Audi A3 & Opel Cascada im Cabrio-Vergleich: Bilder und technische Daten Sonne im Herzen
Klassen-Bester im Sommer 2014? – Dafür muss das neue Audi A3 Cabrio aber erst einmal am gelungenen Opel Cascada vorbei. Cabrio-Vergleich
Ulrich Hackenberg, neuer und alter Audi-Entwicklungschef, kann einfach gut erklären: „Als ich zuletzt bei Audi war (2002 bis 2006; Anm. d. Red.), hatte Volkswagen das Golf Cabrio zugunsten des Eos aufgegeben. Der konnte aber mit seinem aufwändigen Metall-Klappdach viele der alten Golf-Cabrio-Kunden nicht abholen. Die haben gerade das Einfache des Golf geliebt.“ Hackenberg setzt eine kurze Verständnispause, fährt jedoch sofort weiter fort: „Und diese Lücke haben wir bei Audi genutzt, um auf Basis des A3 genau so ein Cabrio zu bauen: kompakt, unkompliziert, sportlich. Als ich dann zu Volkswagen kam, haben wir dem inzwischen schon etwas älteren Eos gleich ein klassisches Golf Cabriolet mit Stoffverdeck zur Unterstützung an die Seite gestellt – mit großem Erfolg.“
Wieder legt Hackenberg eine dieser bedächtigen, für ihn so typischen Sprechpausen ein, während der er aber keineswegs den Zuhörer verliert: „Eben dieses Golf Cabrio lässt uns bei Audi jetzt die Möglichkeit, einen neuen, offenen A3 zu machen, der mit mehr Sportlichkeit und mehr Eleganz ein echter Audi ist. Und was soll ich sagen: Ich darf wieder einmal mit dabei sein!“ Hackenberg lacht.
KNACKIG ODER BULLIG: ALLES EINE FRAGE DER STATUR
Wenig später stehen wir tatsächlich selbst vor dem neuen Audi A3 Cabrio, das Ulrich Hackenberg so viel Freude macht – „Bei den Winter-Erprobungen dick eingepackt mit offenem Dach und quattro-Antrieb übers Eis fegen – ein Highlight!“ Und wir dürfen den Neuzugang im A3-Portfolio für eine erste Testfahrt entführen.
Ganz klar – gegenüber dem alten A3 Cabrio mit seinem kurzen Stummelheck und den kleinen Überrollbügeln hinter den Fondsitzen sieht das neue A3 Cabrio wesentlich eleganter und erwachsener aus. Bereits optisch ist klar, dass die Dinge nun ihre Ordnung haben: Das VW Golf Cabrio spielt authentisch die Rolle des bodenständigen Alltags-Abenteurers, während der offene A3 auf Basis der schicken, neuen A3 Limousine mit mehr Glamour und Sportlichkeit eine Liga höher rutschen darf.
Moment mal! War da nicht vor Kurzem noch ein anderes Cabrio, das den Schritt aus der Bürger-Klasse ins Premium-Segment gewagt hat? Gleich um die Ecke wartet ein Opel Cascada, der mit seiner braven Astra-Basis nur wenig zu tun haben will und dank eleganter Linienführung sowie hochwertiger Ausstattung mittlerweile tatsächlich auch als veritabler Königsallee-Boulevard-Cruiser durchgeht. Im direkten Vergleich mit dem edlen A3 wird klar, dass der Cascada selbst gegen seinen neuen Premium-Konkurrenten aus Ingolstadt eine gute Figur macht: Der Opel ist eine Schuhnummer größer, sehr elegant gestylt und schindet mit seiner bulligen Statur richtig Eindruck. Der A3 ist dagegen zwar ein schickes, kleines Oben-Ohne-Gerät. Doch da dem Cabrio die muskulöse Dachlinie seines geschlossenen Bruders fehlt, wirkt das A3 Cabrio-Heck relativ flach und spannungsarm. Zusätzlich unfair: In unserem Vergleich durfte der Cascada auf großen 19-Zoll-Rädern um Aufmerksamkeit buhlen, die auf dem A3 montierten 17-Zoll-Räder wirken hier ziemlich zart, zumal sie optisch nicht ganz mit dem optionalen S-Line-Sportpaket klarkommen. Die subjektive Knackigkeitswertung geht also nach Rüsselsheim.
