Audi Q7/BMW X5/Land Rover Discovery/Volvo XC90/VW Touareg: Test Fünf Luxus-SUV im Vergleichstest
- Audi Q7, BMW X5, Land Rover Discovery, Volvo XC90 & VW Touareg im Test
- Fahrkomfort: Der Audi Q7 überzeugt im Test
- Motor/Getriebe: Land Rover Discovery bleibt im Test chancenlos
- Fahrdynamik-Test: BMW X5 mit Vorteilen
- Umwelt/Kosten: VW Touareg scheitert knapp am Q7
- Technische Daten Audi Q7, BMW X5, Land Rover Discovery, Volvo XC90 & VW Touareg
- Fazit
Im Test stehen sich mit dem Audi Q7, BMW X5, Land Rover Discovery, Volvo XC90 & VW Touareg fünf Luxus-Autos gegenüber. Der neue X5 will die Beletage aufmischen und bittet die erlesene Konkurrenz zum Vergleichstest!
Auch wenn für viele Traditionalisten immer noch eine große Luxus-Limousine das Maß aller Dinge ist, so fährt das moderne Oberhaus doch längst lieber ein SUV. Das macht nicht nur mehr her, sondern bietet im Alltag dank Allradantrieb, zusätzlichem Platz und variablerem Innenraum den höheren Nutzwert. Selbst die Hersteller präsentieren neueste Innovationen oft nicht mehr nur in S-Klasse, Siebener oder A8, sondern vor allem in der hochbauenden SUV-Oberklasse, zu der unter anderem der Audi Q7 gehört. Gerade erst durfte man über das gewaltige Zentraldisplay und die wenigen Knöpfe im neuen VW Touareg staunen. Oder denken Sie an Volvo: Das revolutionäre Cockpit- und Karosseriedesign, das sich quer durch die aktuelle Modellpalette zieht, führte vor vier Jahren der große Volvo XC90 ein. Jüngstes Beispiel für technischen Fortschritt ist der neue BMW X5. Er erhielt als erster BMW das neue digitale Kombiinstrument samt einer überarbeiteten Bedienlogik sowie die komplette Armada an Assistenz- und Connectivity-Systemen. Damit passt er, wie auch der Land Rover Discovery, perfekt in das moderne Umfeld der Oberklasse-SUV und in diesen Vergleichstest der elitären Schwergewichte. Mehr zum Thema: Volvo XC90 und Jaguar I-Pace im Vergleichstest
Der BMW X5 im Video:
Audi Q7, BMW X5, Land Rover Discovery, Volvo XC90 & VW Touareg im Test
Dass der BMW X5 im Vergleich zum knapp sechs Jahre lang gebauten Vorgänger um einige Zentimeter gewachsen ist, sieht man ihm in diesem Test nicht unbedingt an. Er bleibt auch mit 4,92 Metern Außenlänge klar als X5 erkennbar, obwohl auch der Radstand um gut vier Zentimeter zugelegt hat. Selbst innen spürt man das Wachstum kaum. Das Kofferraumvolumen bleibt mit 650 bis 1870 Litern identisch, es gibt weiterhin eine geteilte Heckklappe, und auf der Rückbank gehört der Münchener nach wie vor nicht zu den geräumigsten in seiner Klasse. Dennoch kommen vier Erwachsene sehr bequem unter. Und im Heck lässt sich der X5 optional weiterhin mit zwei ausklappbaren Notsitzen ausrüsten (1650 Euro). Diese Möglichkeit bieten auch Audi Q7, Volvo XC90 und Land Rover Discovery, deren Kofferräume aber durchweg mehr Platz zur Verfügung stellen. Selbst der gegenüber dem X5 fünf Zentimeter kürzere VW Touareg nimmt es mit 810 bis 1800 Litern auf. Spitzenreiter in der Ladedisziplin bleiben aber Audi Q7 (890 bis 2075 Liter) und Land Rover Discovery (723 bis 2500 Liter). Wem es auf hohe Zuladung und viel Anhängelast ankommt, der findet im Discovery ohnehin den besten Lastenesel. Allerdings wirkt dessen Innenraum nicht so edel wie das Interieur der Konkurrenten. Hier hat BMW beim neuen X5 sehr überzeugend nachgebessert. Flauschige Teppiche, feine Materialien bis in die unteren Türfächer hinein und eine piekfeine Verarbeitung hinterlassen zusammen mit der auffällig verwindungssteifen Karosserie-Struktur einen tadellosen Gesamteindruck. Auf diesem Top-Niveau bewegt sich sonst nur der Audi. Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt hingegen die neue Bedienlogik von BMW. Zwar werden die gewohnten Bedienmenüs weiterhin über das iDrive-System gefunden. Doch sorgen unzählige neue Ebenen schon mal für Stirnrunzeln und vor allem Ablenkung während der Fahrt. Dass man viele Befehle auch per Geste, Touchscreen oder – perfekt funktionierender – Sprachsteuerung äußern kann, macht die Sache eher komplexer. Und obendrein gibt es so viele Knöpfe und Schalter im Innenraum wie lange nicht mehr in einem BMW. Mehr als 100 davon haben wir allein von den vorderen Sitzen aus gezählt. Fast überladen wirkt dabei die Mittelkonsole, auf die jetzt neben dem Motorstart-Knopf auch zwei Schalter für die Offroad-Programme gewandert sind (xOffroad-Paket: 2950 Euro). Auf die neuen Glasapplikationen "Crafted Clarity" (650 Euro) mit dem verspiegelten Getriebewählhebel kann man zumindest verzichten. Steigt man vom BMW in Volvo oder VW um, fällt sofort die Reduzierung auf das Wesentliche auf. Hier werden nahezu alle Einstellungen per großem Touchscreen verwaltet. Vieles funktioniert nach etwas Gewöhnung recht einfach, wenngleich vor allem im Volvo und im Land Rover nicht jede Aktion auf Anhieb gelingt. Aber auch das Weglassen von Knöpfen und Schaltern schafft mehr Platz für Ablagen und Getränkehalter in der Mittelkonsole.
Fahrkomfort: Der Audi Q7 überzeugt im Test
Den Anspruch an maximalen Oberklasse-Komfort erfüllen alle fünf SUV schon durch verschiedenste Fahrwerksoptionen. Zum Vergleichstest rollten alle Kandidaten mit optionaler adaptiver Luftfederung an. Die gibt es jetzt nämlich auch im X5 für beide Achsen. Und prompt wird der große Bayer zu einer echten Sänfte. Trotz gewaltiger 21-Zoll-Räder rollt der X5 geschmeidig über jeden Untergrund. Fahrwerks- oder Karosseriegeräusche sind nicht einmal auf übelster Piste zu vernehmen, in Touareg oder XC90 hingegen schon, auch wenn sich diese beiden Kandidaten immer noch als ausgesprochene Reisewagen qualifizieren. Der Land Rover hingegen enttäuscht sowohl auf leicht welligem Asphalt als auch auf löchriger Betonpiste. Gerade hier zeigten die Luftfederung des Vorgängers noch extreme Nehmerqualitäten. Immerhin bessert sich der Eindruck bei zunehmender Beladung. Immer noch in einer ganz eigenen Komfortzone schwebt der Audi Q7 mit seiner "Adaptive Air Suspension" (2050 Euro) über sämtliche Unebenheiten hinweg. Sein drei Meter langer Radstand, die exzellente Geräuschdämmung sowie die unerschütterliche Karosseriesteifigkeit garantieren einzigartig entspanntes Reisen. Lobenswert ist aber ebenso das Geräuschniveau im VW Touareg. Da könnten sich Volvo und Land Rover, aber auch BMW noch einiges abgucken. Beim Sitzkomfort geht dagegen nichts über das Komfortgestühl von BMW. Durch die ausladenden Dimensionen, die perfekten Konturen sowie die vielseitigen Einstellungsmöglichkeiten gehören die weich gepolsterten Sitze zu den besten überhaupt. Obendrein lassen sie sich durch Massage- und Klimafunktionen sowie beheizte Armauflagen in Türen und Mittelkonsole erweitern. Auf den Rückbänken haben aber Audi, Volvo und VW durch ihre verstellbaren Einzelsitze die Nase vorn.
