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Geht auch ganz einfach:

Audi S1 vs. VW Golf GTI: Kompaktsportler im Vergleich Konzern-Rivalen

Inhalt
  1. MOTOR /GETRIEBE
  2. FAHRDYNAMIK
  3. FAHRKOMFORT
  4. KAROSSERIE
  5. UMWELT/KOSTEN
  6. FAZIT
  7. Technische Daten & Gesamtbewertung als PDF zum nachlesen

Raus aus dem Alltag, rein ins Vergnügen. Dafür standen bislang drei Buchstaben: GTI. Mit dem neuen S1 liefert Audi fürs nahezu gleiche Geld die stärkere Alternative. Vergleichstest

Kaum zu glauben: Da sonnt sich der VW Golf GTI seit fast 40 Jahren erfolgreich in der Rolle des Volkssportlers, auf einmal droht Ungemach aus dem eigenen Konzern. Audi möchte die Freunde des gepflegten Fahrvergnügens ebenfalls bedienen und lanciert die hochoktanige Ausgabe des A1: den Audi S1, der die Reihe der S-Modelle nach unten abrundet.

Zwar stammt er aus dem Kleinwagensegment, bietet gegenüber dem VW mit 231 PS aber elf PS mehr und außerdem einen serienmäßigen Allradantrieb. So kostet der S1 in der fünftürigen Sportback-Version 30.800 Euro und damit gerade mal 1225 Euro mehr als ein viertüriger Golf GTI (als Testwagen stand uns leider nur die dreitürige Variante zur Verfügung, der S1 nur als Fünftürer).

Diese magere Preisdifferenz dürfte für den einen oder anderen ein Grund zum Grübeln sein. Welcher der beiden Sportler bietet mehr fürs Geld?

 

MOTOR /GETRIEBE

Der Audi ist deutlich sprintstärker, aber auch durstiger

Hier wie dort kommt der bekannte 2,0-Liter- Vierzylinder mit Direkteinspritzung und Turboaufladung zum Einsatz. Neben den bereits erwähnten elf Mehr-PS liegt der S1 auch beim Drehmoment mit 370 Nm vor dem Golf (350 Nm). In der Praxis reißt das Aggregat brutal an – der grün-schwarze Giftzwerg (Individuallackierung Vipergrün/Brillantschwarz, Aufpreis: 2300 Euro) katapultiert sich in nur 5,7 Sekunden auf 100 km/h und zeigt dabei dem Golf GTI (6,3 Sekunden) locker seine vier Auspuffrohre.

Auch bei der Elastizitätsprüfung lässt der Bayer den Niedersachsen mit 4,9 Sekunden von 60 auf 100 km/h im fünften Gang einfach stehen. Im Alltag tut sich der S1 aber wider Erwarten oberhalb von 200 km/h etwas schwerer als der GTI, um seine Höchstgeschwindigkeit zu erreichen (Audi: 250 km/h, VW: 246 km/h). Die Laufkultur und der sportliche Sound sind bei beiden untadelig, was man vom Verbrauch des S1 nicht sagen kann: Im Test genehmigt sich der Audi 10,1 Liter Super auf 100 Kilometern. Dagegen bleibt der Golf mit 8,4 Litern geradezu asketisch. Offenkundig fordert die schwere Allradtechnik hier ihren Tribut. Wenn es schnell gehen soll, lässt sich zudem das GTI-Getriebe präziser schalten als das S1-Räderwerk.

AUDI S1 SPORTBACK
VW GOLF GTI
231 PS 220 PS
0-100 km/h in 5,7 s 0-100 km/h in 6,3 s
Allradantrieb Vorderradantrieb
Spitze 250 km/h Spitze 246 km/h
Grundpreis: 30.800 Euro Grundpreis: 28.675 Euro

 
 

FAHRDYNAMIK

Ein Duell zwischen Front- und Allradantrieb

Mit Verve wirft sich der Audi im Dynamic-Modus seines serienmäßigen Drive select systems mit gestrafften Dämpfern ins Zeug und stürmt auf die Kurven des Handlingparcours zu. Er lenkt zackig ein, folgt dem Kurs dann aber etwas untersteuernd. Seine Tendenz zu Lastwechselreaktion erfordert einen ausgeschlafenen Piloten, sollen diese im sportlichen Fahrbetrieb auf abgesperrter Strecke ausschließlich die Agilität des S1 unterstützen. Seine Traktionsvorteile durch den quattro-Antrieb kann der S1 gegenüber dem GTI insbesondere bei Nässe ausspielen. Der Golf wiederum zeigt, wie heutzutage ein Fronttriebler auch vergleichsweise hohe Motorleistungen auf die Straße bringen kann.

