RS 7 Sportback/M8 Gran Coupé: Vergleichstest
Audi und BMW im Sportler-Duell
- Audi RS 7 Sportback und BMW M8 Competition Gran Coupé im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Mehr Leistung im BMW M8 Competition Gran Coupé
- Fahrkomfort: Audi RS 7 Sportback fährt sanft auf schlechter Piste
- Karosserie: Position im BMW M8 Competition Gran Coupé sportlicher
- Umwelt/Kosten: Audi RS 7 Sportback ist günstiger
- Messwerte & technische Daten: Audi RS 7 Sportback & BMW M8 Competition Gran Coupé
- Fazit
Der Audi RS 7 Sportback und der BMW M8 Competition Gran Coupé fahren in die gleiche Richtung. Ihre Ziele verfolgen sie aber auf unterschiedliche Weise. Zeit, für einen Vergleichstest.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi RS 7 Sportback | BMW M8 Competition Gran Coupé |
Karosserie (1000) | 700 | 696 |
Fahrkomfort (1000) | 781 | 773 |
Motor/Getriebe (1000) | 627 | 657 |
Fahrdynamik (1000) | 795 | 823 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2903 | 2949 |
Kosten/Umwelt (1000) | 168 | 140 |
Gesamtwertung (5000) | 3071 | 3089 |
Platzierung | 2 | 1 |
Wer sagt eigentlich, dass Sportwagen nur Platz für zwei haben, unpraktisch sind und vor allem leicht sein müssen? Bis vor Kurzem waren Coupés allerdings auch noch eindeutig von ihrer Herkunft her als Zweitürer deffiniert. Doch die Dinge ändern sich. Grenzen zwischen den Kategorien und alte Denkmuster lösen sich auf. Coupés können heute auch vier Türen haben, Sportwagen eine große Heckklappe und rund zwei Tonnen wiegen. Zumindest trifft das auf Audi RS 7 Sportback und BMW M8 Competition Gran Coupé zu. Aber so sehr sich ihr Ansatz auch ähnelt, so unterschiedlich ist das Wesen der beiden viertürigen Supersportcoupés, wie dieser Vergleichstest zeigt.
Audi RS 7 Sportback im Video:
Audi RS 7 Sportback und BMW M8 Competition Gran Coupé im Vergleichstest
Audi und BMW legen großen Wert auf Fahrdynamik. Die Entwickler versprechen, es handle sich hier um Sportwagen, übertrumpfen sich mit Rundenzeiten und irrwitzigen Fahrleistungen. Und beide Rivalen, Audi RS 7 Sportback und BMW M8 Competition Gran Coupé, lösen dies sogar ein – zumindest teilweise. Vor allem der RS 7 schöpft dazu das ganze Technikarsenal aus und wirft Luftfederung samt adaptiven Dämpfern, RS-Sportfahrwerk mit Nick- und Wankausgleich, variablem quattro-Antrieb mit aktivem Sportdifferenzial an der Hinterachse, Allradlenkung, Karbon-Keramik-Bremsen und riesige 22-Zoll-Räder in die Waagschale. BMW geht einen anderen Weg. Die M-GmbH setzt auf klassische Federn mit adaptiven Dämpfern. Auf Luftfederung, Wankausgleich und Allradlenkung wird bewusst verzichtet. Auch der serienmäßige 20-Zoll-Radsatz reicht dem M8. Dass der Allradantrieb an der Hinterachse über ein automatisches Sperrdifferenzial verfügt, versteht sich von selbst. Aber das Wichtigste ist, dass das M8 Gran Coupé relativ schlank wirkt. Obwohl es gut neun Zentimeter länger ist als der RS 7, wiegt es 180 Kilogramm weniger. Blickt man zudem in den Motorraum, zeigt sich, dass der BMW als Sportwagen konzipiert wurde. Sein Motor ist nahezu vollständig hinter der Vorderachse montiert, während der RS 7-Triebsatz fast komplett davor sitzt. Aber das Technikarsenal im Audi RS 7 kaschiert die Unterschiede im Fahrzeuglayout exzellent. Der Audi presst sich vehement durch jeden Radius und unterdrückt mit seinem Nick- und Wankausgleich so gut es geht die irrsinnigen Kräfte, die ihn von der Linie zerren wollen. Dank der Allradlenkung bleibt er dabei lange der Ideallinie treu, bevor