C-Klasse/3er/A4: Vergleich
C-Klasse tritt zum ersten Kombi-Vergleich an
Im Vergleich der Kombi-Klassiker trifft das neue Mercedes C-Klasse T-Modell auf den Audi A4 Avant und den BMW 3er Touring. Welcher Mittelklasse-Kombi überzeugt am meisten?
Im ersten Vergleich der Kombi-Versionen zeigt das neue Mercedes C-Klasse T-Modell, wie es seinen ewigen Rivalen Audi A4 Avant und BMW 3er Touring in Zukunft Paroli bieten will. Der Anspruch ist klar: Die neue C-Klasse soll wieder den Maßstab in ihrem Segment setzten. Die Podestplätze in der Premium-Mittelklasse haben Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse fest in der Hand. Und so findet der Wettstreit der drei Hersteller eher in kleineren Detailfragen statt. Keiner will hier eine Flanke offenlassen. Bei Mercedes hat man genau verfolgt, was Audi und BMW mit A4 sowie 3er vorgelegt haben und reagiert nun mit der neuen C-Klasse. Auch wenn die neue Generation auf den ersten Blick wie ein sehr gelungenes Facelift wirkt, hat Mercedes das Thema-Mittelklasse dennoch komplett neu aufgerollt. Mehr zum Thema: Das Mercedes C-Klasse T-Modell im Fahrbericht
Die Mercedes C-Klasse (2021) im Video:
Audi A4 Avant, BMW 3er Touring und Mercedes C-Klasse T-Modell im Vergleich
Ein paar Millimeter in alle Richtungen, neu gestaltete Türtafeln und ein im Kniebereich schlanker verlaufender Mitteltunnel schaffen etwas mehr Bewegungsfreiheit. Damit schließt die Mercedes C-Klasse in puncto Raumangebot wieder zu den beiden Rivalen des Vergleichs Audi A4 Avant und BMW 3er Touring auf. Nicht nur das Ausnutzen von jedem Millimeter beeinflusst das neue Raumgefühl positiv, auch die gänzlich neu gestaltete Innenraumarchitektur spielt dabei eine große Rolle. Die C-Klasse orientiert sich dabei nicht an BMW 3er oder Audi A4, sondern am Besten, was es aus eigenem Haus in Sachen Arbeitsplatz-Ergonomie gibt: an der S-Klasse. Vor allem die neu gestaltete Mittelkonsole mit schräg liegendem, 10,25 Zoll großem Touchscreen (optional 12,3 Zoll) dominiert das Interieur und erleichtert den Umgang mit den Tiefen der komplexen Menüstruktur. Neben dem neuen Monitor liegen zudem alle weiteren Tasten gut zur Hand. Dennoch ist der BMW 3er Touring mit seiner perfekten Bedienung aller Funktionen über das bewährte iDrive-System und der immer noch intuitiven Menüführung im Vergleich nach wie vor das Maß der Dinge. Auch wenn sich der 3er mittlerweile per Touchscreen, Gestensteuerung oder Sprache bedienen lässt, greift man automatisch stets zum gut platzierten Dreh-Drück-Steller auf dem schlanken Mitteltunnel. Wie der BMW ist aber auch der Mercedes mit seiner weiter optimierten, lernfähigen Sprachbedienung ein in jeder Situation kompetenter Gesprächspartner und erfüllt nahezu jeden Wunsch ohne nachzufragen. Der Audi A4 Avant hört dagegen nicht ganz so aufmerksam zu und legt auch keinen so großen Wert auf eindeutige Menüpfade. Aber auch im Mercedes ist nicht alles besser geworden: So fehlt zum Beispiel bei der Neuauflage die Schnellzugriffstaste auf die Navigationskarte. Das bedingt immer einen zusätzlichen Schritt über das Display. Audi und BMW pflegen hier noch den alten – und verständlicheren – Stil. Auch beim Angebot an Assistenzsystemen sucht der Mittelklasse-Mercedes den Schulterschluss zur S-Klasse. Die Verkehrszeichenerkennung wurde deutlich ausgeweitet und registriert nun auch Stoppschilder, Ampeln sowie zeitlich begrenzte Verbote. Zudem pilotiert der Schwabe bei Bedarf seine Insass:innen teilautonom zum Ziel. BMW 3er und der Audi A4 bieten hier ebenfalls nahezu das ganze Repertoire an. Welche Funktionen umfassender unterstützen, wird ein ausführlicher Test der Assistenzsysteme in naher Zukunft zeigen.
