Vergleichstest: Aston Martin Vantage V8 vs. BMW M8 Competition
Der neue Vantage fordert den etablierten M8
- Aston Martin Vantage V8 & BMW M8 Competition im Vergleichstest
- Motor/Getriebe: Zwei V8-Motoren, zwei verschiedene Charaktere
- Fahrkomfort: Der BMW M8 umgarnt, der Aston Martin Vantage verlangt
- Fahrdynamik: Der Brite münzt seine Unruhe in reine Performance um
- Karosserie: Der BMW M8 überzeugt mit herausragender Verarbeitung
- Kosten/Umwelt: Fernab jeder Rationalität
- Technische Daten von Aston Martin Vantage V8 & BMW M8 Competition
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Der neue Aston Martin Vantage V8 ist nach langem Reifeprozess endlich auf seinem Zenit angekommen – es wird also Zeit, sich mit dem Fahrdynamik-Künstler BMW M8 Competition nicht nur im Grenzbereich zu messen. Ein Vergleichstest!
Aston Martin Vantage V8 & BMW M8 Competition im Vergleichstest
Supersportwagen entziehen sich jeder pragmatischen Entscheidung. Man kauft sie mit loderndem Herz und nicht mit kühlem Verstand – vorausgesetzt, man hat überhaupt die finanziellen Mittel übrig. Insbesondere der neue Aston Martin Vantage V8 verzichtet auf jede Form der Sachlichkeit und appelliert ausschließlich an die Leidenschaft. "Genug ist nicht genug, etwas mehr geht immer" scheint bei ihm im Lastenheft verankert gewesen zu sein. Das gilt insbesondere für die Leistung des von AMG stammenden V8-Biturbos, den die britische Marke nochmals emotionaler abgestimmt hat. Auch deshalb ist der neue Vantage endlich im Sportwagen-Olymp angekommen und zum ebenbürtigen Gegner etablierter Konkurrenten wie dem BMW M8 Competition gereift. Wir haben uns auf die beiden Supersportler eingelassen – Vorhang auf für einen hochemotionalen Vergleichstest.
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Motor/Getriebe: Zwei V8-Motoren, zwei verschiedene Charaktere
Apropos V8-Biturbo: Vollkommen egal über welchen wir hier schreiben, beide Triebwerke mit ihren acht Brennräumen sind Kunstwerke automobiler Ingenieursleistungen am Höhepunkt einer sich dem Ende zuneigenden Epoche.
Aston Martin könnte man vorwerfen, dass es sich bei der Wahl seines Antriebs im AMG-Regal bedient und keinen eigenen Motor entwickelt hat. Aber hat man diesen V8-Biturbo des Aston Martin Vantage erst einmal in all seinen Facetten erlebt, verfällt man schnell in Lobeshymnen über den individuellen Schliff, mit dem Aston Martin ihm so etwas wie britische Unangepasstheit eingehaucht hat. An diesen Punch bei 6000 Touren, bei denen sich das massive Drehmoment von 800 Nm mit dem aggressiven Leistungshöhepunkt der 665 PS (489 kW) vereint – als würden einen gleichzeitig der Aufwärtshaken von Mike Tyson und die gestreckte Rechte Muhammad Alis mit voller Wucht treffen –, kann man sich niemals gewöhnen.
Auch wenn der BMW M8 hier kaum weniger zu bieten hat, sind seine deutlich kultiviertere Leistung und die erheblich feiner zu dosierende Kraft zwar besser kontrollierbar, aber bei Weitem nicht so paralysierend. Ist man nach einer Beschleunigungsorgie mit dem Vantage wieder bei klarem Verstand, gewinnt man mit dem Aktivieren des manuellen Modus der Achtstufen-Automatik die Kontrolle über die Gewalteruptionen dieses Biturbos zurück. Das frühe Hochschalten und der Ritt auf dem ab 2750 Umdrehungen immer am Maximum arbeitenden Drehmoment entfaltet dann eine ganz eigene Faszination in diesem Vergleichstest.