Einen Nachteil hat das eindrucksvolle Bootsheck des Cascada aber: Die Übersicht nach hinten ist bescheiden, der A3 wirkt in alle Richtungen definierter. Sobald es jedoch um einen Vergleich des Innenraums geht, kann der Opel punkten. Sein Platzangebot ist einen guten Tick besser als das des Audi, besonders hinten bringt der Cascada erwachsene Mitfahrer spürbar lässiger unter als der A3. Im Audi-Fond sitzt man wie eingemauert und muss die Knie links und rechts am Vordersitz vorbeifädeln.
DER AUDI A3 IST PRAKTISCH UND FÄHRT MIT LEICHTEM SCHWUNG
Blick in den Kofferraum – und hier hat das Audi A3 Cabriolet wieder die Nase vorn: Das Gepäckabteil mag nominell etwas kleiner sein, ist aber relativ gut zu nutzen. Mit einer großen Durchladeöffnung zu den umlegbaren Fondsitzlehnen packt der A3 im Alltag zu. Der Cascada bietet eine solche Durchlade zwar auch, ist aber deutlich schlechter zu nutzen. Sein Kofferraum ist recht tief und durch eine flache Öffnung zu erreichen, mit heruntergeklapptem Verdeckkasten lassen sich aber höchstens noch schmale Koffer mit Flugzeug-Bordgepäckabmessungen ins Frachtabteil schieben, für die obligatorische Getränkekiste wird es nun schon mehr als schwer.
Beim Verdeck schenken sich die Konkurrenten nichts, beide kommen mit gut gedämmten Stoffmützen daher, die innerhalb von 18/17 Sekunden (Audi/Opel) elektrisch öffnen oder schließen – und das schaffen sie selbst in Fahrt bis zu 50 km/h. Unterwegs gibt besonders der deutlich schwerere Opel Cascada den relaxten Cruiser, der kompaktere und leichtere Audi A3 wirkt hier spürbar lebendiger. Untermauert wird das durch die von uns gefahrenen Motor-Getriebe-Varianten: Neben einem 150-PS-TDI startet der A3 ab März 2014 mit einem 125 PS starken 1.4-Benziner – uns beschleunigte die dritte Option, ein 180 PS starker TFSI-Benziner. Der ist zwar zuerst nur mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben, wird aber wenige Wochen später auch als Handschalter nachgeliefert. Der 1.8 TFSI ist eine kultivierte Motorisierung, die flüssige Leistungsabgabe mit guter Effizienz verbindet und dem zehn PS schwächeren 1.6 Ecotec-Benziner im Cascada sauber um die Ohren fährt. Der Opel-Motor – der in dieser Saison übrigens noch den Namenszusatz SIDI trug – ist dagegen ein braver Zieher mit guter Laufkultur, wirkt gegenüber der Audi-Maschine aber recht gedämpft. Und das liegt freilich nicht nur am Motor, sondern auch am deutlichen Mehrgewicht des Opel Cascada.
Dass der Cascada in einer anderen Disziplin weit hinter dem A3 liegt, dürfte ihn jedoch für viele erst richtig interessant machen: Er ist über 6000 Euro billiger.
TECHNIK |
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AUDI A3 CABRIOLET 1.8 TFSI |
OPEL CASCADA 1.6 ECOTEC TURBO |
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Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung |
4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung |
Hubraum | 1798 cm³ | 1598 cm³ |
Leistung | 132 kW / 180 PS bei 5100 – 6200 /min |
125 kW / 170 PS bei 4250 – 6000 /min |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1250 – 5000 /min |
280 Nm bei 1650 – 4250 /min |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | 6-Stufen-Automatik |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H | 4421/1793/1409 mm | 4696/1839/1443 mm |
Radstand | 2595 mm | 2695 mm |
Leergewicht | 1430 kg | 1733 kg |
Kofferraumvolumen | 320/275 l² | 380/280 l² |
MESSWERTE | ||
0-100 km/h | 7,8 s | 9,9 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 242 km/h | 217 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 5,8 l S/100 km | 7,2 l S/100 km |
CO2-Ausstoß¹ | 133 g/km | 168 g/km |
Grundpreis | 35.800 € | 29.540 € |
¹ Werksangaben; ² bei geschlossenem/offenem Dach |
Wer mit vier Mann komfortabel den Sommer genießen möchte, dürfte kaum am großen Opel vorbeikommen. Der A3 ist aber fahraktiver, praktischer und noch etwas edler – allerdings auch viel teurer
Johannes Riegsinger