Motor/Getriebe: Land Rover Discovery bleibt im Test chancenlos
Zur Oberklasse gehört ein Sechszylinder. Zumindest war das lange die Regel. Volvo hat mit dem vergleichsweise leichten XC90 längst bewiesen, dass das nicht unbedingt sein muss. Denn der Schwede trägt als D5 einen 235 PS starken Zweiliter-Vierzylinder-Diesel unter der Motorhaube. Der bringt es dank zweier Turbolader immerhin auf 480 Newtonmeter und am Ende auf eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h. Das schafft der ähnlich motorisierte Brite nicht ganz. Als Sd4 mit 240 PS geht dem aufrecht gebauten Discovery schon vorher spürbar die Puste aus. Dennoch läuft der Biturbo-Vierzylinder aus der Ingenium- Reihe auch im Land Rover erstaunlich kultiviert. Erst beim Umstieg in die deutsche Sechszylinder-Kultur wird deutlich, wie souverän ein großer Diesel sein kann. Mehr Leistung, doch vor allem mindestens 600 Newtonmeter Drehmoment sorgen aus dem Stand für deutlich bessere Fahrleistungen. Rund zwei Sekunden sind es bis Tempo 100. Und danach setzen sich besonders der Audi Q7 und der VW Touareg (beide 286 PS) so richtig in Szene. Sie schütteln ihre Kraft bis hin zu hohen Drehzahlen so lässig aus dem Ärmel, dass selbst jenseits von Tempo 200 noch spürbar beschleunigt werden kann. Da hat selbst der BMW Mühe, denn sein Reihensechszylinder wirkt nach einem kräftigen Punch aus dem Drehzahlkeller bei höheren Touren doch etwas zugeschnürt. Dennoch begeistert das bayerische Motorenwerk mit tollem Klangbild (M-Sportabgasanlage: 510 Euro) und bester Laufkultur. Auch wenn die Vierzylinder allgemein als effizienter gelten, so lässt sich das an der Tankstelle nicht nachvollziehen. Bei den Verbrauchsmessungen der AUTO ZEITUNG jedenfalls sind die Sechszylinder von Audi, BMW und VW keinesfalls im Nachteil. Der Touareg glänzt sogar mit dem niedrigsten Wert: Trotz Volllastanteil auf der Autobahn begnügt er sich mit durchschnittlich 8,2 Litern Diesel auf 100 Kilometer. Bei der Ermittlung des minimal möglichen Verbrauchs unter realistischen Alltagsbedingungen liegt allerdings der Land Rover mit 6,4 Litern knapp vorn. Dank großer Kraftstoffvorräte sind hier wie da Reichweiten von mehr als 800 Kilometern an der Tagesordnung. Audi und VW bieten optional sogar noch größere Tanks bis 90 Liter an, weshalb unsere Testwagen prompt mit angezeigten Reichweiten von mehr als 1200 Kilometer überraschten. Bei allen fünf Kandidaten schickt übrigens eine komfortable Achtstufen- Automatik die Kraft an alle vier Räder. Auffälligkeiten wie zu nervöses Gängewechseln oder zu träges Reagieren leistete sich keines der Getriebe.
Fahrdynamik-Test: BMW X5 mit Vorteilen
In Zeiten von adaptiven Fahrwerken und aktiver Wankstabilisierung gehören wilde Schaukelmanöver selbst in hochbauenden SUV der Vergangenheit an. Einzig der Land Rover inszeniert sich noch als echter Geländewagen alter Schule. Große Lenkradwinkel, eine diffuse Rückmeldung sowie die SUV-Reifen mit leichten Offroad-Vorzügen stimmen den Fahrer hinter dem Steuer auf eher gemütliches als ambitioniertes Fahren ein. Der Rest des Feldes hat da trotz Leergewichten jenseits der zwei Tonnen offenbar anderes vor und schenkt sich auf dem abgesperrten Rundkurs keinen Zähler. Die Fahrzeug-Charakteristik per Knopfdruck auf sportlich gestellt, und schon startet die wilde Kurvenhatz. Wie schon bei vergangenen Vergleichstests begeistert zuerst der Volvo XC90 mit seiner narrensicheren agilen Art. Vor allem der Vorderbau des Schweden lässt sich dank der feinfühligen Lenkung fast spielerisch in die gewünschte Richtung dirigieren, während das Heck wie angenagelt folgt. Auch das Bremsgefühl passt im XC90. Subjektiv würde man dem Audi Q7 eine ähnliche Rundenzeit attestieren. Allerdings sind die Kurvengeschwindigkeiten wegen der breiten 20-Zöller und der Allradlenkung nochmals höher. Und am Kurvenausgang gibt es für den Audi kein Halten mehr. Dann verteilt die Elektronik das gesamte Drehmoment so feinfühlig auf alle vier Räder, dass der Q7 ohne Schlupf zur nächsten Biegung jagt. Da kann nur der technisch nahezu identisch bestückte VW Touareg mithalten. Trotz höherem Gewicht, aber dank kürzerem Radstand und Pirelli-P-Zero- Bereifung nimmt er dem Ingolstädter Konzernbruder sogar noch zwei Zehntel von der Uhr. Zuletzt muss sich der neue BMW X5 auf dem Asphaltband behaupten. Dass er mit der optionalen Allradlenkung (Integral-Aktivlenkung: 1250 Euro) bestückt ist, fällt sofort auf. Bis Tempo 50 bringt das Mitlenken der Hinterachse jedenfalls reichlich Bewegung ins Auto. Was eigentlich nur das Einparken und Wenden erleichtern soll, lässt den BMW beim Rangieren und bei spontanen Ausweichmanövern im Stadtverkehr dann doch eine Spur zu hektisch einlenken. Zudem folgt der X5 auch wegen der breiten 315er Hinterreifen willig jeder Spurrille. So gerät das erste Durchqueren der Slalomgasse zunächst überhaupt nicht flüssig. Nach mehreren Anläufen gelingt dann allerdings die Bestzeit. Bei höheren Geschwindigkeiten, wie sie auf der Handlingstrecke gefahren werden, funktioniert die Abstimmung besser – und wirkungsvoll. Denn trotz Leistungsnachteil macht der X5 vor allem in engen Kurven so viel Zeit gut, dass er am Ende als schnellstes Oberklasse-SUV über den Parcours fliegt. Einen Anteil an der hohen Fahrdynamik haben auch die feinfühlig dosierbaren und sehr bissigen Bremsen.