Das M8 Competition-Triebwerk bietet über das Gaspedal zusammen mit dem – wie beim Aston Martin von ZF stammenden – Achtstufen-Automatikgetriebe eine bestechende feinfühlige Dosierbarkeit. Hier lassen sich jede einzelne Pferdestärke, die Intensität des Drehmoments und die Gangwechsel der Automatik je nach Belieben äußerst sensibel über das Gaspedal modellieren. Das Umschalten in den manuellen Modus ist beim M8 eine den eigenen Vorlieben entgegenkommende Option und nicht wie beim Vantage ein Muss. Schlicht perfekt ist die authentische V8-Symphonie, die der Biturbo des Bayern mit wechselnder, nie aufgeregter und immer perfekt arrangierter Komposition intoniert, während der Achtzylinder des Aston Martin Vantage V8 schnell laut wird und ohne erkennbare Melodie zur Hysterie neigt.
Fahrkomfort: Der BMW M8 umgarnt, der Aston Martin Vantage verlangt
Bevor wir zur Fahrdynamik kommen, müssen wir erst kurz über den Komfort reden. Bei Supersportlern ist das nicht unbedingt die wichtigste Anforderung, aber dennoch von den meisten Kund:innen ohne Rennstrecken-Wochenende eine gern gesehene Fähigkeit im Alltag. Und der BMW M8 schafft diesen Spagat im Vergleichstest auch exzellent. Er findet immer die richtige Antwort auf aufkommende Unebenheiten, gleitet mit ruhiger Karosserie dahin, verzichtet auf unangebrachte Härte und erzeugt dabei schnell das Vertrauen, ihn schnell bewegen zu können. Dem Aston Martin Vantage V8 fehlt diese Sensibilität. Er quittiert Querfugen mit klarer Rückmeldung in den Innenraum. Wellige Pisten lassen ihn zudem deutlich nervöser von einer Seite auf die andere rollen. Er verlangt auf schnellen Autobahnetappen immer die volle Konzentration und beide Hände am Lenkrad. Wie soll sich diese Nervosität im Grenzbereich kontrollieren lassen?
Fahrdynamik: Der Brite münzt seine Unruhe in reine Performance um
Die Antwort auf diese Frage, wie sich dieses aufgeregte Wesen des Vantage beherrschen lässt, ist nach einer Runde am Limit schnell gefunden: mit spielerischer Leichtigkeit. Der Aston Martin Vantage V8 ist dafür perfekt gemacht. Arbeitet der Motor unter Volllast, findet das exzellent zuarbeitende, elektronisch gesteuerte Sperrdifferential mit einstellbarer Traktionskontrolle einen so fein ausbalancierten Grip an der Hinterachse, dass die brachiale Leistungsentfaltung ihren Schrecken verliert. Der Vantage ist Supersportler durch und durch.
Seine Lenkung vermittelt eine hochsensible Kommunikationsebene, die absolut nichts verheimlicht und die Person am Steuer immer glasklar informiert. Lenkbefehle werden mit bestechendem Gehorsam äußerst präzise und im Einklang mit der Hinterachse millimetergenau umgesetzt. Dazu gesellt sich eine sehr motivierte, nie nachlassende Bremse. Waren schnelle Runden mit bisherigen Vantage-Generationen eher ein Kampf mit der Mechanik, verzaubert uns der Neue beim Vergleichstest mit grandioser Agilität und verlässt den Rundkurs des Continental-Testgeländes mit einer der schnellsten jemals hier gefahrenen Zeit von 1:32,9 min – auch ein Verdienst der unglaublich passend auf den Charakter des Briten abgestimmten Michelin Pilot Sport S5-Bereifung.
Der BMW M8 Competition kontert mit enormer Stabilität in schnellen Kurven, verspielt aber in engen Radien etwas von seiner Dynamik, weil er intensiver aus der Spur drückt als der Aston. Man kann den Bayern aber immer ohne Mühe wieder zurück auf die Ideallinie führen. Sein Allradantrieb lässt sich vom 4WD- über den 4WD-Sport- auch in einen reinen 2WD-Modus führen, der dann aber schrittweise Stabilität gegen Fahrspaß eintauscht und schnellen Rundenzeiten im Wege steht. Mit stets heckbetontem Allradantrieb, feiner Differentialsperre an der Hinterachse und sensibler Dosierbarkeit überfährt er die Ziellinie mit 1:34,4 min zwar so schnell wie noch nie, in diesem Vergleichstest aber dennoch deutlich langsamer als der Vantage.
