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Geht auch ganz einfach:

VW Arteon/Audi A6/BMW 530i: Test Bietet der Arteon Audi und BMW Paroli?

Paul Englert
Inhalt
  1. Test: Der VW Arteon gegen Audi A6 und BMW 5er
  2. Fahrkomfort im BMW 5er am ausgeprägtesten
  3. Motor/Getriebe: 5er dank Twinscroll-Lader vorn
  4. Alle Limousinen mit sehr guter Fahrdynamik
  5. Kosten/Umwelt: Arteon mit geringem Wertverlust
  6. Fazit

VW bringt die obere Mittelklasse in eine schnittige Coupé-Form, streckt ihn auf Oberklasse-Format und tauft die Neuschöpfung auf den Namen Arteon. Unser Test fragt: Ist der große Mittelklässler schon fit für das Segment von Audi A6 und BMW 5er?

Sie haben sich viel Mühe gemacht bei VW, um Abstand zum Passat zu gewinnen. Erstmal musste ein neuer Name her, denn CC – so hieß die Mittelklasse-Coupé-Limousine bisher – klingt nicht nach der Premium-Zukunft, die die Wolfsburger anstreben, um Oberklasse-Kunden zu gewinnen. Arteon: Der Name sorgt für Verwirrung. Ist das jetzt ein neuer CC oder der Nachfolger des Phaeton? Jein. Natürlich ist die Basis noch immer die Allzweckwaffe Passat. Doch um den Oberklassepreis zu rechtfertigen, wurde der VW nicht nur von Grund auf modernisiert, sondern man hat auch aufwändige Blech-Press-Kunst betrieben. Das Design ist Geschmackssache, die Eigenschaften sind es nicht. Also auf zum Test gegen zwei bekannte und erfolgreiche Oberklasse-Gesichter aus Bayern: Audi A6 und BMW 5er.

Der VW Arteon im Video:

 
 

Test: Der VW Arteon gegen Audi A6 und BMW 5er

Erstaunlich ist, wie VW trotz über zehn Zentimeter weniger Radstand im Vergleich zu den anderen beiden Platz im Arteon schafft. Dafür wurde die Karosserie im Vergleich zu der des Passat aber auch um rund zehn Zentimeter gestreckt. Vorn sind es im Vergleich zu A6 und 5er zwar ein paar Zentimeter weniger Raum nach allen Seiten. Allerdings ist die Beinfreiheit hinten besonders üppig, auch zur Tür bleibt ordentlich Platz, und dank weit öffnender Kofferraumklappe sowie herausnehmbarer Hutablage taugt der Arteon sogar als variabler Transporter mit 563 bis 1557 Liter Kofferraumvolumen und serienmäßiger Ladeluke in der asymmetrisch geteilt umklappbaren Fondlehne. Zusätzlich darf der Wolfsburger bis zu 2,2 Tonnen und damit deutlich mehr ziehen als Audi (1,8 t) und BMW (2,0 t). Nachteil: Die schicke Coupé-Silhouette bedingt eine nach hinten stark abfallende Dachlinie – ein Kontakt zwischen Haupt und Türrahmen ist beim Einstieg größerer Personen somit nicht ausgeschlossen. Auf der Rückbank angekommen, ist die Kopffreiheit ordentlich, aber eben nicht so gut wie beim Wettbewerb mit klassischer Limousinen-Form. Besonders seitlich kommt man der Dachhimmelverkleidung recht nahe – das kostet im Test einige Punkte. Auch die Übersicht leidet etwas unter der Arteon-Form mit kleinen Fensterflächen. Auf der Habenseite des VW steht seine moderne Sicherheitsausstattung mit vielen, teils optionalen Assistenzsystemen. Hier hat der in die Jahre gekommene A6 das Nachsehen, der beim rückwärtigen Ausparken nicht vor kreuzendem Verkehr warnt und dessen Notbremsassistent nur bis 30 km/h voll verzögert. Dafür punktet der Audi mit hochwertigen, sehr solide verarbeiteten Materialien. Hartplastik findet man – wie im 5er – kaum, VW hingegen verwendet dieses haptisch anspruchslose Material im Arteon unterhalb der Sichtlinie und im Fond reichlich. Der BMW bietet viel Platz nach allen Seiten, die Fondtürausschnitte sind groß, was den Einstieg erleichtert. In Sachen Assistenzsysteme fährt der 5er ganz vorn mit und bietet als einziger die Möglichkeit, den Tempomaten auch ohne Abstandsradar zu nutzen (langer Druck auf die Abstandsregel-Taste). Bedienung und Funktion des Münchners sind beinahe selbsterklärend. Ganz im Gegenteil dazu der Arteon: Er hat – wie der Golf – das neue Multimedia-System mit großem Touchscreen ohne zusätzliche Schnellwahltasten an Bord. So muss man immer mehrere Schritte gehen, um zum Beispiel vom Radio in die Fahrzeugeinstellungen oder zur Navi-Karte zu wechseln. Zudem wird man gezwungen, aufs Display zu schauen, um das richtige Feld zu treffen, statt diese Schritte bequem per Dreh-Drück-Steller zu erledigen wie in Audi und BMW.

