Audi Q5/Porsche Macan: Test Q5 im Clinch mit dem kleinen Porsche
Der neue Audi Q5 tritt im Test gegen seinen Konzern-Kollegen Porsche Macan an, beide mit 252 PS starkem Vierzylinder-Turbo, Doppelkupplungs-Getriebe und Allrad. Vorteil Audi: Er nutzt den modernen Längsbaukasten.
"Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das dasselbe", sagt der Volksmund. Und diese Binsenweisheit gilt für Audi Q5 und Porsche Macan im besonderen Maße. Denn obwohl beide zum Segment der Premium-Kompakt-SUV gehören und sogar denselben Motor unter der Haube haben, besteht keinerlei Verwechslungsgefahr. Und auch wenn beide aus einem Konzern stammen und technisch etliche Parallelen aufweisen, ist der Vergleich zugleich ein Kampf der Generationen. Während der Macan noch auf dem ersten Q5 basiert, baut der Audi bereits auf der Evolutionsstufe des MLB (Modularer Längs-Baukasten) auf, wie sie auch der aktuelle A4 nutzt. Nur der Motor ist in beiden Fahrzeugen tatsächlich identisch: ein Zweiliter-Turbo mit 252 PS und vier Zylindern. Genügt dieses Aggregat dem Premium-Anspruch der beiden SUV und liefert es ausreichend Punch für die sportlich ambitionierte Klientel?
Der Porsche Macan im Video:
Porsche Macan und Audi Q5 im Test
Optisch wirken die zwei Kandidaten auf jeden Fall sehr athletisch und sportiv. Der neue Q5 ist erheblich stärker profiliert und erweckt durch seine dezent betonten Radhäuser sehniger als die Modelle der ersten Generation. Abseits aller geschmacklichen Bewertungen punktet der Audi jedoch mit einem gesteigerten Raumangebot. Er ist auf allen Plätzen geräumiger als der Vorgänger und zudem spürbar luftiger geschnitten als sein Kontrahent. Der Porsche besticht äußerlich immer noch mit seinem schlichten, aber spannungsreichen Design. Dadurch wirkt der Macan nicht nur noch gedrungener und kompakter als der Q5, er ist es auch: In der lichten Höhe baut der Stuttgarter volle fünf Zentimeter flacher, die Sitzhöhe des Fahrers fällt um drei Zentimeter niedriger aus als beim Audi. Im Macan fühlt man sich daher eher wie in einer Kompakt-Limousine, während man an Bord des Q5 eine SUV-typisch erhöhte Sitzposition vorfindet. Davon profitieren Übersicht und Sitzkomfort, die Einbindung ins Fahrzeug indes gerät im Porsche intensiver. Die Kofferräume lassen sich hier wie dort gut nutzen und je nach Bedarf durch die dreiteilig umklappbare Lehne der Rückbank stufenweise erweitern. Optional (350 Euro) lässt sich zudem die Rückbank im Q5 längs verschieben, während der Macan einen beinahe ebenen Ladeboden aufweist. Praktisch: Beide Testwagen verfügen über die optional angebotene Luftfederung und können zum leichteren Beladen das Heck per Knopfdruck absenken. Bei der effektiven Zuladung ist der Porsche leicht im Vorteil, während der Audi mit einer um 400 Kilo höheren Anhängelast sowie einer Stützlast von glatten 100 Kilo das potentere Zugfahrzeug abgibt. Mit der umfangreicheren Sicherheitsausstattung samt autonomer Notbremsfunktion sowie diversen optionalen Assistenzsystemen (Stau-Folgefahrten, Querverkehr-Erkennung, Notruf, Ausstiegswarnung und mehr) zementiert der Audi seinen Kapitelsieg.
!--endfragment-->!--startfragment-->
Beim Fahrkomfort auf Augenhöhe
Auch im Komfortkapitel holt der Q5 mehr Punkte, wobei ihm der Macan dicht auf den Fersen bleibt. Beide Autos sind mit der größtmöglichen Bereifung ausgerüstet, haben die optionale Luftfederung eingebaut und sind mit aufpreispflichtigen Sportsitzen ausgestattet. Letztere garantieren im Porsche einen unerschütterlichen Seitenhalt, können jedoch für stabiler gebaute Staturen auch ein bisschen eng ausfallen. Die Audi-Polster bieten weniger Abstützung, sind aber auf Langstrecken bequemer. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den jeweiligen Fahrwerken: Der Audi ist in allen drei Stufen (comfort, auto, dynamic) nachgiebiger abgestimmt als der Porsche, der in der Stellung Normal, Sport und Sport Plus stets eine Nuance entschlossener gegen Karosseriebewegungen angeht. Allerdings legt er dabei ein beachtlich sensibles Ansprechverhalten an den Tag und nimmt Wellen, Kanten und Löcher souverän auf. Derbe Schläge muss man nicht fürchten. Auch akustisch liegen die Duellanten nah beieinander. Während der Q5 absolut leiser ist, glänzt der Macan mit minimalen Störgeräuschen von Antrieb und Fahrwerk. Der Klang des Vierzylinders bleibt bei Teillast dezent im Hintergrund und entfacht bei Vollgas oder unter hoher Drehzahlen eine angenehm harzige Tonlage. Jedoch entwickelt der Zuffenhausener deutlich mehr Windgeräusche, die mit steigendem Tempo immer störender werden.!--endfragment-->
Motor/Getriebe: Audi Q5 mit mehr Top-Speed
Dass der Porsche trotz nominell gleicher Motorleistung eine etwas geringere Höchstgeschwindigkeit realisiert (229 zu 237 km/h), lässt sich mit seiner etwas kürzeren Getriebeübersetzung erklären. Eher überraschend ist indes, wie deutlich sich der Audi bei höheren Geschwindigkeiten von seinem Rivalen absetzen kann: Aus dem Stand auf 100 km/h benötigen beide Autos 6,3 Sekunden. Ab etwa 140 km/h jedoch schiebt der Q5 vehementer an und passiert die 200 km/h-Marke ganze 1,5 Sekunden früher. Auch bei der Effizienz ist der neue Audi – der noch konsequenter im Leerlauf rollt („segelt“) und seine Start-Stopp-Funktion früher aktiviert – im Vorteil: Er verbraucht im Test-Mittel 1,2 Liter weniger je 100 km. Für den Porsche sprechen das feinfühliger und schneller agierende Doppelkupplungsgetriebe sowie die Tatsache, dass er zumindest bei Dauervollgas auf der Autobahn weniger durstig ist.