Karosserie: Der BMW M8 überzeugt mit herausragender Verarbeitung
Diese wunderbare Perfektion, die Aston Martin dem Vantage für den Ritt am Limit in die DNA geschrieben hat, fehlt allerdings bei der Verarbeitung. Die durchweg hochwertigen Materialien zeigen an der Karosserie schlechte Passungen an Hauben und Türen. Im mit Carbon und Leder ausgeschlagenen Innenraum knarzt es hier und da aus der Mittelkonsole, und die Bedienstrukturen erzeugen das Gefühl, dass man hier schnell fertig werden wollte, um sich lieber wieder der Fahrdynamik zu widmen.
Der BMW M8 könnte im Vergleichstest als Lehrstück dienen. Seine Bedienung ist sehr durchdacht und in geordneten Pfaden strukturiert. Die Touchflächen sind ausreichend groß gestaltet, und der iDrive-Regler ist auch weiterhin während der Fahrt zur Justierung – zum Beispiel des Maßstabs der Karte – unerreicht. Hinzu kommt, dass im M8 jedes Bauteil fest und exakt eingepasst in seiner Position sitzt. Vor allem bei den überraschend bequemen Carbon-Schalensitzen mit ihrem intensiven Halt und der peniblen Verarbeitung zeigt sich die Leidenschaft für feinste Qualität in jedem Bauteil – auch wenn das Paar 6000 Euro extra kostet.
Kosten/Umwelt: Fernab jeder Rationalität
Sagen wir es einfach ganz kurz und knapp: Beide Supersportler sind inklusive der Carbon-Keramik-Bremsen enorm teuer – der Aston Martin Vantage V8 liegt deutlich über der 200.000-Euro-Marke, während der BMW M8 Competition samt der Carbon-Schalensitze knapp daran kratzt. Damit wären wir wieder beim Anfang dieses Vergleichstests angekommen, dass man hier eben keine rationalen Überlegungen anstellen kann. Wer sich für einen der beiden Rivalen entscheidet, den interessiert der Preis ohnehin nur zweitrangig.
Technische Daten von Aston Martin Vantage V8 & BMW M8 Competition
AUTO ZEITUNG 24/2024 | Aston Martin Vantage V8 | BMW M8 Competition |
Technik | ||
Motor | V8, 4 Ventile, Biturbo; 3982 cm³ | V8, 4 Ventile, Biturbo; 4395 cm³ |
Antrieb | 8-Gang; Automatik; Hinterradantrieb | 8-Gang; Automatik; Allradantrieb |
Leistung | 665 PS / 489 kW | 625 PS / 460 kW |
Max. Drehmoment | 800 Nm bei 2750-6000 U/min | 750 Nm bei 1800-5860 U/min |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4495 / 2045 (2122)* / 1275 mm | 4867 / 1907 (2190)* / 1362 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1670 / 1731 kg | 1885 / 1886 kg |
Kofferraumvolumen | 346 l | 420 l |
Fahrleistungen | ||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 3,6 s | 3,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 325 km/h | 250 / 305 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 12,9 l / 12,1 l | 11,8 l / 11,0 l |
Preise | ||
Grundpreis | 198.000 € | 183.500 € |
Testwagenpreis | 211.200 € | 198.900 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Aston Martin Vantage V8 | BMW M8 Competition |
Karosserie (1000) | 482 | 579 |
Fahrkomfort (1000) | 500 | 572 |
Motor/Getriebe (1000) | 676 | 680 |
Fahrdynamik (1000) | 797 | 823 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2455 | 2654 |
Kosten/Umwelt (1000) | 104 | 116 |
Gesamtwertung (5000) | 2559 | 2770 |
Platzierung | 2 | 1 |
Der neue Aston Martin Vantage fährt als klarer Sieger des Grenzbereichs und als emotionaler Gewinner zumindest von der Handling-Strecke. Allerdings ist das am Ende nicht genug, um über den – im Vergleich mit dem Bayern – mäßigen Komfort, die nachlässige Verarbeitung und das im Alltag nervöse Antriebspaket hinwegsehen zu können. Daher und weil der BMW M8 Competition mit seinem traumhaft sensiblen, fein kultivierten und angriffslustigen V8-Biturbo samt perfekt harmonisierter Automatik den Abstand beim Fahrspaß nicht zu groß werden lässt, verweist er den Vantage auf Rang zwei und sichert sich den Gesamtsieg.