Elektro vs. Diesel: VW Passat & ID.7 Tourer im Kombi-Test-Duell
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Passat und ID.7 Tourer
- VW Passat & VW ID.7 Tourer im Vergleichstest
- Karosserie: Die praktischere Ausstattung bringt dem Passat wertvolle Punkte ein
- Fahrkomfort: Enges Kopf-An-Kopf-Rennen zwischen den beiden VW-Kombis
- Motor/Getriebe: Der ID.7 gibt sich sparsam und effizient
- Fahrdynamik
- Kosten/Umwelt
- Technische Daten von VW Passat 2.0 TDI 4Motion & VW ID.7 Tourer Pro S
- Bewertung in Punkten
- Fazit
Wer einen geräumigen Kombi aus dem Hause VW sucht, hat die Wahl zwischen dem vollelektrischen ID.7 Tourer und dem Passat mit klassischem Verbrenner. Beide haben ihre ganz spezifischen Vorzüge und Nachteile. Unser Vergleichstest klärt auf!
VW Passat & VW ID.7 Tourer im Vergleichstest
Kund:innen, die einen großen Mittelklasse-Kombi suchen, stellt Volkswagen vor die Grundsatzfrage: Elektroauto oder Verbrenner? Während der jüngst aktualisierte VW Passat quasi die alte Automobilwelt repräsentiert, haben die Wolfsburger mit dem VW ID.7 Tourer bereits ein heißes Eisen für die vielerorts geforderte rein elektrische Zukunft im Feuer. Doch welcher der beiden stattlichen Raumwunder kann bereits im Hier und Jetzt mehr überzeugen? Ein Vergleichstest!
Es ist wieder soweit: Mit dem Black Friday steht das Shopping Event des Jahres vor der Tür. Mit den besten Rabatten bei Amazon richtig Geld sparen – vom 21. November bis 2. Dezember.
Und hier geht es zu den besten Preis-Empfehlungen direkt von der Redaktion der AUTO ZEITUNG!
Karosserie: Die praktischere Ausstattung bringt dem Passat wertvolle Punkte ein
Sowohl der VW ID.7 Tourer als auch der VW Passat sind überaus stattliche Erscheinungen, die mit jeweils über 4,90 m Länge und rund 1,85 m Breite den üblichen Rahmen der Mittelklasse fast schon sprengen. Ihre ähnlichen äußeren Dimensionen spiegeln sich in vergleichbar üppigen Weiten in den Innenräumen wider. Beide bieten auf allen Sitzgelegenheiten mehr als genug Platz – selbst für Großgewachsene. Die Unterschiede im Raumangebot sind marginal: Vorn liegt beim ID.7 beispielsweise der Dachholm näher am Kopf als beim Passat. Hier wie da stehen derweil eine enorme Innenbreite und ein gigantischer Fußraum zur Verfügung. Im Fond ist es in beiden Kombis zunächst die riesige Beinfreiheit, die imponiert. Im ID.7 liegen die C-Säulen jedoch dicht an den Köpfen der Personen im Innenraum, was das Raumgefühl etwas beeinträchtigt.
Dass der Passat das Karosseriekapitel im Vergleichstest mit recht großem Abstand für sich entscheiden kann, liegt indes nicht am Fahrgastraum. Zum einen bietet der Klassiker ein größeres Ladeabteil. Sein Heck schluckt 690 bis 1920 l Gepäck, während in den ID.7 ebenfalls sehr praktikable 605 bis 1714 l passen. Zum anderen bringt der Klassiker die erheblich höhere Zuladung, erst recht aber Anhängelast mit. Darüber hinaus bietet der Verbrenner-Kombi dank der serienmäßigen umklappbaren Beifahrersitzlehne die etwas bessere Variabilität. Ein Feature, das – etwas überraschend – für den ID.7 nicht erhältlich ist. Außerdem beinhaltet der Passat, den es mit dem starken Diesel erst ab der Ausstattung Elegance gibt, die umfangreichere serienmäßige Sicherheitsausstattung. Zwar sind sämtliche Systeme, etwa der teilautonome Stauassistent, auch für den ID.7 verfügbar, kosten hier jedoch zusätzliches Geld. Ebenfalls für den Passat spricht die etwas einfachere Bedienung, die vor allem durch das Lenkrad, das mit physischen Tasten daherkommt, begünstigt wird. Das Volant des ID.7 beherbergt kapazitive Touchflächen, die nicht immer zufriedenstellend auf Eingaben reagieren.
