unser Test-S7 munter weiter, als würde der Luftwiderstand nicht exponenziell zunehmen. Zur eindrucksvollen Längsdynamik passt die sportlich direkte Lenkung. "Sie reagiert im Dynamic-Modus aggressiv auf jeden Dreh am Volant und harmoniert exzellent mit dem optionalen Sportdifferenzial", so Tester Paul Englert. Dadurch legt der S7 auch in engen Kurven eine für die Klasse erstaunliche Agilität an den Tag. Die Geräuschentwicklung im Inneren bleibt auf niedrigem Niveau, der Dämmverglasung für 1190 Euro sei Dank. Weniger begeistern kann dagegen der Geradeauslauf, zumindest mit den anfangs montierten Dunlop Sport-Winterreifen. "Bei hohen Geschwindigkeiten sind immer leichte Korrekturen erforderlich", protokolliert Koerdt. Besserung stellt sich ein, als im April 2014 Pirelli-Sommerreifen in der Größe 255/40 R 19 aufgezogen werden. Für gelegentlichen Verdruss sorgt auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Zwar verrichtet es während der Fahrt mit schnellen Schaltvorgängen ohne Zugkraftunterbrechung vorzüglich seinen Dienst. "Doch beim Anfahren kuppelt das System sehr unsanft ein, was stets zu einem ruckartigen Satz nach vorn führt", liest man im Fahrtenbuch. Mit zunehmender Laufleistung häufen sich zudem die kritischen Anmerkungen bezüglich des hohen Verbrauchs. Bei scharfer Fahrweise im Dynamic-Modus ist der 75-Liter-Tank binnen drei Stunden leergefahren, der Bordcomputer zeigt dann Verbrauchswerte von 15 Liter und mehr an. Das ist selbst in Anbetracht der gebotenen Fahrleistungen viel. Natürlich geht es auch sparsamer, vor allem, wenn der S7 im Komfort- oder gar Effizienz-Modus fährt und möglichst oft die Zylinderabschaltung zum Einsatz kommt. "Aber dann ist das Ansprechverhalten des Motors viel zu träge", kritisiert Chefredakteur Koerdt. Aus heutiger Sicht wäre wohl der Dreiliter-Diesel mit 326 PS eine interessante Alternative: Mit 650 Newtonmeter Drehmoment würde er unseren Dauertest-S7 übertreffen (550 Nm), bei vergleichbaren Fahrleistungen und weniger Verbrauch. Doch 2013 war dieses Triebwerk noch nicht auf dem Markt.
Audi S7 hat einen hohen Nutzwert
Nun zum Thema Verkehrszeichenerkennung. Bereits zu Beginn der Test-Distanz geben verschiedene Fahrer zu Protokoll, dass sie das Vertrauen in das kamerabasierte System verloren haben: "Häufig bleiben die Anzeigen in Cockpit und Head-up Display beispielsweise noch bei einem Tempolimit stehen, obwohl sich die Beschilderung wieder geändert hat." Dann trifft die Windschutzscheibe im April 2014 ein Steinschlag. Bei Kilometer 24.904 wird die Scheibe gewechselt, wofür die Vertragswerkstatt Kosten in Höhe von 1608,02 Euro berechnet. In die Gesamtberechnung fließt dieser Betrag nicht ein. Vor allem aber: Im Rahmen des Scheibentauschs werden auch die für die Verkehrszeichenerkennung relevanten Systeme vollständig neu kalibriert. Doch selbst danach können die Ergebnisse während der Testfahrten nicht zufriedenstellen. Audi bedauert die bemängelten Fehlfunktionen und erklärt auf Anfrage: "Geänderte Straßentypen, wachsende Ortsgrenzen, neue Straßen oder Ortsumgehungen – all diese sich permanent verändernden Informationen sind heute noch für einen Großteil von möglichen Anzeigefehlern verantwortlich." Die Funktion der Verkehrszeichenerkennung werde aber, wie alle anderen Assistenzsysteme auch, permanent weiterentwickelt. Inzwischen haben auch wir mit anderen Audi-Fahrzeugen wesentlich bessere Erfahrungen gemacht als mit dem Dauertest-Fahrzeug. Insgesamt hinterlässt der S7 aber überwiegend zufriedene bis begeisterte Fahrer. "Zweimal 400 km an einem Tag und abends entspannt wieder ausgestiegen", kommentiert beispielsweise Verlagsleiter Roman Trunz. Audiophile Kollegen wie Technik-Redakteur Holger Ippen erfreuen sich am "Konzertsaal", in den das Soundsystem den Audi verwandelt. Und die Familienväter im Kollegenkreis bescheinigen dem Ladeabteil des S7 ungeahnten Nutzwert. Zwar ist der Kofferraum niedrig und in der Tiefe eher umständlich zu beladen. Dafür schluckt das Heckabteil viel: Classic Cars-Projektleiter Gerrit Reichel etwa bunkert nach einem großen Wochenendeinkauf mehrere Getränkekisten und einen üppigen Vorrat an Lebensmitteln unter der elektrisch öffnenden Heckklappe. Schade, dass nie mehr als vier Personen im Audi mitfahren können – hinten hat der S7 nur Einzelsitze.
