Audi A2 e-tron: Das Verbrauchswunder neu erfunden
Den A2 in die Neuzeit katapultiert
Eines der wohl innovativsten Modelle aus Ingolstadt ist der Audi A2. Space Frame, sparsame Motoren und ein unkonventionelles Design sind nur einige Gründe für sein Anderssein. Nun haben Azubis und Studierende den Kompaktwagen neu interpretiert. Das Ergebnis: der Audi A2 e-tron!
"Vorsprung durch Technik": Der Audi Leitspruch begleitet den Ingolstädter Autobauer bereits seit 1971. Etwas jünger ist der Audi A2, der 1999 mit reichlich Innovation und technischer Raffinesse genau diesem Motto gerecht werden sollte. Dafür hatten sich die Ingenieur:innen der vier Ringe einiges einfallen lassen. So durfte sich der kompakte A2 als erstes Großserienfahrzeug der Marke mit Leichtbau in Form einer Aluminiumkarosserie schmücken, die auf der Space-Frame-Technologie basierte. Lediglich 895 kg wiegend und zunächst mit einem 1,4-l-Vierzylinder-Benziner oder -Diesel mit 75 PS (55 kW) ausgestattet, trat er an, um ein Umdenken in der Mobilitätsfrage anzustoßen. Doch er war seiner Zeit zu sehr voraus.
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Der Audi S e-tron GT (2024) im Fahrbericht (Video):
Der Audi A2 e-tron als Azubiprojekt
25 Jahre später, im Oktober 2024, hat die Audi AG innerhalb eines Azubiprojekts eine mutige Neuinterpretation des Kompaktwagens gewagt: den Audi A2 e-tron. Bereits im Jahr 2015 stellte man den Audi A2 Concept vor, eine Technikstudie, die eine Weiterentwicklung des Leichtbau-Audis darstellen sollte. In ihm fanden sich damals technisch fortschrittliche Bauteile wie eine rein elektrisch betätigte Bremse sowie Lenkung (brake- und steer-by-wire) , Matrix-LED-Licht und Elektroantrieb. Die Energieversorgung des Prototyps übernahm eine Lithium-Ionen-Batterie, die 31 kWh speichern und 24 kWh zur Verfügung stellen konnte. Leistungstechnisch schickte ein einzelner Elektromotor im Vorderwagen über ein einstufiges Getriebe 85 kW (116 PS) und 270 Nm an die Vorderräder. Mit einem Gewicht von 1150 kg reichte das für eine Beschleunigung von null auf hundert in 9,3 s, während die Höchstgeschwindigkeit 150 km/h betrug.
Die Technik, die sich allerdings unter der modifizierten Karosserie des Audi A2 e-tron verbirgt, ist weitaus beeindruckender. Das 40-köpfige Team aus Azubis und dual Studierenden griff auf gleich zwei Audi A2 aus dem Werk Neckarsulm als Basis zurück. Einer diente dem Umbau, einen nutzte das Team, das von neun Trainern unterstützt wurde, für Übungszwecke der Batterie-Inbetriebnahme. Der ursprüngliche Verbrennungsmotor wich einer E-Maschine aus dem Audi Q8 e-tron. Eine 25-kWh-PHEV-Batterie aus dem Audi Q7, die im Kofferraum Platz fand, dient als Energiespeicher. Karosseriebau-Azubis passten dafür die Karosse an und konstruierten mithilfe eines CAD-Programms Halterungen für die E-Maschine. Laut Audi soll die Reichweite so bis zu 200 km betragen. Die Leistung des E-Motors wurde in Anbetracht der kompakten Maße des A2 gedrosselt. Nichtsdestotrotz sind die technischen Daten äußerst beeindruckend: Satte 165 kW (224 PS) und 320 Nm treiben den neu erfundenen Spar-Ingolstädter nach vorne.