ihn im Grenzbereich seine Last auf der Vorderachse durch sanftes Untersteuern einbremst. Was ihm fehlt, ist eine klare Beziehung mit seinem Fahrer, dessen Befehle er im Vergleichstest immer etwas verzögert ausführt. Das wird einem zumindest sofort klar, sobald man sich mit dem M8 Competition Gran Coupé in den Grenzbereich aufmacht. Ob beim Bremsen, bei der Leistungsabgabe oder beim Anvisieren des Scheitelpunkts über die Lenkung: Der Audi ist immer etwas difus in seiner Kommunikation. Das stört die Linie und den Fahrspaß. Schnell fährt er trotzdem. Das M8 Competition Gran Coupé ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Der 8er pflegt einen viel innigeren Kontakt zu seinem Fahrer. Er kommuniziert glasklar, lässt keine Informationen aus. Hochpräzise folgt er über seine messerscharf zu dosierende Lenkung jedem Radius. Das leichte Übersteuern beim Herausbeschleunigen lässt sich über den Allradantrieb herrlich kontrollierbar nutzen. Am Ende einer schnellen Runde auf der Gran-Prix-Strecke des Nürburgrings hat der BMW 2,4 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Ja, der M8 mit vier Türen fühlt sich im Gegensatz zum RS 7 trotz seines Radstands von über drei Metern und fast zwei Tonnen Gewicht nach Sportwagen an. Wie gesagt, die Dinge ändern sich eben.
Motor/Getriebe: Mehr Leistung im BMW M8 Competition Gran Coupé
Sein extrem feinfühliges, spielerische Handling verdankt der BMW M8 Competition Gran Coupé auch seinem Antriebsstrang. Jedes der 625 PS scheint einzeln abrufbar zu sein, so fein lässt sich die Leistung des 4,4-Liter V8-Biturbos dosieren. Der Fahrer hat es im Fuß, ob er auf der extrem breiten Drehmomentwelle surft oder die Power ans Drehzahllimit schnalzen lässt. Der Audi gibt sich brachialer. Sein Achtzylinder reagiert deutlich verzögert auf spontane Gasbefehle, dafür aber umso heftiger. Das gilt auch für die RS 7-Automatik. Eine Spur zu viel Gas, und das System flüchtet hektisch in hohe Drehzahlen, anstatt den Audi gelassen über die 800 Newtonmeter zurück auf die Gerade zu pressen. Beim alltäglichen Einsatz im Stop-and-go-Betrieb punktet der Ingolstädter dafür mit der komfortablen 48-Volt-Mild-Hybrid-Unterstützung Während der M8 etwas rumpelig vom Start-Stopp-System nach der Rotphase geweckt wird, absolviert der Audi den Neustart sehr sanft. Segelphasen bei abgeschaltetem Motor zwischen 55 und 160 km/h sollen zudem den Verbrauch senken. Zumindest im Vergleichstest mit dem BMW klappt das nicht: Der schwere Audi RS 7 Sportback gönnt sich auch mit 48-Volt-System 12,6 Liter Benzin pro 100 Kilometer – 0,8 Liter mehr als der BMW.
Fahrkomfort: Audi RS 7 Sportback fährt sanft auf schlechter Piste
Dem Audi liegen holprige Pisten. Selbst mit seinen großen, optionalen 22-Zoll-Rädern gleitet er sanft auf seinen Luftpolstern über alle Unebenheiten dahin und bleibt dank Wankausgleich selbst auf groben Wellen ruhig im Aubau. Und dabei ist er auch noch ausgesprochen leise unterwegs. Lediglich der sanfte Bass seines Achtzylinders massiert die Seele. Der BMW M8 Competition Gran Coupé bezahlt im Vergleich zum Audi RS 7 Sportback dagegen seine top Fahrdynamik mit Komforteinbußen. Auf Querfugen patzt sein strafes Fahrwerk. Die im Vergleich lauteren Abroll- und Windgeräusche stören ebenfalls auf langen Etappen. Überzeugungsarbeit leisten im Vergleichstest dafür die gut anliegenden Sportsitze des Gran Coupés. Den Sitzen im Audi fehlt es an Größe und Einstellmöglichkeiten, etwa den justierbaren Seitenwangen des bayrischen Konkurrenten.