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Fahrkomfort im BMW 5er am ausgeprägtesten

Audi und BMW sind mit aufpreispflichtigen Fahrwerken ausgestattet (Serie beim Arteon), was dem Fahrer die Möglichkeit gibt, via Knopfdruck zwischen verschiedenen Abstimmungen zu wählen. Im Audi empfehlen wir den Auto-Modus, in dem sich das Luftfederfahrwerk mit adaptivenDämpfern dem Fahrzustand anpasst und weniger Karosseriebewegungen zulässt als in der Comfort-Einstellung – bei fast gleichbleibendem Ansprechverhalten. Mit adaptiven Dämpfern arbeitet das 5er-Fahrwerk in unserem Vergleichstest deutlich sensibler, besonders an der Vorderachse, die die Asphaltoberflächen regelrecht zu lesen scheint. Deutlich straffer, stößiger und weniger verbindlich geht der Arteon mit adaptiven Dämpfern (15-stufig einstellbar) in der Comfort-Stellung und mit 20-Zoll-Bereifung zu Werke. Bei zunehmender Beladung verstärkt sich dieser Eindruck. Der BMW büßt mit mehr Ballast ebenfalls etwas von seiner Souveränität ein. Nur der Audi spricht mit zusätzlichen Pfunden verbindlicher an. Den guten Komfort- Eindruck der beiden Oberklässler unterstreichen deren optionalen Sitze, wobei die Polster des 5er besonders fein einstellbar sind – mit zweigeteilt neigbarer Rückenlehne. Auch der Arteon-Sitz taugt für alle Lebenslagen, allerdings fühlt man sich hier durch die höhere Sitzposition weniger gut ins Fahrzeug integriert. Ein weiterer Pluspunkt des 530i ist sein Geräuschkomfort – da können A6 und Arteon selbst mit dicker Doppelverglasung nicht mithalten. Der 5er schirmt die Insassen am besten von Antriebs-, Wind- und Abrollgeräuschen ab. Außerdem verwöhnt er mit einer fein regelbaren Klimatisierung – optional auch separat im Fond, wo man dank ordentlicher Konturierung und gut nutzbarer, langer Beinauflage am bequemsten sitzt.

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Motor/Getriebe: 5er dank Twinscroll-Lader vorn

A6 und Arteon haben die gleiche Antriebstechnik mit aufgeladenem Zweiliter-Vierzylinder, der seine Kraft über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an alle vier Räder leitet. Der 5er macht mit einem technisch anspruchsvolleren Twinscroll-Lader Druck und überträgt seine Kraft mittels schnell und fein agierender Achtstufen-Automatik, die niedrige Drehzahlen bedingt. Bei 160 km/h im höchsten Gang dreht der BMW: 2300 /min (Audi: 2800 /min; VW: 2950 /min). Trotz höherer Leistung (280 PS) kann der Arteon den 530i beim Sprint bis Tempo 100 nicht auf Distanz halten und verfehlt die Werksangabe von 5,6 Sekunden um drei Zehntel. 5er und A6 sind im Test sogar flotter, als ihre Hersteller versprechen. Besonders effizient, aber im Vergleich zu den Triebwerken von A6 und 5er weniger kultiviert, läuft der 2.0 TSI im Arteon mit 8,8 l/100 km. Allerdings ruckt er beim Anfahren mit Auto-Hold und Start-Stopp-System immer unangenehm. Fast einen Liter mehr braucht der 530i, beinahe zwei der rund 100 kg schwerere A6, für den man auch einen 75-Liter-Tank bekommt (110 Euro). Kleines VW-Manko: Um sein volles Potenzial auszuschöpfen, verlangt der Arteon teuren Super Plus-Kraftstoff.

