Audi A6 40 TDI/Mercedes E 220d: Vergleichstest
Der A6 fordert die E-Klasse heraus
- Audi A6 und Mercedes E-Klasse im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Mercedes E 220d begeistert mit Federungskomfort
- Motor/Getriebe: Vierzylinder des Audi A6 40 TDI arbeitet kultivierter
- Fahrdynamik: Mercedes E-Klasse mit sehr kommunikiativer Lenkung
- Umwelt/Kosten: Audi A6 entscheidet das Kosten-Kapitel für sich
- Messwerte & technische Daten Audi A6 40 TDI & Mercedes E 220d
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Audi A6 und Mercedes E-Klasse sind echte Instanzen in der Oberklasse und vor allem als Dienstwagen sehr beliebt. Die beiden noblen Verkaufsschlager fahren zum Vergleichstest als A6 40 TDI und E 220d mit den beliebten, rund 200 PS starken Zweiliter-Turbodieseln vor.
Eines der intensivsten Duelle zwischen Ingolstadt und Stuttgart steigt traditionell in der Oberklasse, wenn Audi A6 und Mercedes E-Klasse in unserem Vergleichstest aufeinandertreffen. Die Erzrivalen zählen zu den besten Fahrzeugen im Segment und sind für Geschäftskunden echte Traum-Dienstwagen. Von Januar bis November 2019 konnte Audi in Deutschland 41.581 Exemplare der neuen A6-Generation absetzen. Mit 39.704 verkauften Fahrzeugen im gleichen Zeitraum ist Mercedes mit der routinierten E-Klasse kaum minder erfolgreich. Zum Vergleichstest rollen der Audi A6 40 TDI und der Mercedes E 220d mit den für Vielfahrer noch immer alternativlosen Turbodieseln mit zwei Liter Hubraum, rund 200 PS und automatisierten Getrieben auf den Redaktionsparkplatz.
Der Audi A6 im Video:
Audi A6 und Mercedes E-Klasse im Vergleichstest
In der Länge messen die Kontrahenten über 4,90 Meter und sind absolut stattliche Erscheinungen. Der Audi A6 gibt mit großem Singleframe-Kühlergrill, angriffslustig gezeichneten LED-Scheinwerfern und breit ausgestellten hinteren Radhäusern den Sportler. Die Mercedes E-Klasse verströmt mit schnörkellosem Blechkleid und auf der Haube aufgesetzten Stern die markeneigene Gediegenheit. Über Platzmangel kann sich hier wie dort niemand beklagen, wobei der Innenraum des Audi in diesem Vergleichstest noch etwas luftiger ausfällt: Fahrer und Co-Pilot genießen etwas mehr Beinraum, da die Mittelkonsole schlanker ist als das Pendant im Mercedes. Dafür fasst der Kofferraum des Daimler mit 540 Litern Volumen etwas mehr Gepäck als der des A6 (530 Liter). Bedeutende Unterschiede ergeben sich dagegen bei der Bedienung: Der A6 verfügt wie andere neue Audi-Modelle über das sogenannte MMI Touch mit zwei übereinanderliegenden Bildschirmen auf der Mittelkonsole. Klassische Knöpfe und Schalter befinden sich kaum noch. Zwar reagieren die Touchflächen sehr sensitiv auf Berührungen und liefern auf Wunsch sogar ein haptisches Feedback, die Bedienung lenkt während der Fahrt jedoch ab. In der E-Klasse installiert Mercedes noch nicht das neue MBUX-System mit intelligenter Sprachsteuerung, stattdessen werden die meisten Fahrzeugfunktionen über einen klassischen Dreh-Drück-Steller aufgerufen. Das Ablenkungspotenzial ist so zwar geringer, die teils kleinteilige und verschachtelte Menüführung erfordert jedoch mehr Eingewöhnungszeit. Dass der seit 2018 erhältliche A6 die modernere Limousine ist, verrät ein Blick auf die Sicherheitsausstattung: Zwar ist auch für der Mercedes E-Klasse optional eine ganze Armada an Assistenzsystemen erhältlich, eine Nachtsichtfunktion oder einen Anhängerrangierassistenten etwa gibt es aber exklusiv nur für den Audi A6.