Ausgestattet mit den adaptiven Dämpfern (DCC, 1000 Euro Aufpreis) und seiner serien- mäßigen elektronische Differenzialsperre XDS, die bereits die Entlastung des kurveninneren Rads erkennt und per Bremseingriff dessen Durchdrehen verhindert, wartet der GTI mit einer beachtlichen Traktion und bemerkenswert geringer Untersteuertendenz auf. Wechselkurven absolviert er mit weniger Aufbaubewegungen als der Audi.

Auch Lastwechselreaktionen sind dem Wolfsburger nahezu fremd. Die GTI-Lenkung vermittelt darüber hinaus mehr Fahrbahnkontakt als die des S1. Das Ergebnis lässt sich an der Uhr ablesen: Sowohl im Handling als auch im Slalom ist der VW eindeutig schneller als der Audi. Immerhin glänzt der Ingolstädter mit einem hervorragenden Kaltbremswert von nur 33,9 Metern aus 100 km/h bis zum Stillstand.

 

FAHRKOMFORT

Für einen Kompaktsportler ist der VW komfortabel

Beachtlich ist, wie der Golf im Komfortmodus des DCC-Fahrwerks zwischen schlechter Fahrbahnoberfläche und dem Komfortbedürfnis der Insassen zu vermitteln weiß – trotz der aufpreispflichtigen 18-Zoll-Räder. Lediglich auf Querkanten zeigt sich das Fahrwerk an der Hinterachse etwas überdämpft. Unter voller Zuladung verbessert sich das Dämpfungsverhalten jedoch.

Auf schnellen Autobahnetappen überzeugt der GTI dagegen mit einer Feder-Dämpfer-Abstimmung, die einen gelungenen Kompromiss zwischen der nötigen Sensibilität auf der einen und der im Interesse einer hohen Fahrstabilität nötigen Straffheit auf der anderen Seite darstellt. Ihren Anteil an der guten Reisetauglichkeit haben auch die angenehm gepolsterten Sitze, die besonders auf den vorderen Plätzen den Oberschenkeln einen besseren Seitenhalt bieten als das Audi-Gestühl.

Die Feder-Dämpfer-Abstimmung des S1 geriet deutlich straffer. Vor allem die Vorderachse gibt Querfugen mitunter deutlicher als nötig in den Innenraum weiter. Gleicht die Fahrbahn einem unebenen Flickenteppich, gerät die Karosserie spürbar ins Zittern. Insgesamt wird der Federungskomfort voll beladen besser, bleibt aber in der Summe hinter dem des Golf zurück.

 

KAROSSERIE

Auch der kleine Audi bietet hohe Qualität

Gerade im Fond merkt man dem Audi an, dass er aus dem Kleinwagensegment stammt. Mitreisende müssen sich hier im Vergleich zum Golf schon arg zusammenfalten. Vorn fällt das Raumangebot erwartungsgemäß ebenfalls geringer aus, geht aber noch in Ordnung. Dass Audi in der Qualität erfreulicherweise auch bei seinen kleinen Modellen hohe Maßstaäbe ansetzt, beweist der S1 eindrucksvoll: Hochwertige Materialien und piekfeine Passungen erfreuen das Auge.

Doch der Golf zeigt hier und da noch mehr Liebe zum Detail, etwa bei den mit geräuschdämmendem Filz ausgekleideten Türablagen. In der Bedienung verbucht er ebenfalls Vorteile. So lässt sich beispielsweise die Adresse ins Navigationssystem über den Touchscreen eingeben. Das funktioniert deutlich schneller als über den Dreh-Drücksteller im Audi-Armaturenbrett. Auch die Sicherheitsausstattung fällt beim Golf umfangreicher aus. Abstandsregler, Spurhalteassistent oder einen Tempolimitscanner sucht man in der S1-Preisliste vergebens.

 

UMWELT/KOSTEN

Beide unterliegen einem relativ hohen Wertverlust

Klein- und Kompaktwagen dieser Leistungsliga sind kein billiges Vergnügen. Das zeigt sich neben den Anschaffungspreisen um die 30.000 Euro auch im Wertverlust. Wer Audi S1 oder VW Golf GTI sein eigen nennt, muss binnen vier Jahren und 80.000 km zwischen gut 16.000 (VW) und knapp 17.500 Euro (Audi) abschreiben. Der Kostenvorteil hier sowie die niedrigen Benzinkosten und der etwas günstigere bewertete Testwagenpreis sichern dem Golf auch diesen Kapitelsieg. Teure Versicherungstarife haben beide.

 

FAZIT

Mit dem S1 liefert Audi zweifelsohne den kompromissloseren Sportler: knackiger Auftritt, hervorragende Längsdynamik und Traktionsvorteile bei widrigen Witterungsbedingungen – das dürfte die Fans der Marke ansprechen.

Der Golf GTI ist dagegen das ausgewogenere Angebot: Kaum langsamer, aber mit den besseren Handlingeigenschaften, komfortablerer Federung, mehr Platz und sparsamerem Motor fährt er als Testsieger nach Hause.

 

Technische Daten & Gesamtbewertung als PDF zum nachlesen

Elmar Siepen

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