Talbot Lago T26 Grand Sport Keine Zeit für Zärtlichkeit
Viele Automobile trugen den traditionsreichen Namen Talbot " darunter eine Schar höchst exklusiver Sportwagen. Deren Schöpfer hieß Antonio Lago
Eckdaten | |
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PS-kW | 194 PS (143 kW) |
Antrieb | Heckantrieb, 4 Gang Automatik |
0-100 km/h | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Preis | 149.000,00€ |
Beginnen wir die Partie mit einer Runde Gehirn-Jogging. Bitte konzentrieren Sie sich: Es war der Earl of Shrewsbury and Talbot (das letzte Wort bitte merken), der seit dem Jahr 1904 in London unter dem Namen Clément-Talbot Automobile bauen ließ. 15 Jahre später übernahm die britische (!) Marke Darracq mit Sitz in Suresnes bei Paris Clément-Talbot und fusionierte zusammen mit Sunbeam zum S.T.D.-Konzern (Sunbeam-Talbot-Darracq). Dessen Autos wurden seltsamerweise in England unter der französischen Bezeichnung Darracq, in Frankreich aber mit dem englischen Namen Talbot verkauft. 1935 schluckte die britische Firma Rootes das S.T.D.-Konglomerat. Nur die Fabrik in Suresnes blieb zurück. Darin blickte ein gewisser Antonio Lago (das letzte Wort bitte wieder merken) seinem Schicksal entgegen. Keine Angst: Das komplette Marken-Knäuel aus Talbot of London, Sunbeam-Talbot, Simca-Talbot und Chrysler-Talbot entwuseln wir ein anderes Mal. Antonio Lago gründete noch im Jahr 1935 einen der vielen Talbot-Ableger: Talbot-Lago. Der gebürtige Venezianer - früher einmal hatte er sein Geld mit dem Verkauf von Isotta-Fraschinis verdient - machte sich sofort daran, den bereits existierenden Talbot-Darracq-Sechszylindermotor mit einem modernen Zylinderkopf aufzurüsten. Bereits 1938 präsentierte Lago einen selbstentwickelten Luxus-Sportler. Diesem folgten zahlreiche Modelle bis hin zum 1953 vorgestellten Lago T26 Grand Sport. "Davon gab es nur ganz wenige Exemplare," sagt Karl-Helmut Larkamp, Chef der Hauptstadt-Dependance des automobilen Raritätenhändlers E. Thiesen. Nur ein paar haben überlebt. Eines der über die Zeit geretteten Exemplare steht nun im Berliner Meilenwerk vor uns und schlägt seine Betrachter in den Bann. Larkamps Lago Sportcoupé der Serie 111 ist ein blau lackiertes Prachtstück, vor dem eine Busladung Auto-begeisterter Hauptstadt-Besucher Posten bezogen hat. Die Touristen sind ganz aus dem Häuschen, denn sie glauben, den Lago enttarnt zu haben: "Eure Lordschaft", sagt einer. "Herr Oberforstrat", entgegnet ein anderer und verbeugt sich tief. Lustig. Als sich ein Dritter mit "au repertoire" verabschiedet, ist der Fall klar. Jawoll meine Herren, Sie liegen falsch. Der Lago war nämlich keineswegs Lord Brett Sinclairs Dienstwagen in der berühmten TV-Serie "Die Zwei", auch wenn er vielleicht so aussieht. Roger Moore pflegte Monteverdi und Aston Martin zu pilotieren. Sein Partner Tony Curtis alias Danny Wilde brauste übrigens im Ferrari Dino 246 durch Britannien.Der Lago T26 GS folgt stilistisch den Grand Tourisme seiner Zeit, hat es aber faustdick unter der schönen Aluminium-Karosserie, die auf einem soliden Längsträger-Chassis ruht. Hier kommt zeitgenössische Rennsporttechnik zum Einsatz, die in Le Mans sogar mehrfach siegreich durchs Ziel ging. Das Herzstück ist ein 4,5-Liter-Reihensechszylinder klassischer Bauart. Er leistet 195 PS und beschleunigt den rund 1,6 Tonnen schweren Wagen auf eine Spitze von 185 km/h. Gut, die ausgetüftelten Ferrari Mitte der 50er-Jahre waren noch schneller unterwegs. Sie brachten aber auch einige Zentner weniger auf die Waage. Geschaltet wird über ein Wilson-Vorwählgetriebe, dessen Hebel rechts vom riesigen Lenkrad montiert ist. Das Getriebe selbst macht sich in der Fahrzeugmitte breit und ragt als mächtiger Buckel in den Fußraum. Die Halbautomatik erleichtert dem Lago-Dompteur seine Arbeit. Noch unter Last wird der Wählhebel auf den gewünschten nächsten Gang gerückt, der bei Bedarf per Tritt aufs Kupplungespedal abgerufen werden kann. Vorteil: Der Fahrer hat die Hände frei und kann sich aufs Lenken der schweren Fuhre konzentrieren. Das ist auch gut so. Der Talbot kommt nämlich ohne säuselnde Servopumpen für alles und jedes aus. Wie gesagt, der Talbot. Sein Fahrer eher weniger. Er sieht sich Kraftakten gegenüber, zu denen sonst nur Captain William Bligh die Mannschaft seines Ertüchtigungs-Seglers Bounty anspornen konnte. Egal ob Lenkung, Kupplung oder Bremse - hier wird Knochenarbeit verlangt.Die Zeiger des mit sieben Uhren reich bestückten Armaturenbretts zucken. Bei jedem Gasstoß trompetet der Reihensechser seine Kraft ungeniert in den Himmel über Berlin. Es riecht nach Euro 0 und ärger in der Nachbarschaft. Keine Frage: Ein morgendlicher Kaltstart genügt, und die Siedlung ist wach. Larkamp genießt es und denkt nach. "Wissen Sie, machmal kommt ein Kunde, verliebt sich in ein Auto und kauft spontan. Dabei gäbe es so viel zu erklären." Dann sagt er noch, dass einige der Schnellentschlossenen nach zwei Wochen wieder zurückkommen und die langen Bremswege ihrer frisch erstandenen Raritäten monieren. Wer sonst im 7er-BMW durchs Leben fährt, sollte sich vor der ersten Oldie-Tour von der Effizienz einer Trommelbremsanlage überzeugen. Der mit drei Weber-Doppelvergasern bestückte 4,5-Liter-Reihensechszylinder erreicht allmählich Betriebstemperatur und tönt noch angriffslustiger als zuvor. Phonetisch wirkt er ähnlich leutselig wie ein Trupp gründlich betankter Fußballfans nach verlorenem Heimspiel. Besser, man macht dem Burschen Platz. Platz gemacht hat auch die Marke Talbot. Ende der 70er-Jahre versuchte der französische PSA-Konzern sein Glück - und scheiterte. Längst sind die konturlosen Modelle Horizon, Solara und Tagora aus dem Straßenbild und unserem Bewusstsein gerostet. Was übrig blieb, sind einige wenige der ganz alten Talbots. Einen davon bietet Karl-Helmut Larkamp zum Verkauf. Für 149000 Euro können Sie das Gehirn-Joggen einstellen und ab morgen Lago fahren. Stefan Miete
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | R6 |
Hubraum | 4482 |
Leistung kW/PS 1/Min | 143/194 4200 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | null k.A. |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 4 Gang Automatik |
Antrieb | Heckantrieb |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: Trommel h: Trommel |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1600 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 185 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | k.A. |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |