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Geht auch ganz einfach:

Volvo V70 und Volvo 740 GL Kombi im Vergleich Generationen-Treffen

Inhalt
  1. Der 740 verbraucht zehn Liter, der V 70 kommt mit 8,5 schnell voran
  2. Damals und heute: gleicher Hubraum, halbe Leistung
  3. V 70 oder 740 – Welchen nehmen? Beide!

Wir baten zwei Volvo Kombis zum Vergleich, um zu klären, was sich in 22 Jahren geändert hat und welcher von beiden glücklicher macht

Wo ist er, der automobile Fortschritt? Komfortabel, geräumig, praktisch war ein Volvo Kombi vor 20 Jahren auch schon. Und zufrieden waren die Käufer vermutlich auch mit ihrem schwedischen Oberklasse-Kombi.

Doch jetzt haben wir es schriftlich. Bestätigt von J.D. Power. Das Institut hat Autofahrer befragt und herausgefunden, dass Volvo-Fahrer am glücklichsten sind mit ihrem Fahrzeug, mit dem Service und dem Autohaus. Wo liegt es also, das Glück im Volvo? Wir machten uns auf den Weg, das Glück beim Volvo-Fahren zu erkunden.

Als Referenzobjekt zum frisch überarbeiteten V70 haben wir einen 740 GL Kombi von 1989 herangezogen. Das schwedische Alteisen ist zwar in Belgien vom Band gelaufen und hat das Verhältnis zu seinen Besitzern schon mit schweren Reparaturen belastet, doch das soll nicht das Thema sein. Immerhin ist der Wagen 22 Jahre alt, da wird schon einmal ein Neuteil fällig. Seit er durchrepariert ist, schnurrt er, fährt präzise und macht Freude.

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Beim Umstieg in den Neuen fällt auf: Alles geht so schön leicht hier. Die Schaltung flutscht präzise durch die Gassen, die Kupplung lässt sich ohne großen Kraftaufwand dosieren. Schon ab Standgas beißt der Fünfzylinder-Turbodiesel zu, dreht flüssig hoch und gibt seine 215 PS gleichmäßig ab.

 

Der 740 verbraucht zehn Liter, der V 70 kommt mit 8,5 schnell voran

Der Alte benötigt im Schnitt zehn bis elf Liter. Nur bei Schleichfahrt wird der Verbrauch einstellig. Der Neue kam laut Bordcomputer über rund 2000 Kilometer mit 8,4 Litern aus. Dabei rannte er teilweise mit 220 km/h die Berge der A3 und A8 hinauf. Der Alte schafft es nur in der Ebene auf Tacho 190; Meist fährt man jedoch mit 110 bis 130 km/h dahin. Dabei ist er nach Gefühl lauter als der Neue bei 180. Hier ist er, der Fortschritt.

Eine andere Welt ist der Durchzug. Zwar gibt auch der Vierzylinder-Saugbenziner des 740 seine Kraft gleichmäßig ab. Das war es aber auch schon. Früh anliegendes Drehmoment lässt den Motor kräftiger erscheinen, als er mit seinen 113 PS tatsächlich ist: Man kommt voran.

Seit dem Facelift kommt der V70 D5 mit 215 PS und 420 Newtonmeter. Wer die Sechsstufen-Automatik bestellt, kann sich über 440 Newtonmeter freuen. So oder so: Es genügt für zügige Spurts und das gute Gefühl souveräner Motorisierung.

 

Damals und heute: gleicher Hubraum, halbe Leistung

Bevor hier jemand sagt, wir verglichen Äpfel mit Birnen: Ja, es gab auch einen Turbodiesel im 700er. Der Sechszylinder kam von VW und machte den 760 Anfang der Achtziger zur schnellsten Diesel-Limousine. Dieser 2,4-Liter war genau so groß wie heute der D5-Fünfzylinder und leistete in etwa die Hälfte: 114 PS und 200 Newtonmeter – so viel, wie der Saug-Benziner auch zusammenbringt.

Absurd hohe Steuern und dafür keine Feinstaubplakette: Heute ist der Benziner die bessere Wahl. Zudem soll der Diesel anfälliger sein und teils schon vor Erreichen der 500.000 Kilometer Probleme machen. Drei Gründe also, weshalb der Benziner die vernünftigere Wahl ist.

Gemeinsam haben die beiden Volvo die Form des Hecks. Das aus drei Gründen sehr praktisch ist: Laderaum, Übersicht und Wiedererkennungswert. Schon wegen ihrer aufrechten Linie lassen sich V70 und 740 auf jedem Parkplatz leicht wiederfinden. Beim 740 klappt das auch von vorne recht gut, selten gab es eine ähnlich kantige Front.

Erstaunlich ist, dass einige Dinge sich über die Jahre kaum verändert haben. Die Position der Innenleuchte etwa knapp vor dem hinteren Fußraum. So sind beide Sitzreihen gleichmäßig beleuchtet. In V70 und 740 ist die Frontscheibe relativ niedrig. Das erzeugt ein Gefühl der Geborgenheit.

Die seitliche Fensterlinie und die Proportionen sind sehr ähnlich. Denn trotz Hinterradantrieb hat der 740 einen recht langen vorderen Überhang – wie auch der V70 mit Frontantrieb und Quermotor. Der Minimal-Wendekreis des Heckantriebs-Volvo hat leider nicht überlebt: Genügen dem Alten knapp zehn Meter für einen Turnaround, wendet der Neue im Stil einer Schwedenfähre.

Dafür sorgen die – optionalen – 18-Zoll-Reifen mit den 245er-Pirelli P Zero des Testwagens für eine Kurvenhaftung, die im Vergleich zum Alten eindeutig sportlich ist. Mit dem Four C-Fahrwerk lassen sich gegen Zuzahlung die Dämpfer von soft über hart bis knackig verstellen. „Sport“ ist ideal für schnelle Autobahnetappen. „Advanced“ beseitigt letzte Indifferenzen und ist genau das Richtige, um den V70 schneller über ebenen Asphalt zu jagen, als es die Allgemeinheit von einem Volvo erwartet. Der Motor reißt dann am Gas wie ein Terrier an der Linie.

Der 740 hingegen verfügt über einen Beschleunigungsfußhebel, der beim Niedertreten über ein Drahtseil mit der Drosselklappe kommuniziert. Was sich manchmal etwas zäh anfühlt und zum Charakter des alten Volvo beiträgt.

 

V 70 oder 740 – Welchen nehmen? Beide!

Welchen also wählen? Praktisch sind beide. Der Neue kann alles viel besser, ist schneller und sparsamer. Charakter haben beide. Sie sind auf eine unauffällige Weise gut, machen auf Dauer Freude. Gerade in den Neuen möchte man nach einer Sieben-Stunden-Fahrt gerade noch einmal einsteigen und weiterfahren. Deshalb wäre die Entscheidung, müsste sie denn gefällt werden, klar: Den V70 bitte ohne das Rear-Seat-Entertainment für 1900 Euro (der Testwagen hatte es) und den Alten behalten. Vielleicht für die Stadt. Denn der Wendekreis und die Übersichtlichkeit sind unschlagbar. Auf jeden Fall für Sonntags. Irgendwann wird er zum Klassiker, ganz bestimmt.
Andreas Of

AUTO ZEITUNG

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