Porsche Macan mit deutlich mehr Fahrdynamik
Apropos Vollgas: Sobald es engagiert um die Kurven geht, ist der Macan in seinem Element und lässt sich auch vom an sich sehr agilen Q5 nicht beeindrucken. Begleitet von einer minimalen Seitenneigung lenkt der Porsche so präzise und spontan ein, dass so mancher Sportwagen dagegen blass aussieht – von anderen SUV ganz zu schweigen. Die Unterschiede in Handling und Slalom scheinen gering, sind in Wahrheit aber eklatant. Hinzu kommt, dass der Macan ausgesprochen wirkungsvoll sowie perfekt dosierbar verzögert und somit eine tadellose Vorstellung abliefert. Derart pointiert sportlich ist der neue Audi Q5 zwar nicht, aber auch er gefällt mit einem durchaus leichtfüßigen Handling. Seine Lenkung spricht jedoch aus der Mittellage heraus etwas ungleichmäßig an, was auch den Geradeauslauf schmälert. Die gebotenen Sicherheitsreserven liegen ungeachtet dessen aber enorm hoch und auch seine Bremsanlage packt verlässlich und kraftvoll zu. Weil die kurveninneren Räder bei forcierter Fahrweise stärker entlasten, muss die Traktionskontrolle des Q5 jedoch öfter reglementierend eingreifen, als dies beim Macan der Fall ist, der stets wie auf Schienen und absolut narrensicher um die Ecken flitzt. Mehr zum Thema: Macan Turbo mit mehr Performance!--endfragment-->!--startfragment-->
Umwelt/Kosten: Audi mit sattem Preisvorteil
Der vierzylindrige Macan ist nach den beiden 718-Basismodellen das günstigste Porsche-Modell und für viele der Einstieg in die Markenwelt der Stuttgarter Sportwagen- Schmiede. Allerdings gibt es den moderneren, vielseitigeren und leistungsgleichen Audi Q5 bereits für weniger als 50.000 Euro – oder noch deutlicher: 5769 Euro billiger. Berücksichtigt man zudem noch die für die Messergebnisse relevanten Extras der beiden Testwagen, summiert sich der Preisvorteil des Audi sogar auf insgesamt 12.175 Euro. Weil er überdies bei sämtlichen laufenden Kosten günstiger abschneidet als der Porsche Macan, entscheidet der Audi Q5 die Kostenwertung eindeutig für sich.
Technische Daten | Audi Q5 2.0 TFSI quattro | Porsche Macan |
Motor | 4/4, Turbo | 4/4, Turbo |
Hubraum | 1984 ccm | 1984 ccm |
Leistung | 252 PS | 252 PS |
Maximales Drehmoment | 370 Nm | 370 Nm |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Allrad, permanent | Allrad, permanent |
Leergewicht | 1720 kg | 1770 kg |
L/B/H in mm | 4663/1893/1659 | 4692/1926/1609 |
Kofferraum | 550-1550 l | 500-1500 l |
0-100 km/h | 6,3 s | 6,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 237 km/h | 229 km/h |
Testverbrauch | 10,1 l S/100 km | 11,3 l S/100 km |
Grundpreis | 49.900 Euro | 55.669 Euro |
Testwagenpreis | 54.580 Euro | 66.755 Euro |
Platzierung | 1 | 2 |
Wenn es darum geht, den sportlichsten Offroader zu küren, führt aktuell kein Weg am Porsche Macan vorbei. Das gilt ohne jede Einschränkung auch für die Basisversion mit Vierzylinder-Turbo, bei der lediglich der Wunsch nach noch mehr Leistung aufkommen könnte. Absolut gesehen, darf man mit den gebotenen Fahrleistungen aber vollauf zufrieden sein. Der Gesamtsieg gebührt indes unstrittig dem Audi Q5 2.0 TFSI quattro. Auch er vermittelt ein dynamisches Fahrverhalten und zeigt eine enorm hohe aktive Sicherheit. Zudem offeriert er erheblich mehr Platz sowie eine komfortablere Abstimmung. Der Zweiliter-Benziner mit 252 PS erlaubt flotte Fahrleistungen und läuft sparsamer als beim Kontrahenten. Ferner bietet der Q5 die moderneren Assistenz-Systeme sowie den höheren Nutzwert.