Audi Q3/Seat Ateca: Test Neuer Ateca sticht gegen den Q3
Sechs Jahre Bauzeit? Die sieht man dem Audi Q3 nicht an. Neben dem frischen Seat Ateca macht der hochwertige Bayer in unserem Test nach wie vor eine gute Figur. Reicht das gegen den Spanier mit moderner Motor-, Fahrwerks- und Sicherheitstechnik?
Mit dem Alter wird man reifer, heißt es. Das trifft vielleicht auf Lebewesen zu, nicht aber auf Gebrauchsgegenstände – noch nicht. Denn schon heute werden zum Beispiel Fahrzeuge via Internet mit Software-Updates gefüttert, die sie sicherer machen und mit frischer künstlicher Intelligenz versorgen. Davon kann der Audi Q3 nur träumen, gehört er mit seinen fast sechs Jahren Bauzeit fast schon zum alten Eisen unter den Kompakt- SUV. Das letzte Lifting ist auch schon wieder drei Jahre her. Ein junger Hüpfer ist dagegen der Seat Ateca: Er ist vollgestopft mit modernen Assistenten, trägt einen technisch fortschrittlichen Motor unter der Haube, ist adaptiv gedämpft und obendrein preislich ziemlich attraktiv. Wie schlägt sich der bewährte Bayer im Vergleich gegen den spanischen Sprössling mit neuem Top-Benziner? Wir haben es getestet.
Der Seat Ateca im Video:
Neuer Seat Ateca im Test gegen den Audi Q3
Verblüffend: Trotz ähnlicher Außenmaße und bloß drei Zentimetern mehr Radstand bietet der Ateca in jeglicher Hinsicht mehr Platz. Zwar mögen die Unterschiede als nackte Zahlen auf Papier recht klein erscheinen, doch neben den äußeren Ellenbogen, über dem Kopf und um die Beine herum ist jeder Zentimeter entscheidend. Dass die Q3-Kanzel etwas enger sitzt, merken aber bloß größere Personen. Im Fond jedoch sieht das ganz anders aus, denn schon der Einstieg in den Audi mit deutlich kleineren Türausschnitten und schräg nach vorn geneigten C-Säulen nötigt uns, den Kopf einzuziehen. Das Entern der Ateca-Rückbank gelingt im Test eleganter, und man hat viel mehr Luft unter dem Dachhimmel und hinter den Vordersitz-Lehnen. Obwohl der Audi laut mittels Laser vermessenen Innenraummaßen hinten quasi genauso breit ist wie der Ateca, bietet der Spanier auch hier das bessere Gefühl. Ganz objektiv hingegen bewerten wir das Gepäckabteil, das im Seat aufgrund des steilen Hecks mehr Koffer und Taschen schluckt. Variabler hingegen ist der Spanier nicht, obwohl er mehr Verstaumöglichkeiten bietet. Dafür ergibt sich im Audi bei umgeklappten Rücksitzlehnen eine nur leicht ansteigende Ladefläche. Beim Seat muss man für eine ebene Fläche den variablen Gepäckraumboden (150 Euro) ordern. Etwas mehr Anhängelast auf der einen Seite (Q3) und minimal mehr Zuladung auf der anderen fallen im wahrsten Sinne des Wortes kaum ins Gewicht. Bei der Bedienung ist der Audi etwas im Nachteil, dafür punktet er in diesem Test-Abschnitt mit der hochwertigeren Materialanmutung und der solideren Verarbeitung – sieht man vom etwas nachlässig bezogenen Fahrersitz ab, dessen mehrstufig ausziehbare Beinauflage nicht immer ordentlich einrastete. Weniger wertige Materialien und an mancher Stelle etwas unpräzise zusammengesteckte Teile trüben das Bild des Seat jedoch nicht stark. Mit der moderneren und reichhaltigeren Sicherheitsausstattung distanziert er den Q3 endgültig in diesem Kapitel, wobei er zum Beispiel autonom vollbremsen (Serie), den Abstand halten (575 Euro) oder beim Ausparken vor Querverkehr warnen kann (390 Euro). Die Müdigkeitserkennung und den Licht-/Regensensor gibt’s zudem ab Werk, bei Audi nur gegen Aufpreis (245 bzw. 160 Euro).
Mehr Fahrkomfort im Seat Ateca
Sportsitze haben beide Testwagen, allerdings kosten die bei Audi 550 Euro extra. Dazu gibt es bei ihm eine ausziehbare Beinauflage. Seat spendiert dem Testwagen-Sitz eine elektrische Verstellung, mit der man die Sitzfläche nicht nur komplett anheben, sondern auch neigen kann. Im Fond des Spaniers stehen die Lehnen etwas steiler und man sitzt insgesamt etwas tiefer, integrierter. Der Ateca ist zudem ergonomischer, was besonders an mehr Ablagen und der niedrigeren Ladekante (68 cm; Audi: 83 cm) sowie dem in der Höhe etwas kleineren Verstellbereich des Q3-Lenkrads liegt. Das Geräuschniveau ist in beiden SUV gleich, wobei die großen Seat-Räder je nach Belag lauter abrollen. Große Unterschiede zeigen sich hingegen beim Federungskomfort, wobei beide Testwagen mit adaptiven Dämpfern (Option) antraten, der Ateca sogar zum ersten Mal. Eines vorweg: Den sportlichen Fahrwerksmodus können wir niemandem empfehlen, es sei denn, der Asphalt ist brandneu und topfeben. Ausgeglichener liegen beide Testwagen, wenn sich die Dämpfer jedem Untergrund anpassen, und das geht blitzschnell. Für die gemütliche Gangart taugt die Komfortstufe am besten. Unterm Strich sprechen die Ateca-Fahrwerkselemente sensibler an, die Karosserie wird weniger stark angeregt und ist spürbar effizienter entkoppelt.