Karosserie: Position im BMW M8 Competition Gran Coupé sportlicher
Ein paar Zentimeter mehr Radstand, eine gelungene Ergonomie, die den Fahrer tief ins Fahrzeug integriert, und eine exzellente Verarbeitung sprechen im Vergleichstest zwischen Audi RS 7 Sportback und BMW M8 Competition Gran Coupé neben der umfangreichen serienmäßigen Sicherheitsausstattung und der deutlich intuitiveren Bedienung mit ausgezeichneter Spracheingabefunktion für den BMW. Im Audi sitzt man höher. Das reduziert den Raum über dem Kopf und fühlt sich nicht sonderlich sportlich an. Im Fond wird die Kopffreiheit durch das stark nach hinten abfallende Dach noch mehr eingeschränkt. Dafür bietet der Audi eine große Heckklappe und deutlich mehr Ladevolumen, was ihn vielseitiger einsetzbar macht als seinen Rivalen.
Umwelt/Kosten: Audi RS 7 Sportback ist günstiger
Mit einem Grundpreis von 121.000 Euro ist der Audi RS 7 Sportback zwar kein Schnäppchen, aber deutlich günstiger als das 44.000 Euro teurere BMW M8 Competition Gran Coupé. Zwar ist der Münchner serienmäßig besser ausgestattet, doch seine hohen Versicherungseinstufungen und die nicht ganz so umfangreichen Garantiebedingungen sorgen im Vergleichstest unterm Strich für eine deutlich schlechtere Kostenbilanz.
Messwerte & technische Daten: Audi RS 7 Sportback & BMW M8 Competition Gran Coupé
AUTO ZEITUNG 11/2020 | Audi RS 7 Sportback | BMW M8 Competition Gran Coupé |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V8/4; Biturbo; Mild-Hybr. (48 V) | V8/4; Biturbo |
Hubraum | 3996 cm³ | 4395 cm³ |
Leistung | 441 kW/600 PS | 460 kW/625 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 800 Nm | 750 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/Allrad; Sperrdiff. | 8-Stufen-Automatik/Allrad; Sperrdiff. |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 2065/2165 kg | 1980/1985 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 3,5 s | 3,1 s |
0 - 150 km/h | 6,8 s | 6,0 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 (305 opt.) km/h | 250 (305 opt.) km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,1/33,3 m | 34,6/32,7 m |
Verbrauch (Test/EU) | 12,6/11,4 l SP/100 km | 11,8/10,5 l SP/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 298/301 g/km | 279/255 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 121.000 Euro | 165.000 Euro |
Testwagenpreis | 137.050 Euro | 173.800 Euro |
Im Vergleichstest zwischen Audi RS 7 Sportback und BMW M8 Competition Gran Coupé gewinnt der BMW die Eigenschaftswertung dank seines feinnervigen, leistungsstarken Antriebsstrangs sowie des extrem präzisen und spielerisch leichten Handlings. Dass der Bayer mit seiner Größe, der grundsoliden Verarbeitung und der umfangreichen serienmäßigen Sicherheitsausstattung auch im Karosseriekapitel gut aussieht, beschert ihm obendrein den Gesamtsieg. Obwohl mit technischen Finessen gespickt, fehlt dem Audi RS 7 Sportback die fahrdynamische Konsequenz, um dem BMW auf der Strecke folgen zu können. Zudem drückt das hohe Gewicht auf die Fahrleistungen und macht sich beim Verbrauch – trotz 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik – negativ bemerkbar. Der feine Komfort und die vertretbaren Kosten sprechen aber klar für ihn.