Fahrkomfort: Mercedes E 220d begeistert mit Federungskomfort
Der Audi-A6-Testwagen verfügt über die 1130 Euro teuren adaptiven Dämpfer, in der hier antretenden Mercedes E-Klasse ist die doppelt so teure Luftfederung "Air Body Control" (2261 Euro) installiert. Während der Langsamfahrkomfort des Mercedes in diesem Vergleichstest vor allem auf Querfugen nicht so harmonisch wirkt, spielt das enorm schluckfreudige Fahrwerk seine Qualitäten auf besonders schlechten Fahrbahnuntergründen aus: Die Luftfederung bietet selbst bei voller Beladung enorme Reserven und meistert auch üble Schlagloch-Pisten mit beeindruckender Souveränität. Selbst vor luftgefederten Luxus-SUV muss sich die Mercedes-Limousine beim Federungskomfort nicht verstecken. Da kann der stahlgefederte Audi – vor allem beladen – nicht mithalten. Im normalen Alltagsbetrieb und auf der Autobahn liefert der Bajuware aber ebenfalls eine gute Vorstellung ab: Vor allem der Schnellfahrkomfort kann dank geringerer Aufbaubewegungen und wirkungsvollerer Geräuschdämmung überzeugen. In der Mercedes E-Klasse pfeift der Fahrtwind bei höheren Geschwindigkeiten vernehmlicher um die Karosserie, und auf rauen Untergründen dringen Abrollgeräusche stärker in den Innenraum. Die optionalen Audi-A6-Sportsitze des Testwagens sind angenehm straff gepolstert und gut konturiert. Vor allem die nachdrückliche Seitenführung fehlt den ebenfalls kommoden und vielfach einstellbaren Sitzen des Mercedes. Die Fondpassagiere bringt der Benz zudem auf einer nur mäßig konturierten Bank mit nicht sonderlich gut nutzbarer Schenkelauflage unter – das kann der Audi besser.
Motor/Getriebe: Vierzylinder des Audi A6 40 TDI arbeitet kultivierter
Wie viel Motor man in einer Oberklasse-Limousine braucht, beantworten Audi A6 40 TDI und Mercedes E 220d mit ihren Zwei-Liter-Turbodieseln mit 204 PS im A6 oder 194 PS in der E-Klasse eindeutig. Die beiden 400-Newtonmeter-Diesel reichen vollkommen aus, um mit bis zu 240 km/h von Termin zu Termin zu reisen. Beide aberin diesem Vergleichstest über den gleichen Kamm zu scheren, wäre falsch – die zwei Vierzylinder pflegen in ihrer jeweiligen Umgebung ihren eigenen Charakter. Audi koppelt den 40 TDI mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und schickt die Kraft über die Vorderachse auf die Straße. Das ist auch der Grund, warum der A6 beim Sprint auf Tempo 100 den heckgetriebenen Mercedes ziehen lassen muss. Der A6 40 TDI scharrt kurz mit den Vorderrädern auf dem Asphalt, während der E 220d mit viel Traktion an der Hinterachse auf und davon ist. Einmal in Fahrt, dreht der Audi aber auf und zeigt dem Mercedes bei 150 km/h bereits wieder die Rücklichter. Zudem arbeitet sein Motor vor allem bei hohen Drehzahlen eine Spur kultivierter als der Vierzylinder in der Mercedes E-Klasse. Dafür wechselt der Schwabe die neun Stufen seiner Automatik sehr elegant und ruckfrei. Im Audi verstolpert sich das Doppelkupplungsgetriebe vor allem im Stop-and-go-Betrieb hier und da. Die im Vergleich zum siebten Gang des Audi A6 40 TDI noch etwas länger übersetzte neunte Fahrstufe des E 220 d sorgt überdies für einen etwas genügsameren Verbrauch. Die 5,8 Liter auf 100 km des Stuttgarters sind – wie aber auch die 6,0 Liter des Ingolstädters – für eine Oberklasse-Limousine top.
