Audi A6/BMW 5er Facelift: Vergleichstest
Das 5er Facelift stellt sich dem A6
- BMW 5er Facelift und Audi A6 im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Straffe und komfortable Abstimmung im BMW 540i
- Motor/Getriebe: Der Automatik im Audi A6 fehlt es an Feinabstimmung
- Fahrdynamik: Bei den Verzögerungswerten hat das BMW 5er Facelift das Nachsehen
- Umwelt/Kosten: Höherer Verbrauch beim Audi A6 55 TFSI
- Messwerte & technische Daten Audi A6 & BMW 5er Facelift
- Fazit
Das BMW 5er Facelift stellt sich im Vergleichstest dem Audi A6. Welche Business-Limousine überzeugt mehr?
Gesamtbewertung (max. Punkte) | AUDI A6 55 TFSI quattro S tronic | BMW 540i xDrive |
Karosserie (1000) | 665 | 699 |
Fahrkomfort (1000) | 776 | 804 |
Motor/Getriebe (1000) | 640 | 677 |
Fahrdynamik (1000) | 777 | 738 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2858 | 2918 |
Kosten/Umwelt (1000) | 286 | 291 |
Gesamtwertung (5000) | 3144 | 3209 |
Platzierung | 2 | 1 |
Die Duellanten in diesem Vergleichstest, Audi A6 und BMW 5er Facelift, gehen seit Jahrzehnten mit der Zeit, sind für ihre Marken Image- und Technologieträger zugleich und präsentieren sich auch 2020 in bestechender Form. Mobilitätswende hin, SUV-Boom her: Die klassischen Fahrzeugkonzepte – wie das dieser zwei Oberklasse-Limousinen – sind noch immer begehrenswert und auf deutschen Straßen häufig anzutreffen. BMW hat die aktuelle 5er-Baureihe nach rund dreieinhalbjähriger Bauzeit einer technischen Überarbeitung unterzogen, bei der erst seit gut zwei Jahren produzierten A6-Generation steht ein Facelift noch nicht an. Zum Vergleichstest fahren die bayerischen Business-Liner jeweils standesgemäß mit mehr als 300 PS starken Dreiliter-Turbobenzinern und Allradantrieb vor. Weil Motor- und Fahrleistungen auch in diesem Segment längst nicht mehr alles sind und die Elektrifizierung der Modellpaletten unumgänglich ist, setzen die beiden Rivalen BMW 540i und Audi A6 55 TFSI zur Effizienzsteigerung auf ein Mild-Hybrid-System mit 48-Volt-Technik.
Das BMW 5er Facelift im Video:
BMW 5er Facelift und Audi A6 im Vergleichstest
Zum alten Eisen gehörte der im Vergleich mit anderen BMW-Modellen eher konservativ gestaltete Fünfer auch vor der Modellpflege nicht. Das Facelift beschert ihm aber nun dunkel abgesetzte Rückleuchten sowie schmalere Scheinwerfer mit neuer Tagfahrlicht-Signatur. Dabei verkniffen sich die Münchener die Grill-Experimente der 7er-Baureihe, und so trägt das BMW 5er Facelift keine überproportional große Doppelniere. Der Audi A6 wirkt noch frisch, vor allem die Grafik der optionalen Matrix-LED-Scheinwerfer ist ein Blickfang, und beim Entriegeln vollführt der Ingolstädter des Nachts ein munteres Lichtspiel. Mit jeweils 4,94 Meter Außenlänge haben die zwei Limousinen Oberklasse-Gardemaß und verwöhnen im Inneren mit großzügigen Platzverhältnissen, wobei es im BMW vorn noch luftiger zugeht. Vorteile hat der Münchener auch bei der Zuladung: während der Audi A6 55 TFSI wenig oberklasseverdächtige 470 Kilogramm zuladen darf, verträgt der BMW 540i satte 636 Kilogramm. Nichts auszusetzen gibt es zudem am mustergültigen Bedienkomfort, der trotz neuer iDrive-Software des Facelift-Modells und fast schon ausufernder Funktionsfülle noch immer zum Besten überhaupt zählt. Das Touchen und Wischen auf den hochauflösenden, aber niedrig platzierten Bildschirmen des Audi erfordert deutlich mehr Aufmerksamkeit. Bei der Sicherheitsausstattung fahren in diesem Vergleichstest beide Limousinen – zumindest gegen Mehrpreis – so gut wie alles auf, was es gerade an modernen Assistenzsystemen gibt.