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Alle Limousinen mit sehr guter Fahrdynamik

Der xDrive-Antrieb des BMW hat eine hecklastig Kraftverteilung – zugunsten von Dynamik und Fahrfreude. Die Allradlern von Audi und VW sind mehr in Richtung maximale Fahrstabilität abgestimmt. Der 530i überzeugt im Test überdies mit seiner sehr starken, standfesten Bremse. Auch der neue Arteon bremst gut, ihm und dem A6 mangelt es aber an Pedal-Gefühl. Dafür liegen beide Fahrzeuge deutlich ruhiger auf der Autobahn, hier fordert der BMW immer wieder kleine Lenkkorrekturen. Im Handling spielt der Arteon seinen Leistungsvorteil aus, im Slalom macht der A6 die beste Figur dank satter Straßenlage und sich leicht eindrehender Hinterachse bei deaktiviertem ESC.

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Kosten/Umwelt: Arteon mit geringem Wertverlust

Zum Preis des Mittelklasse-VW bekommt man fast auch einen Oberklasse-A6 – zugegeben weniger modern und nicht ganz so großzügig ausgestattet. Der BMW kostet 3500 Euro mehr als der Audi und erreicht folglich mit den vielen testrelevanten Extras den höchsten bewerteten Preis. Zudem bieten die Münchner nur eine fünfjährige Mobilitätsgarantie (Audi/VW: unbegrenzt). Unterm Strich gewinnt der Arteon dieses Test-Kapitel mit niedrigen Versicherungs-Typklassen, geringem Wertverlust sowie günstigen Kraftstoffkosten.

Technische DatenAudi A6 2.0 TFSI quattro
Motor4/4, Turbo
Hubraum1984 ccm
Leistung252 PS
Maximales Drehmoment370 Nm
Getriebe7-Gang, Doppelkupplung
AntriebAllrad, permanent
0-100 km/h6,1 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Leergewicht1660 kg
L/B/H in mm4932/1874/1455
Kofferraum530 l
Testverbrauch10,6 l S/100 km
Grundpreis49.900 Euro
Testwagenpreis56.950 Euro
Platzierung3
Technische DatenVW Arteon 2.0 TSI 4Motion
Motor4/4, Turbo
Hubraum1984 ccm
Leistung280 PS
Maximales Drehmoment350 Nm
Getriebe7-Gang, Doppelkupplung
AntriebAllrad, permanent
0-100 km/h5,9 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Leergewicht1641 kg
L/B/H in mm4862/1871/1450
Kofferraum563-1557 l
Testverbrauch8,8 l SP/100 km
Grundpreis49.325 Euro
Testwagenpreis52.025 Euro
Platzierung2
Technische DatenBMW 530i xDrive
Motor4/4, Twinscroll-Turbo
Hubraum1988 ccm
Leistung252 PS
Maximales Drehmoment350 Nm
Getriebe8-Stufen-Automatik
AntriebAllrad, permanent
0-100 km/h5,9 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Leergewicht1595 kg
L/B/H in mm4936/1868/1479
Kofferraum530 l
Testverbrauch9,7 l S/100 km
Grundpreis53.400 Euro
Testwagenpreis59.630 Euro
Platzierung1

 
Paul Englert Paul Englert
Unser Fazit

Rang zwei für den VW Arteon 2.0 TSI 4Motion, der mit viel Platz, effizientem Antrieb und niedrigeren Kosten überzeugt. Den Passat in sich kann er aber nicht verstecken, denn in Sachen Qualität sowie Federungs- und Geräuschkomfort sind ihm die beiden Oberklasse-Rivalen voraus – so ist etwa eine Klimaautomatik bei ihnen serienmäßig. Es siegt der noch recht frische BMW 530i xDrive souverän mit gewohnt intuitiver Bedienung, hohem Reisekomfort, fein abgestimmtem Fahrwerk, tollem Antrieb und starker Bremse. Bleibt Rang drei für den Audi A6 2.0 TFSI quattro . Seine Sicherheitsausstattung ist nicht mehr ganz aktuell, die Bremsen dürften bissiger zupacken, der Antrieb effizienter arbeiten. Dennoch ist der A6 nach wie vor eine sehr komfortable sowie qualitativ unerreicht hochwertige Reiselimousine.

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