Fahrkomfort: Enges Kopf-An-Kopf-Rennen zwischen den beiden VW-Kombis
Fahrzeuge aus dem Hause VW bieten oft einen überragenden Sitzkomfort. Das gilt vor allem, wenn das Auto die ergoActive-Sitze mit angenehmen Massageprogrammen an Bord hat. Im Fall des Passat sind diese sogar serienmäßig, während sie die ID.7-Kundschaft nur im Interieurpaket für 2605 Euro bekommt. Die Personen im Fond freuen sich in beiden Kombis über die gleiche Rückbank, die eine sehr bequeme Polsterung und eine ergonomisch ausgeformte Lehne offeriert. Kleiner Unterschied: Beim Stromer ist das Ganze tiefer montiert, sodass die Beine beim geraden Sitzen stärker angewinkelt sind. Aber auch sonst handelt es sich bei beiden Kombis um exquisite Reisemobile, woran die komfortorientierten Fahrwerksabstimmungen inklusive optionaler adaptiver Dämpfungssysteme einen großen Anteil haben.
Besonders der VW Passat liegt auf der Autobahn auffallend ruhig und verarbeitet gröbere Fahrbahnschäden souverän. Dennoch ist das sogenannte DCC Pro-Setup anders als oft postuliert kein Wunderfahrwerk, was vor allem auf Kanten offensichtlich wird, die zuweilen recht ruppig an die Fahrgäste weitergereicht werden. Kanten und Querfugen verarbeitet der VW ID.7 trotz 20 Zoll großer Räder deutlich milder. Im Gegenzug liegt der schwere Stromer auf der Autobahn nicht so stoisch ruhig und neigt bei aufeinanderfolgenden Anregungen etwas zum Nachschwingen. Dafür hat der Tourer beim Geräuschkomfort die Nase vorn im Vergleichstest, was vor allem am naturgemäßen Fehlen von Motorgeräuschen liegt.
Nützliches Zubehör rund ums Elektroauto:
Motor/Getriebe: Der ID.7 gibt sich sparsam und effizient
Aber auch sonst bietet der Elektroantrieb unbestreitbare Vorzüge. Allein der Vortrieb: Der VW ID.7 reagiert mit höchster Spontanität auf kleinste Fahrpedalbewegungen und bringt seine 2247 kg schwere Fuhre vom Start weg souverän in nur 5,1 s auf Tempo 100. Dem hat der VW Passat mit seinem 193 PS (142 kW) starken, recht kultiviert laufenden 2,0-l-Turbodiesel kaum etwas entgegenzusetzen – außer der um 52 km/h höheren Endgeschwindigkeit, die im Alltag weniger ins Gewicht fällt als das enervierend träge Anfahrverhalten, für das sein serienmäßiges Doppelkupplungsgetriebe hauptverantwortlich ist. Was den Energieverbrauch angeht, lassen sich beide Kombis nichts nachsagen. Der Passat konsumiert auf unserer Testrunde im Vergleichstest durchschnittlich 6,2 l Diesel auf 100 km – ein für ein derart großes Fahrzeug durchaus respektabler Wert. Der Elektriker hingegen benötigt im Schnitt 19,2 kWh für dieselbe Distanz. Bezugnehmend auf den speicherbaren Energiegehalt des Akku-Pakets ergibt sich daraus eine Reichweite von 448 km – das toppt der Passat mit seinen 1065 km locker.
Besonders sparsam gefahren, etwa im Rahmen unserer Pendler-Verbrauchsrunde, lässt sich der Verbrauch des ID.7 auf glatte 16 kWh drücken. Der Aktionsradius steigt dadurch auf 538 km. Vor allzu langwierigen Ladestopps braucht man im ID.7 ebenfalls keine Angst zu haben. Am Schnelllader saugt der Tourer mit einer Leistung von bis zu 200 kW. Im Test erreichen wir bei einem Anfangs-SoC (State of Charge = Ladezustand) von zehn Prozent einen Durchschnittswert von 125 kW bei einem kurzzeitigem Höhepunkt von 197 kW. Anders ausgedrückt: In rund 30 min pumpt die Säule 68 kWh an elektrischer Energie in den Hochvoltspeicher. Den Durchschnittsverbrauch zugrunde gelegt, reicht das für etwas mehr als 350 km Fahrt.