Fahrkomfort: Straffe und komfortable Abstimmung im BMW 540i
Kommodes und schnelles Reisen ist die traditionelle Lieblingsdisziplin von Oberklasse-Fahrzeugen – da machen auch unsere Kandidaten im Vergleichstest keine Ausnahme. Bereits der Sitzkomfort wird hier wie dort höchsten Ansprüchen gerecht, wobei die 2242 Euro teuren Komfortsitze des BMW 5er Facelift noch mehr Abstützung für Oberschenkel und Schultern bieten. Erwähnt sei aber auch die Massagefunktion der Individualkontursitze des Audi A6, die mit ihren unterschiedlichen Programmen gerade auf langen Strecken für Entspannung bei Fahrer und Copilot sorgt. Im Fond kommen Mitreisende jeweils auf angenehm gepolsterten, gut konturierten Rückbänken unter. Selbst bei Geschwindigkeiten jenseits der 200 km/h bieten A6 und 5er noch einen exzellenten Geräuschkomfort, wobei die Abrollgeräusche beim Audi vor allem auf rauem Fahrbahnuntergrund etwas prägnanter ausfallen. Die 1950 Euro teure Luftfederung des Audi A6 55 TFSI sorgt zwar für souveränes Wogen auf welliger Fahrbahn, allerdings dringen Kanten und Kanaldeckel bei Stadttempo deutlicher zu den Insassen durch. Trifft man bei zügigen Kurvenfahrten auf gröbere Schlaglöcher, neigt der Audi zudem zum Versetzen. Der BMW 540i fährt mit konventionellen Stahlfedern samt adaptiven Dämpfern (1170 Euro) vor. Er ist zwar insgesamt etwas straffer abgestimmt, brilliert dafür jedoch mit sehr sensiblem Ansprechverhalten und beeindruckendem Schluckvermögen bei geringeren Karosseriebewegungen.
Motor/Getriebe: Der Automatik im Audi A6 fehlt es an Feinabstimmung
Es gibt sie noch, die feinen Sechszylinder in der Business-Class. Laufkultur und Leistung stehen nach wie vor hoch in der Gunst der Kunden. Daran ändert auch die sanfte Elektrifizierung der beiden Antriebsstränge in Audi und BMW nichts. Im Gegenteil: Die holprigen Start-und Stopp-Systeme gehören der Vergangenheit an. Die Riemen-Starter-Generatoren arbeiten deutlich vornehmer. Zudem erlauben sie ausgedehnte Segelphasen und sorgen so für zeitgemäße Effizienz. Das gilt vor allem für den samtweich laufenden Reihensechszylinder-Turbo im BMW 5er Facelift. Er bietet seine Kraft ausgesprochen kultiviert an, arbeitet ohne Kommunikationsproblem mit der fantastischen Achtstufen-Automatik zusammen und lässt sich als i-Tüpfelchen extrem fein dosieren. So hat der Fahrer des BMW 540i immer die Kontrolle über Leistung, Drehmoment und die Schaltarbeit der Automatik. Diese perfekte Unterstützung des Mild-Hybrid-Systems ermöglicht einen Verbrauch von nur 8,6 Litern auf 100 Kilometern. Da müssen selbst gleich starke Turbodiesel lange gleiten, um ähnliche Werte zu erzielen. Der Audi verbraucht einen Liter mehr – nicht zuletzt weil er deutlich schwerer ist als der BMW, sondern auch, weil seiner Kombination aus V6-Turbo und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe der geschliffene Umgang des BMW-Antriebs fehlt. Der Audi A6 55 TFSI spricht verzögert auf Gasbefehle an, um dann auf kurzem Gasweg umso heftiger nach vorn zu stürmen. Das sorgt für unnötige Schaltwechsel und ein damit verbundenes höheres Drehzahlniveau. Im Vergleichstest stemmt der Audi selbst eher gemächlich angegangene Überholmanöver nicht über seine 500 Newtonmeter im siebten Gang, sondern flüchtet schnell in einen tieferen Gang mit höheren Drehzahlen.