Fahrdynamik: Mercedes E-Klasse mit sehr kommunikiativer Lenkung
Bis auf das kurze Scharren mit den Vorderrädern aus engen Kehren kann man dem Audi A6 nichts vorwerfen. Ganz im Gegenteil: Der Audi ist in jeder Situation narrensicher unterwegs. Trotz seines Vorderradantriebs zeigt er ein sehr neutrales Kurvenverhalten und gibt über die Lenkung ein gutes Feedback von der Vorderachse. Die Mercedes E-Klasse ist zurückhaltender. Er reduziert früher den Speed und kündigt sein Limit mit leichtem und stärkerem Untersteuern an, was die sehr kommunikative Lenkung ihrem Fahrer zwar ruhig, aber eindeutig mitteilt. Extrem gut, weil sie nahezu unbemerkt im Hintergrund arbeiten, agieren die elektronischen Regelsysteme. Dass der Audi A6 in diesem Kapitel des Vergleichstests seinen Sieg manifestiert, liegt aber vor allem an seinen extrem wirkungsvollen Bremsen.
Umwelt/Kosten: Audi A6 entscheidet das Kosten-Kapitel für sich
Schon in der Basis ist der Audi A6 40 TDI 1034 Euro teurer als der Mercedes E 220 d. Auch mit den testrelevanten Extras bleibt der Audi teurer. Allerdings ist er extrem gut ausgestattet. Im Gegensatz zur schwäbischen Limousine verfügt der Bayer standardmäßig unter anderem über ein integriertes Navigationssystem und einen WLAN-Hotspot. Das und die insgesamt niedrigeren Betriebskosten machen den höheren Grundpreis des Audi mehr als wett.
Messwerte & technische Daten Audi A6 40 TDI & Mercedes E 220d
AUTO ZEITUNG 03/2020 | Audi A6 40 TDI | Mercedes E 220 d |
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Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1968 cm³ | 1950 cm³ |
Leistung | 150 kW/204PS | 143 kW/194 PS |
Max. Drehmoment | 400 Nm | 400 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung/ Vorderrad | 9-Stufen-Automatik/ Hinterrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1645/1790 kg | 1640/1832 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 8,2 s | 7,7 s |
0 - 150 km/h | 17,1 s | 17,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 246 km/h | 240 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,1/32,8 m | 35,4/34,5 m |
Verbrauch (Test/EU) | 6,0/4,3 D/100 km | 5,8/4,5 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 159/152 g/km | 154/163 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 49.800 Euro | 48.766 Euro |
Testwagenpreis | 54.465 Euro | 53.443 Euro |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi A6 40 TDI | Mercedes E 220 d |
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Karosserie (1000) | 670 | 669 |
Fahrkomfort (1000) | 811 | 818 |
Motor/Getriebe (1000) | 672 | 676 |
Fahrdynamik (1000) | 727 | 688 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2880 | 2851 |
Kosten/Umwelt (1000) | 333 | 323 |
Gesamtwertung (5000) | 3213 | 3174 |
Platzierung | 1 | 2 |
Das Duell zwischen Audi A6 und Mercedes E-Klasse gehört zur deutschen Automobilkultur. In diesem Vergleichstest erkämpft sich der Audi A6 40 TDI die Krone in der Oberklasse. Der Bayer pflegt einen kultivierten Arbeitsstil, federt komfortabel, rollt leise dahin und ist dennoch erfrischend dynamisch. Platz bietet er reichlich und ist zudem schon in der Basisversion sehr gut ausgestattet. Der Mercedes E 220 d leistet sich eigentlich keine Schwächen, setzt aber bis auf die unter Last und hohen Geschwindigkeiten extrem souverän arbeitende Luftfederung keine weiteren Bestmarken. Deshalb bleibt dem etwas enger geschnittenen Schwaben, dem auch der dynamische Biss des Audi fehlt, nur der zweite Platz in diesem spannenden Aufeinandertreffen.