Alfa Romeo Spider (2006): Retro-Testfahrt
Spider – Rot wie die Liebe
Für die Retro-Testfahrt begeben wir uns ins gut gefüllte AUTO ZEITUNG-Archiv: Hier finden wir Fahrberichte faszinierender Autos. Dieses Mal: den Alfa Romeo Spider von 2006.
Wenn Italiens Stardesigner von Pininfarina und das Centro Stile von Alfa Romeo zusammen ein Auto entwickeln, darf man davon ausgehen, dass es am Ende ziemlich aufregende Formen gibt. Dies gilt speziell für den neuen Alfa Romeo Spider (2006), der vom schönen Coupé Brera abgeleitet ist. Von der bissig gepfeilten Front geht es mit kühnem Schwung zu einem knackigen Heck mit den rundlichen Finnen, weit herausgezogenen Kotflügeln und einem scharfen Bürzel auf dem Kofferraumdeckel. Das wirkt wie aus einem Guss. So betörend geschneidert soll der Zweisitzer der Marke helfen, die schwachen Spider-Verkaufszahlen wieder nach oben zu führen: 2005 wurden in Deutschland nicht mal 100 Exemplare abgesetzt. Immerhin hat der Spider bei Alfa eine 50-jährige Tradition, die mit dem Giulietta Spider 1956 begann. Wir fuhren den neuen Spider in der 2,2 Liter großen JTS-Version mit 185 PS, die 80 Prozent der Verkaufszahlen erreichen soll. Genau 25 Sekunden dauert es, bis das Stoffverdeck vollautomatisch unter der Klappe verschwunden ist. Licht und Sonne strömen in den markanten Innenraum, dessen Interieur den Alfa-Fans bekannt ist. Denn das Armaturenbrett findet sich sowohl im Brera als auch im 159. Mit allen Vor- und Nachteilen. Hinter den Frontsitzen gibt es, wie es sich für einen Alfa Romeo Spider gehört, keine zweite Sitzreihe, aber genügend Platz für Taschen und zudem zwei kleine Staukästen, die abschließbar sind. Zwei Überrollbügel mit auffälligen Höckern sollen die Insass:innen bei einem Überschlag vor Verletzungen schützen. Und zwischen den beiden Bügeln übernimmt ein kleines Windschott aus Plexiglas die Aufgabe, die Häupter vor allzu viel Zugluft zu schützen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Retro-Testfahrt mit dem Alfa Romeo Spider (2006)
Dass der Alfa Romeo Spider (2006) trotzdem nicht frei von stürmischem Windeinfall ist, zeigt sich schon auf den ersten Metern. Im Gegenteil: Es geht recht zugig im Innenraum zu. Und der Fahrtwind frischt natürlich proportional zur Geschwindigkeit auf. Apropos Geschwindigkeit: Der 2,2-Liter-JTS-Motor ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h und beschleunigt den Italiener in 8,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Doch trotz des sonoren Klangs aus der vierrohrigen Auspuffanlage hinterlässt das Triebwerk keinen besonders sportlichen Eindruck, wie man es bei einem Alfa normalerweise erwartet. Der Vierzylinder ist nicht schwach, doch Durchzugskraft und Drehwilligkeit könnten besser sein. Der gegenüber dem Brera verkürzte Radstand des Spider und eine neue Doppelquerlenkeraufhängung an der Vorderachse sorgen dafür, dass der offene Italiener auf kurvigen Strecken einen agilen Eindruck hinterlässt. Die Lenkung arbeitet schön direkt, vielleicht eine Spur zu leichtgängig. Zu schnell angegangene Kurven quittiert der Alfa Romeo Spider (2006) mit deutlichem Untersteuern, speziell dann, wenn das ESP ausgeschaltet ist. Auch zerren die 185 Pferdestärken bei vollem Gaseinsatz ziemlich kräftig an den Vorderrädern. Bodenwellen schluckt der Italiener ausreichend, aber nicht gerade sanft. Sein straff ausgelegtes Fahrwerk lässt zumindest gröbere Stöße deutlich bis in den Innenraum durchdringen. Dann bemerkt man auch ein leichtes Zittern der Karosserie. Das stört noch nicht, aber es gibt eben steifere Konkurrenten.
Von Jürgen Schramek
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Technische Daten des Alfa Romeo Spider (2006)
AUTO ZEITUNG 2006 | Alfa Romeo Spider |
Technische Daten | |
Motor | 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang; manuell; Vorderrad |
Leistung | 136 kW/185 PS |
Max. Drehmoment | 230 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4396/1830/1367 mm |
Leergewicht | 1605 kg |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 8,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 217 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 9,4 l S |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 33.400 Euro |
Marktstart | 2006 |