Fahrdynamik: Bei den Verzögerungswerten hat das BMW 5er Facelift das Nachsehen
Audi und BMW geben bei den dynamischen Prüfungen ein zwiespältiges Bild ab. Der Audi baut einen irrsinnigen Grip über seinen Allradantrieb und seine 20-Zoll-Sportbereifung auf. Damit lässt er dem BMW 5er Facelift in kurvigen Abschnitten keine Chance. Auch die reinen Verzögerungswerte des Audi A6 liegen im Gegensatz zu denen des BMW auf Sportwagenniveau. Allerdings fehlt dem Audi A6 55 TFSI das Feingefühl in der Lenkung und auf der Bremse, das der BMW 540i seinem Fahrer jederzeit anbietet. Insbesondere um die Mittellage lässt es die A6-Lenkung an Rückmeldung vermissen. Anvisierte Radien erfordern des Öfteren nach Kurskorrekturen. Hinzu kommt eine diffuse Dosierbarkeit der extrem bissigen Bremse. Dem BMW fehlt im Vergleichstest dagegen vor allem Grip an den Rädern, um sein feines Feedback in eine schnelle Rundenzeit umzumünzen.
Umwelt/Kosten: Höherer Verbrauch beim Audi A6 55 TFSI
Weder der Audi A6 noch der BMW 540i gehen mit testrelevanten Preisen von rund 70.000 Euro als Schnäppchen durch. Der insgesamt besser ausgestattete und sparsamere BMW hat hier aber unterm Strich knapp den Kühler im Vergleichstest vorn.
Messwerte & technische Daten Audi A6 & BMW 5er Facelift
AUTO ZEITUNG 22/2020 | AUDI A6 55 TFSI quattro S tronic | BMW 540i xDrive |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V6/4; Turbo + 48-Volt-Technik | R6/4; Turbo + 48-Volt-Technik |
Hubraum | 2995 cm³ | 2998 cm³ |
Leistung | 250 kW/340 PS 5000 - 6400 /min | 245 kW/333 PS 5500 - 6250 /min |
Max. Drehmoment | 500 Nm, 1370 - 4500 /min | 450 Nm, 1600 - 4800 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang-Doppelkupplung / Allrad | 8-Stufen-Automatik / Allrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1770/1930 kg | 1745/1819 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 5,0 s | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,5/33,2 m | 36,3/34,3 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 9,6/8,0 l S /100 km | 8,6/7,5 l S /100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 227/183 g/km | 204/175 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 59.550 € | 62.387 € |
Testwagenpreis | 70.030 € | 69.132 € |
Dieser Vergleichstest beweist, dass klassische Oberklasse-Limousinen noch immer zur interessantesten Fahrzeuggattung überhaupt zählen. Den Testsieg sichert sich der BMW 540i xDrive: Das BMW 5er Facelift hat der Oberklasse vor allem eine frischere Optik beschert, seine Qualitäten bei Antriebs- und Federungskomfort waren schon vor der Modellpflege Klassenmaßstab. Für den BMW sprechen zudem die ausgeprägte Kraftstoffeffizienz, die einfache Bedienung sowie die kommoden Sitze. Der Audi A6 55 TFSI erfüllt ebenfalls alle Ansprüche an ein Oberklasse-Mobil und fährt seinem Rivalen zudem bei den Dynamikprüfungen davon. Mustergültig ist die bissige Bremsanlage. Dem Ingolstädter fehlt es trotz seines Luftfahrwerks jedoch beim Federungskomfort an Feinschliff, und der Verbrauch ist höher.