Mercedes C-Klasse T-Modell nur mit Vierzylinder erhältlich
Audi und BMW setzten in den Topmotorisierungen noch auf ihre Sechszylinder. Aber gerade der vierzylindrige 300 d des Mercedes C-Klasse T-Modells zeigt im Vergleich mit Audi A4 Avant und BMW 3er Touring, dass er es mit den hubraumstärkeren Kollegen durchaus aufnehmen kann. Doch vor allem das C 220 d T-Modell (49.355 Euro) mit 200 PS plus 15 kW aus dem integrierten Starter-Generator (ISG) wird sich als Firmenwagen weiterhin mit Audis 204 PS starkem Audi A4 40 TDI Avant (45.650 Euro) und dem BMW 320d Touring (46.300 Euro) mit 190 PS messen lassen müssen. Mercedes hat daher auch hier investiert. Alle Hersteller unterstützen ihre Verbrenner mit einem Mild-Hybrid-System per Riemen-Starter-Generator. BMW und Mercedes setzen hier bei sämtlichen Modellen auf 48-Volt-Technologie, Audi nutzt bei den Vierzylinder-Varianten dagegen nur eine Zwölf-Volt-Lösung, lediglich bei den Sechszylindern kommen 48-Volt-Systeme zum Einsatz. Audi hinkt bei der Elektrifizierung seiner Mittelklasse ohnehin noch etwas hinterher. Während BMW und Mercedes ihre Vierzylinder-Benziner als Plug-in-Hybride mit einer kräftigen E-Maschine koppeln, gibt es dieses Angebot bei Audi nicht. BMW bietet derzeit eine 204 PS (320e Touring: 50.500 Euro) und eine 292 PS (330e Touring: 55.450 Euro) starke Plug-in-Variante an, Mercedes fügt dem C-Klasse-Portfolio demnächst eine neue Plugin-Version mit Benziner hinzu – die Dieselvariante folgt später. Anders als bei den Teilzeit-Elektrikern aus München, bei denen der Verbrenner von einem 113-PS Motor unterstützt wird, sorgt bei den schwäbischen Modellen mit einer Systemleistung von rund 300 PS eine 129-PS-E-Maschine für begleitenden oder reinen E-Antrieb. Mercedes verspricht dabei eine elektrische Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Die Energie stellt ein 25,4-kWh-Akku bereit, BMW nutzt im Vergleich nur eine 11,15 kWh große Batterie. Mehr als 67 Kilometer sind damit nicht erreichbar. Auch auf die DC-Schnellladefunktion der C-Klasse mit 55 kW verzichtet BMW. Und so lässt sich mit dem kommenden C-Klasse-Plug-in-Hybrid der voll elektrische Alltag deutlich besser organisieren. Auch das vom nun abgelösten Vorgänger bekannte störende Detail – die durch den Akku notwendige Kante im Kofferraumboden – findet sich in der Neuauflage nicht mehr. Als unbefriedigend müssen es die Mercedes-Ingenieur:innen empfunden haben, dass die Luftfederung der bisherigen C-Klasse nie so richtig punkten konnte. Deshalb verzichten sie außer an der Hinterachse bei den Plug-in-Hybriden zukünftig darauf. Das neu entwickelte Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern macht einen guten Job: Das Ansprechverhalten profitiert spürbar, während die C-Klasse auf lang gezogenen Wellen ihr souveränes Gemüt beibehalten hat. Der BMW 3er, ob als Touring oder Limousine, pflegt immer eine grundsätzlich sportlichere Note beim Federungskomfort. Seine Stärken sind das feinfühlige Ansprechverhalten und die schnelle Beruhigung der Karosserie nach Anregungen. Beim Audi überzeugt vor allem der gelungene Abrollkomfort. Beides hat Mercedes genau analysiert, für die C-Klasse entsprechend adaptiert und in das Gesamt-Set-up eingepflegt.