Umwelt/Kosten: VW Touareg scheitert knapp am Q7
Der Einstieg in das Oberklasse-Quintett beginnt beim Land Rover Discovery. Aber auch der ist mit Vierzylinder-Diesel erst ab 57.800 Euro zu haben. Wer dann noch die testrelevante Ausstattung bestellen möchte, muss zumindest zur SE-Variante greifen und 4000 Euro drauflegen. Für gleich viel Geld bekommt man allerdings auch schon einen Volvo XC90 D5 in der besser bestückten Basis-Ausstattung Momentum. Freilich ist hier bei Volvo noch längst nicht Schluss. Der gezeigte XC90 im sportiven R-Design-Dress schlägt gar mit mehr als 90.000 Euro zu Buche. Fairerweise sei erwähnt, dass die deutschen Konkurrenten keinesfalls günstiger sind. Vor allem BMW setzt mit dem neuen X5 xDrive30d für mindestens 69.200 Euro ein selbstbewusstes Ausrufezeichen. Mit Luftfederung und anderen Fahrwerksextras, Komfortsitzen sowie den optionalen Sicherheitsassistenten überspringt man wie auch beim Audi Q7 oder beim VW Tourareg schnell die 80.000-Euro-Hürde. Selbstredend sind die Dickhäuter auch im Unterhalt nichts für Pfennigfuchser, denn trotz der Einstufung in die Schadstoffklasse Euro 6d-Temp sind die Steuern wegen der Anpassung auf WLTP-Verbrauchswerte happig. Hier haben die Vierzylinder wegen des geringeren Hubraums leichte Vorteile. Doch auch für den Volvo müssen jährlich 370 Euro an den Fiskus abgeführt werden. Beim Audi sind es 100 Euro mehr. Zu den beträchtlichen Kosten addieren sich zudem noch hohe Versicherungseinstufungen, gigantische Wertverluste und teure Werkstattkosten.
Technische Daten Audi Q7, BMW X5, Land Rover Discovery, Volvo XC90 & VW Touareg
Mit dem neuen BMW X5 haben die Bayern einen mächtigen Vertreter in die Oberklasse geschickt. Verarbeitungsqualität, Sicherheitsausstattung und Multimedia-Bestückung liegen auf höchstem Niveau. Und vor allem mit der neuen Luftfederung fährt der Allradler jetzt richtig komfortabel, landet am Ende sogar vor dem brillanten VW Touareg, der besonders im Antriebskapitel überzeugt. Für einen Sieg gegen den Klassenprimus Audi Q7 reicht es dem neuen X5 in diesem Vergleichstest allerdings nicht. Der Ingolstädter liefert bei Platzangebot, Fahrleistungen und Fahrkomfort noch bessere Argumente und leistet sich auch sonst keine groben Schnitzer. Die findet man ebenso wenig beim Volvo XC90 , der hier auf den vierten Platz fährt. Der Schwede überzeugt mit gutem Raum- und Bedienkonzept, effizientem Antrieb und guten Fahrleistungen. Die Preise sind allerdings selbstbewusst. Dagegen wirkt selbst der keinesfalls billige Land Rover Discovery regelrecht günstig. Er setzt vor allem auf Nutzwert und Platz – weniger auf top Verarbeitung oder Fahrkomfort. Deshalb muss er sich mit Platz 5 begnügen.