Wie nützlich ist ein Touchscreen? Pro & Contra im Kommentar
Sind Touchscreens Fluch oder Segen? Ein Streitgespräch!
Mittlerweile gibt es viele Autos, die ohne Tasten und Schalter auskommen. Sind Touchscreens Fluch oder Segen? Ein Streitgespräch zwischen unseren Redakteuren Guntram Fiala und Holger Ippen!
Sind Touchscreens tatsächlich eine Hilfe? Guntram Fiala sagt: "Ohne gehts nicht mehr!"
"Neulich fuhr ich einen Mittelklasse-Renault mit 33 Fahrassistenten. 33. Serienmäßig. In der Mittelklasse. Abgesehen davon, dass ich mich noch immer wundere, dass mich eine solche Helferlein-Armada nicht schnurstracks in den nächsten Straßengraben manövriert hat, gibt dies Anlass zur Erkenntnis, dass so etwas ohne Touchscreen nicht möglich wäre. Ein einziger Knopf zum An- und Abschalten jedes Assistenten würde das Cockpit in den Pilotenstand eines Space Shuttles verwandeln. Vom Konfigurieren, graduellem Ein- oder Ausschalten und den heutzutage üblichen 80.000 möglichen Farben der Ambientebeleuchtung rede ich erst gar nicht. Manchmal geraten Touchscreens wegen dieses Funktions-Overkills in Verruf. Ich denke zu Unrecht. Die berührungssensitiven Bildschirme sind eher ein Symptom, nicht die Ursache des Problems. Es gibt durchaus brauchbare Systeme, aber diese kommen bezeichnenderweise häufig nicht von den Autoherstellern, sondern von den Big-Tech-Größen Google, Apple oder Amazon, die offenbar besser wissen, wie User-Hände wischen.
Die besten davon arbeiten redundant und nahtlos im Verbund mit physischen Knöpfen und Sprachsteuerung. Gestenerkennung führt dann schon wieder schnurstracks nicht in den Graben, sondern zurück zum Overkill. Auch die Spiegeleinstellung oder das Öffnen des Handschuhfachs haben in Touch-Menüs nichts verloren. Wenn man das beherzigt und dann womöglich noch den guten alten Dreh-Drück-Steller für die Lautstärke zurückbringt, wird das taktile Chaos beherrschbar, auch ganz ohne Perfektion. Touchscreens sind im Augenblick eben bloß eine Krücke, aber die beste Krücke, die wir haben. Alle nutzen sie, viele klagen darüber, aber im Grunde sind sie unverzichtbar. In ein paar Jahren werden die Autohersteller oder die konkurrierenden Zuarbeiter von Big Tech womöglich etwas erfunden haben, das uns unsere Wünsche direkt aus den Synapsen liest. Bis dahin gilt: Wer nach 80.000 Ambientefarben verlangt oder sie in Verkehr bringt, wird mit Touchscreens nicht unter 17 Zoll bestraft," sagt Guntram Fiala.
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Redakteur Holger Ippen hält dagegen: "Tablet im Auto? Nein, danke!"
Redakteur Holger Ippen hält dagegen: "Tablet im Auto? Nein, danke! Reine Touchdisplays wie in Tesla- und vielen chinesischen Modellen als Hauptinformationsquelle sowie Schalter-Ersatz sind vielleicht nett anzusehen und bieten viel Fläche für Informationen und die Bedienung – aber sie sorgen auch für Verwirrung und lenken ab. So entsteht ein Trend: Einer macht es vor, andere machen es nach. Auch beim Interieurdesign läuft es so. Klar, iPad & Co. finde auch ich toll und nutze sie täglich. Und selbstverständlich bin ich ebenfalls neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen und probiere alles gern aus. Aber Neues sollte bisheriger Technik stets überlegen sein. Gerade bei den in Mode gekommenen digitalen Displayanzeigen im Tablet-Format müsste also eine sichere Funktion oberste Priorität haben. Das trifft bei den mittig am Instrumentenbrett platzierten Displays wie die von Tesla und anderen aber nun mal nicht zu.
Was von "Schreibtischtätern" der Joystick-Generation erdacht wurde und beim geparkten Auto gut aussieht sowie durchaus gut funktioniert, kann im Stadtgewühl oder bei Autobahntempo höchst gefährlich werden. Denn statt nach vorn zu schauen, muss hier der Blick abgewandt und mit den Fingern gezoomt oder gescrollt werden. Wenn dann neben der Informationsvermittlung auch die Bedienung wichtiger Funktionen per Touchscreen erfolgt oder Senderwahl, Heizung, Lautstärke und die Scheibenwischerstufe gar über Slider eingestellt werden müssen, sind viele Fahrer:innen schlicht überfordert. Wollen wir das? Ich nicht. Gegen eine Auto-gerechte Digitalanzeige inklusive intuitiver Bedienung und haptischer Rückmeldung ist nichts einzuwenden, gegen eine Adaption aus der Welt der digitalen Unterhaltung schon. Und Hand aufs Herz: Dreidimensionale Auto-Cockpits mit analogen Tachobechern gehören für viele zwar zum alten Eisen, haben aber mehr Charme als der Einheitsbrei mit der planen Glasscherbe über der Mittelkonsole. Dass es besser geht, zeigen übrigens bereits heute unzählige Konzeptstudien von Autozulieferern wie Continental, Forvia, Valeo, Yanfeng und Co."