Audi S4 Avant: Test Audi S4 mit neuem Turbo-V6 im Test
Dem neuen Topmodell der A4-Baureihe kann man nur wenig ankreiden. Doch richtig genial wird der Audi S4 Avant erst mit den feinen Fahrdynamik-Extras aus der langen Aufpreisliste. Zeit für den Test!
Der Audi S4 Avant ist eines jener Fahrzeuge, das ein besonders breites Anforderungsprofil abdecken soll – eine Aufgabe, an der so mancher kläglich scheitert. Doch dem flammneuen Topmodell der Audi A4-Familie sind Dinge wie hinreichendes Platzangebot, Solidität, gediegene Verarbeitung, hoch entwickelte Technik sowie ein schlüssiges Bediensystem praktisch in die Wiege gelegt. Beim Avant kommt damit noch eine gute Portion praktisches Talent hinzu. Für die Dynamik sorgen in erster Linie muntere Pferdestärken. Insgesamt 354 davon entspringen einem komplett neuen V6-Motor mit drei Liter Hubraum und Turbolader. Der Blick auf die Daten lässt erahnen, dass wir es mit einem Musterknaben zu tun haben: 500 Newtonmeter, die sich bereits bei 1370 Touren versammeln und dann bis 4500 /min vollständig beisammen bleiben, klingen vielversprechend. Also schicken wir den Test-S4 erstmal auf die Messstrecke, auf der er scheinbar mühelos nach nur 4,7 Sekunden Tempo 100 erreicht und bei Bedarf nach weniger als 34 Metern wieder zum Stillstand kommt, wobei die Temperatur der Bremsen kaum eine Rolle zu spielen scheint.
Die Audi-Sportmodelle (bis 2016) im Video:
Test: Audi S4 Avant mit 354-PS-Turbo-V6
Trotzdem verlangt der Audi S4 Avant schon ein wenig Aufmerksamkeit. Denn wenn man das Potenzial an adaptiven Fahrdynamik-Optionen ausschöpft, lässt sich der Charakter des Audi umfassend beeinflussen. Dazu kann man im Menü des MMI-Bediensystems Parameter wie das aktive hintere Sportdifferenzial, die variabel übersetzte Dynamiklenkung und die adaptiven Dämpfer sowie den Antrieb individuell von efficiency über comfort bis dynamic kalibrieren. Spielernaturen haben daran ihre helle Freude, im Grunde kann man den Testwagen aber auch gut selbst entscheiden lassen, indem man mit dem Drive Select-Schalter einfach den "auto"-Modus anwählt und dem Turbo-V6 freien Lauf lässt. Dem Motor merkt man zumindest im Leerlauf seine Sechszylindrigkeit nicht auf Anhieb an, weil sich der etwas ungleichförmige Lauf mit leichten Vibrationen im Sitz bemerkbar macht. Kurios: Selbst wenn das Start-Stopp-System den Motor abstellt, herrscht nicht unbedingt Ruhe. Denn häufig bemüht sich der deutlich hörbare Kühlerlüfter, die Wärme aus dem Motorraum zu vertreiben, die der innen im V des V6 untergebrachte Turbo dort hinterlässt. Das sind aber eigentlich nur Petitessen, wenn man bedenkt, wie munter und ab gut 2000 Touren immens druckvoll der V6 TFSI zur Sache geht und sich dennoch im gemischten Testbetrieb mit einem Verbrauch von 10,1 Liter Super zufrieden gibt. Dabei klingt der V6 obendrein sehr gut und findet zudem in der Achtstufen-Automatik einen fast immer passend reagierenden Partner. Nur beim Ausrollen zum Ampelstopp oder beim verhaltenen Beschleunigen leistet sich der Wandler-Automat ab und an ein Schaltrucken.
Hohe Fahrdynamik hat ihren Preis
So umfänglich talentiert wie der Antrieb zeigt sich auch das mit sämtlichen Adaptiv-Funktionen ausgestattete Fahrwerk des von uns getesteten Audi S4 Avant. Mit seiner variablen Dynamiklenkung überrascht der S4 im Test zumindest im dynamic-Modus mit einer – selbst bei Nässe – höchst agilen Kurven-Performance und einer fast schon giftigen Direktheit. Im Alltag empfiehlt sich hier ebenfalls die Standard-Einstellung "auto" des Fahrmodus-Sytems drive select. Dann präsentieren sich auch das hintere Sportdifferenzial und besonders die adaptiven Dämpfer von ihrer ausgewogenen Seite. Die im Vergleich zum Standard-A4 straffere Federungsabstimmung outet sich vor allem in einem etwas poltrigen Unterton, wenn der Audi S4 Avant Querfugen oder ähnliches unter die serienmäßigen 18-Zöller nimmt. Am recht feinfühligen Ansprechverhalten gibt es jedoch nichts auszusetzen, sodass der S4 auch das Kapitel Komfort souverän abhakt. Ansonsten erbt der S4 sämtliche moderne Assistenz-, Konnektivitäts- und Bedienintelligenz, die wir bereits aus der A4-Baureihe kennen. Auch für den guten Ton ist gesorgt, sofern man das impulsive Bang & Olufsen-Soundsystem ordert. Das malt zwar nicht ganz so detailreiche und neutrale Klangbilder wie die B&O-Anlagen in den größeren Audi-Modellen, ist dafür mit 1140 Euro aber auch moderater eingepreist. Insgesamt ist der Audi S4 jedoch ein kostspieliges Vergnügen: Er startet bei 61.150 Euro – das hier getestete Exemplar kostet allerdings happige 83.520 Euro.
Technische Daten | Audi S4 Avant |
Motor | V6-Zyl., 4-Vent., Turbo |
Leistung | 260 kW/354 PS bei 5400–6400 /min |
Max. Drehmoment | 500 Nm bei 1370–4500 /min |
Antrieb | Allrad, permanent |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik |
L / B / H | 4745/1842/1411 mm |
Radstand | 2825 mm |
Leergewicht (gemessen) | 1789 kg |
Gewichtsverteilung | 56 / 44% vorn/hinten |
effektive Zuladung | 476 kg |
0-100 km/h | 4,7 s |
0-200 km/h | 17,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Test-Verbrauch | 10,1 l S/100 km |
EU-Verbrauch | 7,5 l S/100 km |
CO2-Ausstoß | 171 g/km |
Grundpreis | 61.150 € |
Als Topmodell der Audi A4-Baureihe setzt der S4 Avant nicht ausschließlich auf Dynamik, sondern erreicht mit gutem Federungskomfort und genügend Platz ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit. Die feine Verarbeitungsqualität gibt dem S4 obendrein einen noblen Touch. Gekrönt wird das Ganze durch einen effizient und kraftvoll arbeitenden Turbo-V6. Mit zahlreichen reizvollen High-tech-Extras erreicht das Ingolstädter Multitalent aber ein Preisniveau, das mit Mittelklasse nichts mehr zu tun hat.