Wiederverkaufswert und technische Daten
Bleibt am Ende die Frage nach dem Wiederverkaufswert. Mit dem durch die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) ermittelten Händlereinkaufswert von 46.022 Euro fährt der üppig ausgestattete Audi S7 nach 100.000 Test-Kilometern in knapp zwei Jahren einen Wertverlust von 68.163 Euro ein. Das schmerzt den Neuwagenkäufer zwar, doch auf der anderen Seite macht der Audi auch mit dieser Laufleistung eine gute Figur. Sicher, Fahrwerk und Sitze fühlen sich nicht mehr ganz so straff an wie am ersten Tag. Aber die abschließende Messung ergibt, dass die Limousine unverändert gut im Futter steht. Die Werkstatt sah der S7 – abgesehen von der Windschutzscheiben-Reparatur – nur für Inspektionen und Ölwechsel.
Kilometerstand | STÖRUNGEN UND WARTUNGEN BIS 100.000 KILOMETER |
2344 km | Testbeginn |
16.885 km | Wechsel auf Sommerreifen (Pirelli P Zero) 29,75 Euro |
19.986 km | Werkstatt: Ölwechsel, Prüfung der Bremsbeläge, 381,95 Euro |
24.904 km | Wechsel der Windschutzscheibe nach Steinschlag, 1608,02 Euro |
30.914 km | Inspektion, Staub- und Pollenfilter ersetzt, 254,54 Euro |
47.164 km | Inspektion mit Wechsel der Bremsbeläge vorn/hinten, Ölwechsel, 1384,96 Euro |
47.164 km | Wechsel auf Winterreifen (Dunlop SP Winter Sport), 29,75 Euro |
60.733 km | Inspektion, Staub- und Pollenfilter ersetzt, Wechsel Getriebeöl, 1104,00 Euro |
70.069 km | Ölwechsel, 414,92 Euro |
76.659 km | Wechsel auf neue Sommerreifen, 29,75 Euro |
91.747 km | Inspektion mit Wechsel der Bremsscheiben und -beläge rundum, Staub- und Pollenfilter ersetzt, Ölwechsel 3133,00 Euro |
102.344 km | Testende |
TECHNIK | |
Audi S7 Sportback | |
Motor | V8-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbo, |
Hubraum | 3993 cm3 |
Leistung | 309 kW/420 PS bei 5500 - 6400 /min |
Max. Drehmoment | 550 Nm bei 1400 – 5200 /min |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | perm. Allradantrieb |
Bremsen | innenbel. Scheiben |
Bereifung | 255/40 R 19, Pirelli P Zero AO |
Felgen: | 8,5 x 19 |
L/B/H | 4980/1911/1408 mm |
Radstand | 2914 mm |
Leergewicht1 | 1993/562 kg |
Kofferraum | 535 – 1390 l |
Beschleunigung1 | 0-100 km/h in 4,5 s |
Höchstgeschwindigkeit1 | 250 km/h |
EU-Verbrauch1 | 9,6 l SP/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 225 g/km |
AZ-Normrunde2 | 13,3 l SP/100 km |
Dauertest-Verbrauch2 | 14,4 l SP/100 km |
Neupreis Testwagen (Dezember 2013)1 | 114.185 Euro |
1 Werksangabe
2 Messwert
Der Audi S7 Sportback 4.0 TFSI quattro ist kein billiges Auto, aber ein preiswertes: Anschaffungspreis und Unterhaltskosten sind erwartungsgemäß hoch, aber die gebotene Leistung fürs Geld stimmt. Hier sind vor allem die überlegenen Fahrleistungen zu nennen, die bei einer dienstlich genutzten Limousine den Unterschied machen zwischen "Business as usual" und "Fit for fun". Außergewöhnlicher Langstreckenkomfort und vorbildliche Zuverlässigkeit haben den S7 zu einem beliebten Dauertest-Fahrzeug gemacht. Nur das unausgereifte System zur Verkehrszeichenerkennung passt nicht zum positiven Gesamteindruck. Platz 9 in unseren Dauertest-Top Ten.