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Im A2 e-tron verschmelzen Nostalgie und Moderne
Das Design des Audi A2 e-tron wurde von einem Azubi der Karosseriebaumechanik entworfen und in Zusammenarbeit mit Designer:innen in die finale Form gebracht. Zwei Auszubildende konstruierten die Außenhaut des kleinen Stromers zum Großteil neu. Nicht von der Stange sind unter anderem die Türen, die Kotflügel, die Radläufe und die Stoßfänger. Mit geschickten optischen Anpassungen gelang es ihnen, den schon für damalige Verhältnisse futuristisch aussehenden Wagen noch einmal anders aussehen zu lassen. Die Front des Audi A2 e-tron präsentiert sich mit einem zu rund einem Viertel geschlossenen Singleframe-Grill. Der erinnert an den fast geschlossenen Grill des Sprit-Spar-Modells von einst, den A2 3L, der durch einen 1,2-l-Dreizylinder-Diesel angetrieben wurde. Die Scheinwerfer wurden mithilfe grauer Blenden verschmälert und weisen die aktuelle Lichtsignatur der Marke auf, wie sie beispielsweise auch in den "LED-Scheinwerfern plus" des Audi A6 e-tron zu finden ist. In kaltweißem LED-Licht erstrahlen vorne die vier Ringe des leuchtenden Markenlogos, ein Detail, das sich so noch nicht bei den Serienmodellen Audis durchgesetzt hat.
Am Heck des Restomod e-tron findet sich ebenfalls ein rot leuchtendes Logo, das hingegen schon auf der Heckklappe des Audi A6 e-tron zum Einsatz kommt. Bekannt aus dem Teilebaukasten für Serienfahrzeuge sind die Außenspiegel. Entsprechend der modern gehaltenen Optik verschwanden die Spiegelgläser im Austausch gegen digitale Außenspiegel. Die aerodynamisch geformten Gehäuse nutzen Kamerasysteme, welche über einen Bildschirm das Kamerabild in den Innenraum übertragen. Ansonsten zeigt sich die Karosserie des Audi A2 e-tron frei von jeglichen Griffen und Kennzeichenmulden. Auch in Sachen Rad-Reifen-Kombination hat das Azubi-Duali-Team ordentlich Hand angelegt. Die geschlossenen Felgen zitieren auf den ersten Blick die 7-Speichen-Felgen des ersten Audi TT (8N) und schlagen so eine weitere Brücke in die vergangene Modellgeschichte Audis.
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Dieser e-tron bleibt ein Einzelstück
Während sich der Marktstart des ursprünglichen Audi A2 als holprig und auch der Verkauf bis zur Einstellung des Modells im Jahr 2005 als eher schleppend erwies, wird dieses Schicksal dem Audi A2 e-tron erspart bleiben. Bei dem Azubiprojekt handelt es sich laut Audi um ein Konzeptfahrzeug. Eine Serienproduktion der neu interpretierten Ikone ist nicht vorgesehen. Dafür lernte das Team, bestehend aus neun verschiedenen Berufsgruppen (u.a. Fachinformatik, Werkzeugmechanik, technisches Produktdesign), in der einjährigen Bauzeit des A2 e-tron, wie die Elektrifizierung eines Fahrzeugs vonstattengehen kann. Fans der Modellreihe müssen sich somit weiterhin auf dem Gebrauchtwagenmarkt umschauen und sich mit der Spar-Ikone als Youngtimer zufriedengeben. Während das Einzelstück wohl in den heiligen Hallen in Ingolstadt verbleiben wird, fanden innerhalb von knapp sechs Jahren Bauzeit 176.377 Exemplare des Audi A2, darunter 6450 A2 3L ihren Weg auf die Straßen.
Wir ziehen den Hut vor der Leistung der Azubis und der dual Studierenden. Der Audi A2 e-tron zeigt, wie ein gelungenes elektrifiziertes Comeback einer Kompakt-Ikone aussehen könnte. Umso bedauernswerter ist es, dass die Studie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Einzelstück bleiben wird. Fans der Marke würden mit Sicherheit nicht Nein zu einer Serienproduktion sagen.