Motor/Getriebe: Der Seat Ateca leistet mehr
Ganz neu im Ateca ist der 190 PS starke Zweiliter-Turbo-Benziner mit Saugrohr-/Direkteinspritzung, den es nur mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) gibt. Doch obwohl Hubraum, Bohrung und Hub den Werten des Audi-Aggregats entsprechen, gibt es doch größere Unterschiede zwischen den beiden Motoren als das Plus von zehn PS (Ateca), der andere Drehmomentverlauf und die etwas höheren Drehzahlen vor dem Schaltvorgang (Q3). Der TSI im Seat hat ein innovatives Brennverfahren, wobei die Ansaugzeit verkürzt, der Ladedruck auf der Einlassseite erhöht und mittels zweistufigem Ventilhub Drehmoment und Leistung gesteigert werden, der Verbrauch aber gesenkt wird. Interessant: Der Motor ist eine Entwicklung von Audi und arbeitet bereits in einigen Modellen – bestimmt auch im nächsten Q3. Den Verbrauchsvorteil kann der moderner motorisierte und etwas länger übersetzte Ateca ausspielen, wobei sein Aggregat ganz besonders gut im Futter stand – anders ist das Unterbieten der Werksangabe von 0-100 km/h um 1,3 Sekunden nicht zu erklären. Nervig: In beiden Test-Fahrzeugen ist das Gaspedal beim Anfahren nicht schön dosierbar, was vor allem beim Rangieren stören kann. Außerdem dauert es zu lange, wenn die Getriebe vom Segelbetrieb (nur im Effizienz-Modus) wieder in die Beschleunigungsphase wechseln. Übrigens: Dass hier zwei Auto-Generationen aufeinandertreffen, merkt man auch daran, dass man den Getriebe-Wählhebel im Audi in eine separate Stufe manövrieren muss, um in die Sport-Stufe zu gelangen. Im Seat reicht dafür ein sanfter Zug am DSG-Knauf.
Audi Q3 mit etwas mehr Fahrdynamik
Auch im Grenzbereich offenbart sich im Test das Q3-Alter. Nicht, weil der Audi träge und undynamisch wäre, im Gegenteil. Seine ESC-Abstimmung ist aber so lax, dass sie bei spontanen Ausweichmanövern für plötzliche Heckschwenks sorgt. Der Ateca hingegen wird schon bei der kleinsten Lenkkorrektur vom ESC (ESP) eingebremst. Das ist sicher, kostet ihn aber potenzielle Dynamik, denn die Anlagen zum Kurvenmeister hat er – dank großer Räder und gefühlvollerer Lenkung mit kleineren Lenkwinkeln. Beim Bremsen schenken sich beide nichts, mit warmer Anlage stoppt der Q3 im Test aus Tempo 100 bis zum Stillstand etwas besser (33,5 Meter; Ateca: 34,1 Meter) und bietet unter hoher Belastung das angenehmere Pedalgefühl. Die gewonnenen Punkte verliert der Ingolstädter aber wieder mit seinem recht großen Wendekreis (12,1 Meter im Schnitt).
Umwelt/Kosten: Großer Preisvorteil beim Ateca
Rund 4000 Euro höher liegt der Grundpreis des Audi Q3. Nimmt man den bewerteten Preis inklusive aller testrelevanten Extras, sind es sogar rund 6000 Euro zugunsten des Seat Ateca mit vergleichbarem Antrieb, der obendrein die üppigere Ausstattung (Klimaautomatik und Parksensoren hinten serienmäßig), das moderne Multimedia- und Infotainmentsystem, den niedrigeren Wertverlust und die etwas günstigeren Kraftstoffkosten sowie niedrigeren Emissionen hat. Wartung und Steuer kosten ähnlich viel.
Technische Daten | Audi Q3 2.0 TFSI quattro S tronic | Seat Ateca 2.0 TSI 4Drive DSG |
Motor | 4/4, Turbo | 4/4, Turbo |
Hubraum | 1984 ccm | 1984 ccm |
Leistung | 180 PS | 190 PS |
Maximales Drehmoment | 320 Nm | 320 Nm |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | 7-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Allrad | Allrad |
0-100 km/h | 7,4 s | 6,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 217 km/h | 212 km/h |
Leergewicht | 1540 kg | 1461 kg |
Kofferraum | 460-1365 l | 485-1579 l |
L/B/H in mm | 4388/1831/1608 | 4363/1841/1611 |
Testverbrauch | 8,5 l S/100 km | 8,1 l S/100 km |
Grundpreis | 37.200 Euro | 33.355 Euro |
Testwagenpreis | 41.130 Euro | 35.310 Euro |
Platzierung | 2 | 1 |
Nein, zum alten Eisen gehört der Audi Q3 2.0 TFSI quattro noch nicht, dafür bietet er genügend Komfort, Dynamik und Qualität. Allerdings bezahlt man viel Geld für die vier Ringe am Kühlergrill. In Sachen Raumangebot, Serienausstattung und Sicherheitsausstattung muss sich der Deutsche dem Spanier geschlagen geben. Die Stärken des Testsiegers Seat Ateca 2.0 TSI 4Drive sind neben seinem gut dimensionierten Innenraum der günstige Einstiegspreis, die üppige, beim Wettbewerb meist aufpreispflichtige Ausstattung, viele Assistenten, die vor Gefahren warnen und notfalls eingreifen, um Unfälle zu verhindern. Hinzu kommen seine guten Fahrleistungen dank des modernen Antriebs. Aufgrund der überschaubaren Unterhaltskosten schont man zudem das Portemonnaie. Ein perfektes SUV also für die dynamische Familie.