VW Caddy/Renault Kangoo: Vergleichstest Freunde der Familie
Der neue Caddy und sein Erzrivale Kangoo sind nicht nur einfach aufgepeppte Nutzfahrzeuge, sondern günstige Alternativen zu teuren Vans. Vergleich
Nicht nur Handwerker und Lieferdienste schätzen den VW Caddy. In elf Jahren wurden von der gerade abgelösten Generation mehr als 1,5 Millionen Exemplare verkauft. Und nur etwa 55 Prozent der im polnischen Posen gebauten VW rollen als Nutzfahrzeuge vom Band – die anderen gehen als Kompaktvans in Privathaushalte. Denn auch Familien haben die Vorteile des praktischen Hochdachkombis auf Basis des noch aktuellen Touran erkannt. Mit der jetzt vorgestellten neuen Generation, einer tiefgreifenden Überarbeitung des Vorgängers, ist der Caddy dank moderner Assistenzsysteme und sparsamerer Euro-6-Motoren noch familientauglicher geworden.
VW Caddy & Renault Kangoo: Kastenwagen im Vergleich
Zu den Freunden der Familie gehört traditionell auch der Renault Kangoo, mit dem die Franzosen schon 1997 erfolgreich das Segment der geräumigen Vielzweckautos begründet haben. In seiner aktuellen Form von 2008 basiert auch der Kangoo auf einem Kompaktmodell – dem Vorgänger des aktuellen Mégane/Scénic. Mit gut 4,28 Meter Länge ist der Franzose jedoch rund zwölf Zentimeter kürzer als der Deutsche.
Das schlägt sich vor allem im Laderaum nieder: Mit 660 bis 2600 Litern bleibt er deutlich hinter dem Caddy mit 750 bis 3030 Liter Volumen zurück. Dafür glänzt der Kangoo mit einer zweiten Reihe, die sich im Handumdrehen flach auf den Wagenboden klappen lässt. Das größere Laderaumvolumen des VW erschließt sich erst komplett nach dem komplizierteren Hochklappen der zweiten Sitzreihe oder sogar dem Ausbau der Einzelsitze.
Wem die Ladekünste der Kontrahenten nicht genügen: Beide sind auch in einer Langversion lieferbar. Beim Kangoo kostet die 37 Zentimeter längere Variante nur 500 Euro Aufpreis, dafür gibt es eine dritte Sitzreihe serienmäßig. Für den Caddy Maxi verlangt VW gut 2600 Euro mehr, für die dritte Sitzreihe nochmals 833 Euro. Dafür ist auch die Kurzversion des Caddy für 738 Euro mit sieben Sitzen zu haben.
Während sich der Laderaum des VW durch eine kombitypische Heckklappe befüllen lässt, sind es beim Renault zwei nach links und rechts aufklappende Türen (150 Euro Aufpreis). Über zwei praktische Schiebetüren an den Seiten verfügen aber beide. Insgesamt gilt: Der Renault hält sich bei Anmutung und Ausstattung mehr an das gewerbliche Vorbild, auch in der an den 110 PS starken Diesel gekoppelten hochwertigen Luxe-Ausstattung mit Lederlenkrad.
Der Caddy wurde in seiner zivilen Version hingegen konsequent auf Pkw umgearbeitet. Das gilt für die geschlossenen Ablagen ebenso wie für die aufgeschäumten Kunststoff ächen oder die verfügbaren Assistenzsysteme. Sie kosten – wie der adaptive Tempomat (262 Euro) oder die Müdigkeitserkennung (262 Euro) – aber meist extra.
Auch Navi (ab 934 Euro) oder Smartphone-Anbindung (ab 238 Euro) gibt es nur gegen Aufpreis. In der Luxe-Version des Kangoo sind hingegen Navi, Freisprecheinrichtung und Streaming Serie – aber auch eine unpräzisere Lenkung und ein deutlich höherer Geräuschpegel, was Wind, Abroll- und Motorengeräusche angeht.
Kastenwagen: VW Caddy sammelt beim Komfort Pluspunkte
Mit seinen straffen und bequemen Sitzen sammelt der VW Caddy weitere Pluspunkte. Sie liefern ausreichend Schenkelaugflage und Seitenhalt, während die vorderen Sessel im Kangoo deutlich zu klein geraten sind. In der zweiten Reihe sitzt man in beiden Autos gut. Während der Zweiliter-Diesel im VW sehr kultiviert klingt und arbeitet, überzeugt der Turbodiesel im Renault durch das agilere Ansprechverhalten.
Das 1,5-Liter-Triebwerk ist nicht nur acht PS stärker, sondern hat mit dem leichteren Kangoo auch weniger Mühe. Das Doppelkupplungsgetriebe des VW lädt zwar zum entspannten Gleiten ein, reagiert aber etwas träge und führt zu einem höheren Verbrauch. Bei beiden ist ohnehin eher Geduld als sportliches Temperament gefragt. Hat man sich an die ruhigere Gangart aber einmal gewöhnt, kommt in beiden Hochdachkombis durchaus Fahrfreude auf.
Und das trotz der jeweils eher robusten Fahrwerke mit hinterer Starrachse, die besonders bei geringer Beladung auf schlechten Straßen recht rumpelig wirken. Ihre Abstammung vom Nutzfahrzeug können Caddy und Kangoo eben nicht immer und überall verbergen.
TECHNIK | ||
Renault Kangoo Energy dCi 110 Start & Stop | VW Caddy 2.0 TDI BlueMotion Technology | |
Motor | 4-Zylinder, 2-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 1461 cm3 | 1968 cm3 |
Leistung | 80 kW/110 PS bei 4000 /min | 75 kW/102 PS bei 2900 - 4500 /min |
Max. Drehmoment | 240 Nm bei 1750 /min | 250 Nm bei 1300 - 2800 /min |
Getriebe | 6-Gang-Getriebe, manuell | 6-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H | 4282/1829/1839 mm | 4408/1793/1792 mm |
Radstand | 2697 mm | 2682 mm |
Leergewicht | 1320 kg | 1525 kg |
Kofferraum | 660 - 2600 l | 750 - 3030 l |
Beschleunigung | 0-100 km/h in 12,3 s | 0-100 km/h in 13,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h | 170 km/h |
EU-Verbrauch | 4,4 l/D 100 km | 5,0 l/D 100 km |
CO2-Ausstoß | 115 g/km | 130 g/km |
Grundpreis | 22.870 Euro | 23.966 Euro |
Alle Angaben sind Werksangabe
Sowohl der neue VW Caddy als auch der Renault Kangoo werden ihrer Rolle als praktische Familienautos gerecht. Der VW ist geräumiger, komfortabler und besser verarbeitet, der Franzose ist stärker motorisiert und etwas flotter unterwegs. Außerdem hat der Kangoo leichte Vorteile beim Preis – super günstig sind aber beide nicht mehr wirklich.
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