Aston Martin V12 Vantage von 2009: So schlug er sich im Test James Bonds Alternative
Beim Test im Rückspiegel widmen wir uns vergangenen Exoten und Ikonen, welche die AUTO ZEITUNG durch die knallharte Testmangel genommen hat. Dieses Mal: der Aston Martin V12 Vantage von 2009.
Kaum ein anderer Hersteller aus der Welt der Supersportwagen spielt so virtuos mit dem Modellbaukasten wie die Brit:innen aus Gaydon. Jüngster Beweis ist der Aston Martin V12 Vantage: die knapp geschnittene Karosserie des Basismodells Vantage mit dem 517 PS (380 kW) starken Zwölfzylinder des DBS.
Schon beim Anblick des Sportlers wird klar: Hier war mindestens so viel Herz wie Verstand am Werk. Der V12 kommt etwas aggressiver daher als der achtzylindrige Vantage. Vor allem die neue Motorhaube mit Lüftungsschlitzen aus Kohlefaser fällt auf. Eine Lackierung dieser Öffnungen in Wagenfarbe wäre vielleicht zurückhaltender gewesen. Aber wozu sollte man zwölf Zylinder und 517 PS (380 kW) schmucklos verstecken? Ein überarbeiteter, größerer Frontspoiler mit Lippe, Seitenschweller, eine neue Heckschürze und ein Heckbürzel auf dem Kofferraum komplettieren die Umbaumaßnahmen am aufregenden Karosseriekleid.
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Der Aston Martin Vantage AMR (2019) im Fahrbericht (Video):
Test von 2009: Unbändige Kraft
Dieser Aston Martin ist ein Extremist, und er macht kein Geheimnis daraus. Dabei hilft ihm die optische Überarbeitung der Aerodynamik (alle Infos zum cW-Wert) in höheren Geschwindigkeitsbereichen ebenso wie der optische Auftritt, der perfekt zu einem 300-km/h-Plus-Geschoss passt.
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Und da sind wir auch gleich bei dem, was diesen Sportwagen ausmacht: der unbändigen Kraft. Unter der Motorhaube schlummert der aus dem größeren und teureren DBS bekannte Zwölfzylinder mit 5,9 l Hubraum, der nur darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden. Also Kupplungspedal durchtreten, den Schlüssel in die Öffnung in der Mittelkonsole stecken. Schon erwacht der V12 mit einem heiseren Schrei zum Leben. Kurz danach schnurrt er sanft und leise vor sich hin. Jetzt den ersten Gang der etwas schwergängigen manuellen Sechsgang-Schaltbox einlegen, und es kann losgehen.
Im V12 Vantage bei 250 km/h hochschalten
Die Schaltebenen liegen eng beieinander. Man tut also gut daran, sich langsam an die dennoch präzise von der Hand gehende Schaltarbeit zu gewöhnen. Beim entspannten Dahingleiten ist der Griff zum Schalthebel nur noch selten nötig. In nahezu allen Lebenslagen stellt der Aston Martin V12 Vantage mehr als ausreichende Kraftreserven zur Verfügung.
Wir wollten aber auch wissen, was der Aston wirklich kann. Dazu muss man die Sporttaste in der Mittelkonsole drücken. Sofort ändert sich das Ansprechverhalten des Triebwerks. Die Reaktionen auf Gaspedalbewegungen werden spontaner, der Motor bettelt geradezu darum, das Pedal durchzutreten. Nach 4,5 s durchbricht der V12 Vantage aus dem Stand die 100-km/h-Marke, nach 13,8 s erreicht die Nadel auf der Skala die 200 km/h. Wir registrieren dies über die große Digitalanzeige im Tacho. Die Skalen hingegen sind schlecht abzulesen. Sie sehen einfach nur gut aus.
Begleitet wird die Beschleunigungsorgie je nach Drehzahl von einem Fauchen, Kreischen und Schreien, dass es eine wahre Freude ist. Bei exakt 250 km/h – hier wird so mancher Konkurrent elektronisch abgeregelt – verlangt der Vantage den sechsten Gang. Ab diesem Tempo wird der Aston merklich stabiler. Die ausgefeilte Aerodynamik presst ihn nachhaltig auf die Fahrbahn. Bis etwa 220 km/h dagegen sind permanent leichte Korrekturen mit der sehr direkten Lenkung erforderlich.
Straff, aber nicht unkomfortabel
Grundsätzlich ist der Aston Martin V12 Vantage leicht untersteuernd ausgelegt, kann aber durch beherztes Gasgeben leicht zum Übersteuern bewegt werden. Das Sportfahrwerk ist straff, aber nicht unkomfortabel. So können in den gut konturierten Sportsitzen selbst Langstrecken entspannt bewältigt werden.
Der Testverbrauch von 15,4 l Super Plus pro 100 km und der Kaufpreis von 169.500 Euro (Stand: Juli 2009) dürften bei den meisten Interessent:innen für weniger Entspannung sorgen. Es sei denn, sie stehen in Diensten des Geheimdienstes Ihrer Majestät und beziehen den Aston als Firmenwagen (Tipps zur Dienstwagennutzung).
Von Jürgen Schramek
Technische Daten des Aston Martin V12 Vantage
AUTO ZEITUNG 15/2009 | Aston Martin V12 Vantage |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 12/4 |
Hubraum | 5935 cm³ |
Leistung | 380 kW/517 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 570 Nm 5750/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4380/1865/1255 mm |
Leergewicht | 1680 kg |
Bauzeit | 2009-2012 |
Stückzahl | 1199 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 4,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 305 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 16,4 l SP |
Grundpreis (Jahr) | 169.500 Euro (2009) |