Fahrdynamik
Auch wenn der Passat durchaus behände und präzise ums Eck zirkelt, ist sein größter Vorzug die wirklich herausragende Fahrsicherheit. Beim Überschreiten des recht hoch angesiedelten Grenzbereichs schiebt der Kombi nur sanft über alle vier Räder, und der Allradantrieb sorgt in jeder Situation im Vergleichstest für reichlich Traktion. Fiese Lastwechselreaktionen sind dem VW zudem gänzlich fremd. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das nicht abschaltbare ESP-System stets im Hintergrund arbeitet und die Fuhre bei Bedarf rigoros einbremst – häufig sogar heftiger als nötig.
Der VW ID.7 ist satte 470 kg schwerer als der VW Passat, was er im Handling trotz seines zackigen Einlenkens nicht ganz kaschieren kann. Sein Fahrverhalten ist zudem geprägt von kräftigen Aufbaubewegungen. Das ESP gesteht dem Elektriker indes deutlich mehr Spielraum zu, das querdynamische Limit auszuloten. Im Gegenzug unternimmt der elektronische Rettungsanker häufig zu wenig, wenn das Heck durch die ausgeprägten Lastwechselreaktionen zu kernigen Ausfallschritten ansetzt.
Kosten/Umwelt
Vom Grundpreis her liegen beide Kombis bis auf wenige Euro gleichauf im Vergleichstest. Beim VW ID.7 verknüpft der Hersteller viele Extras jedoch mit teuren Paketen, was auch Auswirkungen auf den bewerteten Preis des Testwagens hat. Inklusive testrelevanter Optionen kostet der Tourer 4525 Euro mehr als der VW Passat. Kapital daraus kann der Traditionalist trotzdem nicht schlagen, denn seine laufenden Kosten, gerade für Energie, liegen auf einem höheren Level als beim Stromer. Kleine Überraschung: Die DAT prognostiziert dem ID.7 den besseren Werterhalt.
Technische Daten von VW Passat 2.0 TDI 4Motion & VW ID.7 Tourer Pro S
AUTO ZEITUNG 24/2024 | VW Passat 2.0 TDI 4Motion | VW ID.7 Tourer Pro S |
Technik | ||
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel; 1968 cm³ | Permanenterregte Synchronmaschine |
Antrieb | 7-Gang; Doppelkupplung; Allrad | Konstantübersetzung; Hinterrad |
Systemleistung | 193 PS / 142 kW | 210 kW / 286 PS |
Systemdrehmoment | 400 Nm | 545 Nm |
Spannung; Kapazität brutto/netto | – | 383 V / 86,0 kWh |
Max. Ladeleistung AC/DC | – | 11 kW / 200 kW |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4917/1852 (2083)*/1515 mm | 4976/1862 (2069)*/1524 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 1690/1777 kg | 2164/2247 kg |
Kofferraumvolumen | 586-1741 l | 532-1507 l |
Fahrleistungen | ||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 7,2 s | 5,1 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 232 km/h | 180 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,7 / 33,7 m | 35,3 / 34,5 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,2/5,7 l D | 19,2/14,0 kWh |
Reichweite (Test/WLTP) | 1065 km (WLTP) | 448 / 538 km |
Preise | ||
Grundpreis | 59.845 € | 59.785 € |
Testwagenpreis | 62.275 € | 66.800 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Bewertung in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | VW Passat 2.0 TDI 4Motion | VW ID.7 Tourer Pro S |
Karosserie (1000) | 772 | 704 |
Fahrkomfort (1000) | 763 | 747 |
Motor/Getriebe (1000) | 712 | 773 |
Fahrdynamik (1000) | 709 | 681 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2956 | 2905 |
Kosten/Umwelt (1000) | 298 | 306 |
Gesamtwertung (5000) | 3254 | 3211 |
Platzierung | 1 | 2 |
Es kommt eben doch auf die Größe an! Der sehr geräumige VW Passat gewinnt den Vergleichstest gegen seinen hausinternen Rivalen. Der riesige Gepäckraum, der souveräne Federungskomfort und der traktionsstarke Allrad sichern ihm den entscheidenden Punktevorsprung. Der VW ID.7 Tourer kann für Kombi-Interessent:innen dennoch die bessere Wahl sein: Er bietet einen ähnlich praxisorientierten Nutzwert und punktet mit einem Antriebskomfort, den nun einmal nur ein E-Auto bieten kann. Die günstigeren laufenden Kosten – gerade die Betriebsmittel – sprechen ebenfalls für den ausgereiften Elektriker.