Audi RS2 Avant & Porsche 928 S4: Zwei grundverschiedene Sportler
RS2 Avant gegen 928 S4 Clubsport
Langstreckentauglichkeit, hoher Topspeed und sportliche Fahrdynamik vereinen Audi RS2 und Porsche 928 S4 Clubsport auf jeweils ganz eigene, faszinierende Weise. Der Classic-Cars-Vergleich!
Zugegeben, selbst bei den eingefleischten Porsche-Fans führten die vier Transaxle-Baureihen 924, 944, 968 und 928 bis vor wenigen Jahren noch ein Schattendasein. Doch das hat sich drastisch geändert. Mittlerweile sind diese Typen jenseits von 911 und 356 längst als vollwertige Mitglieder in der Porsche-Fangemeinde akzeptiert, verströmen sie doch nicht nur in puncto Design, sondern gerade auch hinsichtlich ihrer technischen Konzeption jeweils ganz besondere Reize fernab des Porschetradierten Heckmotor-Konzepts. Das gilt insbesondere für den 928. In seiner technischen Konzeption bereits 1971 verabschiedet und 1977 in den Markt eingeführt, besticht der "28er" auf Anhieb mit technischer Brillanz: Beidseitig feuerverzinkte Leichtbau-Stahlkarosserie, vordere Kotflügel, Türen und Motorhaube aus Aluminium, dazu ein vorne längs eingebauter V8-Einspritzmotor, dessen Drehmoment via Welle zum an der Hinterachse installierten Getriebe übertragen wird.
Hinzu kommt innovative Fahrwerkstechnik in Form der "Weissach-Hinterachse", die als Doppel-Querlenker-Achse fahrwerksgeometrisch so ausgelegt ist, dass sie Vorspur-stabilisierend arbeitet. Last but not least sorgt das Innenraumkonzept mit umlegbaren Rücksitzen für hohe Variabilität und bietet bei Bedarf ein für Sportwagen ungewohnt großes Maß an Stauraum – fast wie bei einem Kombi. An diesem Grundkonzept sollte sich bis zur Produktionseinstellung im Jahr 1995 denn auch nichts ändern. Lediglich fahrdynamisch entwickelte sich der 928 stetig weiter, während sich die Formensprache – abgesehen von Änderungen der Front- und Heckschürzen sowie der Leuchteinheiten – nicht wesentlich vom Urmodell entfernte. Der guten Porsche-Tradition der sogenannten "Clubsport"-Modelle folgt der 928 S4 im Jahr 1988.
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Classic Cars: Audi RS2 gegen Porsche 928 S4 Clubsport
Basierend auf dem 928 S4 bietet er einen Vierventil-V8 mit 4957 ccm Hubraum, der bei 6000 Touren ansehnliche 320 PS (235 kW) leistet und mit 430 Nm bei 3000 Umdrehungen nicht mit Drehmoment geizt. Der wirkliche Clou beim Porsche 928 S4 Clubsport: Er geriet mit 1450 kg satte 130 kg leichter als der normale S4, was deutliche Auswirkungen auf die Fahrdynamik hat. Den Sprint von null auf 100 km/h erledigt er mit 5,6 s drei Zehntelsekunden schneller, rennt gleichfalls 270 km/h, bietet aufgrund des geringeren Gewichts aber spürbar mehr Agilität als sein komfortorientierter Zwillingsbruder. Alleine durch den Verzicht auf den schweren PVC-Unterbodenschutz konnten beim Clubsport 15 kg eingespart werden. Ein kleinerer Klimakompressor und das Weglassen von Heckwischer und Sonnenblenden im Fond so wie mechanisch statt elektrisch justierbare Sitze tun ein Übriges.
Passendes Zubehör für den Klassiker:
Leichtere Exemplare von Auspuffanlage, Anlasser, Batterie, Zentralverriegelung, Generator sowie die Reduzierung von Dämmmaterial ergaben weitere Einsparungen, und ganz im Sinne sportiver Fahrdynamik spendierte man dem Clubsport auch noch ein um drei Prozent kürzer übersetztes Hinterachsgetriebe sowie andere Nockenwellen und Steuergeräte für mehr Biss. Nicht zuletzt trägt das im Clubsport ausschließlich erhältliche manuelle Fünfgang-Getriebe zum Fahrspaß bei. Eine straffere Fahrwerksabstimmung und leichtere Räder fördern den dynamischen Charakter zusätzlich. So entsteht aus dem ursprünglich gerne zum Langstreckensportler für hohe Autobahndurchschnitte gestempelten Gran Turismo auf einmal eine äußerst agile Fahrmaschine, die ihre Sportwagentalente unverhohlen präsentiert. Selbst kurvenreiche Landstraßen zählen nun zum angestammten 928-Terrain, und in schnellen Ecken sehen sich zögerlich agierende Elfer-Pilot:innen plötzlich als zweite Sieger:innen.