Audi A4 Avant bietet günstigsten Einstiegspreis
Das Mercedes C-Klasse T-Modell hält zwar am Komfort fest, findet aber mit der neuen Allradlenkung (optional) auch einen sehr dynamischen Ansatz, wie der Vergleich mit Audi A4 Avant und BMW 3er Touring zeigt. Bei Geschwindigkeiten von unter 60 km/h lenken die Hinterräder in die entgegengesetzte Richtung der Vorderräder – beim Einparken um bis zu 2,5 Grad gegen den Vorderachswinkel. Ab einem Tempo von über 60 km/h lenken die Hinterräder bis zu 2,5 Grad in die gleiche Richtung. Der dadurch gefühlt verlängerte Radstand erhöht Fahrstabilität und -sicherheit bei hohen Tempi, schnellen Spurwechseln oder plötzlichen Ausweichmanövern. Im Zusammenspiel mit den geringen Lenkwinkeln gibt sich die Mercedes C-Klasse erfrischend leichtfüßig. Der BMW 3er verzichtet noch auf die aus 5er/7er bekannte Hinterachs-Lenkoption. Gleiches gilt für den aktuellen Audi A4. Die neu gewonnene Dynamik steht der C-Klasse sehr gut. Sie liegt sicher in der Hand und folgt der Linienwahl ihres:ihrer Pilot:in ausgesprochen bereitwillig – eine gute Ausgangsbasis für mögliche AMG-Derivate. Damit verkürzt die neue C-Klasse auch hier den Abstand zum 3er – dem aktuellen dynamischen Maßstab in seiner Klasse. Mercedes hat das Siegerpodest also fest im Blick. Nur bei den Preisen hat man nicht ganz so genau bei der Konkurrenz hingesehen: Schon der C 220 d T ist fast 4000 Euro teurer als der vergleichbare Audi A4 Avant, gegenüber dem BMW 320d Touring beträgt die Preisdifferenz über 3000 Euro. Zudem fällt die Aufpreisliste der neuen C-Klasse immer noch recht üppig aus. Das gilt allerdings auch für die Pendants der zwei anderen Premium-Mittelklässler – Individualität hat eben ihren Preis.
Messwerte & technische Daten Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse
AUTO ZEITUNG 17/2021 | Audi A4 40 TDI Avant | BMW 320d Touring | Mercedes C 220 d T-Modell |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Biturbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1968 cm³ | 1995 cm³ | 1993 cm³ |
Leistung | 150 kW/ 204 PS 3800 - 4200 /min | 140 kW/ 190 PS 4000 /min | 147 kW/ 200 PS 4200 /min |
Max. Drehmoment | 400 Nm 1750 - 3250 /min | 400 Nm 1750 - 2500 /min | 440 Nm 1800 - 2800 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung | 8-Stufen- Automatik | 9-Stufen- Automatik |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk) | 1550 kg | 1630 kg | 1740 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Werk) | 7,6 s | 7,1 s | 7,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 210 km/h | 230 km/h | 242 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 4,7 l D / 100 km | 4,9 l D / 100 km | 5,0 l D / 100 km |
CO2-Ausstoß (Werk) | 123 g/km | 128 g/km | 133 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 45.650 € | 46.300 € | 49.355 € |
Mit dem neuen Mercedes C-Klasse T-Modell meldet man aus Stuttgart mit Nachdruck den Führungsanspruch in der Mittelklasse an. Der Schwabe schafft den Spagat zwischen leidenschaftlicher Dynamik und gelassenem Komfort wie nie zuvor. Das Antriebsportfolio bietet zudem für jeden Einsatzzweck den richtigen Partner. Und der hochwertige Innenraum mit digitaler Erlebniswelt lässt die im Vergleich nüchternen Rivalen Audi A4 Avant und BMW 3er Touring fast schon alt aussehen.