Hoher Fahrspaß im Porsche 928 S4 Clubsport
Gut sechs Jahre später passierte bei Audi Ähnliches, indem man ein bereits vorhandenes Modell noch sportlicher aufstellte. Der Plan: Man nehme einen Audi 80 Avant und verwandle ihn in einen reinrassigen Sportwagen – unter Beibehaltung seines praktischen Nutzens als Kombi. Dazu bediente man sich der Kooperation mit Porsche und präsentiert 1994 mit dem RS2 Avant schließlich den bis dahin stärksten und schnellsten in größerer Stückzahl (2891 Exemplare) gefertigten Audi. Beim Motor griff man auf bewährte Audi-Fünfzylinder-Technik zurück. Zwei obenliegende Nockenwellen, Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung und elektronisch geregelte Kraftstoffeinspritzung generieren aus 2226 ccm Hubraum eindrucksvolle 315 PS (232 kW) bei 6500 Touren. Mit maximal 410 Nm bei 3000 Umdrehungen türmt sich zudem ein imposantes Drehmomentgebirge unter der Motorhaube auf.
Die Fahrleistungen, die der mit permanentem Allradantrieb ausgestattete RS2 abliefert, sind eindrucksvoll und liegen auf demselben Niveau wie bei unserem Vergleichskandidaten 928 S4 Clubsport. So sprintet der RS2 in nur 5,6 s von null auf 100 km/h und rennt 262 km/h schnell. Begeisternd ist die bullige Motorcharakteristik mit gewaltigem Turbo-Antritt jenseits von 3000 Touren. Da kommt man mit dem Sortieren der Gänge kaum nach. Die fahrdynamisch adäquate technische Peripherie liest sich dabei wie eine Speisekarte für technische Feinschmecker:innen: So stammen die Räder vom Porsche 964, die Außenspiegel, vorderen Blinkleuchten und Nebelleuchten finden sich beim Porsche 911 vom Typ 993 wieder, und die Bremsanlage wurde ebenfalls dem Elfer entlehnt.
Nur 2891 Exemplare des Audi RS2
Die Kooperation beider Unternehmen gibt zudem das RS2-Emblem auf Lenkrad, Kühlergrill und Heckklappe wieder, das die Audi-Ringe mit dem Porsche-Schriftzug kombiniert. Während in Ingolstadt die Karosserie mit Motor und Getriebe versehen wurde, erfolgte in Zuffenhausen die Komplettierung mit den Porsche-Komponenten. Der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl brachte das Wesen des RS2 abschließend auf den Punkt, in dem er damals sagte: "Der RS2 ist eine echte Sportwagen-Alternative mit viel Platz für Personen und Gepäck. Motorleistung, Fahrverhalten, Bremse – das ist ein homogenes Ganzes, da passt alles zusammen." Ein Zitat, das mit Abstrichen beim Platzangebot auch für den 928 S4 Clubsport gelten darf.
Mit 1450 kg wiegt der V8-Bolide weniger als so mancher Elfer, bietet exzellente Fahrleistungen und dazu ein nahezu narrensicheres Fahrverhalten, natürlich auch auf der Autobahn. Gut gehende Exemplare des Clubsport kratzten seinerzeit am magischen Tacho-Wert 300, ohne dass man dabei feuchte Hände bekommen musste. Hinzu kommt im Cockpit ein Hauch von Jet-Feeling. Die für einen solch potenten Sportwagen hohe Variabilität des Innenraums wird nur noch von jener des RS2 getoppt, der als extrem schneller Kombi zudem noch mit Allradantrieb punktet.
Weiterlesen:
Technische Daten von Audi RS2 und Porsche 928
Classic Cars | Audi RS2 Avant | Porsche 928 S4 Clubsport |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R5-Zylinder; 4-Ventiler | V8-Zylinder; 4-Ventiler |
Hubraum | 2226 cm³ | 4957 cm³ |
Leistung | 232 kW/315 PS | 235 kW/320 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 410 Nm 3000/min | 430 Nm 3000/min |
Getriebe/Antrieb | Sechsgang-Getriebe/Allrad | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4164/1803/1345 mm | 4520/1836/1282 mm |
Leergewicht | 1595 kg | 1450 kg |
Bauzeit | 1994-1996 | 1986-1991 |
Stückzahl | 2891 | k.A |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 5,6 s | 5,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 262 km/h | 270 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 15,4 l | 11,2 l |
Grundpreis (Jahr) | 98.900 Mark (1994) | 130.365 Mark (1988) |